Woher stammt das Bild von Drogenkonsumierenden als soziales Problem und welche politische Funktion kommt der daraus folgenden Stigmatisierung zu? Welche Rolle nehmen die Institutionen der Drogenhilfe in der Sozialen Arbeit dabei selbst ein und wie kann sie dieser Entwicklung nicht nur entgegentreten, sondern die Situation konsumwilliger Menschen verbessern?
Ziel dieser Arbeit ist es, zu skizzieren, inwieweit die bestehende prohibitive Drogenpolitik der Bundesrepublik Deutschland Stigmatisierungsprozesse mitbefördert und welche Rolle die Soziale Arbeit hierbei einnimmt oder einnehmen könnte, wenn sie sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten positioniert. Hierzu soll im ersten Teil zunächst der Begriff der Droge und des Drogenkonsums in all seinen Formen als soziales Konstrukt verstanden und einzelne Entstehungsmodelle, Substanzklassen und Gebrauchsformen vorgestellt werden. Es ist mir wichtig, die Komplexität und Ausprägungsvielfalt dieses in der öffentlichen Debatte oftmals stark vereinfacht und verkürzt dargestellten Phänomens zu verdeutlichen. Betont werden soll dabei insbesondere die starke Diskrepanz zwischen Vorurteil und Realität sowie die Tatsache, dass es nicht die Droge und nicht den*die Drogenkonsumenten*in gibt, sondern wir es mit einem heterogenen Sachverhalt zu tun haben. Danach soll sich mit der Frage der Stigmatisierungsprozesse auseinandergesetzt werden, wobei Goffmans Werke zu diesem Themenkomplex das Fundament darstellen sollen. Um verstehen zu können, wo die Sicht auf Drogenkonsum und die Konsumierenden selbst als zu bekämpfendes „Problem“ sowie Sucht als Stigma ihren Ursprung haben, ist es deswegen auch äußerst wichtig, einen Blick auf die Geschichte zu werfen. Mittels der Kampagnen gegen den Gebrauch von Opium, Cannabis und LSD in den USA des 20. Jahrhunderts soll aufgezeigt werden, wie Drogenverbote und die Marginalisierung von Minderheiten Hand in Hand miteinander gehen und die Konstruktion von Drogenkonsum als soziales Problem sich dazu eignet, Kontrolle und Herrschaft demonstrieren und die eigene Machtposition stabilisieren zu können. Der erste Teil der Arbeit schließt mit einem Zwischenfazit über die Beziehung von Stigmatisierung, Stereotypen und repressiver Drogenpolitik ab. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsstand und Literaturbericht
- Drogen-Drogenkonsum – Stigma
- Drogen- oder: Ein Spagat zwischen „Genussmittel“ und „Rauschgift“
- Drogenkonsum
- Verschiedene Applikationsformen für verschiedene Substanzen
- Die Erklärung von Drogenkonsum nach dem Defizit-Paradigma
- Drogenkonsum im Kontinuum zwischen Abstinenz und Missbrauch – Motivationen und Kontexte
- Die „Erfindung“ der Sucht und der „Pharmakologische Calvinismus“
- Stigmatisierung von Personen, die Drogen konsumieren nach Erving Goffman
- Repressive Drogenpolitik als Herrschaftsinstrument
- Die Anti-Opium-Bewegung der USA als Exklusionsstrategie
- „Assassin of Youth“ - die Anti-Cannabis-Kampagne der 1930er Jahre
- Der nützliche Feind - Flower-Power, Studierendenrevolte und der „War on Drugs“ unter Nixon
- Zwischenfazit
- Drogenpolitik in Deutschland – Entwicklungen und rechtliche Grundlagen
- Die Entstehung des Reichsopiumgesetzes zur Zeit der Weimarer Republik
- Der Umgang mit Süchtigen im Nationalsozialismus
- Die Entstehung des heutigen Betäubungsmittelgesetzes im Zeichen der Studierendenrevolte in der BRD
- Die heutige drogenpolitische Praxis in der Bundesrepublik Deutschland
- Die vier Säulen der Drogenpolitik
- Der Doppelstandard im Umgang zwischen Alkohol und illegalisierten Drogen in der staatlichen Präventionspraxis
- Gesundheitliche und soziale Konsequenzen der repressiven Drogenpolitik
- Die Rolle der Sozialen Arbeit vor dem Hintergrund von Repression und Stigmatisierung – Konsequenzen und Möglichkeiten
- Drogenarbeit zwischen Akzeptanzorientierung und Augenwischerei
- Wird Suchthilfe eigentlich ihrem Namen gerecht?
- Stigmatisierungseffekte an Drogenkonsumierenden im Rahmen Sozialer Arbeit
- Fachliche und politische Möglichkeiten der Sozialen Arbeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit der Stigmatisierung von Personen, die Drogen konsumieren, und untersucht deren ordnungspolitische Funktion im Rahmen repressiver Drogenpolitik. Sie analysiert die Rolle und Möglichkeiten der Sozialen Arbeit in diesem Kontext. Die Arbeit zielt darauf ab, die Auswirkungen repressiver Drogenpolitik auf Individuen und Gesellschaft zu beleuchten und die Bedeutung einer humanen und effektiven Drogenhilfe zu betonen.- Stigmatisierung von Drogenkonsumierenden als ordnungspolitisches Instrument
- Repressive Drogenpolitik als historischer und aktueller Kontext
- Die Rolle der Sozialen Arbeit in der Drogenhilfe
- Möglichkeiten und Herausforderungen für die Soziale Arbeit im Umgang mit Stigmatisierung und Repression
- Die Notwendigkeit einer Veränderung der Drogenpolitik
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Thematik der Stigmatisierung von Drogenkonsumierenden im Rahmen repressiver Drogenpolitik vor und skizziert die Zielsetzung der Arbeit.
- Das zweite Kapitel beleuchtet die Entstehung des Stigmas von Drogenkonsum und erklärt verschiedene Aspekte des Drogenkonsums.
- Kapitel 3 analysiert repressive Drogenpolitik als Herrschaftsinstrument, indem es historische Beispiele wie die Anti-Opium-Bewegung und den „War on Drugs“ untersucht.
- Das vierte Kapitel beleuchtet die Entwicklung und die rechtlichen Grundlagen der Drogenpolitik in Deutschland.
- In Kapitel 5 wird die aktuelle drogenpolitische Praxis in der Bundesrepublik Deutschland beleuchtet.
- Kapitel 6 analysiert die gesundheitlichen und sozialen Konsequenzen der repressiven Drogenpolitik.
- Das siebte Kapitel beschäftigt sich mit der Rolle der Sozialen Arbeit im Kontext von Repression und Stigmatisierung, wobei Chancen und Herausforderungen der Sozialen Arbeit beleuchtet werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beleuchtet die Stigmatisierung von Drogenkonsumierenden, repressive Drogenpolitik, die Rolle der Sozialen Arbeit, historische Entwicklungen der Drogenpolitik, Deutschland, Soziale Arbeit, Stigma, Abhängigkeit, Drogenkonsum, Sucht, „War on Drugs“, Repression, Prävention, Integration, Inklusion.- Arbeit zitieren
- Samuel Dick (Autor:in), 2021, Die ordnungspolitische Funktion der Stigmatisierung von Drogenkonsumierenden im Rahmen repressiver Drogenpolitik und die Rolle und Möglichkeiten der Sozialen Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1299269