Die Werke von Thomas Hobbes und John Locke sind untrennbar mit den historischen
Begebenheiten ihrer Zeit verbunden, ja durch diese erst inspiriert worden, ihre Schriften
jedoch liefern bis heute viele Anknüpfungspunkte für die heutigen Theoretiker und waren
für die Entstehung der modernen Gesellschaft grundlegend. Aus diesem Grund möchte ich
mich im Folgenden mit ihren Menschenbildern und der sich daraus ergebenden
Entstehungsweise von Staatsgebilden beschäftigen. Nach einem kurzen Abriss der
gesellschaftlichen Gegebenheiten ihrer Zeit, möchte ich, in vergleichender Form, näher auf
den Naturzustand im Sinne der beiden Theorien von Hobbes und Locke eingehen.
Beide lebten im England des 17. Jahrhunderts. Dieses Jahrhundert war durch zwei große
Ereignisse geprägt, zum Einen der puritanischen Revolution welche sich in einem von 1642
bis 1649 dauernden Bürgerkrieg manifestierte und an deren Ende Oliver Cromwell eine
Republik errichtete und zum Anderen die „Glorious Revolution“ 1688/1689, die England
ohne Blutvergießen endlich die ersehnte Stabilität brachte, und die mit dem Sieg des Adels
endete. Dieser schuf schließlich eine, in Europa zu diesem Zeitpunkt, einmalige
Regierungsform, die der konstitutionellen Monarchie (vgl. Förster 1969). Dies war insofern
wichtig für die Entwicklung Europas, dass die reformorientierten Kräfte auf dem gesamten
Kontinent dadurch einen enormen Aufschwung erfuhren, was sich letztendlich ein
Jahrhundert später in der französischen Revolution niederschlug. Dieses Jahrhundert war
geprägt durch große politische Spannungen, gut verständlich also, dass das Denken der
damaligen Theoretiker sehr stark um die Beschaffenheit eines Staates und dessen
Verbesserung kreiste.
Thomas Hobbes betrachtete die Tendenzen seiner Zeit sehr aufmerksam. Er war wegen der
drohenden Eskalation eines Bürgerkrieges Mitte des 17. Jahrhunderts sehr besorgt. Mit
seinen staatsphilosophischen Schriften versuchte er vor dessen Gefahr warnen und diese so
idealsten falls zu vermeiden (vgl. Förster 1969). Besonders hervorstechend bei diesem
Vorhaben war sein, nach dem Bürgerkrieg in England 1651 erstmals erschienenes, Werk
„Leviathan“.
Die Grundlage von Hobbes Staatslehren war sein christlich geprägtes Menschenbild. Das
Leben der Menschen, so Hobbes, sei vor allem durch ein stetes Streben bestimmt, das
Streben nach Erfüllung ihrer Ziele, ihrer Begierden, welche „hauptsächlich in ihrer
Selbsterhaltung und zuweilen nur in ihrem Vergnügen besteh[en]“ (Hobbes 1996: 103).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Naturzustand bei Thomas Hobbes
- Der Naturzustand bei John Locke
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay befasst sich mit dem Vergleich des Naturzustands bei Thomas Hobbes und John Locke. Ziel ist es, die unterschiedlichen Menschenbilder und die daraus resultierenden Staatskonzepte der beiden Denker zu analysieren und zu vergleichen.
- Das Menschenbild bei Hobbes und Locke
- Der Naturzustand als Ausgangspunkt der Staatsbildung
- Die Rolle der Vernunft und der Naturgesetze
- Die Entstehung von Staat und Gesellschaft
- Die Bedeutung des Souveräns und die Rechtfertigung von Gewalt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die beiden Denker Thomas Hobbes und John Locke vor und erläutert die historische und gesellschaftliche Bedeutung ihrer Werke.
Im zweiten Kapitel wird der Naturzustand bei Thomas Hobbes analysiert. Hobbes' Menschenbild wird vorgestellt, das von einem egoistischen Streben nach Selbsterhaltung geprägt ist. Der Naturzustand wird als ein Zustand des Krieges aller gegen alle beschrieben, in dem es keine Moral und keine Gerechtigkeit gibt. Hobbes argumentiert, dass der Mensch durch die Vernunft zu Naturgesetzen gelangt, die den Frieden sichern sollen. Die Bildung des Staates wird als der einzige Ausweg aus dem Naturzustand betrachtet, wobei der Souverän die absolute Macht innehat.
Das dritte Kapitel widmet sich dem Naturzustand bei John Locke. Locke sieht den Menschen im Naturzustand als frei und gleich, jedoch nicht als egoistisch. Er argumentiert, dass der Mensch von Natur aus über Vernunft und ein Gewissen verfügt, die ihn in die Lage versetzen, Recht und Unrecht zu unterscheiden. Der Naturzustand bei Locke ist ein Zustand der Freiheit und Gleichheit, der jedoch durch Naturgesetze geregelt wird. Locke betont die Bedeutung von Eigentum und die Notwendigkeit einer Regierung, die die Rechte der Bürger schützt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Naturzustand, Thomas Hobbes, John Locke, Menschenbild, Staatsbildung, Vernunft, Naturgesetze, Freiheit, Gleichheit, Krieg aller gegen alle, Souverän, Eigentum, Recht und Unrecht.
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- Reem Kadhum (Autor:in), 2009, Der Naturzustand bei Thomas Hobbes und John Locke ‐ ein Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/129997