Die Masterarbeit geht diesen Fragen in Bezug auf die Autorenakquise und -betreuung im Publikumsverlag nach: Wann und wie kommen Verlage mit Literaturagenturen in Kontakt und was verändert sich für sie durch die Involvierung der Agenturen? Welche Vor- und Nachteile hat die Zusammenarbeit? Wie gestaltet sich das Verhältnis der beiden Unternehmenstypen aus den unterschiedlichen Wertschöpfungsstufen?
Im Laufe der Geschichte war der Literaturagent für lizenznehmende Verlage in unterschiedlichen Programmbereichen anzutreffen: zunächst als direkter Vertreter deutschsprachiger Autoren, später in erster Linie beim Erwerb von Übersetzungslizenzen aus dem Ausland und seit der Jahrtausendwende sehr verstärkt in beiden Programmfeldern. Es ist für Verlage mittlerweile kaum mehr möglich eine Zusammenarbeit mit ihnen auszuschlagen, da sie die Rechte einer solch großen Zahl an Autoren und Verlagen verwalten und mit deren Vermittlung beauftragt sind.
Doch was verändern und leisten Literaturagenturen für Verlage? Was würde sich zum Guten oder aber Schlechten ändern, wenn der Akteur wieder aus der Literaturbranche verschwinden, Autoren und Verlage ihre Rechte ausnahmslos alle selbst verkaufen würden?
Da der Literaturmarkt und die Agentenszene sehr schnelllebig und ständiger Veränderung unterworfen sind, wurden für die Masterarbeit auch eigene Erhebungen eingeholt, um die Zusammenarbeit von Agenturen und Verlagen in Autorenakquise und -betreuung im Detail zu untersuchen. Für schriftliche Interviews standen Andrea Wildgruber, Geschäftsführerin und Agentin der Agence Hoffman, Nora Haller, Programmleitung beim Heyne Verlag in der Belletristik, Ilka Heinemann, Sachbuchlektorin in der Verlagsgruppe Droemer Knaur und Stefan Imhof, Lektor bei ars vivendi, zur Verfügung. Ihre Aussagen tragen erheblich zu einer Schilderung von tatsächlich aktuell noch gültigen Gegebenheiten der Autorenakquise und -betreuung in Publikumsverlagen und der Zusammenarbeit von Agentur und Verlag bei. Sie bilden die Grundlage für Rückschlüsse auf die tatsächliche Relevanz von Agenturen für Verlage in der Gegenwart. Um die Jahrtausendwende wurden mit dem Aufschwung der literarischen Agenturen viele Werke zum Thema Literaturagentur publiziert, welche die Entwicklungen der letzten Jahre noch nicht berücksichtigen konnten. Häufig setzen Publikationen den Fokus auf die Zusammenarbeit mit Autoren und weniger auf jene mit den Verlagen, die in dieser Arbeit im Vordergrund steht.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Entstehung und Etablierung von Literaturagenturen
- 2.1 Gründung erster literarischer Agenturen
- 2.2 Internationalisierung des Agenturbetriebs durch das deutschsprachige Exil
- 2.3 Gründungsboom um die Jahrtausendwende
- 2.4 Legitimation der Literaturagenturen von Autorenseite und Definition nach heutigem Verständnis
- 3 Zusammenarbeit von Publikumsverlagen mit literarischen Agenturen
- 3.1 Autorenakquise
- 3.1.1 Literaturagenturen
- 3.1.1.1 Autorenagenturen
- 3.1.1.2 Agenturen im Ausland und Subagenturen in Deutschland
- 3.1.2 Andere Verlage im In- und Ausland
- 3.1.3 Kaltakquise und Auftragsarbeit
- 3.1.4 Unverlangte Privatmanuskripte
- 3.1.5 Zusammenfassung und Kriterien der Akquise
- 3.2 Autorenbetreuung
- 3.2.1 Vertragsabschluss mit dem Autor
- 3.2.2 Rolle des Literaturagenten nach Abschluss des Verlagsvertrags
- 3.2.3 Dreigespann Autor - Agent – Lektor: Entlastung des Lektors durch den Agenten
- 4 Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit befasst sich mit der Relevanz literarischer Agenturen für Publikumsverlage im Kontext von Autorenakquise und -betreuung. Sie untersucht die Entwicklung und Etablierung von Agenturen in Deutschland, analysiert die Zusammenarbeit von Agenturen und Verlagen und beleuchtet die Auswirkungen der Involvierung von Agenturen auf die Verlagsarbeit. Ziel ist es, die Bedeutung und die Rolle der Agenturen im heutigen Literaturbetrieb zu verstehen und zu beurteilen.
- Entstehung und Etablierung von Literaturagenturen in Deutschland
- Zusammenarbeit von Publikumsverlagen mit literarischen Agenturen in der Autorenakquise
- Rolle der Agenturen in der Autorenbetreuung
- Relevanz und Einfluss von Agenturen auf die Verlagsarbeit
- Veränderung des Verhältnisses zwischen Autor, Agent und Lektor
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 beleuchtet die Entstehung und Etablierung von Literaturagenturen in Deutschland, von den ersten Agenturen im 19. Jahrhundert über die Auswirkungen der Exilzeit bis hin zum Gründungsboom um die Jahrtausendwende. Es analysiert die historischen Entwicklungen, die zur Bedeutung der Agenturen führten, und definiert ihre Rolle im heutigen Literaturbetrieb.
Kapitel 3 widmet sich der Zusammenarbeit von Verlagen mit Agenturen in der Autorenakquise und -betreuung. Es untersucht die verschiedenen Wege der Akquise, darunter die Zusammenarbeit mit Agenturen, die Akquise über Verlage, Kaltakquise und unverlangt eingesandte Manuskripte. Zudem beleuchtet es die Rolle der Agenturen im Vertragsabschluss und die Auswirkungen ihrer Tätigkeit auf die Aufgaben des Lektors.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen dieser Arbeit sind die literarischen Agenturen, ihre Relevanz für Publikumsverlage, die Autorenakquise, die Autorenbetreuung, die Zusammenarbeit von Agenturen und Verlagen, sowie die Veränderung des Literaturbetriebs durch den Einfluss von Agenturen.
- Quote paper
- Jana Laura Kiener (Author), 2022, Autorenakquise und -betreuung. Zur Relevanz literarischer Agenturen für Verlage, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1296524