Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
I. Abstract
1. Einleitung
2. Die Beschaffenheit Sozialer Netzwerke und insbesondere Instagrams
2.1 Soziale Netzwerke (Funktionsweise und Nutzen)
2.2 Instagram (Funktionsweise und Einfluss auf Nutzer*innen)
3. Die Darstellungsmuster von Weiblichkeit auf Instagram
3.1 Weiblichkeit / Feminität im Allgemeinen
3.2 Die Repräsentation von Weiblichkeit auf Instagram Vorbemerkung zu den Kapiteln vier und fünf
4. Die Verarbeitung der Darstellungsmuster in der Werkreihe #celestechallengeaccepted von Celeste Barber
4.1 Die Person Celeste Barber
4.2 Das Werkskonzept der Werkreihe #celestechallengeaccepted.
4.3 Analyse ausgewählter Beiträge
5. Die Verarbeitung der Darstellungsmuster in Excellences & Perfections von Amalia Ulman
5.1 Die Person Amalia Ulman
5.2 Das Werkskonzept von Excellences & Perfections
5.3 Analyse ausgewählter Beiträge
6. Resümee
Anhang
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildungsnachweis
I. Abstract
In dieser Bachelorarbeit werden die Performance Excellences & Perfections der Künstlerin Amalia Ulman sowie die Werkreihe, welche die Komikerin Celeste Barber unter dem Hashtag #celestechallangeaccepted auf Instagram veröffentlicht daraufhin untersucht wie sie die Darstellungsmuster von Weiblichkeit auf Instagram verarbeiten und infrage stellen. Dafür wird in einem ersten Schritt untersucht, wie Weiblichkeit auf der Plattform vornehmlich dargestellt wird. Anschließend werden die Werke als Ganzes betrachtet, um danach jeweils drei einzelne Bilder genauer zu analysieren. Geschlechtliche Rollenbilder werden stark durch Massenmedien vermittelt, zu welchen Instagram gezählt werden kann. Gleichzeitig findet in Sozialen Medien, begünstigt durch unterschiedliche Prozesse, eine Darstellungsverengung statt. Dies führt auf Instagram zu einer einseitigen und stereotypen Weiblichkeitsdarstellung. Celeste Barber verarbeitet diese vor allem mit Mitteln des Humors und legt sie so offen. Sie konzentriert sich dabei vor allem auf das Herausstellen des engen weiblichen Schönheitsideals und die auf der Plattform vorherrschende Inszeniertheit. Amalia Ulman taucht hingegen zuerst in die Praktiken auf Instagram ein und imitiert sie mittels fiktiven InstagramAlteregos, um anschließend das Weiblichkeitsbild und die damit verbundene Maskerade durch das Offenlegen der fiktiven und künstlerischen Natur ihrer Performance herauszustellen. Ulman gelingt es insbesondere offenzulegen, wie sehr bestimmte Verhaltensweisen von Frauen als abnormal gelabelt werden, und wie auf Instagram die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwimmen.
I. Abstract
This dissertation analyses the performance excellence & perfections by artist Amalia Ulman and the photo and video series #celestechallangeaccepted by comedian Celeste Barbar on Instagram. The aim is to explore how they criticise the presentation of femininity on Instagram in their own work. Firstly, the current prevailing portrait of femininity on Instagram will be explored. Afterwards, the work of both artists will be discussed with a focus on a selection of their pictures. Mass media such as Instagram play an important role in the representation of gender roles. A variety of processes contribute to a single-sided presentation of content such as the traditional display of femininity on social media. Celeste Barbar exposes the narrow female beauty standards and their staged depiction on social media using humour. On the other hand, Amalia Ulman uses a different approach creating a fictional character on Instagram portraying different traditional female gender roles. This way, she exposes the prejudice towards certain behaviours exhibited by women as well as the difficulty to distinguish between fiction and reality on Instagram.
1. Einleitung
Gesellschaftliche Phänomene und Veränderungen werden häufig von Kunst dargestellt, begleitet oder sogar angestoßen. Ein solches gesellschaftliches Phänomen sind Rollenbilder über die Geschlechter, welche die Gesellschaft und die Individuen in ihrem Denken und Verhalten prägen. Diese Rollenbilder werden wiederum unter anderem von Massenmedien wie Instagram vermittelt, können durch sie aber auch mitverändert werden. Dabei ist Instagram ein Soziales Netzwerk, was vor allem von jungen Menschen genutzt wird und somit eine prägende Rolle in deren Sozialisation spielen kann. Es ist dadurch besonders interessant zu untersuchen, welche Rollenbilder auf Instagram vorherrschen. Die Künstlerinnen Celeste Barber und Amalia Ulman beschäftigen sich in ihren über Instagram veröffentlichten Werken mit der Darstellung von Weiblichkeit und den damit verbundenen gesellschaftlichen Rollenvorstellungen. Im Sinne von Kunst als Spiegelbild und Motor gesellschaftlicher Phänomene und Veränderungen scheint die Frage lohnend, wie die beiden Künstlerinnen die auf Instagram vorherrschenden Darstellungsmuster aufgreifen und welche Botschaften sie dadurch postulieren.
Zusammenfassend soll diese Bachelor-Arbeit untersuchen, wie zwei Künstlerinnen die visuelle Darstellung von Weiblichkeit auf der Social Media Plattform Instagram in ihren Werken verarbeiten, und wie sie so die dort stattfindende Darstellung von Weiblichkeit hinterfragen. Untersucht werden sollen das Werk Excellences & Perfections der Künstlerin Amalia Ulman sowie eine Werkreihe, welche die Komikerin Celeste Barber unter dem Hashtag #celestechallangeaccepted veröffentlicht. Beide Werke nutzen Instagram als Medium und wurden beziehungsweise werden über Instagram verbreitet. Dieser Text soll dabei von mehreren Fragen strukturiert werden, welche sich aus der Leitfrage ergeben. Die Leitfrage lautet: Wie verarbeiten Amalia Ulman in ihrem Werk Excelences & Perfections und Celeste Barber in ihrer unter dem Hashtag #celestechallangeaccepted veröffentlichten Werkreihe die vorherrschenden Darstellungsmuster von Weiblichkeit auf Instagram?
Daraus ergeben sich folgende Fragen:
F1) Welche Darstellungsmuster von Weiblichkeit herrschen auf Instagram vor?
Um diese Frage zu beantworten, müssen zuerst zwei vorgelagerte Fragen gestellt werden:
F1.1) Was ist Instagram?
F1.2) Was ist Weiblichkeit, beziehungsweise was versteht die Gesellschaft unter weiblich?
F2) Wie verarbeiten die Künstlerinnen diese Darstellungsmuster von Weiblichkeit in ihren Arbeiten?
F3) Wie gelingt es ihnen, dadurch die etablierten Darstellungsweisen von Weiblichkeit zu hinterfragen und offenzulegen?
Aufeinander aufbauend sollen diese Fragen erörtert werden. Um die Frage F1.1 zu klären wird zuerst dargestellt, worum es sich bei sozialen Netzwerken handelt, um dann genauer auf Instagram einzugehen. Anschließend wird dargestellt, welche Vorstellungen über weiblich gelesene Personen und Weiblichkeit in der Gesellschaft verankert sind, womit F1.2 beantwortet werden soll. Aufbauend darauf kann F1 untersucht werden.
Nach dieser Vorarbeit sollen die beiden Künstlerinnen und ihre jeweiligen Werke in getrennten Kapiteln untersucht werden. In diesen Kapiteln sollen F2 und aufbauend darauf F3 beantwortet werden. Abschließend sollen die getrennten Betrachtungen im Resümee zusammengeführt werden.
2. Die Beschaffenheit Sozialer Netzwerke und insbesondere Instagrams
In diesem Kapitel soll dargestellt werden was Soziale Netzwerke ausmacht und wie sie funktionieren. Anschließend wird das Netzwerk Instagram vorgestellt. Dies dient der Beantwortung von F1.2.
2.1 Soziale Netzwerke (Funktionsweise und Nutzen)
In diesem Kapitel soll dargelegt werden, wie sich Soziale Netzwerke konstituieren und welchen Einfluss sie auf ihre Nutzer*innen und die Gesellschaft ausüben. Außerdem wird erörtert welche Rolle die Selbstdarstellung der Nutzer*innen spielt. Die Werke der Künstlerinnen wurden, beziehungsweise werden auf der Plattform Instagram von Meta Plattforms Inc. gezeigt, somit wird der Fokus auf diesem Netzwerk liegen. In einem ersten Schritt werden deshalb in diesem Kapitel insbesondere nicht beruflich orientierte, westliche Soziale Netzwerke und die Produkte von Meta genauer dargestellt, um dann im nächsten Unterkapitel genauer auf Instagram eingehen zu können. Andere große Netzwerke, welche ihren Sitz in der Volksrepublik China haben (WeChat, TickTock etc.), werden hingegen nicht detaillierter untersucht, sie wickeln jedoch einen bedeutenden Anteil der weltweiten Social-Media-Kommunikation ab.
Die Sozialen Netzwerke stellen einen integralen Bestandteil des Internets und der weltweiten Kommunikation dar. Global lag die monatliche Nutzer*innenzahl im Januar 2022 bei 4,62 Milliarden Menschen, (Vgl. Rabe 2022) während es laut Schätzungen im Jahr 2021 insgesamt etwa 4,9 Milliarden Internetnutzer*innen gab. Nach diesen Zahlen würden weltweit somit über 90% der Internetnutzer*innen auch Soziale Netzwerke nutzen. (Vgl. Rabe 2021) Gleichzeitig nahmen 2021 beispielsweise insgesamt 47% der deutschen Bevölkerung an sozialen Netzwerken anlässlich privater Kommunikation teil. Wobei es je nach Altersgruppen signifikante Unterschiede gibt: 78% der 16- bis 24jährigen nutzten soziale Netzwerke, gegenüber nur 15% der Personen zwischen 65 und 74 Jahren. (Vgl. Statistisches Bundesamt 2021)
Soziale Netzwerke bieten Möglichkeiten für unterschiedliche Formen und Intensitäten des Austauschs. So können verschiedene Medienformen (Videos, Textnachrichten, Bilder etc.) ausgetauscht werden. Diese können informierend oder unterhaltend sein und entweder zwischen einzelnen Nutzer*innen, oder aber innerhalb von Gruppen oder sogar dem gesamten Netzwerk geteilt werden. Das Netzwerk stellt dabei die Grundlage dieses Prozesses dar und nicht die individuellen Nutzer*innen. (Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung [bpb] 2017) Soziale Netzwerke sind in der Regel Produkte von Wirtschaftsunternehmen. Somit sind sie den Interessen dieser Unternehmen unterworfen, insbesondere deren Gewinnstreben. Da für die Nutzung der Netzwerke in der Regel keine Gebühren oder ähnliches verlangt werden, müssen andere Wege der Kommerzialisierung genutzt werden. Das Geschäftsmodell besteht dabei für gewöhnlich aus zwei Parametern. Zum einen muss für die Nutzung durch die Endverbraucher*innen den betreibenden Firmen die Erhebung von Daten eingeräumt werden. Die Daten dienen den Unternehmen als Ressource und ermöglichen diesen, möglichst zielgerichtete Werbung auf ihren Plattformen zu schalten. Vornehmlich über die Werbeeinnahmen finanzieren sich die Plattformen. Nach diesem Prinzip monetarisiert auch Meta, der Mutterkonzern von Facebook, Instagram, WhatsApp usw. seine Angebote. (Vgl. Zuckerberg 2019; Vgl. Kolo 2017, S.299)
Da Soziale Netzwerke auf Software Programmen basieren, werden sie durch Algorithmen strukturiert. Dadurch unterscheidet sich die dort vorgefundene virtuelle Gesellschaft von der Gesellschaft im analogen. Die „analoge“ Gesellschaft wird durch komplexe soziale Prozesse strukturiert. Der soziale Kontext beeinflusst die Einstellungen des Individuums, dies beeinflusst wiederum sein Handeln, welches schließlich wieder zu sozialen Phänomenen führt. Die Makroebene/Gesellschaft beeinflusst somit die Mirkoebene/das Individuum welche/s wiederum ihrerseits die Makroebene/Gesellschaft beeinflusst. (Vgl. Coleman 1994, S.6ff.) Auf den Plattformen kommt zu diesem Prozess jedoch noch die steuernde Wirkung von im Hintergrund wirkenden Programmen hinzu. Die Rechenbefehle steuern, welche Inhalte den Nutzer*innen gezeigt werden, welche Werbung sie sehen usw. Dabei sollen die Algorithmen möglichst Inhalte auswählen, an denen die Nutzer*innen interessiert sind. Dies führt dazu, dass insbesondere Inhalte gezeigt werden, welche ähnlich zu Inhalten sind, welche den Nutzer*innen zuvor bereits gefallen haben. Dies kann dazu führen, dass verschiedenste Themen den Nutzer*innen sehr einseitig darstellt werden. Die Verengung kann außerdem bewirken, dass die Illusion entsteht, es gäbe diese anderen Sichtweisen/Aspekte/ Ausprägungen gar nicht. (Vgl. Hagen et al. 2017, S.3f.) Diese Verengung könnte auch eine Rolle bei der Darstellung von Weiblichkeit auf Social Media spielen.
Nachdem nun für die Arbeit relevante Eigenschaften der Netzwerke aufgezeigt wurden, soll genauer das Verhalten der Nutzer*innen dargestellt werden. Soziale Netzwerke dienen den Nutzer*innen zu verschiedenen Zwecken. Als Konsument*innen können sie Informationen abrufen und sich aneignen. Außerdem dienen die Sozialen Netzwerke, wie ihre Bezeichnung bereits verrät, der sozialen Vernetzung und Interaktion. Außerdem engagiert sich ein bedeutender Teil der Nutzer*innen als Produzent*innen der Inhalte, wobei die Plattform insbesondere der Identitätsdarstellung dient. (Vgl. Krämer et al. 2015, S.42)
Vor allem der Aspekt der Identitätsdarstellung scheint für diese Arbeit von Interesse zu sein, da die Künstlerinnen vornehmlich diesen Aspekt von Instagram rezipieren. Menschen versuchen sowohl in analogen als auch virtuellen Gesellschaften ständig den Eindruck zu beeinflussen, den sie bei anderen Individuen verursachen. Dieses „Impression Management“ beziehungsweise Selbstdarstellen findet dabei häufig nicht bewusst statt. Auffällig ist dabei, dass der Vorgang in Sozialen Medien häufiger überlegter und gezielter vollzogen wird. Dies könnte unter anderem daran liegen, dass in Sozialen Netzwerken Personen aus mitunter sehr unterschiedlichen Kontexten die Inhalte zu Gesicht bekommen. Dadurch kommt es zu einem Konformitätsdruck auf die postenden Personen, und es werden vor allem Inhalte geteilt die für alle Kontexte geeignet erscheinen. Als Folge verengen insbesondere unsichere Individuen ihre geteilten Inhalte. Ziel der Selbstdarstellung in Sozialen Netzwerken ist es anderen zu gefallen und die Darstellung des eigenen idealisierten Selbstbilds. (Vgl. Krämer et al. 2015, S.42ff.) Die online-Identität(-en) können weitestgehend mit der analogen Persönlichkeit übereinstimmen, sie können sich aber auch voneinander unterscheiden: Umso mehr die Plattform der Vernetzung mit bereits bekannten Personen dient, desto näher ist die online Selbstdarstellung der im analogen Leben. Während bei der Vernetzung mit eher fremden Individuen die online Selbstdarstellung häufiger und stärker abweichet. (Vgl. Kneidinger-Müller 2016, S.61ff.)
Ein weiteres Phänomen Sozialer Netzwerke sind sogenannte Influencer*innen (von engl. to influence = beeinflussen, einwirken, prägen). Es handelt sich um Nutzer*innen Sozialer Netzwerke, welche sich von anderen Nutzer*innen durch ihre hohe Reichweite unterscheiden. Diese können sie durch das regelmäßige und hochfrequente Teilen von Inhalten zu bestimmten Themengebieten generieren. (Vgl. Deges 2018) Die Influencer*innen sind zum Teil bereits zuvor durch andere Aktivitäten berühmt geworden (Schauspielerinnen, Sportlerinnen etc.), teils haben sie erst durch die Arbeit in den sozialen Netzwerken Berühmtheit erlangt. „Die Influencer[*innen] zeigen Fotos und Videos und eine Lebensart, die ihre Follower nachmachen möchten.“ Influencer*innen wirken auf ihre Konsumentinnen oft besonders vertrauenswürdig und nahbar, da mit ihnen häufig auch eine Interaktion in unterschiedlichen Umfang möglich ist. Unternehmen beauftragen wiederum Influencer*innen ihre Produkte zu bewerben, um von der vermuteten Glaubwürdigkeit und der Reichweite der Influencer*innen zu profitieren. (Vgl. Schneider & Toyka-Seid 2022)
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Soziale Netzwerke einen bedeutenden Teil des Internets ausmachen. Sie dienen dem Austausch unterschiedlicher Medienformate mit unterschiedlichen Interaktionsreichweiten. Entgegen der Art, wie sich Gesellschaften im Analogen konstituieren, bilden in diesem Fall die Netzwerke die Grundlage der sozialen Interaktion. Diese werden wiederum durch Algorithmen/Software strukturiert. Da Soziale Netzwerke Produkte von Wirtschaftsunternehmen sind, ist die Ausgestaltung der Software wiederum dem Gewinnstreben der Anbieterfirmen unterworfen. Wobei diese ihren Service über das Sammeln von Nutzer*innendaten und dem anschließenden Bereitstellen von Werbeplätzen für personalisierte Werbung monetarisieren. Deshalb ist es im Interesse der Unternehmen den Nutzerinnen Inhalte zu zeigen welche diesen gefallen. Dies führt letztendlich häufig zu einer verengten und einseitigen Darstellung verschiedenster Themen.
Den Konsumentinnen dienen die Sozialen Netzwerke zum einen der Kommunikation und Informationsgewinnung, zum anderen aber auch der Selbstdarstellung. Über die Plattformen wird Impression Management betrieben. Da die Inhalte vielen unterschiedlichen Personen gezeigt werden, versuchen besonders eher unsichere Personen ihre Posts so auszuwählen, dass sie sich in viele Kontexte einfügen. Bei der Produktion und Verbreitung von Inhalten spielen Influencer*inenn als besonders reichweitenstarke Nutzerinnen eine besondere Rolle. Sie präsentieren verschiedene Themen und häufig auch eine Lebensart. Ihnen wird oft viel Vertrauen von ihren Followern entgegengebracht, wodurch sie attraktive Werbepartnerinnen für Unternehmen sind.
2.2 Instagram (Funktionsweise und Einfluss auf Nutzer*innen)
Nachdem umrissen wurde, worum es sich bei Sozialen Netzwerken handelt, kann nun in diesem Unterkapitel die Forschungsfrage F1.1 erörtert werden. Instagram (Akronym: Insta nt camera tele gram) ist ein seit 2010 bestehendes Soziales Netzwerk. (Vgl. PC Magazine UK o. D.) Es dient vor allem dem Austausch von Fotos und Videos. Die Plattform gehört seit 2012 zu Facebook Inc. (heute Meta Plattforms Inc.) und ist insbesondere unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen beliebt. So nutzten 2021 in Deutschland 82% der 20-29 jährigen Internetnutzerinnen Instagram. Die Nutzer*innenzahl wird weltweit auf etwa 1,22 Milliarden geschätzt. (Vgl. Rabe 2021)
Kevin Systrom, der gemeinsam mit Mike Krieger Instagram gründete, beschreibt in einem Interview die grundsätzliche Entwicklungsidee des Netzwerks. Die Plattform sei auf Grundlage des bereits bestehenden Programms Burbn entwickelt worden. Dieses Vorgänger Netzwerk war ein sogenanntes Check-in Netzwerk. Die Nutzerinnen konnten an einem Ort oder einem Event einchecken und so zeigen, wo sie sich grade befanden oder was sie noch erleben wollten. Außerdem konnten sie aber auch Bilder von diesen Orten teilen. Das Netzwerk habe sich nicht durchsetzen können, jedoch sei Systrom und Krieger aufgefallen, dass während andere Anwendungen wenig genutzt blieben, sich insbesondere die Bilder-Teilen-Funktion großer Beliebtheit erfreute. Deshalb hätten sie beschlossen, sich auf diesen Aspekt zu konzentrieren. Sie entwickelten Instagram als ein soziales Netzwerk, welches ganz gezielt das einfache Teilen von Handy-Fotos ermöglichen sollte. Die Nutzerinnen sollten schnell ein Bild mit ihrem Smartphone aufnehmen und an viele Kontakte gleichzeitig senden können. (Vgl. Ferriss 2019) Eine weitere Inspiration waren Polaroid Fotografien: Instagram wollte die Idee des Sofortbildes in den digitalen Raum übertragen. Das erste Logo der App war deshalb auch einer Polaroid Kamera nachempfunden. (Vgl. Instagram 2010)
Im Vergleich zu anderen Sozialen Netzwerken zum Teilen von Bildern hatte Instagram einige innovative Verbesserungen. Insbesondere drei Aspekte optimierten das Nutzer*innen Erlebnis. Der Web-Entwickler und Technologie Journalist M.G. Siegler schrieb in einem Vorabbericht für TechCrunch, der Software gelinge es die damals noch primitive Qualität von Handy-Fotos durch die Bereitstellung von verschiedenen Filtern zu kompensieren. Die Bilder wirkten mit Hilfe der Filter interessanter und hochwertiger. Außerdem gelänge es der Software, das Laden der Bilder deutlich schneller abzuwickeln als damals noch üblich. Als dritten Vorteil führte Siegel an, dass es einfach sei, das eigene Instagram Profil mit anderen Sozialen Netzwerken zu verknüpfen und so auch dort die gleichen Inhalte zu teilen. (Vgl. Siegler 2010) Instagram bewarb damals seine App so:
„It’s a fast, beautiful and fun way to share your life with friends through a series of pictures. Snap a photo with your iPhone, choose a filter to transform the look and feel, send to Facebook, Twitter or Flickr - it’s all as easy as pie. It’s photo sharing, reinvented.“ (Instagram 2011)
Die Instagram-App wurde schließlich am 6. Oktober 2010 im App-Store veröffentlicht. (Vgl. Hübel 2020) Heute können die Nutzer*innen über die Plattform Bilder und Videos mit ausgewählten Nutzer*innen oder dem gesamten Netzwerk teilen. Dabei steht den Mitgliedern immer noch eine große Auswahl an Filtern zur Bearbeitung der Inhalte zur Verfügung. (Vgl. Rabe 2021) Die Plattform war zu Beginn nur über die Instagram App für mobile Endgeräte von Apple, also mit dem iOS Betriebssystem nutzbar, ab 2012 kam dann auch eine Android Version sowie eine Web-Version hinzu. (Vgl. PC Magazine UK o. D.)
Instagram wuchs schnell und bereits am 10. Dezember 2010 hatte es über eine Millionen Nutzer*innen. Facebook Inc. (heute Meta Plattforms Inc.) wurde zunehmend auf das Konkurrenzprodukt aufmerksam und übernahm es schließlich 2012 für 1 Milliarde Dollar. Zu diesem Zeitpunkt hatte Instagram circa 50 Millionen Nutzer*innen. (Vgl. Richter 2018) Instagram sollte trotz der Übernahme weiter bestehen bleiben, jedoch wurden einige Veränderungen vorgenommen. Zuerst veränderten sich die Datennutzungslizenzen, um Facebook die Integration von personalisierter Werbung zu ermöglichen. (Vgl. Lynley 2013) Diese wurde dann schrittweise ab 2013 auf der zuvor werbefreien Plattform eingeführt. Die Werbung ist zwischen den regulären Inhalte eingebettet. (Vgl. Deutsche Presse-Agentur [dpa] 2013) Die Plattform adaptiert auch wiederholt Eigenschaften anderer Sozialer Netzwerke. So sind die im September 2016 eingeführten Instagram Storys eine Kopie einer fast identischen Funktion bei Snapchat. (Vgl. Witte 2021) Die im August 2020 eingeführten Reels sind wiederum eine Kopie von TickTock. (Vgl. Bauer 2021)
Ähnlich wie auch bei anderen Sozialen Netzwerken erfüllt auch Instagram mehrere Funktionen für die Nutzer*innen. So eignet sich Instagram besonders zum Impression Management da Fotos relativ einfach zu produzieren sind und viele Informationen kompakt vermitteln können. Die besonders relevante Nutzer*innen-Gruppe zwischen 18 und 23 Jahren versucht insbesondere ihren Alltag darzustellen. Dabei wollen sie mit den geteilten Fotos nicht ein bestimmtes Objekt oder eine bestimmte Person darstellen, sondern vor allem das Erlebnis, was mit diesen im Zusammenhang steht. Das eigene Profil dient als eine Art Fotoalbum um die eigenen Interessen, den Lebensstil, Glaubenssätze und Werte nach außen hin darzustellen. Die Nutzer*innen wollen den coolen Teil ihrer Persönlichkeit und ihre Lebensart zeigen. Filter dienen den Nutzer*innen dabei als Möglichkeit ihre Bilder ästhetisch aufzuwerten. Die Verwendung von Hashtags wird wiederum häufig zufällig ausgewählt oder hat eine persönliche Assoziation. Obwohl es üblich ist, die eigene Persönlichkeit auf der Plattform darstellen, ist das Posten von Selfies in hoher Frequenz verpönt und gilt tendenziell als selbstverliebt. (Vgl. Chen 2017, S.28f.)
Ein weiterer Grund zur Nutzung für die besonders präsente Zielgruppe ist eher passiver Art: Die Mitglieder nutzen die Plattform als Zeitvertreib und um kurze Zeiträume, in denen sonst Leerlauf wäre, zu füllen. Instagram ist für sie Entertainment, um Langeweile zu vermeiden. Dabei werden Inhalte vornehmlich konsumiert, das Teilen dieser findet deutlich seltener statt. Die vornehmlich visuelle Beschaffenheit der Inhalte ist verhältnismäßig niederschwellig und schnell konsumierbar. Dies wird von den Nutzer*innen häufig als Vorteil gegenüber anderen Netzwerken angesehen. (Vgl. Chen 2017, S.29f.)
All you need to do is to “scroll down, ” which is why it is “the easiest way" to get entertained or to kill time. (Chen 2017, S.32)
Der dritte Nutzungsgrund ist die Möglichkeit in Kontakt mit Freund*innen, Bekannten und Berühmtheiten zu stehen. Die Nutzer*innen können andere Freund*innen an ihrem Leben teilhaben lassen und umgekehrt. Dies gilt auch für solche Personen, mit denen sie im analogen Leben sonst keinen Kontakt mehr haben. Außerdem kann Instagram eine Nähe zu Berühmtheiten simulieren. Beispielsweise können die Nutzer*innen auf Inhalte dieser reagieren oder die Celebritys reagieren auf Inhalte der Nutzer*innen. Diese direkte Interaktion kann auch dazu führen, dass sich die jeweiligen Nutzer*innen selbst ein Stück berühmt fühlen. (Vgl. Chen 2017, S.30)
Celebritys, beziehungsweise Influencer*innen, werden durch die direkte Ansprache ihrer Follower und die Regelmäßigkeit, mit welcher sie Inhalte teilen, häufig ähnlich wahr genommen, wie Personen aus dem direkten sozialen Umfeld der Nutzer*innen. Dieser Umstand wird durch die Möglichkeit direkte Nachtrichten miteinander auszutauschen verstärkt. Außerdem ist es für viele Nutzer*innen wichtig, dass die Influencer*innen authentisch wirken und glaubwürdig einen eigenen Lebensstil verkörpern. (Vgl. Schuegraf et al. 2018, S.80ff.)
Alles in allem ist Instagram ein mobile-App basiertes Soziales Netzwerk. Instagram wurde 2010 ursprünglich entwickelt, um das schnelle und unkomplizierte Teilen von ansprechenden Handy-Fotos zu ermöglichen. Es sollte so die Idee des Polaroids in ein Soziales Netzwerk überführen. Heute hat Instagram mit den Storys und Reels deutlich mehr Funktionen, welche jedoch von anderen Netzwerken adaptiert wurden. Die Idee Instagrams war erfolgreich und die Plattform wuchs schnell, weshalb sie 2012 von Facebook Inc. übernommen wurde. Daraufhin wurden sukkzessive die DatennutzungsBestimmungen verändert, um die Einbettung personalisierter Werbung zu ermöglichen. Die Hauptnutzer*innen-Gruppe ist auf Instagram aus drei Gründen aktiv: Sie will sich selbst darstellen. Wobei die „beste Version“ der eigenen selbst gezeigt wird. Dieser Umstand passt sich gut in die Idee vom Impression Management ein. Außerdem wollen sich die Nutzer*innen die Zeit vertreiben. Hierbei ist Instagram so konstruiert, dass nur geringer kognitiver Aufwand für den Konsum betrieben werden muss. Die dritte Funktion des Netzwerks besteht für die Nutzer*innen darin, Kontakt zu Freunden und Bekannten zu halten beziehungsweise in Kontakt mit Celebritys zu kommen und eine simulierte Nähe mit diesen zu erleben.
Um die Forschungsfrage F1.1) Was ist Instagram? Auch auf die Benutzer*innen- Oberfläche zu beziehen, soll diese nun ebenfalls vorgestellt werden. Dabei wird Bezug auf die Android Version 242.0.0.16.111 der mobilen Instagram App genommen. Diese kann in einzelnen Details von iOS oder Microsoft Versionen abweichen. Die Beschreibung soll dabei auf die wichtigsten Funktionen der Software-Oberfläche eingehen, eine vollständige Vorstellung ist hinsichtlich des Umfangs der Arbeit nicht möglich.
Öffnen Nutzer*innen die App auf ihrem Smartphone gelangen sie auf eine Startseite. Am unteren Bildrand ist ein Balken mit der Navigation eingebettet. Er ist mit fünf Buttons belegt. Von links nach rechts führen diese zu folgenden Bereichen der App: die Startseite, eine Such-Seite, beziehungswiese Explore Page, den sogenannten Reels, dem Shop, und schließlich zum eigenen Profil. (Vgl. Meta Platforms 2022)
Die Startseite ist so aufgebaut, dass am oberen Bildrand zum einen das Logo von Instagram zu sehen ist, zum anderen gibt es drei Buttons unter anderem zum direkten Posten verschiedener Inhalte oder für Direktnachrichten an andere Nutzer*inenn. Unter diesem oberen Balken sind von links nach rechts Rundbilder mit den Profilbildern abonnierter Nutzer*innen angeordnet. Ganz links ist das eigene Profilbild auf dieselbe Art dargestellt. Klicken die Nutzer*innen auf die anderen Rundbilder, gelangen sie auf die Storys. Es handelt sich hierbei um Inhalte, welche dem Hochkant-Handyformat entsprechen und in der Regel nur 24 Stunden verfügbar sind. Oft sind die Storys Videos. Diese Inhalte werden automatisch nacheinander abgespielt, wenn die Nutzer nicht die Seite verlassen. Die Nutzer*innen können durch die Storys blättern. Zwischen den Storys abonnierter Profile ist Werbung eingebettet. (Vgl. Meta Platforms 2022)
Unterhalb dieser Rundbilder sind die Fotos und Videos abonnierter und vorgeschlagener Nutzer*innen zu sehen, die sogenannte Timeline. Durch nach unten scrollen können die Nutzer*innen weitere Inhalte sehen. Die Posts sind so aufgebaut, dass immer in einem Oberen Balken der Name der Postenden neben dem Profilbild zu sehen ist. Darunter ist dann das Foto oder Video zu sehen. Hierbei können mehrere Inhalte gebündelt werden. Sie werden durch das Wischen zur Seite abgerufen. Unterhalb der (audio-)visuellen Inhalte sind Buttons integriert, um den Inhalt zu liken, zu kommentieren oder per direktem Chat mit der*dem Nutzer*in zu interagieren. Außerdem gibt es die Möglichkeit den Post zu speichern. Unterhalb dieser Leiste ist die Kommentarspalte, wobei ein Großteil der Kommentare ausgeblendet ist und erst durch Klicken auf diese sichtbar wird. Das Liken der Inhalte kann entweder über den Button erfolgen oder durch Doppelklick auf die Inhalte, wobei ein kleines Herz in der Bildmitte aufpoppt. Werbende Inhalte sind zwischen nicht werbenden Inhalten zu finden und nur durch ein „gesponsert“ Symbol eindeutig als Werbung zu erkennen. (Vgl. Meta Platforms 2022)
Über die Navigation gelangen die Nutzer*innen auf eine Kachel-Seite mit Inhalten, welche nicht abonniert wurden. Oberhalb ist ein Suchfeld, über welches andere Nutzer*innen, Hashtags, Musik oder auch Standorte gesucht werden können. Klicken die Nutzer*innen auf den mittleren Button der Navigation, gelangen sie auf die sogenannten Reels: kurze Hochkant Videos im Smartphone Format. Die Nutzer*innen können durch Wischen nach oben zum nächsten Reel gelangen. Der über die Navigation abrufbare Shop beinhaltet Bilder. Klicken Nutzer*innen auf diese kommen sie auf eine klassische Verkaufs-Oberfläche. (Vgl. Meta Platforms 2022)
Die letzte über die Navigationsleiste abrufbare Seite, ist das eigene Profil. Im oberen Teil der Seite sind unter anderem der Profilname, ein Profilbild und Informationen über Follower etc. zu sehen. Außerdem gibt es ein Feld in dem die Nutzer*innen eine Profilbeschreibung verfassen können und es können Ordner mit alten Storys erstellt werden, die dann über den Besuch des Profils abrufbar sind. Unter all diesen Informationen und Buttons werden nun quadratische Kacheln angezeigt. Dabei handelt es sich um die Inhalte, die selbst gepostet wurden. Klickt man auf diese werden die Inhalte nach dem gleichen Schema wie auf der Startseite dargestellt. Außerdem kann noch zu einer gleich aufgebauten Ansicht von Inhalten gewechselt werden, auf denen die Nutzer*innen verlinkt wurden, sowie auf jeweils eine Seite mit geposteten Reels und Videos. Die Profile anderer Accounts werden ähnlich dargestellt. Geschäftliche Konten weichen in einigen Details in ihrer Darstellung und den Funktionen ab. (Vgl. Meta Platforms 2022)
Wollen die Nutzer*innen eigene Inhalte verbreiten, können sie entweder einen Beitrag erstellen, also klassisch ein Bild oder Video hochladen. Sie können aber auch eine Story oder ein Reel erstellen oder ein Live-Video starten. Die Beiträge können mit verschiedenen Tools bearbeitet werden, unter anderem auch einer Vielzahl von Filtern. (Vgl. Meta Platforms 2022)
Alles in allem ist die App heute deutlich komplexer aufgebaut als in der Anfangsphase. Das Polaroid Konzept scheint aufgegeben worden zu sein. Stattdessen wurden mit den Reels und Storys Funktionen anderer Plattformen adaptiert. Andererseits ist es immer noch möglich schnell und unkompliziert Inhalte über die App zu teilen und diese vorher mit Hilfe von Filtern etc. zu bearbeiten. Auch der Fokus auf visuell konsumierbare Inhalte ist erhalten geblieben.
3. Darstellungsmuster von Weiblichkeit auf Instagram
In diesem Kapitel wird die Forschungsfrage F1: Wie werden weiblich gelesene Personen und Weiblichkeit auf Instagram dargestellt? untersucht. Dafür soll zuerst erörtert werden, was im westlichen Kulturkreis unter dem Begriff Weiblichkeit verstanden wird. Dies ist relevant, da nur so untersucht werden kann, inwieweit die Darstellungsmuster auf Instagram eine eigene Dynamik entfalten oder eine Fortschreibung der gesellschaftlichen Realität darstellen. In einem zweiten Schritt wird dann die Darstellung von Weiblichkeit auf Instagram untersucht.
3.1 Weiblichkeit / Feminität im Allgemeinen
Geschlecht kann in eine biologisch determinierte Ausprägung (Sex) und das soziokulturelle Konstrukt mit zugeschriebenen Eigenschaften (Gender) unterschieden werden. (Vgl. World Health Organisation [WHO] o. D.) Da Gender sozio-kulturell konstruiert sind, können die Zuschreibungen je nach Gesellschaft variieren und sich auch wandeln. (Vgl. Kari o. D.) Im traditionellen bipolaren Verständnis von Geschlecht, gibt es Frauen auf der einen und Männer auf der anderen Seite. Einem aktuelleren Verständnis nach sind Menschen jedoch nicht den Eigenschaften und Verhaltensweisen nach entweder Frauen oder Männer. Vielmehr handelt es sich um eine Bandbreite, in welcher sich jedes Individuum selbst verorten kann. Welchem Gender jemand zugehörig ist, ist also vom individuellen Zugehörigkeitsgefühl abhängig. (Vgl. Encyclopedia Britannica o. D.) Was bedeutet das nun für den Begriff Weiblichkeit? Laut Definition des Dudens ist Weiblichkeit synonym für das „weibliche[s] Geschlecht,“ sowie für das „weibliche[s] Wesen“ und die „weibliche Art“. (Vgl. Bibliographisches Institut o. D.) In diesem Text soll Weiblichkeit und Femininität im Sinne des Gender Verwendung finden. Also als Bezeichnung für das Konstrukt an Zuschreibungen an und über das weibliche Gender und nicht als Begriff für die biologische Ausprägung (Sex). Männer meint Personen, die männlich gelesen werden und sich selbst als solche verstehen, gleiches gilt in umgekehrter Weise für den Begriff Frauen. In diesem Kapitel wird auf das Rollenverständnis im westlichen Kulturraum Bezug genommen.
Dabei ist es schwierig zu umreißen, was das Konstrukt von Weiblichkeit umfasst. Zum einen, da die Zuschreibungen einem stetigen Wandel unterworfen sind, zum anderen, da sie von der jeweiligen Gesellschaft und auch der gesellschaftlichen Gruppe abhängen. Dennoch lassen sich für den westlichen Kulturkreis mehrere Aspekte definieren, die als typisch weiblich angesehen werden. Dies erstreckt sich über verschiedene zugeschriebene Charaktereigenschaften, Rollenzuschreibungen, Ansichten über das (angemessene) Sexualverhalten von Frauen, sowie die Definition von Weiblichkeit über das äußere Erscheinungsbild.
Generell werden Charaktereigenschaften wie Freundlichkeit, Nachgiebigkeit und Passivität, sowie mit kümmernden Tätigkeiten assoziierte Eigenschaften als gesellschaftlich feminin wahrgenommen. (Vgl. Planned Parenthood Federation of America o. D.) Außerdem können Umfragen Hinweise geben, welche Eigenschaften in der Bevölkerung als typisch weiblich verstanden werden. In einer Befragung aus dem Jahr 2020 in den G7 Staaten (Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Italien, USA, Kanada und Japan) wurden unterschiedliche Ansichten zu Frauen untersucht. Diese lassen Rückschlüsse darauf zu, was in den betreffenden Staaten als weiblich verstanden wird. Die Ergebnisse können so interpretiert werden, dass Emotionalität als weibliche Eigenschaft verstanden wird, während rationales Handeln eher als maskuline Eigenschaft verstanden wird. Dafür spricht, dass 73% der Befragten der Meinung waren, Frauen seien intuitiver als Männer. Immerhin 38% waren der Meinung, Frauen und Männer hätten unterschiedliche Hirne, weshalb Männer besser wissenschaftlich denken könnten, während Frauen Literatur zugänglicher seien. Auch bei persönlichen Erfahrungen der Befragten gab es eine Auffälligkeit. Knapp einem Drittel der Frauen wurde mindestens einmal im Leben gesagt, dass sie keine wissenschaftliche Begabung hätten. Unter den Männern hatten 9% weniger diese Erfahrung gemacht. (Vgl. Ipsos France 2020)
Neben diesen generellen Zuschreibungen an typischen Eigenschaften von Frauen stehen sich zwei Stereotype gegenüber: Zum einen gibt es das Bild der sich anständig verhaltenden Frau: Sie ist passiv, schwach, keusch und gläubig. Zum anderen gibt es das Konstrukt der unanständigen Frau, welche dominant auftritt, fordernd ist, ein nuttiges Verhalten an den Tag legt (also eine selbstbestimmt-offene Sexualität lebt) und durch ihr Verhalten die männliche Ehre verletzt. (Vgl. Encyclopedia Britannica o. D.)
Dieses bipolare Stereotyp hat außerdem eine rassistische Komponente. Je nach Ethnie werden Frauen unterschiedlich sexualisiert. Insbesondere schwarze Frauen werden dabei als hypersexuell dargestellt und so als sexuell ausbeutbar markiert. (Vgl. Siegenthaler2020, S.67) Ihnen wird also bereits aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit eher das zweite Stereotyp zugeschrieben.
Angemessen wahrgenommene Eigenschaften für weiblich gelesene Personen sind somit Freundlichkeit, Zurückhaltung, Nachgiebigkeit und auch Emotionalität. Dem gegenüber wird logisches und wissenschaftliches Denkvermögen nicht als typisch weiblich wahrgenommen, genauso wie ein dominantes und forderndes Verhalten. Außerdem gibt es Zuschreibungen über das angemessene Sexualverhalten von Frauen. Ist dieses zu offen, werden Frauen häufig abgewertet, ein gewisses sexuelles Desinteresse ist erwünscht.
Wie später noch genauer beschrieben werden soll, werden Frauen ständig sexualisiert. Trotzdem werden sexuell offene Frauen von vielen Männern als unehrenhaft wahrgenommen. Wenn sie Männern gegenüber selbstbewusst auftreten, gilt dies als unangemessen. Zum Teil führt dies dazu, dass Männer ihrer eigenen Partnerin bestimmte sexuelle Gefühle absprechen und auch keine leidenschaftlich/wollüstige Beziehung zu ihr eingehen wollen. Diese wird stattdessen mit anderen Frauen ausgelebt, damit die eigene Partnerin rein bleibt. Für diese Männer gibt es dann in ihrer Wahrnehmung „Heilige“, keusche und ehrenhafte Frauen und „Huren“, die sie auf Grund ihrer offener ausgelebten Sexualität als unehrenhaft abwerten. (Vgl. Brandes 2001, S.108) Diese Vorstellungen über ein angemessenes Sexualverhalten hängen mit der Idee der reproduktiven Rolle von weiblich gelesenen Personen als Gebärende zusammen. Die Mutterrolle scheint immer noch eine dominierende Rollenzuweisung für Frauen zu sein, während eine berufliche Karriere nicht als weiblich gilt. Damit verbunden können Eigenschaften wie Aufopferungsbereitschaft, Fürsorglichkeit usw. als weiblich konnotiert angenommen werden. So sind 70% der G7-Bevölkerung der Meinung, Frauen hätten es schwerer eine Karriere zu bestreiten, da sie dafür Abstriche im Familiären tragen müssten. Dass eine gute Mutterschaft nur mit Verzicht im beruflichen Kontext möglich sei, meinen ebenfalls über die Hälfte der Befragten. In Deutschland waren sogar 67% dieser Meinung. Die Meinung, Frauen seien automatisch glücklicher in der Mutterrolle, als in der Verfolgung ihrer Karriere, fand noch bei 28% der G7-Bevölkerung Zuspruch. (Vgl. Ipsos France 2020) In westlichen Gesellschaften wurde lange Zeit in der Familie der männlichen Rolle die Erwerbsarbeit zugeschrieben, während Frauen den Haushalt und die Kindererziehung übernehmen sollten. Anscheinend ist diese Rollenzuweisung immer noch in der Gesellschaft verankert, wenn auch in abgeschwächter Form. (Vgl. Geißler 2014) Die Rolle der Mutter wird naturalisiert und zur natürlichen Aufgabe von Frauen stilisiert. Damit einher geht das Bedürfnis der Gesellschaft, die Sexualität von Frauen zu begrenzen. In der exklusiven heterosexuellen Paarbeziehung diente die Kontrolle der weiblichen Sexualität lange Zeit der Sicherstellung, dass alle Kinder auch vom Vater der Familie abstammten. Dies war wiederum wichtig für die Vererbung von Gütern und Privilegien. (Vgl. Löw 2008, S. 434f.)
Neben der reproduktiven Rollenzuweisung gibt es auch noch die die Rolle der Frau als Objekt zum Anschauen (für Männer). Die detaillierten Vorstellungen, welchem äußeren Erscheinungsbild Frauen zu entsprechen hätten, sind vor allem deshalb interessant, da ihr Aussehen für ihren Status in der Gesellschaft ein besonders relevantes Bewertungskriterium ist. Frauen werden von der Gesellschaft und insbesondere von ihren männlichen Mitgliedern häufig objektifiziert. Sie werden in unterschiedlichsten Kontexten und allgegenwärtig als physische Objekte dargestellt, die dem männlichen sexuellen Verlangen dienen. (S. Szymanski et al. 2010, S. 6) Die Objektifizierung vollziehen sie häufig auch selbst, indem sie ständig ihre physische Attraktivität bewerten. (Vgl. Szymanski et al. 2010, S.5) In Verbindung mit dieser Objektifizierung wird Frauen auch ihr Wert vor allem über das Aussehen zugeschrieben und auch ihr SelbstwertGefühl steht häufig in Verbindung mit diesem. (Vgl. Szymanski et al. 2010, S.10)
John Berger beschrieb in den 1970er Jahren über die Analyse von verschiedenen Kunstwerken und insbesondere von Aktdarstellungen, wie Frauen durch gesellschaftliche Konventionen dazu gebracht würden sich stets selbst zu kontrollieren. Männer würden vor allem über ihre „power“ im Sinne von Stärke oder Macht bewertet und definiert. Dem Gegenüber würde Frauen die Rolle des angeschaut-Werdens zugeschrieben, (Vgl. Berger 1972, S. 45ff.) um einen männlichen sexuellen Appetit zu stillen, (Vgl. Berger 1972, S. 55) sie seien Objekte für Männer. (Vgl. Berger 1972, S. 64ff.) Das führe dazu, dass Frauen sich ständig selbst auf dieses Kriterium hin überprüften. Dadurch spalte sich ihre Persönlichkeit in eine innere „Frau“ und den stets beobachtenden und bewertenden „inneren Mann“ auf. (Vgl. Berger 1972, S46f.)
Zusammenfassend werden Frauen somit insgesamt in der Gesellschaft als freundliche, emotionale, zurückhaltende und nachgiebige Wesen wahrgenommen. Ihre natürliche Rolle sei die der Mutterschaft. Einhergehend damit wird Frauen eine ausschweifende Sexualität abgesprochen, gleichzeitig werden sie jedoch ständig auf ihre sexuelle Attraktivität hin bewertet. Sie werden sexuell konnotiert objektifiziert, ganz der Idee entsprechend, Frauen seien dazu da, dem männlichen Blick zu gefallen. Da die Objektifizierung einen so zentralen Aspekt der Vorstellungen von Weiblichkeit ausmacht, soll im Folgenden dargestellt werden, welchem äußeren Bild Frauen der gesellschaftlichen Norm nach zu entsprechen haben.
Die visuellen Anforderungen an Frauen lassen sich mit dem Begriff Schönheitsideal zusammenfassen. Die Erwartung, einem Schönheitsideal zu entsprechen ist problematisch, da ein Ideal ein Ziel vorgibt, welches so kaum zu erreichen ist. Dadurch entsteht eine paradoxe Situation: Es gibt die gesellschaftliche Anforderung, Frauen sollten einem Körperbild entsprechen, dieses kann aber nur von wenigen erreicht werden. (Vgl. Schüttel 2020, S.3)
Im Folgenden soll erörtert werden, welches Schönheitsideal im westlichen Kulturraum vorherrscht. Zuerst lässt sich feststellen, dass Schönheitsideale sowohl gesellschaftliche Konstrukte sind, (Vgl. Schüttel 2020, S.3) als auch eine relevante biologische Komponente haben. So werden Eigenschaften als schön empfunden, welche evolutionsbiologisch vorteilhaft sind. Außerdem werden Aspekte oft als schön empfunden, welche einen erhöhten gesellschaftlichen Status widerspiegeln. (Vgl. Prantl 2011, S. 15f.)
Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass aktuell eine schlanke und sportlich wirkende Figur das gesellschaftliche Ideal darstellt. Sie gilt nicht nur als attraktiv, sondern auch als Ausdruck von „Willensstärke“ und „Leistungsfähigkeit“. Personen mit einem höheren Gewicht gelten hingegen häufig als „faul“. (Vgl. Schüttel 2020, S.3) Dabei liegt der am attraktivsten bewertete BMI bei Frauen bei gerade einmal bei 18-19. (Vgl. Sisti et al. 2021 S.2169) Gleichzeitig beginnt Untergewicht bei Frauen laut WHO Definition ab einem BMI von 18,5. (Vgl. World Health Organisation [WHO] o. D., b) Für die Bewertung der Schönheit von Frauen spielt insbesondere eine Rolle, dass sie einen geringen Körperfettanteil haben sollen, während der Muskulaturanteil eher variieren kann. Bei Männern ist es umgekehrt. Außerdem gilt eine schmale Taille im Verhältnis zu breiteren Hüften bei Frauen als schön. (Vgl. Sisti et al. 2021 S.2169) Frauen mit leicht längeren Beinen als der Durchschnitt und mittelgroßen bis etwas überdurchschnittlich großen Brüsten gelten als attraktiver. (Vgl. Sisti et al. 2021 S.2170) Neben dem Gebot des schlanken und fitten Körpers ist auch Gesundheit und Jugendlichkeit eine Anforderung. So werden besonders symmetrische Körper als attraktiver wahrgenommen. Dies kann darauf zurückgeführt werden, dass Achsensymmetrie als Indikator für Gesundheit gesehen werden kann, was wiederum biologisch vorteilhaft ist. (Vgl. Sisti et al. 2021 S.2168) Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Erscheinungsbild der Haut. Je frischer, straffer und reiner sie wirkt, um so attraktiver wird sie bewertet. (Vgl. Sisti et al. 2021 S.2170)
Auch für das Gesicht gibt es ein Schönheitsideal. Auch hier sind Symmetrie und eine makellose Haut erwünscht. (Vgl. Bottino & Laurentini 2014, S.185) Außerdem gelten Gesichter von Frauen als schöner, je femininer sie sind. Dies gründet sich auf zwei Eigenschaften: Zum einen wird ein Kindchenschema, also große Augen und eine kleine Nase als hübsch empfunden. (Vgl. Haag-Wackernagel 2011, S.12f.) Zum Kindchenschema zählt auch eine im oberen Drittel eher breitere und im unteren Drittel eher schmalere Kopfform. (Vgl. Bottino & Laurentini 2014, S.185) Andere Attribute, welche als schön empfunden werden, sind eher Ausdruck der sexuellen Reife der Frau. So gelten volle Lippen als attraktiv. Ihre Ausprägung kann unter anderem auf ein spezifisches Hormonprofil zurückgeführt werden, welches gleichzeitig auch eine höhere Fruchtbarkeit mit sich bringt. (Vgl. Haag-Wackernagel 2011, S.12f.; Vgl. Sisti et al. 2021 S.2167)
Zusammenfassend beschreibt das weibliche Schönheitsideal also den Anspruch eines schlanken, sportlichen und jugendlichen Körpers an der Grenze zum Untergewicht. Hinsichtlich des Gesichtes wird eine Kombination aus Kindchenschema und Attributen sexueller Reife als schön empfunden. Symmetrie und eine möglichst reine, faltenfreie Haut sind ebenfalls erwünscht. Das Schönheitsideal ist dabei problematisch, denn es kann schließlich nur von einer Minderheit der Bevölkerung überhaupt erreicht werden. Gleichzeitig herrscht in der Gesellschaft jedoch die Meinung vor, jede*r könne das Schönheitsideal erreichen, und ein Scheitern sei auf persönliche Unzulänglichkeiten zurückzuführen. Deshalb haben viele Menschen und insbesondere Frauen eine gestörte Selbstwahrnehmung und versuchen deshalb ihren Körper zu optimieren. Beides nimmt zum Teil pathologische Züge an. (Vgl. Schütttel 2020, S.3) Dabei sind heute Mädchen und junge Frauen diesem Druck noch deutlich stärker ausgesetzt als früher, da das aktuelle Schönheitsideal bereits zur Jugendzeit ihrer Mütter bestand und von diesen oft weitervermittelt wird, zusammen mit dem damit verbundenen Konformitätsdruck. Einen wichtigen Beitrag zur Vermittlung des Schönheitsideals bilden dabei auch die Massenmedien, (Vgl. Schüttel 2020, S.7f.) zu denen Instagram gezählt werden kann.
Auch Fragen der ethnischen Zugehörigkeit, des Alters, von Behinderungen und der sexuellen Orientierung spielen bei den Zuschreibungen und Erwartungen an Frauen eine Rolle. Mit Verweis auf den Umfang der Arbeit wurde sich jedoch bemüht, insbesondere solche Aspekte herauszustellen, welche für die spätere Werkanalyse besonders relevant erschienen.
3.2 Die Repräsentation von Weiblichkeit auf Instagram
Medien wie Instagram übernehmen heute einen wichtigen Part in der Sozialisation von Menschen. (Vgl. Schorb 2003, S.75) So tragen sie dazu bei, das Bild von dem zu vermitteln, was als weibliche Eigenschaften und als weibliches Schönheitsideal verstanden wird. Deshalb ist es für diese Arbeit wichtig zu fragen: Wie zeigt sich dieses gesellschaftlich vorherrschende Verständnis von Weiblichkeit nun auf Instagram? Da die Inhalte auf Instagram von den Nutzer*innen selbst produziert werden, könnte in dem Sozialen Netzwerk die Vielfalt der Lebenswirklichkeiten und individuellen Ausgestaltungen des Lebens von sich als Frauen verstehenden Personen gezeigt werden. Das Netzwerk könnte aber auch als virtuelle Fortschreibung der realen Gesellschaft genau die vorgefertigte Idee von Weiblichkeit weiter postulieren. Ebenso wäre eine Mischung beider Möglichkeiten vorstellbar. Zudem könnte die Strukturierung Instagrams durch Software in dem Sinne zum Tragen kommen, dass es zu einer Verengung der dargestellten Dimensionen von Weiblichkeit kommt. Schließlich fördert der Algorithmus Inhalte, die den Nutzer*innen gefallen und vereinheitlicht so zunehmend die ihnen gezeigten Posts. In diesem Sinne lauten Forschungsfrage und Hypothesen für dieses Unterkapitel:
F1: Wie werden weiblich gelesene Personen und Weiblichkeit auf Instagram dargestellt?
Hypothesen:
H1: Die Darstellungsweise von Weiblichkeit und weiblich gelesenen Personen auf Instagram entspricht überwiegend der gesellschaftlich vorgegebenen Norm.
H2: Auf Instagram wird Weiblichkeit und das Leben von sich als Frauen identifizierenden Personen vielfältig dargestellt, wodurch in der Gesellschaft vorherrschende Zuschreibungen über Weiblichkeit auf der Plattform erweitert werden.
Es gibt einige Belege dafür, dass auf Instagram ein erweitertes Weiblichkeits-Bild stattfindet. So kam eine Untersuchung zu dem Schluss, die Fußballerinnen der FrauenNationalmannschaft der USA bei der Weltmeisterschaft 2015 seien in den allermeisten Posts als Athletinnen porträtiert worden. Posts, welche beispielsweise nur das Äußere der Sportlerinnen thematisierten seien selten gewesen. (Vgl. Pegraro et al. 2017, S.1074) Dies würde dafür sprechen, dass Frauen auf Instagram durchaus als aktive und ehrgeizige Persönlichkeiten in einem Wettbewerb wahrgenommen werden und nicht nur als schöne Objekte, deren interessanteste Eigenschaft in ihrem Äußeren liegt. Außerdem werden auf Instagram auch Aspekte des Frauseins dargestellt, die gesellschaftlich häufig schambehaftet sind, so das Zeigen von Perioden-Flecken. (Vgl. Caldeira et al. 2018, S.31) Darüber hinaus gibt es auf Instagram die Body Positivity 20 Bewegung, welche die Schönheit aller Körper propagiert. Dabei soll insbesondere Übergewicht enttabuisiert und als ebenfalls schön dargestellt werden. Außerdem versammeln sich unter dem Schirm dieser Bewegung zum Beispiel auch Accounts welche über Anorexie berichten. (Vgl. Cohen et al. 2019, S.3ff.) Body Positivity ist dabei eine vorwiegend von jungen Frauen getragene Bewegung. Insgesamt sind verschiedenste Körpertypen auf Accounts der Bewegung vertreten, wobei jedoch übergewichtige Personen dominieren. Außerdem zeigen sich die Vertreter*innen auch in anderer Hinsicht weniger perfekt. So werden Hautunreinheiten, Dehnungsstreifen oder Fettröllchen nicht kaschiert. Auch ethnisch sind die dargestellten Personen divers. (Vgl. Cohen et al. 2019, S.16ff.) Die Hashtags #Bodypositive und #Bodypositivity haben zusammen über 28 Millionen Einträge auf Instagram. (Vgl. Meta Platforms, a 2022, Juli 9; Vgl. Meta Platforms, b 2022, Juli 9) Die Bewegung bemüht sich darum, die Idee des Schönheitsideals zu erweitern und es inklusiver zu gestallten. Dadurch eröffnet es mehr Personen die Möglichkeit, einem Schönheitsbegriff zu entsprechen. Gleichzeitig kann aber kritisiert werden, dass sich auch diese Bewegung auf den Körper als zentralen Ort der Identität und des Werts für Frauen konzentriert, anstatt andere Aspekte der Persönlichkeit und des Frauseins herauszustellen. Dadurch entspricht die Bewegung immer noch der Logik der Objektifizierung von Frauen. Außerdem erschafft sie einen neuen Druck den eigenen Körper zu lieben. Als Reaktion auf diese Kritik gibt es die Idee der Body neutrality. Individuen sollten sich nicht so stark auf ihren Körper als Ausdruck der eigenen Persönlichkeit konzentrieren. (Vgl. Cohen et al. 2021, S.2367ff.)
Insgesamt gibt es also Teile von Instagram, die ein erweitertes Bild von Weiblichkeit darstellen. Frauen werden nicht nur auf ihren Körper reduziert, sondern beispielsweise als ernstzunehmende Athletinnen gefeiert. Sie werden auch als Individuen mit aktiven Interessen wahrgenommen und nicht nur als Anschauungsobjekte. Auch werden tabuisierte Aspekte von Weiblichkeit gezeigt. Außerdem wird das gängige Schönheitsideal hinterfragt und durch ein offenes Konzept erweitert, in welches sich jede Person einfügen kann. Gleichzeitig liegt aber immer noch ein klarer Fokus auf Äußerlichkeiten. Somit werden Rollenzuschreibungen nicht unbedingt beseitigt, sondern zum Teil nur durch Weitungen für mehr Frauen erreichbar gemacht. Neben diesen Teilen von Instagram gibt es aber auch andere Bereiche, die stärker ein tradiertes Weiblichkeitsbild darstellen.
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