Gewalt unter der Geburt galt lange Zeit als Tabuthema. Nun wird dieses Thema immer mehr öffentlich diskutiert und auch die Forschung hat ein immer größer werdendes Interesse daran, der Wissenslücke auf diesem Gebiet zu begegnen. Denn Gewalt unter der Geburt findet täglich weltweit statt und Gebärenden wird so das Recht auf eine gewaltfreie, selbstbestimmte Geburt genommen. Ziel dieser Arbeit soll es sein, herauszufinden, was die Gründe für diese Gewaltform sind und welche Folgen und Auswirkungen sie für betroffene Personen hat. Durchgeführt wurde eine Literaturrecherche der Datenbanken PubMed sowie der Onlinebibliothek der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen und ihrer Partnerbibliotheken. Eingeschlossen wurden Studien in deutscher sowie englischer Sprache, die von 1975-2022 veröffentlicht worden sind. Eine Einschränkung hinsichtlich des untersuchten Landes gab es dabei nicht. Es zeigte sich, dass sich die Gründe für Gewalt unter der Geburt auf zwei große strukturelle Probleme zurückzuführen sind: zum einen auf die Ökonomisierung des Gesundheitswesens und zum anderen auf den damit einhergehenden und momentan vorherrschende Hebammenmangel. Die Ökonomisierung des Gesundheitswesens führt zum vermehrten und früheren Einsatz von medizinischen Maßnahmen unter der Geburt, da finanzielle Anreize für mehr Interventionen gesetzt werden. Da jede Intervention das Potential hat, gewaltsam durchgeführt zu werden, ist die Ökonomisierung ein Hauptfaktor für Gewalt unter der Geburt. Außerdem geht die Zahl der Kliniken mit Kreißsälen stark zurück, da sich eine interventionsarme Geburtshilfe kaum noch lohnt. Die verbleibenden Krankenhäuser haben also eine deutlich höhere Arbeitsbelastung, da bei sinkender Klinikanzahl die Geburtenzahlen weiterhin steigen. Die hohe Arbeitsbelastung sowie der Hebammenmangel führen zu vermehrtem Stress und Druck beim Personal, der die Qualität der Geburtshilfe stark mindert und wodurch ebenfalls Gewalt entstehen kann. Von den Folgen von Gewalt unter der Geburt können Gebärende, Kinder, Väter/Partner*innen sowie das geburtshilfliche Personal betroffen sein. Sie reichen von physischen Folgen wie Verletzungen und Hämatomen bei Mutter und Kind bis hin zu psychischen Folgen wie der möglichen Entstehung einer Posttraumatischen Belastungsstörung bei Gebärenden, Vätern/Partner*innen sowie dem Personal. Bei Kindern kann eine gewaltsame Geburt auch zu einer psychosomatischen Entwicklungsstörung führen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Was ist Gewalt unter der Geburt?
- 2.1 Begriffsdefinitionen
- 2.2 Formen
- 2.3 Prävalenz
- 2.3.1 Häufigkeit verschiedener Interventionen
- 2.3.2 Gewalt gegenüber Gebärenden
- 2.3.3 Gewalt gegenüber Kreißsaalpersonal
- 3 Gründe für Gewalt unter der Geburt
- 3.1 Medikalisierung und Ökonomisierung von Geburt
- 3.2 Hebammenmangel und Kreißsaalschließungen
- 4 Auswirkungen und Folgen von Gewalt unter der Geburt
- 4.1 Folgen für Gebärende
- 4.2 Folgen für das Kind
- 4.3 Folgen für Väter/Partner*innen
- 4.4 Folgen für geburtshilfliches Personal
- 4.5 Roses Revolution Day
- 5 Prävention
- 6 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Ursachen und Folgen von Gewalt unter der Geburt aus Public-Health-Perspektive. Ziel ist es, die Gründe für diese Gewaltform zu identifizieren und ihre Auswirkungen auf Gebärende, Kinder, Partner*innen und das Personal zu beleuchten. Die Arbeit stützt sich auf eine Literaturrecherche.
- Definition und Formen von Gewalt unter der Geburt
- Die Rolle der Medikalisierung und Ökonomisierung des Gesundheitswesens
- Der Einfluss von Hebammenmangel und Kreißsaalschließungen
- Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit Betroffener
- Präventionsmöglichkeiten
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung präsentiert das Thema „Gewalt unter der Geburt“ anhand eines eindrücklichen Erfahrungsberichts und stellt die Relevanz der Thematik im Kontext von Public Health heraus. Sie unterstreicht die globale Verbreitung des Problems und die dringende Notwendigkeit weiterer Forschung, da ein wissenschaftlicher Konsens über Definition und Erfassung von geburtshilflicher Gewalt fehlt. Die Arbeit definiert ihre Zielsetzung: die Untersuchung der Ursachen und Folgen von Gewalt unter der Geburt auf Public-Health-Ebene.
2 Was ist Gewalt unter der Geburt?: Dieses Kapitel liefert eine umfassende Definition von Gewalt unter der Geburt, beschreibt verschiedene Formen der Gewalt (physisch, psychisch, strukturell) und beleuchtet die Prävalenz des Problems anhand bestehender Daten und Studien. Es werden Herausforderungen bei der Datenerhebung und der Definition von geburtshilflicher Gewalt thematisiert, was die Wissenslücke in diesem Bereich verdeutlicht.
3 Gründe für Gewalt unter der Geburt: Dieses Kapitel analysiert die strukturellen Ursachen von Gewalt unter der Geburt. Es argumentiert, dass die Ökonomisierung des Gesundheitswesens und der damit verbundene Hebammenmangel zentrale Faktoren sind. Die Ökonomisierung führt zu einem vermehrten Einsatz medizinischer Interventionen, die ein Gewaltpotenzial bergen. Der Hebammenmangel und die Schließung von Kreißsälen erhöhen die Arbeitsbelastung und den Stress des Personals, was ebenfalls zu Gewalt beitragen kann.
4 Auswirkungen und Folgen von Gewalt unter der Geburt: Dieses Kapitel beschreibt die weitreichenden Folgen von Gewalt unter der Geburt für alle Beteiligten: Gebärende, Kinder, Partner*innen und das geburtshilfliche Personal. Es werden sowohl physische (Verletzungen, Hämatome) als auch psychische Folgen (Posttraumatische Belastungsstörung, psychosomatische Entwicklungsstörungen) detailliert dargestellt. Der Abschnitt über den "Roses Revolution Day" deutet auf Initiativen zur Bewusstseinsbildung und Veränderung hin.
Schlüsselwörter
Gewalt unter der Geburt, Geburtshilfe, Medikalisierung, Ökonomisierung, Hebammenmangel, Kreißsaalschließungen, Posttraumatische Belastungsstörung, Public Health, Prävention, Interventionsraten, Patientenrechte, selbstbestimmte Geburt.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Gewalt unter der Geburt"
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Ursachen und Folgen von Gewalt unter der Geburt aus einer Public-Health-Perspektive. Sie beinhaltet eine Einleitung, eine Definition von Gewalt unter der Geburt mit verschiedenen Formen und Prävalenzdaten, eine Analyse der Ursachen (Medikalisierung, Ökonomisierung, Hebammenmangel), eine Beschreibung der Auswirkungen auf Gebärende, Kinder, Partner und Personal, sowie einen Ausblick auf Präventionsmöglichkeiten und ein Fazit. Die Arbeit basiert auf einer Literaturrecherche.
Wie wird Gewalt unter der Geburt definiert?
Die Arbeit liefert eine umfassende Definition von Gewalt unter der Geburt, die physische, psychische und strukturelle Formen umfasst. Sie betont die Herausforderungen bei der Datenerhebung und Definition, die eine Wissenslücke in diesem Bereich verdeutlichen.
Welche Ursachen für Gewalt unter der Geburt werden untersucht?
Die Arbeit analysiert die strukturellen Ursachen, insbesondere die Medikalisierung und Ökonomisierung des Gesundheitswesens sowie den Hebammenmangel und Kreißsaalschließungen. Diese Faktoren führen zu erhöhtem Stress und Gewaltpotenzial.
Welche Auswirkungen hat Gewalt unter der Geburt?
Die Arbeit beschreibt die weitreichenden Folgen für Gebärende (körperliche und psychische Gesundheit), Kinder (psychosomatische Entwicklungsstörungen), Partner und geburtshilfliches Personal (Stress, Belastung). Physische Verletzungen und psychische Folgen wie die Posttraumatische Belastungsstörung werden detailliert dargestellt.
Welche Präventionsmöglichkeiten werden angesprochen?
Die Arbeit erwähnt Präventionsmöglichkeiten, geht aber nicht detailliert darauf ein. Der "Roses Revolution Day" wird als Beispiel für Initiativen zur Bewusstseinsbildung und Veränderung genannt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Gewalt unter der Geburt, Geburtshilfe, Medikalisierung, Ökonomisierung, Hebammenmangel, Kreißsaalschließungen, Posttraumatische Belastungsstörung, Public Health, Prävention, Interventionsraten, Patientenrechte, selbstbestimmte Geburt.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in die Kapitel: Einleitung, Was ist Gewalt unter der Geburt?, Gründe für Gewalt unter der Geburt, Auswirkungen und Folgen von Gewalt unter der Geburt, Prävention und Fazit. Jedes Kapitel wird in der Arbeit zusammengefasst.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Ursachen und Folgen von Gewalt unter der Geburt zu identifizieren und zu beleuchten, um ein besseres Verständnis des Problems aus Public-Health-Perspektive zu ermöglichen.
- Arbeit zitieren
- Julia Hollmann (Autor:in), 2022, Gewalt unter der Geburt. Gründe, Auswirkungen und Folgen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1294312