„Da in jeder Stadt zwei gegensätzliche Strebungen herrschen, so will das Volk die Herrschaft und die Unterdrückung durch die Großen nicht dulden, während die Großen das Volk zu beherrschen und zu unterdrücken trachten; und aus dem Widerstreit dieser Strebungen entsteht in den Städten entweder Alleinherrschaft oder Freiheit oder Anarchie.“
Was MACHIAVELLI in seinem Hauptwerk „Der Fürst“ so treffend beschreibt, lässt sich an einer Vielzahl von Quellen über innerstädtische Konflikte im Mittelalter nachweisen. Immer wieder geraten die Bewohner von Städten in Interessenskonflikte, die zumeist in blutigen, aber auch in unblutigen Aufständen kulminieren. Dabei ist die Konstellation der Kontrahenten mindestens genauso variabel, wie der Verlauf und die Wiederherstellung der inneren Ordnung.
Im Rahmen von drei Fallbeispielen – namentlich dem Mainzer Aufstand gegen den Erzbischof und Stadtherrn Arnold von Selenhofen, dem Aufruhr in Speyer und dem Verbundbrief von Köln 1396 - sollen exemplarisch drei verschiedene Formen der Wiederherstellung des inneren Friedens in Städten dargestellt werden. Zu diesem Zweck werden die Unruhen zunächst hinsichtlich ihrer Ursprünge und Verläufe, sowie ihrem Ende beschrieben. Im Folgenden soll zu klären sein, inwieweit die Aufstände von ihren Zeitgenossen als rechtmäßig verstanden worden sind, um zuletzt näher auf die Formen der Konfliktlösung eingehen zu können.
Dabei wird unterschieden werden zwischen der Unterwerfung und Bestrafung der Oppositionellen, dem Friedbrief als rechtliche Konfliktlösung und dem Sieg der Oppositionellen, der sich in der erfolgreichen Verfassungsänderung wiederspiegelt.
Ein wichtiges Fundament für diese Arbeit hat die Abhandlung von BERND KANNOWSKI „Bürgerkämpfe und Friedebriefe – Rechtliche Streitbeilegung in spätmittelalterlichen Städten“ dargestellt, da KANNOWSKI sehr dezidiert auf die Rechtsformen der mittelalterlichen Konfliktlösung eingeht. Dabei geht er nicht nur auf die Rechtmäßigkeit der Konflikte ein, sondern erläutert auch sehr anschaulich, welche Formen der Herstellung der inneren Ordnung einer Stadt im Mittelalter anzutreffen sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Arnold von Selenhofen im Konflikt mit Mainz
- Die Wahl Arnolds zum Erzbischof von Mainz
- Erste Konflikte des Erzbischofs mit den Mainzern
- Der Aufstand der Mainzer gegen den Erzbischof
- Der Aufruhr in Speyer
- Die Münzer-Hausgenossen und die Zünfte
- Der Severin Aufstand
- Der Schiedsspruch
- Der Verbundbrief von Köln 1396
- Die Sozialordnung Kölns im 14. Jahrhundert
- Rückzug des Patriziats aus dem Fernhandel
- Die Spaltung des Kölner Patriziats
- Der eigentliche Sturz der Geschlechter
- Der Verbundbrief vom 14. September 1396
- Die Konfliktlösungen von Mainz, Speyer und Köln im Vergleich
- Die Rechtmäßigkeit von Bürgerunruhen
- Die Unterwerfung und Bestrafung der Oppositionellen
- Der Friedbrief als rechtliche Konfliktlösung
- Die Verfassungsänderung - Sieg der Oppositionellen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert innerstädtische Konflikte im Mittelalter anhand von drei Fallbeispielen: dem Mainzer Aufstand gegen Erzbischof Arnold von Selenhofen, dem Aufruhr in Speyer und dem Verbundbrief von Köln 1396. Das Ziel ist es, die verschiedenen Formen der Wiederherstellung des inneren Friedens in Städten darzustellen und die rechtlichen Aspekte der Konflikte zu beleuchten.
- Die Ursachen und Verläufe von innerstädtischen Konflikten
- Die Rechtmäßigkeit von Bürgeraufständen in der mittelalterlichen Gesellschaft
- Die verschiedenen Methoden der Konfliktlösung, wie Unterwerfung, Bestrafung, Friedbriefe und Verfassungsänderungen
- Die Rolle von Machtstrukturen und sozialen Klassen in innerstädtischen Konflikten
- Der Einfluss von Kaiser und Reichsgesetzgebung auf die Konfliktlösung in Städten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung legt den theoretischen Rahmen für die Analyse von innerstädtischen Konflikten im Mittelalter fest und stellt die drei Fallbeispiele vor. Kapitel 2 untersucht den Konflikt zwischen Erzbischof Arnold von Selenhofen und den Mainzern. Es beleuchtet die Ursachen des Konflikts, insbesondere die Wahl des Erzbischofs, sowie die verschiedenen Phasen des Aufstandes. Kapitel 3 widmet sich dem Aufruhr in Speyer, wobei die Rolle der Münzer-Hausgenossen und Zünfte sowie die Ursachen und Folgen des Severin Aufstandes im Vordergrund stehen. Kapitel 4 behandelt den Verbundbrief von Köln 1396, mit Fokus auf die soziale Ordnung in Köln, die Spaltung des Patriziats und die Ursachen des Verbundbriefes. Kapitel 5 vergleicht die Konfliktlösungen in Mainz, Speyer und Köln und untersucht die Rechtmäßigkeit von Bürgerunruhen, die Unterwerfung und Bestrafung der Oppositionellen sowie die Rolle von Friedbriefen und Verfassungsänderungen. Das Fazit fasst die gewonnenen Erkenntnisse zusammen.
Schlüsselwörter
Innerstädtische Konflikte, Mittelalter, Städte, Mainz, Speyer, Köln, Bürgerunruhen, Erzbischof, Aufstand, Verbundbrief, Friedbrief, Rechtmäßigkeit, Konfliktlösung, Machtstrukturen, soziale Klassen, Kaiser, Reichsgesetzgebung.
- Arbeit zitieren
- Toni Rudat (Autor:in), 2009, Die Bewältigung von innerstädtischen Konflikten im Mittelalter, exemplarisch dargestellt anhand der Städte Mainz, Speyer und Köln, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130335