Im 15. und 16. Jahrhundert treten neue Faktoren auf, die eine mystische Theorie der Sprache bedingen, denn nun werden auch Aspekte der Naturphilosophie miteingebunden. Hierdurch wandelt sich die Betrachtungsweise der Beziehung zwischen Sprache und Natur, die insbesondere von Paracelsus beeinflusst wurde. Auch für Jakob Böhme nimmt die Sprache einen besonderen Stellenwert ein, da er sie als ein Kommunikationsmittel zwischen Gott und dem Menschen betrachtet. Auch wenn die Erläuterung seiner Natursprache anhand von Beispielen wie der Natur oder am Menschen erfolgt, gilt sein Interesse insbesondere der Theologie bzw. Theosophie. Als Basis der Analyse der Natursprache gilt für Jakob Böhme das Christentum, wobei er sich insbesondere mit dessen Menschenbild und Gottesgedanken identifiziert. Folglich entfernt er sich trotz seiner eigenen Interpretation der Rolle der Natursprache nicht von dem Christentum an sich. Wie wichtig die Rolle Gottes für Jakob Böhme insgesamt ist, wird bereits in der Vorrede von „Aurora, Morgenröte im Aufgang“ deutlich.
„Die innige allwurckende Weisheit GOttes / die da ist das Hauchen der Gottlichen Krafft und der glantz des ewigen Liechts / gebe sich in des Lesers Seele / und mache jhn zum Freunde Gottes/ Amen! Sap.7.“
Für Böhme sind zwei Aspekte für seine Sprache maßgebend. Da zum einen der Mensch das Abbild Gottes darstellt und zum anderen der Mensch die Aufgabe besitzt als Offenbarer Gottes zu fungieren. „In der Personhaftigkeit seiner Gestalt und in dem Dreiklang von Leib-Seele- Geist, der diese Gestalt zu einer lebendigen Einheit zusammenfasst, erscheint also abbildhaft die Dreieinigkeit der Person Gottes. Das bedeutet: die Geburt des menschlichen Wortes im menschlichen Geist(in der menschlichen Person) ist ein Bild der Geburt des göttlichen Wortes in Gott.“ Nach Ernst Benz ist es möglich diese Überlegung in zweierlei Hinsicht darzustellen. Auf der einen Seite wird hierbei das Sprechen als das wesenhafte des Menschen beschrieben, da auch Gott, diesen Akt als erstes vollzog. Deshalb gibt das Sprechen dem Menschen die Möglichkeit sich selbst zu entfalten.Gottes ausgeht. Aus diesem Grund setzt Böhme, um seine Sprache zu erläutern, an der Schöpfungsgeschichte an. Auch in dieser Arbeit wird zur Darstellung der Natursprache Böhmes bei der Rolle des Wortes im Rahmen der Schöpfung begonnen.
Inhaltsverzeichnis
- Die Natursprache von Jakob Böhme
- Am Anfang war das Wort: Die Beziehung zwischen menschlichem und göttlichem Wort
- Das Nachschaffen der Dinge im Wort: Die Signaturenlehre und die Rolle der Qualitäten
- Die Bedeutung der Muttersprache
- Die Deutung einzelner Worte: „BARMHERTZIG“ & „WASSER"
- Die Auslegung des Wortes „BARMHERTZIG"
- Die eigenständige Interpretation des Wortes „WASSER"
- Resumée der gewonnenen Erkenntnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Natursprache von Jakob Böhme, einem bedeutenden Mystiker des 17. Jahrhunderts. Sie untersucht die Beziehung zwischen menschlichem und göttlichem Wort und analysiert Böhmes Theorie der Signaturen, die Rolle der Qualitäten und die Bedeutung der Muttersprache. Die Arbeit beleuchtet auch die Deutung einzelner Worte aus Böhmes Werken, insbesondere „barmherzig“ und „Wasser“, um die Besonderheiten seiner Sprachphilosophie zu verdeutlichen.
- Die Rolle des Wortes in der Schöpfung und die Beziehung zwischen menschlichem und göttlichem Sprechen
- Die Signaturenlehre und die Bedeutung der Qualitäten für die Natursprache
- Die Bedeutung der Muttersprache als Ausdruck der göttlichen Ordnung
- Die Deutung einzelner Worte als Ausdruck der göttlichen Weisheit
- Die Bedeutung der Natursprache für die Theologie und Theosophie
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Natursprache von Jakob Böhme ein und beleuchtet den historischen Kontext seiner Sprachphilosophie. Es wird die besondere Rolle der Sprache als Kommunikationsmittel zwischen Gott und Mensch hervorgehoben und Böhmes christliche Grundlegung seiner Theorie erläutert.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Beziehung zwischen menschlichem und göttlichem Wort. Es wird die Rolle des Schöpfungswortes FIAT und die Bedeutung des Sprechens als wesenhaftes Merkmal des Menschen beleuchtet. Böhmes Lehre der Signaturen und die Rolle der Qualitäten werden im Detail erläutert, um die Verbindung zwischen Sprache und Natur zu verdeutlichen.
Das dritte Kapitel analysiert die Deutung einzelner Worte aus Böhmes Werken, insbesondere „barmherzig“ und „Wasser“. Es wird gezeigt, wie Böhme durch die Interpretation dieser Worte die göttliche Weisheit und die Bedeutung der Natursprache für die Theologie und Theosophie verdeutlicht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Natursprache, Jakob Böhme, Schöpfungswort, Signaturenlehre, Qualitäten, Muttersprache, „barmherzig“, „Wasser“, Theologie, Theosophie, Gott, Mensch, Sprache, Natur, Schöpfung, Interpretation.
- Arbeit zitieren
- Felicia Brandt (Autor:in), 2007, Die Natursprache von Jakob Böhme, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130469