Etwa sieben Millionen Menschen werden derzeit in Deutschland gegen Diabetes mellitus behandelt. Man spricht von einer Epidemie, sogar vom ‚Aids‘ des 21. Jahrhunderts. Experten schätzen eine zusätzliche Dunkelziffer von 3,5 Millionen Diabetikern. Somit sind insgesamt acht bis zehn Prozent der Bevölkerung betroffen.
Der Diabetes mellitus ist keine einheitliche Erkrankung, er bezeichnet verschiedene Krankheitsbilder. [...]
Um das Krankheitsbild zu verstehen, möchte ich mit einer allgemeinen Definition und einem geschichtlichen Überblick des Diabetes mellitus beginnen. Anschließend sollen physiologische Grundlagen, die verschiedenen Diabetestypen und ihre Ursachen beschrieben werden. Die auftretenden Symptome und die Diagnostik sollen ebenfalls erläutert werden. Der immer häufiger auftretende Schwangerschaftsdiabetes hat in den letzten Jahren für Aufsehen gesorgt, da er immer häufiger auftritt. Er ist nicht zu verwechseln mit einer Schwangerschaft bei einem bestehenden Diabetes, weshalb ich diese beiden Fälle getrennt voneinander beschreiben möchte.
Diabetiker sind oft auf sich gestellt. Sie werden geschult sich selbst zu behandeln. Dazu gehören regelmäßige Blutzuckerkontrollen und Urinzuckerkontrollen. Wie solche Kontrollen gemacht werden, wird im Laufe dieser Arbeit erläutert.
Wie bereits erwähnt, bringt Diabetes mellitus Folgekrankheiten mit sich. Um welche Folgekrankheiten es sich handeln kann und wie man einem Diabetes mellitus und seinen Komplikationen vorbeugen kann, soll ebenfalls Inhalt der folgenden Arbeit sein. Einen sehr wichtigen Bereich stellen die aktuelle Forschungsansätze und die unterschiedlichen Therapiemethoden dar. Besonders möchte ich auf das Thema Ernährung in Verbindung mit Diabetes mellitus eingehen. Grund dafür ist die enge Verbindung von Typ-II-Diabetes und Übergewicht bzw. Adipositas, weswegen ich die Behandlung durch Ernährungsumstellung für den wichtigsten Faktor der Therapie halte.
Da Typ-II-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen eigentlich selten, in letzter Zeit jedoch immer häufiger auftritt, möchte ich darauf eingehen, welche Rolle die Schule für die Betroffenen spielt. Abschließend möchte ich erwähnen, wer im Bereich Diabetes mellitus weiterhelfen und beraten kann.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definition von Diabetes mellitus
3. Geschichte von Diabetes mellitus
4. Physiologische Grundlagen
5. Diabetestypen und ihre Ursachen
5.1 Typ-I-Diabetes
5.2 Typ-II-Diabetes
5.2.1 Typ-II a- und Typ-II b-Diabetes
5.3 Schwangerschaftsdiabetes
5.4 Weitere Diabetestypen
6. Symptome von Diabetes mellitus und Diagnostik
7. Diabetes und Schwangerschaft
8. Blutzuckerkontrolle
8.1 Urinzuckerkontrolle
9. Hypoglykämie und Hyperglykämie
10. Komata bei Diabetes mellitus
11. Folgekrankheiten
12. Prävention
13. Aktuelle Forschungsansätze
14. Unterschiedliche Therapiemethoden
14.1 Insulintherapie
14.2 Tablettentherapie
14.3 Kombinationstherapie
14.4 Bewegung
15. Grundsätzliches zur Ernährungsumstellung
15.1 Kalorienbedarf
15.2 Nährstoffe
15.2.1 Kohlenhydrate
15.2.2 Fette
15.2.3 Eiweiße
15.3 Trinkgewohnheiten
15.4 Zucker und Ersatzzucker
16. Ernährungsempfehlungen im Wandel
16.1 Diabetikerlebensmittel
16.2 Der schlanke Typ-II-Diabetiker
16.3 Beispielmahlzeiten für einen Tag
17. Diabetes bei Kindern und Jugendlichen
18. Wer kann helfen?
19. Fazit
20. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Etwa sieben Millionen Menschen werden derzeit in Deutschland gegen Diabetes mellitus behandelt. Man spricht von einer Epidemie, sogar vom ‚Aids‘ des 21. Jahrhunderts. Experten schätzen eine zusätzliche Dunkelziffer von 3,5 Millionen Diabetikern. Somit sind insgesamt acht bis zehn Prozent der Bevölkerung betroffen.
Der Diabetes mellitus ist keine einheitliche Erkrankung, er bezeichnet verschiedene Krankheitsbilder. Zu den häufigsten Diabetestypen zählen Diabetes mellitus Typ I, Diabetes mellitus Typ II und der Schwangerschaftsdiabetes. Über 90% der betroffenen Diabetiker leiden an einem Typ-II-Diabetes, etwa fünf Prozent an einem Typ-I-Diabetes. Die restlichen Betroffenen leiden an Schwangerschaftsdiabetes und anderen Formen von Diabetes mellitus.
Bei schlechter Behandlung kann ein Diabetes mellitus viele Komplikationen und Folgeschäden mit sich bringen. Aus statistischer Sicht wird die Lebenserwartung von Diabetikern, zum Zeitpunkt der Diagnose, um durchschnittlich sieben bis acht Jahre verringert (Deutsche Diabetes Stiftung, 2008b: S. 5). Seit 1991 gilt zur Erhöhung der Aufmerksamkeit für Diabetes mellitus der 14. November als Welt-Diabetes-Tag.
Ich möchte mit dieser Arbeit eine zusammenfassende Darstellung der aktuellen Kenntnisse über den Diabetes mellitus Typ II liefern. Um das Krankheitsbild zu verstehen, möchte ich mit einer allgemeinen Definition und einem geschichtlichen Überblick des Diabetes mellitus beginnen. Anschließend sollen physiologische Grundlagen, die verschiedenen Diabetestypen und ihre Ursachen beschrieben werden. Die auftretenden Symptome und die Diagnostik sollen ebenfalls erläutert werden. Der immer häufiger auftretende Schwangerschaftsdiabetes hat in den letzten Jahren für Aufsehen gesorgt, da er immer häufiger auftritt. Er ist nicht zu verwechseln mit einer Schwangerschaft bei einem bestehenden Diabetes, weshalb ich diese beiden Fälle getrennt voneinander beschreiben möchte.
Diabetiker sind oft auf sich gestellt. Sie werden geschult sich selbst zu behandeln. Dazu gehören regelmäßige Blutzuckerkontrollen und Urinzuckerkontrollen. Wie solche Kontrollen gemacht werden, wird im Laufe dieser Arbeit erläutert.
Wie bereits erwähnt, bringt Diabetes mellitus Folgekrankheiten mit sich. Um welche Folgekrankheiten es sich handeln kann und wie man einem Diabetes mellitus und seinen Komplikationen vorbeugen kann, soll ebenfalls Inhalt der folgenden Arbeit sein. Einen sehr wichtigen Bereich stellen die aktuelle Forschungsansätze und die unterschiedlichen Therapiemethoden dar. Besonders möchte ich auf das Thema Ernährung in Verbindung mit Diabetes mellitus eingehen. Grund dafür ist die enge Verbindung von Typ-II-Diabetes und Übergewicht bzw. Adipositas, weswegen ich die Behandlung durch Ernährungsumstellung für den wichtigsten Faktor der Therapie halte.
Da Typ-II-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen eigentlich selten, in letzter Zeit jedoch immer häufiger auftritt, möchte ich darauf eingehen, welche Rolle die Schule für die Betroffenen spielt. Abschließend möchte ich erwähnen, wer im Bereich Diabetes mellitus weiterhelfen und beraten kann.
Aus Gründen der Vereinfachung entfällt der Zusatz ‚mellitus‘ an einigen Stellen des folgenden Textes. Ebenso möchte ich darauf hinweisen, dass der Ausdruck ‚Diabetiker‘ sowohl männliche, als auch weibliche erkrankte Personen bezeichnet.
2. Definition von Diabetes mellitus
Der Begriff „Diabetes mellitus“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt honigsüßer Durchfluss , bezogen auf die vermehrte Ausscheidung von zuckerhaltigem Urin (Petersen- Lehmann, 22003: S. 7). Das Blut enthält in diesem Fall soviel Zucker, dass ein Teil davon mit dem Urin ausgeschieden wird. Diabetes mellitus ist eine Stoffwechselstörung, genauer gesagt eine Störung des Zuckerstoffwechsels, wodurch er im Volksmund auch „Zuckerkrankheit“ genannt wird. Diese Störung ist durch einen chronisch erhöhten Blutzuckerspiegel gekennzeichnet und beruht auf einem Insulinmangel bzw. einer gestörten Insulinwirkung. Das Hormon Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse gebildet. Seine Aufgabe ist es, Zucker zur Energiegewinnung in die Zellen zu bringen und den Zuckerspiegel im Blut zu regulieren1. Normalerweise liegt der Blutzuckerspiegel zwischen 60 und 100 mg/dl (Milligramm pro Deziliter) nüchtern und bei 140 mg/dl nach einer Mahlzeit (Sachse, 1998: S.31). In Deutschland werden die Angaben hauptsächlich in mg/dl gemacht, international wird hingegen mmol/l gebraucht. 1 mmol/l entspricht in etwa 18 mg/dl.
Manche Patienten merken lange Zeit nichts von dem erhöhten Blutzucker. Oft wird er nur zufällig entdeckt. Ohne Behandlung kann bei Diabetes der Blutzucker nicht im normalen Bereich gehalten werden und es treten unterschiedliche Beschwerden auf, die unter Punkt 6. Symptome erläutert werden.
3. Geschichte von Diabetes mellitus
Diabetes mellitus ist keine neuzeitige Krankheit. Bereits im Jahre 1550 vor Christus gaben die alten Ägypter in ihren Schriften eine medizinische Verordnung gegen eines der Hauptsymptome dieser Krankheit an, die vermehrte Harnausscheidung – Polyurie. Dies fand sich auch in späteren Schriften der Zeit von 1350 – 1250 v. Chr. wieder. Auch in der indischen Medizin fanden sich Schriften aus dem Jahre 600 v. Chr., in denen aufgezählt wurde, dass die Krankheit häufiger vorkam, „1. bei Indolenten, Übergewichtigen und Schlemmern; 2. Bei Menschen, die gerne fette und süße Speisen essen; 3. Wenn in der Familie schon Zuckerkranke vorkamen“ (Schatz et al., 1986: S. 11).
Im Jahre 150 n. Chr. beschrieb Aretaeus von Kappadozien die sogenannte Zuckerkrankheit als rätselvolle Krankheit und prägte den Namen ‚Diabetes‘. In seinen Schriften stellte er die Beschwerden der Patienten exakt dar, allerdings vermutete er den Sitz der Krankheit im Magen. Galen, ein Zeitgenosse von Aretaeus nahm an, es handele sich beim Diabetes um eine Nierenerkrankung. Bis zum 13. Jahrhundert wurde die Vermutung von Galen in allen medizinischen Schriften übernommen. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts äußerte Paracelsus die Vermutung, dass der Diabetes eine Stoffwechselkrankheit sei. 1664 entdeckte der englische Arzt Willis den bereits im ersten Jahrhundert nach Christus, in der arabischen Welt erwähnten, honigartigen Geschmack des Urins. Er erwähnte auch, dass Diabetes keine seltene Krankheit mehr war, wie in der Antike beschrieben. Im 18. Jahrhundert gewann der englische Arzt Dobson einen Rückstand aus diabetischem Harn, der wie Zucker schmeckte. Wieder ein Jahrhundert später schilderte Lancereaux zwei unterschiedliche Formen der Zuckerkrankheit, den ‚diabète maigre‘ einerseits und den ‚diabète gras‘ andererseits. Er fand heraus, dass der diabète gras durch kontrollierte Ernährung zu behandeln war, der diabète maigre allerdings schnell zum Tode führte. Weiterhin stellte er fest, dass Patienten mit einem diabète gras meist übergewichtig und älter waren, als Patienten mit einem diabète maigre. Zeitgleich beschrieb Kussmaul das diabetische Koma2, an dem der Diabetiker innerhalb von sehr kurzer Zeit starb. Nach vielen verschiedenen Theorien und Untersuchungen, unter anderem Versuche an Hunden, bewiesen letztendlich Mehring und Minkowski im 19. Jahrhundert den Zusammenhang von der Bauchspeicheldrüse und dem Diabetes. Im Jahre 1921 gelang es Banting und Best den Blutzuckerspiegel eines diabetischen Hundes zu senken, indem sie ihm eine Lösung spritzten, die sie aus Bauchspeichel-drüsenextrakt gewonnen hatten, nämlich Insulin. Im folgenden Jahr wurde erstmals einem 14-jährigen Jungen Rinderinsulin gespritzt, worauf sich sein Krankheitsbild stark verbesserte. In diesem Jahr begann auch die industrielle Herstellung von Rinderinsulin (Schatz et al., 1986: S. 11; Sachse, 1998: S.7-16).
4. Physiologische Grundlagen
Mit der Nahrung aufgenommene Kohlenhydrate werden von unserem Verdauungsapparat zu Glucose (Traubenzucker) abgebaut, die anschließend in das Blut aufgenommen und im Körper verteilt wird.
Das Hormon Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse, genauer gesagt in den 13-Zellen der Langerhans‘schen Inseln gebildet. Glucose regt die Neubildung und die Abgabe von Insulin an. Insulin steigert die Durchlässigkeit der Zellmembranen von Muskel- und Fettzellen für Glucose, die in den Zellen zur Energiegewinnung verbraucht wird. Es bewirkt auch die Aufnahme von Glucose in die Leberzellen, wo sie in Form von Glycogen gespeichert wird. In der Verdauungsphase steigt der Blutzuckerspiegel an. Vor allem die Leber sorgt dafür, dass der Blutzuckerspiegel nach der Nahrungsaufnahme konstant gehalten wird. Einerseits spaltet sie das gespeicherte Glycogen wieder auf und entlässt es ins Blut, andererseits sorgt sie für eine ständige Neubildung von Glucose. Ist die Funktion der 13-Zellen beeinträchtigt, fehlen sowohl die Blutzuckeraufnahme in das Gewebe, als auch die Hemmung der Neubildung von Zucker in der Leber. Unter diesen Bedingungen kann die Leber Glucose ständig neu produzieren. Das erklärt, wieso der Blutzuckerspiegel eines Diabetikers unabhängig von der Nahrungsaufnahme ansteigt. Insulin ist im menschlichen Körper außerdem das einzige Hormon, welches Körperfett aufbaut und für dessen Einlagerung in den Fettdepots sorgt. Deswegen hat Insulinmangel auch oft eine extreme Gewichtsabnahme zur Folge (Leitzmann et al., 22003: S.12, S. 235).
Eine Tabelle nach Schatz et al. (1986: S. 22) soll einen Überblick darüber bieten, wie Insulin auf verschiedene Stoffwechselvorgänge wirkt. Förderung wird durch ▲ gekennzeichnet, Hemmung durch ▼:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Beim Diabetes mellitus wird Glucose nicht in die Zellen aufgenommen, sondern sie verbleibt im Blut. Weiterhin verläuft die Neubildung von Glucose in der Leber ungebremst, was beides einen Blutzuckeranstieg verursacht.
5. Diabetestypen und ihre Ursachen
Wie bereits erwähnt, unterscheidet man verschiedene Formen des Diabetes mellitus. Nicht nur der Typ-I- und Typ-II-Diabetes, sondern auch der Schwangerschaftsdiabetes und weitere Diabetestypen sind bekannt und sollen in dieser Arbeit erläutert werden.
5.1 Typ-I-Diabetes
Der Typ-I-Diabetes ist gekennzeichnet durch ein plötzliches Auftreten der Symptome, eine zunehmende Abmagerung und durch eine lebenslange Abhängigkeit von Insulininjektionen. Als Ursache für den Typ-I-Diabetes gelten eine genetische Disposition, sowie verschiedene Virusinfekte und hormonale Störungen. Das Risiko aufgrund einer Vererbung an Diabetes mellitus Typ I zu erkranken, liegt bei etwa fünf Prozent, wenn ein Elternteil darunter leidet und steigt, wenn beide Elternteile Diabetes haben (Leitzmann et al., 22003: S. 237-238). Vorwiegend erkranken schlanke Kinder und Jugendliche an Diabetes mellitus Typ I, seltener sogar wenige Wochen alte Säuglinge. Daher stammt auch die Bezeichnung des juvenilen Diabetes, die allerdings nicht mehr gebräuchlich ist, da Diabetes in dieser Form auch im Alter auftreten kann. Beim Typ-I-Diabetes liegt zunächst eine Störung der Insulinproduktion vor, die einen absoluten Insulinmangel zur Folge hat. Die Behandlung mit Insulin ist für den Typ-I-Diabetiker lebensnotwendig (Leitzmann et al., 22003: S. 235; Lestradet / Schaetz, 1966: S. 77).
5.2 Typ-II-Diabetes
Der Typ-II-Diabetes ist die häufigste Form von Diabetes mellitus (Sachse, 1998: S. 24). Im Gegensatz zum Typ-I-Diabetes wird hier noch Insulin produziert, allerdings ist diese Produktion beeinträchtigt. Neben dem dadurch entstehenden relativen Insulinmangel, wird diese Form des Diabetes durch eine Insulinresistenz, d.h. durch eine Störung der Insulinsekretion, gekennzeichnet (Leitzmann et al., 22003: S. 235). Als relativen Insulinmangel bezeichnet man die Situation, wenn ein Typ-II-Diabetiker noch viel mehr körpereigenes Insulin hat als der Stoffwechselgesunde, es für den eigenen Bedarf jedoch nicht mehr ausreicht. In den ersten Lebensjahrzehnten kann die Bauchspeicheldrüse eine Insulinresistenz kompensieren, indem sie hohe Insulinmengen produziert. Wenn die produzierte Insulinmenge nicht mehr zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels ausreicht, setzt sich der Diabetes mellitus Typ II fest.
In der Regel tritt diese Form von Diabetes nach dem 40. Lebensjahr auf, woher auch die Bezeichnung des Altersdiabetes stammt. Da heutzutage auch mehrere jüngere Leute davon betroffen sind, ist diese Bezeichnung allerdings nicht mehr angebracht. Hinzu kommt, dass 80% der Patienten übergewichtig sind:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Lestradet/ Schaetz, 1966: S.51
Dies wird als eine der Hauptursachen für diesen Erkrankungstyp gesehen. Zusätzlich zur angeborenen Insulinunempfindlichkeit entsteht durch das Übergewicht eine Resistenz der insulinabhängigen Körperzellen. Der Glucosetransport ist unter anderem gestört. Eine weitere Ursache ist die genetische Veranlagung, wobei vermutlich mehrere Gene eine Rolle spielen. Das Risiko an Diabetes mellitus Typ II zu erkranken liegt bei 2550%, wenn ein Elternteil Typ-II-Diabetiker ist, bei bis zu 80%, wenn beide Elternteile betroffen sind (Leitzmann et al., 22003: S. 237). Laut Baum (2008, S. 8) liegt die Wahrscheinlichkeit bei entsprechend ungesunder Lebensweise sogar bei 60%, wenn ein Elternteil Typ-II-Diabetiker ist. Ebenso wie bei der Entstehung des Typ-I-Diabetes, verursacht eine erhöhte körpereigene Traubenzuckerbildung in der Leber eine Erhöhung des Blutzuckers. Laut Hürter (31985: S. 22) sind Fettsucht und Schwangerschaft „[...] die beiden wichtigsten manifestationsfördernden Faktoren des Typ-II-Diabetes [...].“ Weitere Faktoren sind nach Schatz et al. (1986: S.35-36) Stress und Belastungssituationen (Infektionen, Traumen, Operationen), Lebererkrankungen, andere endokrine Krankheiten und Medikamente.
Gegenüberstellung der charakteristischen Kriterien eines Typ-I- bzw. Typ-II-Diabetes nach Sachse (1998: S. 26):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
5.2.1 Typ-II a- und Typ-II b-Diabetes
Der Typ-II-Diabetes unterscheidet zwei Gruppen. Typ-II a-Diabetiker sind eher schlank und produzieren nicht ausreichend Insulin. Hierzu gehören jedoch die wenigsten Typ-II-Diabetiker. Etwa 90 bis 95% der Typ-II-Diabetiker sind Typ-II b-Diabetiker. Das heißt, sie leiden meist unter Übergewicht. Außerdem produzieren sie noch viel Insulin selbst, doch sie geben es nicht ausreichend und erst verspätet in die Blutbahn ab. Des
Weiteren wird das zur Verfügung stehende Insulin nicht richtig verwertet und die Gewebezellen sind weitgehend insulinunempfindlich (Deutscher Diabetiker Bund, 2001: S. 9-10).
5.3 Schwangerschaftsdiabetes
Ein Schwangerschaftsdiabetes, auch Gestationsdiabetes genannt, bezeichnet die Form von Diabetes, die erstmalig während einer Schwangerschaft auftritt. Er tritt bei bis zu fünf Prozent aller Schwangerschaften auf. Im Jahr 2006 wurde in rund 15.300 Fällen (2,39%) ein Schwangerschaftsdiabetes festgestellt. Gegenüber 1997 nahm die Zahl um das Fünffache zu (Kleinwechter / Schäfer-Graf, 2007: S. 144). Die hohen Blutzuckerwerte sind meistens auf die Zeit der Schwangerschaft begrenzt und verschwinden nach der Geburt wieder. Ein erhöhtes Risiko, an Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken besteht, wenn die Schwangere älter als 30 Jahre ist, zu Beginn der Schwangerschaft Übergewicht besteht, ein Familienmitglied bereits Diabetes mellitus Typ II aufweist, während der Schwangerschaft wiederholt Urinzucker nachgewiesen wurde, bei einer vorherigen Schwangerschaft Gestationsdiabetes bestand oder bei vorangegangenen Geburten ein größeres Kind, d.h. mit einem Gewicht von mehr als 4000g, geboren wurde. Gestationsdiabetes kann für das ungeborene Kind, ebenso wie für die Mutter eine Gefahr darstellen. Über die Placenta führt der hohe Blutzucker der Mutter zu einem hohen Blutzucker des Kindes. Daraufhin versucht das Kind den hohen Blutzucker auszugleichen, indem es verstärkt Insulin produziert. Da Insulin ein Wachstumshormon ist, hat dies zur Folge, dass ein zu schnelles Wachstum des Kindes bewirkt wird. Bei einem nicht behandelten Schwangerschaftsdiabetes kommt der Säugling oft mit einem Gewicht von über 4000g zur Welt, als das sogenannte Sumo-Baby3. Dabei treten Geburtskomplikationen häufiger auf und oft muss ein Kaiserschnitt durchgeführt werden. Des Weiteren können Komplikationen auftreten, wie Früh- oder Totgeburten und Atemprobleme beim Neugeborenen. Bei den Frauen können sich bei einem Gestationsdiabetes häufiger Harnwegsinfekte oder Gestosen bilden und später auch ein Typ-II-Diabetes manifestieren. Es ist wichtig, dass eine intensive Betreuung während der Schwangerschaft stattfindet. Dazu gehören regelmäßige Blutzuckerkontrollen und häufige ärztliche Kontrollen (Sachse, 1998: S. 81; Baum, 2008: S. 111-112).
5.4 Weitere Diabetestypen
Diabetes mellitus kann im Zusammenhang mit verschiedenen Krankheiten oder äußeren Einflüssen auftreten. Hat sich z. B. die Bauchspeicheldrüse wiederholt entzündet oder musste ein Teil von ihr operativ entfernt werden, kann ein pankreopriver Diabetes entstehen.
Auch Erkrankungen der Leber, besonders eine Leberzirrhose, können einen Diabetes mellitus verursachen.
Weiterhin kann Diabetes durch Krankheiten mit einer vermehrten Hormonausschüttung entstehen. Ein klassisches Beispiel für eine solche Erkrankung ist das Cushing-Syndrom. Beim Cushing- Syndrom erhöht eine Fehlfunktion der Nebenniere oder der Hirnanhangsdrüse den Cortisolspiegel im Blut. Das Hormon Cortisol schwächt die Insulinwirkung ab, so dass die Blutzuckerwerte ansteigen.
Diabetes kann ebenfalls durch die Einnahme bestimmter Medikamente ausgelöst werden. Dies muss vom den Arzt bedacht werden, falls eine Veranlagung für Diabetes mellitus vorhanden ist.
Eine weitere Diabetesform ist der MODY-Diabetes (maturity- onset diabetes in young people). Dieser Diabetes unterliegt einem autosomal dominanten Erbgang. Er tritt ausschließlich bei jungen Erwachsenen auf, wird vererbt und zunächst nicht mit Insulin behandelt. Durch die Vererbung finden sich MODY-Familien, bei denen jede Generation Diabetiker aufweist. Darunter sind zu 50% Kinder betroffen. Diese Diabetesform verläuft generell recht mild, kann aber nach längerem Andauern der Krankheit zu Folgeschäden führen (Sachse, 1998: S. 27-28, S. 75).
Der LADA-Diabetes (L atent A utoimmune D iabetes in A dults) wird oft mit dem Typ-II-Diabetes verwechselt. Vermutlich sind 15% aller Diabetiker von dieser Form betroffen. Der LADA-Diabetes trägt Merkmale des Typ-I-und des Typ-II-Diabetes. Er tritt in der Regel nicht vor dem 25. Lebensjahr auf, genauer gesagt erst im Alter zwischen 30 und 60. Meist sind die Betroffenen nicht übergewichtig und leiden an keinen weiteren Erkrankungen, wie Bluthochdruck oder Fettstoffwechselstörungen. Weiterhin besteht kein erhöhtes familiäres Diabetesrisiko. Spätestens zwei Jahre nach der Manifestation eines LADA-Diabetes, benötigen die Patienten eine Insulintherapie (Baum, 2008: S. 16).
Die beschriebenen Diabetesformen werden als sekundäre Diabetesformen bezeichnet und damit vom Typ-I- und Typ-II-Diabetes abgegrenzt. Bei sekundären Diabetesformen besteht im Gegensatz zum Typ-I- und Typ-II-Diabetes die Möglichkeit der Heilung, wenn die Grundkrankheit beseitigt wird (Sachse, 1998: S. 28).
6. Symptome von Diabetes mellitus und Diagnostik
Die üblichen Beschwerden, sowohl eines Typ-I- als auch eines Typ-II-Diabetikers, sind eine nicht ernährungsbedingte Gewichtsabnahme, Polyurie und Polydipsie (starkes Durstgefühl), Schlappheit, Heißhungergefühle und Leistungsminderung. Weiterhin treten Symptome auf wie Mundtrockenheit, Juckreiz der Haut und Wadenkrämpfe in der Nacht. Bei einem bereits fortgeschrittenen Typ-I-Diabetes kann es sogar zu Brechreiz und Erbrechen, sowie zu Bewusstseinstrübung und Bauchschmerzen kommen. Da die genannten Symptome zu mehreren Krankheiten passen und bei einem schleichend verlaufenden Diabetes erst fehlen, wird die Krankheit häufig erst nach Jahren entdeckt.
Meist führen die erhöhten Blutzuckerwerte zusätzlich zu einer erhöhten Infektanfälligkeit, d.h., dass auch beispielsweise Harnwegsentzündungen,Hautentzündungen, Zahnfleischentzündungen oder regelmäßige Erkältungen auf einen Diabetes hindeuten können (Sachse, 1998: S. 30). Um die Diagnose Diabetes zu stellen, wird zuerst die Vorgeschichte des Patienten im Rahmen einer Anamnese geprüft. Hierbei ist es wichtig, ob in der Familie Fälle von Diabetes vorhanden sind und wenn ja, ob diese eine Insulintherapie benötigen oder nicht, ob der Patient unter weiteren Krankheiten, wie Übergewicht oder Fettstoffwechselstörungen leidet und ob im Familienkreis Herzinfarkte oder Schlaganfälle vorgekommen sind (Leitzmann et al., 22003: S. 237). Ein starker Verdacht auf Diabetes tritt auf, wenn Zuckerausscheidung im Urin gemessen wird. Urinzucker wird normalerweise erst ausgeschieden, wenn über längere Zeit ein Blutzucker von mindestens 180 mg/dl besteht. Ein eindeutiges Ergebnis liefern Blutzuckermessungen. Treten hier wiederholt erhöhte Nüchternwerte vor den Mahlzeiten (> 100 mg/dl) und erhöhte Blutzuckerwerte nach den Mahlzeiten (> 140 mg/dl) auf, so liegt ein manifester Diabetes mellitus vor. Blutzuckermessungen erfolgen in der Regel durch Blutentnahmen aus der Fingerkuppe oder dem Ohrläppchen, im sogenannten Kapillarblut (Sachse, 1998: S. 31).
7. Diabetes und Schwangerschaft
Im Jahr 2006 kamen deutschlandweit etwa 650.000 Kinder zur Welt. Bei 0,76% der Mütter (etwa 5.000) war vor der Schwangerschaft ein Diabetes bekannt. Die Schwangerschaften der Typ-II-Diabetikerinnen bereiten große Sorgen, wobei man heutzutage durch eine gute Betreuung Komplikationen vermeiden kann. Trotzdem sind die Risiken hoch. Besonders problematisch ist es, wenn sich diese Frauen nicht in diabetologischer Betreuung befinden, wenn sie ungewollt schwanger werden und erst sehr spät zur Betreuung kommen. Meist nehmen sie in den ersten Schwangerschaftswochen noch ihre oralen Antidiabetika ein, die gegen Insulin ausgetauscht werden müssen (Kleinwechter / Schäfer-Graf, 2007: S. 144).
[...]
1 Die Wirkung von Insulin in der Therapie von Diabetes mellitus wird unter Punkt 14.1 Insulintherapie genauer erläutert.
2 Für weitere Informationen zum diabetischen Koma siehe Punkt 10. Komata bei Diabetes mellitus.
3 Weserkurier, Ausgabe Nr. 203, 29.August 2008, S.30
- Arbeit zitieren
- Daniela Pascoa (Autor:in), 2009, Diabetes mellitus Typ II - Aktuelle Forschungsergebnisse und ihre Bedeutung für die Entwicklung neuer Therapieformen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130397
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