„Im Auto fahren wir im Land umher und trommeln Mitarbeiter zusammen. Wo kriegen wir Bücher her? Woher ein Archiv? […] Wir arbeiten Tag und Nacht. Es geht zu wie bei der Erschaffung der Welt […] “ Anhand Erich Kästners Worte im September 1945 wird die damalige Situation im Nachkriegsdeutschland deutlich. Alles befand sich in Aufbruchsstimmung und mit großem Enthusiasmus wurden zwischen Schutt und Asche Projekte für die Zukunft entworfen. Eines davon war die am 17. Oktober 1945 in München erstmalig herausgegebene Neue Zeitung, die als Mitteilungsorgan der amerikanischen Besatzungsmacht fungierte und die erste überregionale Zeitung dieser Zone war. Sie existierte bis zum Januar 1955.
Nachdem die Alliierten das völlig zerstörte Deutschland eingenommen hatten, stellte sich ihnen die Frage, wie sie nun diese Nation aus dem Elend führen und wieder zu einem lebensfähigen Staat machen können. Neben den materiellen Problemen stand auch das der zukünftigen Friedenssicherung. Man wollte ein neues Deutschland erschaffen, das später Freund und Verbündeter sein sollte, anstatt als Feind wieder eine Bedrohung darzustellen. Doch wie dies erreicht werden sollte, war eine schwierige und strittige Frage. Mit Hilfe des „Reeducation“-Programmes wollten die Amerikaner aus der deutschen Bevölkerung in ihrer Besatzungszone mündige Bürger machen und ihnen die Werte und Normen der Demokratie näher bringen, um somit zur Bildung eines stabilen und sicheren Staates beizutragen. Die Amerikaner waren sich der Bedeutung der Presse- und Redefreiheit als ein wichtiger Kernpunkt der Demokratie bewusst und richteten ihre Pressepolitik danach aus.
Im Folgenden werde ich auf die unterschiedlichen Vorgehensweisen in der Pressepolitik der vier Besatzungsmächte Frankreich, Gross-Britannien, Amerika und die Sowjetunion eingehen, sowie insbesondere auf die Situation in der amerikanischen Zone. Die Neue Zeitung stellt hierbei eine einzigartige Erscheinung dar, da sie als das erfolgreichste amerikanische Informationsorgan zur Verbreitung von demokratischen Werten angesehen wird. In dieser Arbeit gehe ich der Frage nach, was diese Zeitung so besonders machte und ihr beachtlichen Erfolg bescherte. Eine wichtige Rolle spielte hierbei der Autor Erich Kästner, der zeitweise Chefredakteur des Feuilletons war. Die Ziele und Anliegen seines journalistischen Schreibens sowie sein Einfluss auf das Blatt wird in den folgenden Seiten näher ausgeführt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Pressepolitik der Alliierten
- Erich Kästner und die Neue Zeitung
- Die Neue Zeitung
- Erich Kästner und der Feuilleton
- Schlussbetrachtung
- Bibliographie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Rolle der Neuen Zeitung als Mitteilungsorgan der amerikanischen Besatzungsmacht in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie analysiert die Pressepolitik der Alliierten, insbesondere die amerikanische, und untersucht, wie die Neue Zeitung zur Verbreitung demokratischer Werte und zur „Reeducation“ der deutschen Bevölkerung beitrug.
- Die Pressepolitik der Alliierten in Deutschland nach 1945
- Die Neue Zeitung als Instrument der amerikanischen „Reeducation“-Politik
- Die Bedeutung von Kultur und Bildung für den Wiederaufbau Deutschlands
- Erich Kästners Rolle als Chefredakteur des Feuilletons der Neuen Zeitung
- Die Herausforderungen der interkulturellen Kommunikation zwischen Amerikanern und Deutschen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Situation im Nachkriegsdeutschland dar und führt in die Thematik der Neuen Zeitung als Mitteilungsorgan der amerikanischen Besatzungsmacht ein.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Pressepolitik der vier Besatzungsmächte Frankreich, Gross-Britannien, Amerika und die Sowjetunion. Es wird auf die unterschiedlichen Vorgehensweisen und Ziele der Mächte bei der Reorganisation des deutschen Pressewesens eingegangen.
Das dritte Kapitel widmet sich der Neuen Zeitung als einem einzigartigen Beispiel für die amerikanische Pressepolitik. Es wird die Zusammensetzung der Redaktion, die Rolle von Erich Kästner als Chefredakteur des Feuilletons und die Bedeutung der Zeitung für die interkulturelle Kommunikation zwischen Amerikanern und Deutschen untersucht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Pressepolitik der Alliierten, die Neue Zeitung, Erich Kästner, „Reeducation“, Demokratie, Kultur, Bildung, interkulturelle Kommunikation und Nachkriegsdeutschland. Die Arbeit beleuchtet die Herausforderungen des Wiederaufbaus Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg und die Rolle der Medien bei der Gestaltung der neuen Gesellschaft.
- Quote paper
- Christine Schulz Blank (Author), 2009, Die Neue Zeitung in der Nachkriegszeit unter besonderer Berücksichtigung Erich Kästners als Leiter des Feuilletons, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130371