Diabetes mellitus. Symptome, Diagnostik und Therapie


Hausarbeit, 2022

16 Seiten

Senait Mesghenna (Autor:in)


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Situationsbeschreibung

2. Situationsanalyse
2.1. Pflegeanlass
2.2. Erleben und Verarbeiten
2.3. Interaktionsstrukturen
2.4. Institutionelle Bedingungen

3. Diabetes mellitus
3.1. Definition
3.2. Ursachen und die Rolle der Pankreas
3.3. Verschiedene Formen der Zuckerkrankheit
3.3.1. Typ-1-Diabetes
3.3.2. Weitere Erscheinungsformen
3.4. Symptome
3.5. Komplikationen
3.5.1. Hypoglykämie
3.5.2. Hyperglykämie
3.6. Folgeerkrankungen
3.7. Diagnostik
3.8. Therapie

4. Rückbezug zur Situation

Literaturverzeichnis

1. Situationsbeschreibung

L. wurde am 15.08.2018 geboren und ist jetzt vier Jahre alt. Sie lebt zusammen mit ihren Eltern und ihrem acht Monate alten Bruder in einer Wohnung im zweiten Stock eines Mehrfamilienhauses. Ls Vater ist beschäftigt als Informationstechniker und ihre Mutter trägt als Lehrerin an einer Sonderschule zum Lebensunterhalt bei. Seit der Geburt von Ls kleinem Bruder befindet sie sich in Elternzeit. L. hat außerdem ein sehr enges Verhältnis zu ihren Großeltern.

In Begleitung ihres Vaters kam sie kürzlich mit der Einweisung des Kinderarztes bei einer Erstmanifestation mit Diabetes in die Kinderklinik. Seit einigen Wochen trinke sie vermehrt und sei insgesamt etwas schlapper, äußerte ihr Vater. Sie würde auch vermehrt auf die Toilette gehen und leidet unter einer Harninkontinenz. Daher trägt L. wieder eine Windel. Bei der Aufnahme hat sie weder Infektzeichen, noch Schmerzen und auch die Vorsorgeuntersuchungen sind bisher unauffällig.

Die Untersuchungen der letzten Wochen im Krankenhaus zeigen, dass die Vierjährige 14,9 kg schwer ist und eine leicht erhöhte Körpertemperatur von 37,7 °C hat. Sie hat einen durchschnittlichen Blutdruck von 90/50 mmHg, einen Puls von 110 und eine normal hohe Sauerstoffsättigung von 99%. Die Patientin ist chronisch vorerkrankt mit Albinismus und einer hinzukommenden Schwachsichtigkeit. L. hat keine Allergien und keine besonderen Impfungen. Ihr HbA1c-Wert liegt bei 9,7%. Es sollte außerdem nicht unerwähnt bleiben, dass die Mutter der Patientin zum Zeitpunkt ihrer Schwangerschaft mit L. mit Gestationsdiabetes diagnostiziert wurde.

L. bekommt Insulin über die Insulinpumpe verabreicht und muss jeder Mahlzeit zusätzlich Insulin zuführen, wobei die Dosis gut auf die enthaltenen Kohlenhydrate abgestimmt sein sollte. L. bekommt täglich eine Basaldosis von 14 IE (Insulineinheiten).

Während ihres Aufenthalts in der Kinderklinik ist L. sichtlich aktiver und wacher.

Während ihr die zahlreichen Blutzuckermessungen zu Beginn ihrer Einlieferung noch schwer gefallen sind, zeigt sich L. im weiteren Verlauf eher kooperativ. Insgesamt zeigt sich, dass die Patientin sehr freundlich ist und selbstbewusst erzogen wurde. Ihre Eltern geben ihr genügend Freiraum, um eigene Entscheidungen zu treffen.

Vor ihrem Krankenhausaufenthalt hat L. den Kindergarten besucht. Dort hat sie viele Freunde, die sie zunehmend mehr vermisst. Neben der Zeit im Kindergarten vermisst L. vor allem ihren kleinen Bruder. Aufgrund der aktuellen Situation mit dem Coronavirus ist es einem Säugling, und demnach ihrem Bruder, nicht gestattet, sie im Krankenhaus zu besuchen. Sie spielt gerne mit Puppen und hat Freude dabei, ihren Liebsten bunte Bilder zu malen. Besonders gerne hat sie es, wenn ihre Großeltern alle paar Tage zu Besuch kommen und mit ihr spielen.

2. Situationsanalyse

Im Folgenden werden die konstitutiven Merkmale in Bezug auf die in Kapitel 1 beschriebene Pflegesituation aufgeführt und analysiert.

2.1. Pflegeanlass

Der objektive Pflegeanlass der Patientin ergibt sich aus der Diagnose von Diabetes mellitus Typ 1 und den daraus resultierenden Konsequenzen für L. leidet außerdem an weiteren chronischen Erkrankungen, dem Albinismus, der eine schwache Sehstärke von 40 % mit sich zieht. Der Pflegeanlass bildet sich hier aber in erster Linie aufgrund des Diabetes. Im Mittelpunkt des Pflegebedarfs stehen hier vor allem die tägliche Blutzuckerkontrolle und die Insulininjektion, die Umstellung der Ernährungsgewohnheiten und die regelmäßigen Kontrollbesuche von Fachärzten. Aufgrund ihres jungen Alters ist die Patientin nicht in der Lage ihr Harninkontinenzmaterial, ihre Windeln, eigenständig zu wechseln und ist insgesamt zur eigenständigen Körperpflege unfähig. L. benötigt Unterstützung bei der Umstrukturierung ihres Tagesablaufes und im allgemeinen Umgang mit ihrer Erkrankung. Der Pflegende nimmt dabei eine zentrale Rolle ein, da die Patientin und ihre Angehörigen bis dato sehr wenig über das Krankheitsbild wissen und im Sinne der ganzheitlichen Pflege Beratung und Unterstützung der Pflegenden benötigen, zum Beispiel durch das Vermitteln von Fachwissen. Die post-diagnostische Phase kann enorm belastend für Kinder sein, die plötzlich aus ihrem gewohnten Alltag herausgerissen werden, wodurch außerdem ein hoher psychosozialer Pflegebedarf besteht.

2.2. Erleben und Verarbeiten

Auf der Ebene des subjektiven Krankheitserlebens und -verarbeitens von L. stehen vor allem die psychosozialen Aspekte im Vordergrund. Insbesondere das Verarbeiten der Diagnose einer chronischen, unheilbaren Krankheit und das allgegenwärtige Krankheitsbewusstsein, zum Beispiel in Form von nicht erlaubten Lebensmitteln, sind hier zu benennen. Sowohl L. als auch ihr soziales Umfeld müssen sich auf entsprechende Anpassungsherausforderungen bereit machen, denn das Leben mit Diabetes wird viele Umstellungen mit sich ziehen.

L. ist mit ihren vier Jahren noch zu jung, um zu verstehen, was genau mit ihr passiert. Sie vermisst ihren Kindergarten und wäre am liebsten wieder zu Hause oder beim Spielen mit ihren Freunden. Das Pflegeteam muss sich an erster Stelle bewusst machen, was die Diagnose einer chronischen Krankheit für die Patientin und ihre Familie bedeutet. Von großer Wichtigkeit ist es, L. Verständnis zu zeigen, ihr Zeit zu geben, Geduld zu beweisen und sie möglichst gut zu motivieren und zu informieren. Bis sie allerdings selbst in der Lage ist, die Diagnose zu verstehen, sollte das Pflegeteam ihre Eltern ausreichend über das Krankheitsbild und gute Behandlungsmöglichkeiten informieren und immer beratend zur Seite stehen. Obwohl die Diagnose Diabetes nicht zwangsläufig eine Abhängigkeit von professionell Pflegenden bedeutet, ist die Patientin in diesem Fall altersbedingt nicht in der Lage, sich selbst zu behandeln. In den ersten Tagen hat sie bei der Blutzuckermessung geweint und hat nur ihrem Vater erlaubt, sich ihr zu nähern. Nach und nach hat sie dem Pflegeteam mehr Vertrauen geschenkt. Bis sie sich nach unzähligen Messungen schließlich auch selbst herangetraut hat. Es ist bereits eine Entwicklung zu beobachten und im Verlauf der nächsten Jahre wird L. lernen, für sich selbst zu sorgen.

2.3. Interaktionsstrukturen

Hinsichtlich der Interaktionsstrukturen lässt sich zunächst sagen, dass L. und ihr soziales Umfeld seit der Diagnose mit vielen unterschiedlichen Pflegefachpersonen zusammenarbeiten, von den Diabetologen der Station und Pflegefachpersonen im Krankenhaus, über Ernährungs- und Diabetesberater und Sozialarbeiter und Pädagogen, die darauf spezialisiert sind, die Krankheit in Erziehung und sozialem Netzwerk einzubauen. L. hat das große Glück, unterstützende Eltern und Großeltern an ihrer Seite zu haben. Die Eltern von L. besuchen die Elternschulung eines Diabetesberaters, um ihr fortlaufendes Leben zu planen und Fragen, wie die einer Begleitperson im Kindergarten, zu diskutieren. Darüber hinaus muss L. regelmäßig einem Physiotherapeuten Besuch abstatten, da sie Insulin bekommt und im Alltag mit einem hohen Blutzuckerwert klarkommen muss. Hier ist interdisziplinäre Zusammenarbeit gefragt. Wie belastbar die Patientin im Punkt Bewegung ist, ist abhängig von ihrem Blutzuckerwert. Die Aufgabe des Physiotherapeuten ist es hier, L. und ihren Eltern die Grenzen und Freiheiten ihres Handelns zu zeigen. Mit Blick auf die tägliche Insulinapplikation und die Blutglukosekontrolle bietet sich die Möglichkeit an, die Eltern der Patienten und die Patientin anzuleiten und schrittweise an die selbstständige Umsetzung der Injektion heranzuführen, sodass sie diese langfristig selber übernehmen können. Für die Zeit in der KiTa könnte man hierfür eine Begleitperson in Erwägung ziehen.

2.4. Institutionelle Bedingungen

Die Aufgaben der Institution, dem Krankenhaus liegen darin, den kranken, leidenden und Hilfe suchenden Menschen Diagnostik, Therapie und Pflege zum Zwecke der medizinischen Rehabilitation anzubieten. Bei unheilbarer und chronischer Erkrankung, im Fall von L., ist eine angemessene palliative Begleitung gefragt. Bei einem geplanten Krankenhausaufenthalt sollten Patienten mit Diabetes, wenn möglich, eine Klinik auswählen, die eine diabetologische Mitbetreuung sicherstellen kann.

Die pflegerische Versorgung muss den Bedürfnissen der Patientin entsprechen und auf das Krankheitsbild abgestimmt sein, wobei ärztliche Schweigepflicht und Datenschutz stets zu beachten sind. Den Patienten, den Ärzten und dem Pflegeteam sollte die Klinik genügend Schutz bieten, beispielsweise durch das Einhalten eines Hygienekonzepts.

Bis die Betroffenen den Umgang mit Diabetes mellitus im Alltag lernen, sollten sie unter ständiger Beobachtung stehen, damit sich die Stoffwechseleinstellung während des Krankenhausaufenthaltes nicht verschlechtert. Die Blutzuckerwerte sollten immer im Blick bleiben. Die richtige Dosierung von blutzuckersenkenden Medikamenten, besonders auch von Insulin, muss gut überwacht werden, bis das Ziel der Selbstpflege und der eigenständigen Behandlung erreicht ist.

3. Diabetes mellitus

3.1. Definition

Der Diabetes mellitus, auch „Zuckerkrankheit“ genannt, ist eine chronische Stoffwechselerkrankung, die durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel gekennzeichnet ist. Die Ursache der weit verbreiteten Zuckerkrankheit ist eine Beeinträchtigung der Fähigkeit des Körpers, Insulin zu produzieren oder darauf zu reagieren und dadurch einen angemessenen Zuckergehalt (Glukose) im Blut aufrechtzuerhalten.1 2

3.2. Ursachen und die Rolle der Pankreas

Insulin ist ein körpereigenes Hormon, das von den Beta-Zellen ausgeschüttet wird, die sich in den Langerhansschen Inseln der Bauchspeicheldrüse, auch Pankreas genannt, befinden.

Zucker nutzen können (siehe Abbildung2 links).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Körper, insbesondere das Gehirn, ist auf Energie angewiesen, die in erster Linie aus Glukose gewonnen wird. Insulin ist das einzige Hormon unseres Körpers, das den Blutzucker senken kann. Die Aufgabe des Insulins im Körper besteht darin, die Zellen zur Aufnahme von Glukose anzuregen, damit sie diesen energieliefernden

Wenn die Bauch­speicheldrüse jedoch nicht mehr genügend Insulin produziert (siehe Abbildung rechts, absoluter Insulinmangel) oder wenn die Zellen nicht mehr richtig auf das Insulin reagieren (relativer Insulinmangel), dann gelangt die Glukose nicht mehr vom Blut in die Zellen. Dessen Folge ist eine erhöhte Zuckerkonzentration im Blut und im Gewebe.

3.3. Verschiedene Formen der Zuckerkrankheit

Es gibt verschiedene Formen von Diabetes mellitus, die durch ihre Ätiologie und Symptomatik unterschieden werden und somit verschiedene Behandlungen erfordern. Diese Arbeit fokussiert sich auf den Typ-1-Diabetes.

3.3.1. Typ-1-Diabetes

Der Typ-1-Diabetes macht etwa 5 bis 10 Prozent der Diabetesfälle aus. Bei dieser Form der Zuckerkrankheit wird Insulin nicht mehr in ausreichendem Maße produziert, wodurch ein absoluter Insulinmangel besteht. Daher heißt diese Form der Erkrankungen im englischen Sprachraum auch „insulinpflichtiger Diabetes“. Die insulinproduzierenden Beta-Zellen der Pankreas wurden im Verlauf der Krankheit durch die körpereigene Abwehr und Autoimmunprozesse zerstört, da der Körper Antikörper gegen Inselzellen der Bauchspeicheldrüse bildet. Der Typ-1-Diabetes hat nichts mit der Lebensführung oder dem Gewicht des Betroffenen zu tun. Diese Form hat primär genetische Ursachen oder wird ausgelöst durch Umwelteinflüsse und Reaktionen auf bestimmte Virusinfektionen im frühen Kindesalter. Dementsprechend treten die meisten Fälle von Typ-1-Diabetes im Kindes- und Jugendalter auf. Der Altersgipfel der Manifestation liegt bei 16 bis 25 Jahren.

3.3.2. Weitere Erscheinungsformen

Neben dem Typ-1-Diabetes gibt es außerdem noch den Typ-2-Diabetes und weitere, sehr seltene Erkrankungen und Sonderformen von Diabetes, für welche die Deutsche Diabetes Gesellschaft eine eigene Gruppe gegründet hat: den Typ-3- Diabetes.

Des Weiteren spricht man von einer weiteren Erscheinungsform unter dem Namen, Gestationsdiabetes, auch Schwangerschaftsdiabetes genannt. Der Gestationsdiabetes ist ein weiterer Diabetes-Typ, der bei Schwangeren diagnostiziert werden kann und nur temporär auftritt.

3.4.Symptome

Die verschiedenen Formen von Diabetes verlaufen trotz ähnlicher Symptome meist in unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Der Typ-1-Diabetes zeigt recht schnell Symptome und führt unerkannt auch schnell zu Bewusstlosigkeit oder Koma.

Der Diabetes mellitus ist durch seine hohe Blutzuckerkonzentration gekennzeichnet. Erhöhter Zucker im Harn bindet mehr Wasser. Den Zuckerüberschuss versucht der Körper demnach über die Nieren und eine krankhaft erhöhte Urinausscheidung wieder abzubauen, die sogenannte „Nierenschwelle“. Durch dieses Phänomen auftretende Symptome sind daher erhöhter Flüssigkeitsverlust und Flüssigkeitsmangel, wodurch unter anderem die Gefahr einer Exsikkose (Austrocknung) besteht. Hinzu kommt außerdem vermehrter Harndrang, die sogenannte Polyurie, und der Patient empfindet ein übermäßiges Durstgefühl. Der Fachausdruck dafür ist die Polydipsie.

Darüber hinaus nimmt die allgemeine Leistungsfähigkeit ab und der Patient ist deutlich geschwächt durch die mangelnde Aufnahme von Glukose als Energielieferant. Bemerkbar ist diese Schwäche vor allem in Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen, Schwindel, einer verzögerten Wundheilung und einer geschwächten Abwehr und Infektionen in der Folge.

[...]


1

Vgl. Schaum, M.. Ihr Ratgeber Diabetes. https://www.ratgeber-diabetes.com (Stand: 08/2021).

Abgerufen am 07.09.2022

2 Abgezeichnet aus: Hürter, P., Lange, K. & W. von Schütz (2016). Kinder und Jugendliche mit Diabetes:

Medizinischer und psychologischer Ratgeber für Eltern. (4. Aufl.). Berlin: Springer Verlag, S.13.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Diabetes mellitus. Symptome, Diagnostik und Therapie
Autor
Jahr
2022
Seiten
16
Katalognummer
V1301052
ISBN (Buch)
9783346774262
Sprache
Deutsch
Schlagworte
diabetes, symptome, diagnostik, therapie
Arbeit zitieren
Senait Mesghenna (Autor:in), 2022, Diabetes mellitus. Symptome, Diagnostik und Therapie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1301052

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