Die chemische Gleichnisrede: Inhalt und Funktion
Die chemische Gleichnisrede des vierten Kapitels im ersten Teil zieht schon durch zwei ganz äußerliche Merkmale die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich. Zum einen steht im Text selbst ganz explizit, es handele sich um eine Gleichnisrede. Zum anderen ist diese kurze Passage die einzige im Text, in der wortwörtlich auf den Titel des Romans verwiesen wird; das Wort Wahlverwandtschaften taucht nur hier auf und dies insgesamt viermal.
Durch die Bezeichnung Gleichnisrede wird die dargestellte chemische Versuchsanordnung auf die die Romanhandlung bezogen. Dies geschieht auch direkt innerhalb des Textes, indem die Protagonisten selbst die Anordnung, nur halb ernst, auf ihre eigenen Verhältnisse beziehen. Es werden die beiden Männer auf der einen, die beiden Frauen auf der anderen Seite zusammen gesellt.1 Dabei lassen die Figuren lediglich die schließlich eintretende Konstellation außer acht,2 wodurch diese spätestens von hier ab ins Zentrum rückt.
Das Gespräch nimmt den späteren Verlauf des Romans in seinen wesentlichen Zügen voraus und dient damit auch der Gliederung der Handlung3 Die vorausgenommene Gliederung des Romans geschieht aber nicht nur auf der Ebene der reinen Handlung, vielmehr sind in dem Gespräch über die Wahlverwandtschaften bereits die wichtigsten Leitmotive angelegt, die schließlich die Figuren und den Fortgang der Handlung bestimmen und den Roman seinem Ende zuführen werden, worauf noch näher einzugehen sein wird.
Inhaltsverzeichnis
- Die chemische Gleichnisrede: Inhalt und Funktion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay analysiert die "chemische Gleichnisrede" im vierten Kapitel des ersten Teils von Goethes "Die Wahlverwandtschaften". Dabei liegt der Fokus auf der Bedeutung der Gleichnisrede für die Romanhandlung, den darin vorgestellten Leitmotiven und der Beziehung der Figuren zu den beschriebenen chemischen Prozessen.
- Die Funktion der Gleichnisrede als Vorwegnahme der Romanhandlung
- Die Beziehung der Figuren zu den chemischen Elementen
- Die Rolle der Gleichnisrede als Ausdruck der komplexen Beziehungen zwischen den Figuren
- Die Darstellung der vier Elemente der Alchimie in der Gleichnisrede
- Die Ambivalenz der Gleichnisrede: Verführung und Verwirrung
Zusammenfassung der Kapitel
Der Essay konzentriert sich auf die Analyse der "chemischen Gleichnisrede" im vierten Kapitel des ersten Teils. Die Gleichnisrede wird als zentrale Passage betrachtet, die die Entwicklung der Romanhandlung und die Beziehungen der Figuren vorwegnimmt. Die Analyse zeigt auf, wie die beschriebenen chemischen Prozesse auf die Figuren und deren Beziehungen übertragen werden können. Dabei werden die vier Elemente der Alchimie (Erde, Luft, Wasser und Feuer) den Hauptfiguren zugeordnet. Die Ambivalenz der Gleichnisrede - sie verführt und verwirrt gleichzeitig - wird ebenfalls hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die "chemische Gleichnisrede", "Wahlverwandtschaften", "Goethe", "Romanhandlung", "Leitmotive", "Figurenbeziehungen", "chemische Prozesse", "vier Elemente der Alchimie", "Ambivalenz", "Verführung", "Verwirrung".
- Arbeit zitieren
- M.A. Holger Ihle (Autor:in), 2003, Goethes Wahlverwandtschaften: Die chemische Gleichnisrede - Inhalt und Funktion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/12955