Der Begriff des Sprechaktes wurde schon immer, auch im Hinblick auf de Saussure
„nahezu als Synonym zu Sprechen, zur parole zur Verwendung (im Gegensatz also
zur Sprache, zur langue, zum System) aufgefasst und damit als sekundär bzw.
peripher angesehen […]“1 Doch ist die Grundeinheit der Kommunikation nicht, wie
allgemein angenommen das Wort oder der Satz oder das symbolische Zeichen,
sondern die Produktion eben jener im Vollzug des Sprechaktes.2 In der
Sprechakttheorie stellt „sich die grundsätzliche Frage […] nach dem, was wir tun,
wenn und indem wir sprechen, und wie wir auf diese Weise auch einen anderen
dazu bringen können, etwas zu tun (das vielleicht mit Sprache gar nichts mehr zu tun
hat).“3 Denn, „[sowohl] Reden als auch konkretes praktisches Tun sind Handlungen
[…]“4. Somit liegt die Begründung, warum Sprechakte untersucht werden darin, dass
„zu jeder sprachlichen Kommunikation sprachliche Akte gehören.“5 Wenn wir also
„davon ausgehen, dass einen Satz sagen bedeutet: eine Äußerung machen, d.h. in
einer Situation und zu einem Gegenüber etwas sagen, dann müssen wir damit
rechnen, dass jede Äußerung dazu bestimmt ist, eine Handlung zu vollziehen, dass
Sprechende mit jeder Äußerung ´´etwas tun´´.“6
Zusammenfassend kann also festgehalten werden „dass Sätze natürlicher Sprachen
nicht immer deskriptiv sind, dass sie nicht immer wahr oder falsch sind, sondern dass
es auch ganz andere Arten von Sätzen gibt- solche, mit denen man Handlungen
vollzieht.“7 Wie man diese Äußerungen nun klassifizieren und unterscheiden kann,
damit beschäftigt sich die Sprechakttheorie.
Inhaltsverzeichnis
1 Sprechakte
2 Sprechakttheorie nach Austin
2.1 Performative Äußerungen
2.2 Von Unglücken und anderen Fällen: Gelingensbedingungen performativer Äußerungen
2.3 Konstative Äußerungen
3 Die Teile des Sprechakts
3.1 Lokution, Illokution, Perlokution – der Sprechakt und seine Teile
3.2 Klassifikation von Sprechakten nach Searle
3.3 Beschreibung der klassifizierten Typen
4 Fazit
5 Literaturverzeichnis
6 Onlinequellen
1 Sprechakte
Der Begriff des Sprechaktes wurde schon immer, auch im Hinblick auf de Saussure „nahezu als Synonym zu Sprechen, zur parole zur Verwendung (im Gegensatz also zur Sprache, zur langue, zum System) aufgefasst und damit als sekundär bzw. peripher angesehen […]“1 Doch ist die Grundeinheit der Kommunikation nicht, wie allgemein angenommen das Wort oder der Satz oder das symbolische Zeichen, sondern die Produktion eben jener im Vollzug des Sprechaktes.2 In der Sprechakttheorie stellt „sich die grundsätzliche Frage […] nach dem, was wir tun, wenn und indem wir sprechen, und wie wir auf diese Weise auch einen anderen dazu bringen können, etwas zu tun (das vielleicht mit Sprache gar nichts mehr zu tun hat).“3 Denn, „[sowohl] Reden als auch konkretes praktisches Tun sind Handlungen […]“4. Somit liegt die Begründung, warum Sprechakte untersucht werden darin, dass „zu jeder sprachlichen Kommunikation sprachliche Akte gehören.“5 Wenn wir also „davon ausgehen, dass einen Satz sagen bedeutet: eine Äußerung machen, d.h. in einer Situation und zu einem Gegenüber etwas sagen, dann müssen wir damit rechnen, dass jede Äußerung dazu bestimmt ist, eine Handlung zu vollziehen, dass Sprechende mit jeder Äußerung ´´etwas tun´´.“6
Zusammenfassend kann also festgehalten werden „dass Sätze natürlicher Sprachen nicht immer deskriptiv sind, dass sie nicht immer wahr oder falsch sind, sondern dass es auch ganz andere Arten von Sätzen gibt- solche, mit denen man Handlungen vollzieht.“7 Wie man diese Äußerungen nun klassifizieren und unterscheiden kann, damit beschäftigt sich die Sprechakttheorie.
2 Sprechakttheorie nach Austin
Entwickelt wurde die Sprechakttheorie 1955 von John Langshaw Austin im Laufe einer Vorlesungsreihe, deren Nachschrift nach seinem Tode unter dem Titel „How to do Things with Words“ veröffentlicht wurde.8
2.1 Performative Äußerungen
In seiner Vorlesung widerspricht Austin der weit verbreiteten Meinung, dass „ das Geschäft von „Feststellungen“ oder „Aussagen“ [einzig und allein sei], einen Sachverhalt zu „beschreiben“ oder „eine Tatsache zu behaupten“, und zwar entweder [als] zutreffend oder unzutreffend.“9 Denn es gibt Aussagen, mit denen man etwas tut. D.h., „dass ich [Austin] mit ihnen nicht beschreibe, was ich tue, oder feststelle, dass ich es tue; den Satz äußern heißt: es tun.“10 Als Beispiele verwendet Austin hier unter anderem „Ich taufe dieses Schiff auf den Namen ``Queen Elizabeth``“11 Indem der Sprecher also diesen Satz äußert, vollzieht er gleichzeitig eine Handlung, in diesem Fall eben eine Schiffstaufe. Die oben genannte Äußerung ist also nicht deskriptiv oder als wahr oder falsch bewertbar, „das Äußern dieses Satzes ist, jedenfalls teilweise, das Vollziehen einer Handlung, die man ihrerseits gewöhnlich nicht als ``etwas sagen`` kennzeichnen würde.“12
Als Bezeichnung für Äußerungen dieser Art, die „allesamt (welch ein Zufall) ganz alltägliche Verben in der ersten Person Singular des Indikativ Präsens Aktiv“13 enthalten, schlägt Austin den Begriff performativ vor. Dies begründet er mit er Übersetzung von ``to perform``, etwas ``vollziehen``, was andeuten soll, „dass jemand, der eine solche ÄuBerung tut, damit eine Handlung vollzieht – man fasst die ÄuBerung gewöhnlich nicht als bloBes Sagen auf.“14
Dabei unterscheidet Austin weiterhin zwischen explizit-performativen ÄuBerungen und implizit-performativen ÄuBerungen.15 Explizit-performativ ist z.B. „Ich rate dir, die Aktien so schnell wie möglich abzustoBen.“16 Wohingegen „Ich an deiner Stelle würde die Aktien so schnell wie möglich abstoBen.“17 als implizit-performativ bezeichnet wird. Hier wird der Konjunktiv verwendet, das Verb steht nicht in der ersten Person Singular des Indikativ Präsens Aktiv. Also drückt dieser Satz lediglich eine Möglichkeit aus und vollzieht somit keine Handlung, kann damit nicht als performative, handlungsvollziehende ÄuBerung bezeichnet werden. Zu beachten ist, dass durch das ÄuBern einer performativen ÄuBerung nicht unbedingt auch die Handlung vollzogen ist, denn „Wetten [besteht nicht einfach darin] die Worte ``ich wette`` und so weiter zu äuBern; jemand könnte genau das tun, und trotzdem brauchten wir nicht der Meinung zu sein, dass er die Wette wirklich zustande gebracht habe.“18
2.2 Von Unglücken und anderen Fällen: Gelingensbedingungen performativer Äußerungen
Es müssen also auch noch eine ganze Reihe von Umständen stimmen, um eine Handlung auch tatsächlich zu vollziehen.
Fälle in denen nicht alle Bedingungen für eine erfolgreiche und geglückte Äußerungshandlung stimmen, nennt Austin „Unglücksfälle“ [infelicities].19 Die Bedingungen, derer es bedarf, die so genannten Gelingensbedingungen [felicity conditions], sind:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
A (i) Es muss ein übliches konventionelles Verfahren mit
einem bestimmten konventionellen Ergebnis geben
(ii) Die betroffenen Umstände und Personen müssen den Festlegungen des Verfahrens entsprechen
B Das Verfahren muss (i) korrekt und (ii) vollständig durchgeführt werden
C Häufig müssen die Personen (i) die für das Verfahren festgelegten Meinungen, Gefühle und Absichten haben und (ii) sich entsprechend verhalten
aus: Levinson, Stephen C.: Pragmatik. Konzepte der Sprach- und Literaturwissenschaft 39, Max Niemeyer Verlag GmbH, Tübingen 2000, S. 250
Es kommt also einerseits darauf an, dass wenn ich z.B. sage „Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau.“, ich auch von meiner Stellung her dazu in der Lage bin, dies zu tun, etwa durch meinen Beruf als Standesbeamter. Habe ich diese Stellung allerdings nicht, so ist diese performative Äußerung „unhappy“20. Sie ist missglückt. Ebenso wäre sie missglückt, wenn der Sprechende „die Formel fehlerhaft“21
[...]
1 Helbig, Gerhard: Entwicklung der Sprachwissenschaft seit 1970. VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1988, S.179
2 Vgl. Searle, John R.: Sprechakte. Ein sprachphilosophischer Essay. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1971, S.30
3 Helbig, Gerhard: Entwicklung der Sprachwissenschaft seit 1970. VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1988, S.180
4 Hindelang, Götz: Einführung in die Sprechakttheorie. Max Niemeyer Verlag GmbH, Tübingen 2004, S.4
5 Searle, John R.: Sprechakte. Ein sprachphilosophischer Essay. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1971, S.30
6 Linke, Angelika; Markus Nussbaumer; Paul R. Portmann (Hrsg.): Studienbuch Linguistik. Reihe Germanistische Linguistik, Kollegbuch 121, Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2004, S.210
7 Linke, Angelika; Markus Nussbaumer; Paul R. Portmann (Hrsg.): Studienbuch Linguistik. Reihe Germanistische Linguistik, Kollegbuch 121, Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2004, S.207
8 Vgl. Linke, Angelika; Markus Nussbaumer; Paul R. Portmann (Hrsg.): Studienbuch Linguistik. Reihe Germanistische Linguistik, Kollegbuch 121, Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2004, S.207
9 Austin, John L.: Zur Theorie der Sprechakte. Reclam Verlag, Stuttgart 2002, S. 25
10 ebd. S.29
11 ebd. S28
12 ebd.
13 ebd.
14 Austin, John L.: Zur Theorie der Sprechakte. Reclam Verlag, Stuttgart 2002, S. 30
15 Hindelang, Götz: Einführung in die Sprechakttheorie. Max Niemeyer Verlag GmbH, Tübingen 2004, S. 22
16 ebd.
17 ebd.
18 Austin, John L.: Zur Theorie der Sprechakte. Reclam Verlag, Stuttgart 2002, S. 36
19 Austin, John L.: Zur Theorie der Sprechakte. Reclam Verlag, Stuttgart 2002, S. 36
20 Austin, John L.: Zur Theorie der Sprechakte. Reclam Verlag, Stuttgart 2002, S. 37
21 ebd., S. 38
- Arbeit zitieren
- Josephin Reichert (Autor:in), 2009, Sprechakttheorie nach John Langshaw Austin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130187
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