Diese Studienarbeit soll aufzeigen, welche sport- und altersspezifischen leistungsdiagnostischen Maßnahmen Aussagen über die Herausforderungen im Nachwuchsfußball geben können.
Die Leistungsdiagnostik steht mit dem Trainingsprozess in Wechselbeziehung zu einander. Aus den unterschiedlichen konditionellen Komponenten und ihren biologischen Trainierbarkeiten der Nachwuchsspieler leiten sich die Anforderungen der leistungsdiagnostischen Maßnahmen ab.
Im Allgemeinen wird auf die Leistungsdiagnostik und seine verschiedenen Anwendungsbereiche eingegangen. Dabei wird auf die Wichtigkeit der Testgütekriterien eingegangen und es werden verschiedene leistungsdiagnostische Maßnahmen vorgestellt. Neben den leistungssteigernden, sollen auch die verletzungspräventiven Parameter aufgezeigt werden. Diese ganzheitliche Betrachtung dient nicht nur zur Darstellung der individuellen Leistungsfähigkeit eines Spielers. Sondern auch um frühzeitig Dysbalancen zu erkennen und daraus mögliche resultierende Verletzungen entgegenzuwirken. Nur durch diese Ganzheitlichkeit kann eine optimale und individuelle Entwicklung der Leistungsfähigkeit erfolgen.
Im Folgenden wird aufgezeigt wie bei dieser Studienarbeit vorgegangen wird. Zu Beginn des zweiten Kapitels werden die unterschiedlichen konditionellen Anforderungen betrachtet. Diese Komponenten dienen im weiteren Verlauf parallel als Grundlage für die Leistungsdiagnostik. Hierbei erfolgt eine Übersicht was es im Allgemeinen bei der Leistungsdiagnostik zu beachten gilt. Zusätzlich werden die unterschiedlichen leistungsdiagnostischen Faktoren definiert und verschiedene Testverfahren betrachtet.
Im dritten Kapitel wird im Hinblick auf die sportart- und altersspezifische Anwendung der leistungsdiagnostischen Maßnahmen vorbereitet. Es wird ein Verständnis dafür geschaffen, welche Testverfahren in den jeweiligen Altersstufen sinnvoll sein könnten. Dafür werden die Entwicklungsstufen im Nachwuchsbereich differenziert voneinander betrachtet und die biologischen Trainierbarkeiten mitberücksichtigt.
Das vierte Kapitel führt alle Erkenntnisse aus den vorherigen Kapiteln zusammen. Daraus leiten sich sinnvolle leistungsdiagnostische Maßnahmen unter Berücksichtigung der Alters- und Sportartspezifikation für die unterschiedlichen Altersstufen ab.
Im fünften und damit letzten Kapitel dieser Arbeit werden alle Erkenntnisse kritisch diskutiert und es wird ein Ausblick auf mögliche zukünftige Potentiale gegeben.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Anhangsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Grundlagen und Rahmenbedingungen
2.1. Konditionelle Komponenten der sportlichen Leistungsfähigkeit
2.1.1 Schnelligkeit
2.1.2 Kraft
2.1.3 Ausdauer
2.1.4 Biomechanik Körperhaltung
2.1.5 Koordination Kognition
2.2 Leistungsdiagnostik
2.2.1 Schnelligkeit
2.2.2 Kraft
2.2.3 Ausdauer
2.2.4 Biomechanik Körperhaltung
2.2.5 Koordination Kognition
2.2.6 Beanspruchung Regeneration
2.2.7 Fußballspezifisch
3 Altersspezifische Entwicklungsstufen und biologische Trainierbarkeiten von Kindern und Jugendlichen
3.1 Grundlagenbereich
3.2 Aufbaubereich
3.3 Leistungsbereich
4 Zusammenfassung und Ableitung zukünftiger leistungsdiagnostischer Maßnahmen in den jeweiligen Altersstufen
5 Kritische Würdigung und Diskussion
Anhang
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Selbsterstellte Abbildung: Modell der Komponenten der sportlichen Leistungsfähigkeit in Anlehnung an (Weineck, 2017)
Abb. 2: Selbsterstellte Abbildung: Die motorische Schnelligkeit und ihre Unterteilungsformen in Anlehnung an (Weineck, 2017)
Abb. 3: Selbsterstellte Abbildung: Die Teileigenschaften der Schnelligkeit in Anlehnung an (Weineck, 2017)
Abb. 4: Selbsterstelle Abbildung: Die Einflussgrößen der Schnelligkeitsleistungen in Anlehnung an (Güllich, Krüger, 2013)
Abb. 5: Selbsterstelle Abbildung: Das Strukturmodell des Krafttrainings im Fußball in Anlehnung an (Bisanz, Gerisch, 2013)
Abb. 6: Selbsterstelle Abbildung: Die Kraft und ihre verschiedenen Kraftfähigkeiten und Erscheinungsformen in Anlehnung an (Weineck, 2017)
Abb. 7: Selbsterstelle Abbildung: Die Ziele und Aufgabenbereiche in der Sportbiomechanik in Anlehnung an (Güllich, Krüger, 2013)
Abb. 8: Selbsterstellte Abbildung: Die Koordination als Bindeglied der Inhaltsbausteine in Anlehnung an (Buschmann et al., 2009)
Abb. 9: Selbsterstellte Abbildung: Das Spektrum der koordinativen Anforderungen im Fußball in Anlehnung an (Bisanz, Gerisch, 2013)
Abb. 10: Selbsterstellte Abbildung: Die koordinativen Anforderungen von Bewegungsaufgaben in Anlehnung an (Güllich, Krüger, 2013)
Abb. 11: Selbsterstellte Abbildung: Die Methoden und Verfahren der Leistungsdiagnostik in Anlehnung an (Güllich, Krüger,2013)
Abb. 12: Selbsterstellte Abbildung: Die Testgüterkriterien und ihre Wechselbeziehungen in Anlehnung an Bisanz, Gerisch, 2013)
Abb. 13: Der FLT-Z-Run (Ali et al., 2007)
Abb. 14: Die drei Agility Tests (VGB, 2015)
Abb. 15: Der repeated Sprint Ability Test (VGB, 2015)
Abb. 16: Selbsterstellte Abbildung: Die Vor- und Nachteile der traditionellen (Labor-) Tests und den fußballspezifischeren Tests in Anlehnung an (Meyer et al., 2014)
Abb. 17: Die ausgewählten Testverfahren zur Ermittlung der Ausdauerleistungsfähigkeit im Fußball (Faude, 2010)
Abb. 18: Selbsterstellte Darstellung: Die Messverfahren der inneren – und äußeren Biosportmechanik in Anlehnung an (Wollny, 2017)
Abb. 19: Die kognitiven Fähigkeiten (Memmert, 2019)
Abb. 20: Die praxisrelevanten Methoden zur Erfassung von Beanspruchung und Regeneration im Leistungssport (Meyer et al., 2014)
Abb. 21: Der Loughborough Soccer Passing Test (Ali et al., 2007)
Abb. 22: Die Entwicklungsphasen, Trainingsbereiche und Altersklassen im Fußball (Voggenreiter, 2016)
Abb. 23: Das Modell der sensiblen Phasen (Martin, 1982)
Anhangsverzeichnis
Anhang 1: Selbsterstelle Abbildung: Die Kriterien der Strukturierung zugehöriger Erscheinungsformen in Anlehnung an (Güllich A., Krüger M., 2013)
Abkürzungsverzeichnis
1-RMT 1-Repetition Maximum-Test
CMJ Counter Movement Jump
DFB Deutscher Fußball Bund
DJ Drop Jump
DVZ Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus
EBF Erholungs-Belastungsfragebogen
FMST Functional-Movement-Screenig Test
LSPT Loughborough Soccer Passing Test
LSST Loughborough Soccer Shooting Test
SJ Squat Jump
SSKT Standartsprungkrafttest
1 Einleitung
Leistungsdiagnostische Maßnahmen sind in der heutigen Zeit eine Grundlage für die Trainings- und Wettkampfsteuerung.(Reinhold, 2008) Speziell im Nachwuchsfußball findet die Diagnostik zur Erkennung und Förderung von Talenten statt.(Friedrich, 2015) Die sportliche Leistungsfähigkeit eines Spielers wird anhand sportartspezifischer diagnostischer Verfahren objektiviert. Dabei werden sämtliche konditionelle leistungsbestimmende Faktoren analysiert und geben den Leistungs-Ist-Zustand wieder. (Weineck, 2017) Durch die Diagnostik dieser Leistungsentwicklung können auch stattgefundene Interventionen auf Ihre Wirksamkeit überprüft werden und weitere Folgemaßnahmen daraus abgeleitet werden.(Hoppe et al., 2018) Die Diagnostik beleuchtet zum einen die leistungssteigernden Parameter und zum anderen die verletzungspräventiven Parameter. Vor allem im Nachwuchsfußball ist aufgrund der wachstumsbedingten physischen und anthropometrischen Veränderungen auch eine verletzungspräventive Diagnostik von Bedeutung. (Salter et al., 2020)
Nur eine ganzheitliche Betrachtung und Entwicklung dieser Faktoren führt zur Erreichung individueller Höchstleistungen. Die individuelle Erreichung von Höchstleistungen setzt einen systematischen langfristigen Trainingsprozess voraus. (Weineck, 2017)
Die altersgemäße und auf den „sensiblen Phasen“ aufeinander aufbauende Trainingsstruktur ist von Bedeutung. Mit der Ausbildungskonzeption liefert der Deutsche Fußball Bund (DFB) einen praktischen Orientierungsleitfaden. Die jeweiligen Ausbildungsstufen orientieren sich an den Entwicklungsphasen der Kinder und Jugendlichen. Dementsprechend werden Teilziele in den jeweiligen Stufen angesteuert. Diese Teilziele bauen systematisch aufeinander auf und ergeben somit den langfristig angelegten Ausbildungsprozess. (Vieth, 2009)
Diese systematische Leistungsentwicklung kann durch regelmäßige diagnostische Maßnahmen analysiert und gesteuert werden. Bei der Leistungsentwicklung gilt es die Sportart- und Altersspezifikation, sowie die sportbiologischen Grundlagen von Kindern und Jugendlichen zu berücksichtigen. Daraus lässt sich für die Praxis die Trainings- und Wettkampfstruktur ableiten. Der Trainings- und Wettkampfprozess ist mit der Leistungsdiagnostik eng verbunden. (Weineck, 2017)
Daraus lässt sich ableiten, dass beim verwenden diagnostischer Testverfahren, sowohl die biologischen Entwicklungsbesonderheiten als auch die Sportartspezifikation im Nachwuchsfußball berücksichtigt werden sollten.
In der Praxis ergibt sich allerdings die Problematik, dass zum Teil die Leistungsdiagnostik aus dem Herrenbereich auf den Nachwuchsbereich übernommen wird.
Die unterschiedlichen Anforderungen zwischen dem Erwachsenenbereich und Nachwuchsbereich werden nicht mit einbezogen. (Vieth, 2009) Daher findet eine Sportart- und Altersspezifikation selten Beachtung. Eine nicht auf den Nachwuchs angepasste Diagnostik, kann keine validen Aussagen über die Leistungsfähigkeit eines Nachwuchsspielers geben.
Des Weiteren obliegen Testverfahren gewissen Gütekriterien. Bei der Vielzahl an Möglichkeiten kommt es beispielsweise aufgrund unterschiedlicher Anwendungen zu unterschiedlichen Ergebnisparametern. Diese unterschiedliche Herangehensweise führt dazu, dass die Ergebnisparameter keine wissenschaftliche Aussagekraft haben.
Eine Leistungsdiagnostik aus Sicht der leistungssteigernden Parameter findet große Beachtung. Jedoch hat die Gesundheitsdiagnostik unter Einbeziehung der verletzungspräventiven Parameter keinen hohen Stellenwert in der Praxis. Diese einseitige Beleuchtung der Parameter kann sich negativ auf die individuelle Erreichung von Höchstleistungen eines Spielers auswirken. (Güllich, Krüger, 2013)
Diese Studienarbeit soll aufzeigen, welche sport- und altersspezifischen leistungsdiagnostischen Maßnahmen Aussagen über die Herausforderungen im Nachwuchsfußball geben können.
Die Leistungsdiagnostik steht mit dem Trainingsprozess in Wechselbeziehung zu einander. Aus den unterschiedlichen konditionellen Komponenten und ihren biologischen Trainierbarkeiten der Nachwuchsspieler leiten sich die Anforderungen der leistungsdiagnostischen Maßnahmen ab.
Im Allgemeinen wird auf die Leistungsdiagnostik und seine verschiedenen Anwendungsbereiche eingegangen. Dabei wird auf die Wichtigkeit der Testgütekriterien eingegangen und es werden verschiedene leistungsdiagnostische Maßnahmen vorgestellt. Neben den leistungssteigernden, sollen auch die verletzungspräventiven Parameter aufgezeigt werden. Diese ganzheitliche Betrachtung dient nicht nur zur Darstellung der individuellen Leistungsfähigkeit eines Spielers. Sondern auch um frühzeitig Dysbalancen zu erkennen und daraus mögliche resultierende Verletzungen entgegenzuwirken. Nur durch diese Ganzheitlichkeit kann eine optimale und individuelle Entwicklung der Leistungsfähigkeit erfolgen.
Im Folgenden wird aufgezeigt wie bei dieser Studienarbeit vorgegangen wird. Zu Beginn des zweiten Kapitels werden die unterschiedlichen konditionellen Anforderungen betrachtet. Diese Komponenten dienen im weiteren Verlauf parallel als Grundlage für die Leistungsdiagnostik. Hierbei erfolgt eine Übersicht was es im Allgemeinen bei der Leistungsdiagnostik zu beachten gilt. Zusätzlich werden die unterschiedlichen leistungsdiagnostischen Faktoren definiert und verschiedene Testverfahren betrachtet.
Im dritten Kapitel wird im Hinblick auf die sportart- und altersspezifische Anwendung der leistungsdiagnostischen Maßnahmen vorbereitet. Es wird ein Verständnis dafür geschaffen, welche Testverfahren in den jeweiligen Altersstufen sinnvoll sein könnten. Dafür werden die Entwicklungsstufen im Nachwuchsbereich differenziert voneinander betrachtet und die biologischen Trainierbarkeiten mitberücksichtigt.
Das vierte Kapitel führt alle Erkenntnisse aus den vorherigen Kapiteln zusammen. Daraus leiten sich sinnvolle leistungsdiagnostische Maßnahmen unter Berücksichtigung der Alters- und Sportartspezifikation für die unterschiedlichen Altersstufen ab.
Im fünften und damit letzten Kapitel dieser Arbeit werden alle Erkenntnisse kritisch diskutiert und es wird ein Ausblick auf mögliche zukünftige Potentiale gegeben.
2 Grundlagen und Rahmenbedingungen
Eingangs werden in dieser Studienarbeit die Grundlagen, wie Definitionen und Begriffsabgrenzungen bezüglich der konditionellen Komponenten der sportlichen Leistungsfähigkeit und der Leistungsdiagnostik erläutert.
2.1. Konditionelle Komponenten der sportlichen Leistungsfähigkeit
Die Komponenten der sportlichen Leistungsfähigkeit ergeben sich aus einer komplexen Vielzahl spezifischer Faktoren. Nur eine ganzheitliche Entwicklung aller leistungsbestimmenden Faktoren, führt zur Erreichung individueller Höchstleistungen. (Weineck, 2017)
Im Folgenden wird eine Abbildung dargestellt, die ein vereinfachtes Modell der Komponenten der sportlichen Leistungsfähigkeit aufzeigt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Selbsterstellte Abbildung: Modell der Komponenten der sportlichen Leistungsfähigkeit in Anlehnung an (Weineck, 2017)
Aufgrund der hohen Komplexität, wird sich im weiteren Verlauf auf die konditionellen Komponenten, den Faktoren Biomechanik und Körperhaltung sowie der Koordination und Kognition beschränkt. Diese physischen Faktoren bilden die Basis im Sportspiel Fußball und sind allgemeine Leistungsvorrausetzungen auf denen aufgebaut werden kann.(Edler, 2011)
2.1.1 Schnelligkeit
In der Literatur findet die Schnelligkeit eine Vielzahl an Definitionen und Erscheinungsformen. Im Weiteren wird die Schnelligkeit anhand der Spielsportart Fußball spezifischer beleuchtet. Die Schnelligkeit eines Fußballspielers umfasst mehrere komplexe Anforderungen und gehört im modernen Fußball zu den wichtigsten konditionellen Eigenschaften. (Reinhold, 2008; Geese, Hillebrecht, 2016; Bisanz, Gerisch, 2013)
Die motorische Schnelligkeit ist eine Erscheinungsform der Schnelligkeit. Diese unterscheidet sich zwischen der reinen und der komplexen Schnelligkeit. Zur reinen Schnelligkeitsform gehören die Reaktions-, Aktions- und Frequenzschnelligkeit. Dabei unterscheiden sich die Aktionsschnelligkeit mit azyklischen Bewegungen von der Frequenzschnelligkeit (Grundschnelligkeit) mit zyklischen Bewegungen in ihrer Ausführung.(Braun, 2014; Dargatz, 2008) Die Kraftschnelligkeit (Antrittsschnelligkeit), Schnellkraftausdauer und maximale Schnelligkeitsausdauer (Sprintausdauer) zählen zu der komplexen Schnelligkeitsform. (Weineck, 2017; Hottenrott, Neumann, 2014; Bisanz, Gerisch, 2013; Schnabel et al., 2016; Düring, 2011) Die folgende Abbildung fasst die motorische Schnelligkeit und ihre Unterteilungen grafisch zusammen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Selbsterstellte Abbildung: Die motorische Schnelligkeit und ihre Unterteilungsformen in Anlehnung an (Weineck, 2017)
Diese motorische Schnelligkeit ist eine psychisch-kognitiv-koordinativ-konditionelle Fähigkeit. Durch die Auseinandersetzung dieser Fähigkeit mit einer Vielzahl von Einflussfaktoren, kristallisieren sich weitere Teileigenschaften der Schnelligkeit heraus. (Weineck, 2017)
Diese Teileigenschaften stellen die Spieler vor regelmäßig wiederkehrenden Spielsituationen. Ein Spieler muss auf dem Spielfeld nicht nur schnell reagieren (Reaktionsschnelligkeit), sondern auch gewisse Spielsituationen vorausahnen (Antizipationsschnelligkeit). Ein frühzeitiges erkennen ist jedoch nur nützlich, wenn dementsprechend auch schnellst möglichst situationsbedingt die optimale Handlung ausgeführt wird (Handlungsschnelligkeit). Um eine effektive Handlung auszuführen, müssen Spielsituationen direkt wahrgenommen, verarbeitet und bewertet werden (Wahrnehmungsschnelligkeit). Wenn sich dann letztendlich ein Spieler rasch für eine Handlung entscheidet (Entscheidungsschnelligkeit), kommt es zum Beispiel in einem Tempodribbling zu einer Aktion mit Ball (Aktionsschnelligkeit mit Ball). Sprintet ein Spieler nach erkennen eines Pressing Signals direkt den Ballführenden an, kommt es zu einer Bewegungsschnelligkeit ohne Ball. Damit die komplexe Schnelligkeitsfähigkeit eines Spielers optimal gefördert werden kann, sollten alle genannten Teilfähigkeiten vollends mitberücksichtig und entwickelt werden. (Weineck, 2017; Hottenrott, Neumann, 2014; Bisanz, Gerisch, 2013; Schnabel et al., 2016)
In der folgenden Abbildung werden die oben aufgeführten Punkte grafisch Zusammenfassend dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Selbsterstellte Abbildung: Die Teileigenschaften der Schnelligkeit in Anlehnung an (Weineck, 2017)
Abschließend lässt sich sagen, dass die Schnelligkeitsleistung von einer Vielzahl an psychophysiologischen Determinanten abhängig ist. Zu diesen gehören die genetischen, sensorisch-kognitiven, neuronalen und tendomuskulären Faktoren. Diese Faktoren bedingen sich gegenseitig und spiegeln die hohe Komplexität der wirkenden Einflussgrößen auf die Schnelligkeitsleistung wider. (Güllich, Krüger, 2013; Hottenrott, Neumann, 2014; Geese, Hillebrecht, 2016) In der nächsten Abbildung sind die Faktoren und Einflussgrößen der Schnelligkeitsleistung optisch dargestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4: Selbsterstelle Abbildung: Die Einflussgrößen der Schnelligkeitsleistungen in Anlehnung an (Güllich, Krüger, 2013)
2.1.2 Kraft
Die konditionelle Fähigkeit Kraft ist für die Bewegungsschnelligkeit mit und ohne Ball, eine zwingende Voraussetzung. Fußballspezifische Sprints, Dribblings, Sprünge und Schüsse profitieren auch in hohem Maße von der Kraftfähigkeit. Ebenfalls ist eine gute austrainierte Rumpfmuskulatur für einen Leistungsfußballer von Bedeutung. Gerade in Zweikampfsituationen trägt eine ausgeprägte Rumpfmuskulatur dazu bei, seine Durchsetzungsfähigkeit und Standfestigkeit zu verbessern. Des Weiteren bietet sie präventive Vorteile und schützt das Halte-, Stütz- und Bewegungssystem. Aufgrund der leistungssteigernden und verletzungspräventiven Aspekte, ist ein vielseitiges und gezieltes Krafttraining im Leistungsfußball anzustreben. (Geese, Hillebrecht, 2016)
Bei der Betrachtung von Kraft werden im Folgenden die komplexen Fähigkeiten dargestellt. Die Muskeltätigkeit wirkt in unterschiedlichsten Formen und wird in vier Kraftarten eingeteilt. Zu diesen Kraftarten gehören die Maximalkraft, Schnellkraft, Kraftausdauer und Reaktivkraft. (Bisanz, Gerisch, 2013)
Die Kraftausdauer, Schnellkraft und Reaktivkraft sind von der Maximalkraft abhängig und werden ihr hierarisch untergeordnet. (Martin et al., 2001; Steinhöfer, 2008)
In der nächsten Abbildung wird ein Teil des Strukturmodells des Krafttrainings im Fußball aufgezeigt, dass sich an den Anforderungen im Leistungsfußball ausrichtet. Dabei wird die Stabilisation als Grundlage der anforderungsspezifischen Kraftleistung und als Verletzungsvorbeugende Schutzfunktion mitberücksichtigt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 5: Selbsterstelle Abbildung: Das Strukturmodell des Krafttrainings im Fußball in Anlehnung an (Bisanz, Gerisch, 2013)
Im Folgenden wird die Fußballkraft erläutert, die sich von den Hauptformen der Kraftfähigkeit unterscheidet. Die Fußballkraft ist eine noch fußballspezifischere Aufteilung der konditionellen Fähigkeit Kraft. Im Detail geht es um die Verbesserung der Technik in den verschiedenen Fußballaktionen. Dabei besteht die Kraft des Fußballspielers aus fünf Teilbereichen. Neben der Grundkraft als Basisniveau, folgt die Stoßkraft, Sprungkraft, Zweikampfkraft und Antrittskraft. (Verheijen, 1997)
Dazu kommt eine Unterscheidung verschiedener Erscheinungsformen von Kraft. Hierbei unterscheiden sich die dynamisch konzentrische Kraft, dynamisch exzentrische Kraft und statische (isometrische) Kraft. (Verheijen, 1997)
Im Sportspiel Fußball kommt es zu Kombinationen der oben beschriebenen Arbeitsweisen. Der Wechsel zwischen dynamischen und statischen Anforderungen wird als auxotonische Muskeltätigkeit beschrieben. (Bisanz, Gerisch, 2013)
Untenstehend sind die Kraft und ihre verschiedenen Kraftfähigkeiten und Erscheinungsformen optisch zusammengefasst.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 6: Selbsterstelle Abbildung: Die Kraft und ihre verschiedenen Kraftfähigkeiten und Erscheinungsformen in Anlehnung an (Weineck, 2017)
2.1.3 Ausdauer
Während der gesamten Spielzeit sieht sich der Spieler mit Schüssen, Sprüngen, Zweikämpfen, Tempodribblings, abrupten Spielrichtungsänderungen und explosiven Antritten konfrontiert. Um die qualitative Durchführung ohne große konditionelle Einbußen über die gesamte Spiellänge zu gewährleisten, benötigt ein Spieler nicht nur die Grundlagenausdauer. (Sherif, 2003)
Die fußballspezifische Ausdauer ist notwendig um optimal die sportartspezifischen Aktionen unter Trainings- und Wettkampbelastung durchführen zu können. (Hottenrott, Neumann, 2016)
Die Ausdauer ist energetisch (energetische Fähigkeit) bestimmt und grundlegend eine motorische konditionelle Fähigkeit.(Güllich, Krüger, 2013; Martin et al., 2001; Hottenrott, Neumann, 2016)
Eine gute Ausdauerfähigkeit begünstigt die Erholungsprozesse während beziehungsweise nach einer Belastung. Somit trägt sie nicht nur zu einer sogenannten verbesserten Ermüdungswiderstandfähigkeit bei, sondern sorgt auch für einen schnelleren Einstieg in eine erneute Trainings- oder Wettkampbelastung. (Güllich, Krüger, 2013; Martin et al., 2001)
Des Weiteren resultieren aus einer guten Ausdauerfähigkeit folgende positive Effekte:
- Physische Leistungsfähigkeit wird erhöht
- Erholungsfähigkeit wird wie oben bereits angeführt optimiert
- Verletzungen werden minimiert
- Psychische Belastbarkeit steigt
- Reaktions- und Handlungsschnelligkeit bleibt konstant hoch
- Technische Fehlleistungen verringern sich
- Ermüdungsbedingte taktische Fehlverhaltensweisen werden vermieden
-Verbesserung der immunologischen Gesundheit (Weineck, 2017)
Aufgrund seiner vielfältigen Erscheinungsformen ist die Ausdauer eine komplexe Fähigkeit. Dementsprechend kann die Ausdauer in folgenden Strukturierungspunkten unterteilt werden:
- Differenzierte Betrachtung in der Arbeitsweise der Muskulatur, zwischen statische und dynamische Ausdauer
- Unterscheidung der muskulären Energiebereitstellung zwischen der aeroben und anaeroben Ausdauer
- Der Anteil der beteiligten Muskulatur unterscheidet sich zwischen der allgemeinen und lokalen Ausdauer
- Eine Unterteilung der Zeitdauer in Kurz-, Mittel-, und Langzeitausdauer
- Die Kraft-, Schnellkraft-, Schnelligkeits-, und Sprintausdauer werden unter dem Aspekt der Wechselbeziehungen unterschieden
- Eine sportartspezifische Einteilung in allgemeine und spezielle Ausdauer
- Die Einteilung nach Trainingsbereich zwischen Grundlagen- und Wettkampfausdauer (Güllich, Krüger, 2013)
Die Abbildung in Anhang 1 dient als Übersicht, um die trainingsmethodischen und sportbiologischen Zusammenhänge aufzuzeigen. Dabei werden die Strukturierungskriterien und ihre dazugehörigen unterschiedlichen Erscheinungsformen und Charakterisierungen der Ausdauer verdeutlicht. Die Strukturierungskriterien 1 – 3 orientieren sich an der Sportmedizin. Die Strukturierungskriterien 4 – 7 dienen der Trainingspraxis unter Einbezug der Sportmethodik. (Güllich, Krüger, 2013)
2.1.4 Biomechanik Körperhaltung
Die Körperhaltung hat direkten Einfluss auf die sportmotorischen Bewegungen und stellt eine Basisbedingung dar. Laut Güllich und Krüger „ ist die Sportbiomechanik als Teilgebiet der Biomechanik mit Einschränkungen auf sportliche Haltungen und Bewegungen des Menschen, ggf. in Verbindung mit der Umgebung (z.B. Sportböden, Sportgeräte, Tiere, Luft, Wasser) zu verstehen.“ (Güllich, Krüger, 2013)
Biomechanische Methoden können Abhilfe schaffen, um Bewegungsstrukturen zu analysieren und situationsspezifisch eine Optimierung herzustellen. Dabei werden bei den biomechanischen Methoden funktionelle Phasen, aus denen sich Teilbewegungen zusammensetzen, in drei vordergründigen Aspekten getrennt. Dabei handelt es sich um den kinematischen (raumbezogen), dynamischen (kraftbezogen) oder elektromyografischen (muskelaktivitätsbezogen) Aspekt. (Wollny, 2017)
Die Methodik der Biomechanik unterscheidet sich in Außen- und Innen-Aspekt. Dabei beschäftigen sich die Haltungen und Bewegungen mit der äußeren Biomechanik. Im Gegensatz dazu beschäftigt sich die innere Biomechanik mit der Analyse von Muskeln, Sehnen, Knochen, Bänder und Knorpel. Die innere Biomechanik stützt sich dabei auf den analysierten Gegebenheiten der äußeren Biomechanik. (Wollny, 2017)
Es findet eine Unterscheidung zwischen der allgemeinen Sportbiomechanik und einer speziellen Sportbiomechanik statt. Bei der speziellen Sportbiomechanik handelt es sich um eine sportartspezifische Biomechanik.
Die übergeordneten Ziele der Sportbiomechanik sind zum einen leistungsorientiert und zum anderen verletzungsprophylaktisch. Diese zwei Bereiche können nicht klar voneinander abgegrenzt werden, da es auch zu Überschneidungen kommen kann. Zu der leistungsorientierten Kategorie zählen die Erhaltung und Verbesserung der sportmotorischen Leistungsfähigkeit. Eine Verletzungsverhinderung bzw. eine Verletzungsminderung der sportmotorischen Leistungsfähigkeit wird der verletzungsprophylaktischen Kategorie zugeschrieben. (Güllich, Krüger, 2013; Bisanz, Gerisch, 2013; Reinhold, 2008)
Nachfolgend sind die wichtigsten Intentionen und Aufgabenbereiche der Biomechanik im Sport aufgelistet die in der nächsten Abbildung bildlich dargestellt werden:
- Darstellung und Definition sportmotorischer Bewegung
- Prüfung sportmotorischer Bewegungen
- Verbesserung sportmotorischer Bewegungstechniken
- Erweiterung und Verbesserung von Sportgeräten, Sportkleidung und Sportbelägen
- Festsetzung und Prüfung von Belastungen biologischer Strukturen bei sportlichen Bewegungen
- Mechanische Funktionen und Angleichung biologischer Strukturen
- Implementierung von Datenbanken biomechanisch-anthropometrischer Faktoren als Basis für biomechanische Modelle (Güllich, Krüger, 2013; Bisanz, Gerisch, 2013; Reinhold, 2008)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 7: Selbsterstelle Abbildung: Die Ziele und Aufgabenbereiche in der Sportbiomechanik in Anlehnung an (Güllich, Krüger, 2013)
Abschließend lässt sich sagen, dass die maximale Leistungsfähigkeit des Körpers gewährleistet ist, wenn die maximale Stabilität und Funktionalität bei entsprechenden Bewegungsmustern vorhanden sind. Fehlerhafte biomechanische Abläufe versucht der Körper auszugleichen. Dabei werden die Gelenkausrichtung, Muskelkoordination und Körperhaltung nicht optimal ausgerichtet und können negative Effekte mit sich bringen. (Cook, 2018; Verstegen, Williams, 2012)
2.1.5 Koordination Kognition
Die koordinativen Fähigkeiten bilden die Grundlage für technik- und taktisch übergreifende Leistungsvorrausetzungen. Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer und Beweglichkeit stehen als konditionelle Leistungskomponenten in direkter Abhängigkeit zu den koordinativen Fähigkeiten. Die untenstehende Abbildung stellt diesen beschriebenen Zusammenhang optisch dar. (Buschmann et al., 2009)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 8: Selbsterstellte Abbildung: Die Koordination als Bindeglied der Inhaltsbausteine in Anlehnung an (Buschmann et al., 2009)
Die Koordination beschreibt nicht nur die motorische Ausführung eines Bewegungsablaufes. Kognitive Faktoren, die sich mit der Informationsaufnahme (Sensorik), sowie der Informationsverarbeitung und -speicherung beschäftigen, sind ebenfalls Bestandteil in diesem Prozess. Dabei wirken das Zentralnervensystem und die Skeletmuskulatur in enger Wechselbeziehung zu einander. (Steinhöfer, 2008)
Für den Fußball werden im Wesentlichen sieben leistungsbestimmende koordinative Anforderungen unterschieden. Dabei wird aus fähigkeitsorientierter Sicht zwischen der Differenzierungs-, Orientierungs-, Rhythmisierungs-, Kopplungs-, Reaktions-, Umstellungs- und Gleichgewichtsfähigkeit unterteilt. (Henseling, Maric, 2015)
Die koordinativen Teilaspekte erscheinen in der Praxis in Mischformen und bedingen sich Wechselseitig. Diese Tatsache spiegelt sich beispielsweise am koordinativen hohen Anteil bei der Schnelligkeit wider. Aus Sicht der elementar-sportmotorischen und fußballspezifischen Bewegungen und Bewegungskomplexe veranschaulicht die untenstehende Abbildung, die koordinativen Anforderungen im Fußball. (Bisanz, Gerisch, 2013)
[...]
- Quote paper
- Salvatore D`Andrea (Author), 2021, Welche leistungsdiagnostischen Maßnahmen geben Aussagen über die sportart- und altersspezifischen Herausforderungen im Nachwuchsleistungssport Fußball?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1292170
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.