Die vorliegende Arbeit hat sich zum Ziel gesetzt, die freikirchliche Sozialisation näher zu untersuchen. Dazu wurden zehn leitfadengestützte Interviews durchgeführt und anschließend mit der Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. Im Zentrum der Befragung standen die vier Aspekte: Wertvorstellungen, persönlicher Glaube und Bewältigungsstrategien und das Verhältnis zwischen Glauben und der Sozialen Arbeit.
Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass die Werte Freude, Freiheit und Harmonie die wichtigsten Werte für freikirchlich-aufgewachsene Individuen sind. Außerdem sind die Werte Familie und Stabilität äußerst wichtig. Die Werte fallen alle durch eine hohe Beziehungsorientierung auf.
Bezüglich der Glaubensentwicklung konnte beobachtet werden, dass der Glaube in der Kindheitszeit stark von den Eltern abhängig ist. Stattdessen konnte die Jugendzeit als Phase des Hinterfragens und des Suchens identifiziert werden, die des Öfteren auch mit einer Distanzierung zum Glauben einhergeht. Im jungen Erwachsenenalter kommt es erneut zu einer Hinwendung zum Glauben und einer Intensivierung der Entscheidung.
Die Bewältigungsstrategien haben gezeigt, dass die Befragten drei Elemente zur Bewältigung verwenden: Ruhe, Gebet und Austausch mit anderen. Insbesondere durch das Gebet und das Hören auf Gott werden neue Lösungsmöglichkeiten herausgearbeitet.
Das Verhältnis zwischen der Sozialen Arbeit und Glaube wurde differenziert betrachtet. Während das Grundmotiv des Helfens in beiden Bereichen vorhanden ist, unterscheiden sie sich dennoch in ihrer konkreten Ausführung. Trotzdem wurden positive Beispiele von Kooperationen im Ausland erwähnt.
Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass die Freikirche und Soziale Arbeit über viele Berührungspunkte verfügen und ihre Schwachstellen durch eine Kooperation kompensieren könnten. Trotzdem ist eine Form der Kooperation nur auf Grundlage verschiedener Regeln möglich und minimiert somit Gefahren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sozialisation
- Definition: Sozialisation: Zwischen Individuation und Vergesellschaftung
- Modell der produktiven Realitätsverarbeitung nach Hurrelmann
- Weitere Sozialisationstheorien
- Psychologische Sozialisationstheorien
- Psychoanalytischer Ansatz nach Freud
- Behavioristische Lerntheorien nach Pawlow und Bandura
- Strukturgenetische Theorieansätze nach Piaget und Erikson
- Soziologische Sozialisationstheorien
- Funktionalistische Systemtheorie nach Parsons
- Milieutheorie
- Mediensozialisation
- Die vier Sozialisationsphasen
- Zentrale Sozialisationsinstanzen
- Familie als Sozialisationsinstanz
- Peergroup als Sozialisationsinstanz
- Schule als Sozialisationsinstanz
- Hochschule als Sozialisationsinstanz
- Arbeitsplatz als Sozialisationsinstanz
- Weitere Sozialisationsagenturen
- Christlicher Glaube
- Definition: Glaube, Religion und Spiritualität
- Empirische Studien zum christlich-jugendlichen Glauben
- Studie: Jugend – Glaube - Religion nach Schweitzer et al.
- Shell Jugendstudie: 2019 (18.) und 2002 (14.)
- Sinus Jugendstudien: 2020 und 2016
- Gottes- und Weltbild von Jugendlichen nach Ziebertz und Riegel
- Typologien jugendlicher Religiosität nach Ziebertz
- Typologien von religiösen Organisationsformen nach Streib und Gennerich
- Die Freikirche
- Definition: Freikirchen in Deutschland
- Entstehungsgeschichte und Verhältnis zu Volkskirchen
- Zentrale Wirkungen und Gefahren der Pfingstbewegung
- Die Freikirche als Sozialisationsagentur
- Die Freikirche als Ort von Peer-Gruppen
- Die Freikirche als Ort des Empowerments
- Persönlicher Glaube als Resilienzfaktor
- Resilienzfördernde Wirkungen des Glaubens
- Rituale und Symbole als Form der Bewältigung
- Wertvorstellungen
- Christlicher Glaube und Soziale Arbeit
- Ein historischer Rückblick: Christlicher Glaube und Soziale Arbeit
- Soziale Arbeit und Glaube im Mittelalter: Armenpflege
- Veränderungen unter der Reformation: Pietismus
- Konservatismus und christliche Erneuerung: Johann Hinrich Wichern
- Ein Blick auf den aktuellen Stand: Glaube und Soziale Arbeit
- Veränderungen der Wohlfahrtslandschaft
- Christliche Soziale Arbeit und Professionalität
- Bedingungen für eine Zusammenarbeit
- Analyse von Wertvorstellungen, persönlichen Glauben und Bewältigungsstrategien von christlich-aufgewachsenen Individuen
- Theoretische Fundierung: Qualitative Sozialforschung
- Gütekriterien qualitativer Forschung
- Leitfadengestützte Interviews
- Vor- und Nachteile des Forschungssettings
- Auswahl der Interviewpartner und Auswahlkriterien
- Art und Weise des Interviews
- Durchführung der Interviews
- Auswertungsmethode
- Forschungsergebnisse
- Werte
- Werte von Christen im Vergleich zu Werten von Nicht-Christen
- Vergleich zu Shell-Jugendstudie
- Persönlicher Glaube
- Glaubensdefinition
- Glaubensentwicklung
- Glaubensvorbilder
- Glaube und Gemeinde
- Glaubenspraktiken im Alltag
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Sozialisation in freikirchlichen Gemeinschaften und untersucht die Werte, Bewältigungsstrategien und den persönlichen Glauben von Individuen, die in einem christlichen Umfeld aufgewachsen sind. Ziel ist es, die spezifischen Auswirkungen der freikirchlichen Sozialisation auf die Persönlichkeitsentwicklung und die Lebensgestaltung der Betroffenen zu beleuchten.
- Einfluss der freikirchlichen Sozialisation auf Werte und Normen
- Entwicklung des persönlichen Glaubens im Laufe des Lebens
- Bewältigungsstrategien im Kontext freikirchlicher Erfahrungen
- Verhältnis zwischen christlichem Glauben und Sozialer Arbeit
- Potenzial für eine Zusammenarbeit zwischen freikirchlichen Gemeinschaften und der Sozialen Arbeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema der Sozialisation und beleuchtet verschiedene theoretische Modelle und Ansätze. Anschließend werden die zentralen Sozialisationsinstanzen wie Familie, Peergroup, Schule, Hochschule und Arbeitsplatz sowie weitere Sozialisationsagenturen vorgestellt. Das dritte Kapitel widmet sich dem christlichen Glauben und analysiert empirische Studien, die die Entwicklung des Glaubens bei Jugendlichen untersuchen. Im vierten Kapitel wird die Freikirche als spezifische Sozialisationsagentur genauer betrachtet, wobei der Fokus auf ihrer Entstehung, ihren Wirkungen und Gefahren sowie ihren Einfluss auf Peer-Gruppen und Empowerment liegt. Das fünfte Kapitel untersucht den persönlichen Glauben als Resilienzfaktor und beleuchtet die Bedeutung von Ritualen und Symbolen als Bewältigungsmechanismen. Anschließend werden die Wertevorstellungen von christlich-aufgewachsenen Individuen analysiert. Das siebte Kapitel befasst sich mit dem Verhältnis zwischen christlichem Glauben und Sozialer Arbeit, wobei ein historischer Rückblick auf die Entwicklung der christlichen Sozialarbeit und die aktuellen Herausforderungen der Zusammenarbeit gegeben wird. Im achten Kapitel wird die qualitative Forschungsmethodik der Arbeit erläutert, die auf leitfadengestützten Interviews basiert. Die Ergebnisse der Untersuchung werden im neunten Kapitel präsentiert, wobei die Werte, der persönliche Glaube und die Bewältigungsstrategien der befragten Personen im Detail analysiert werden.
Schlüsselwörter
Freikirche, Sozialisation, christlicher Glaube, Werte, Bewältigungsstrategien, Resilienz, Soziale Arbeit, Kooperation, qualitative Forschung, Leitfadengestützte Interviews, Inhaltsanalyse
- Arbeit zitieren
- Sora (Hans) Pazer (Autor:in), 2022, Freikirchliche Sozialisation. Eine Analyse von Werten, Bewältigungsstrategien und persönlicher Glaube von christlich-aufgewachsenen Individuen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1296768