Zukunftszenario über die Situation der Türkei um Jahr 2040


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

25 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Erläuterung der Vorgehensweise

2 Formale Darstellung des Szenarios „MC Skin with Dusty Fries“

3 Die Situation im Jahr 2008
3.1 Die Beziehungen zwischen der Türkei und den USA
3.2 Der Standpunkt der USA im Jahr 2040
3.3 3.3 Die Beziehungen zwischen der Türkei und Israel
3.4 Warum stellt sich Israel im Jahr 2040 nicht auf die Seite der Türkei?
3.5 Das türkisch-syrische Verhältnis
3.6 Was ist die Ursache für das Verhalten Syriens und der Türkei 2040?
3.7 Das irakisch-türkische Verhältnis
3.8 Das irakische Verhalten im Jahr 2040

4 Warum kann es Konflikte um Wasser geben?

5 Was lässt sich aus dem Szenario „MC Skin with Dusty Fries“ folgern?

6 Literaturverzeichnis

1 Erläuterung der Vorgehensweise

„Scenarios are not predictions; rather, they start with the assumption that the future is unpredictable and tell alternative stories of how the future may unfold.“[1]

Gemäß dieser Definition basieren Szenarien folglich vor allem auf der Annahme, dass die Zukunft nicht vorhersagbar ist und ein sehr hoher Grad an Unsicherheit vorherrscht.

Bei dem Szenario „MC Skin with Dusty Fries“ werden die Folgen des Klimawandels im Jahr 2040 auf das Verhalten der politischen Entscheidungsträger betrachtet. Die Hauptakteure stellen die Türkei, Syrien und der Irak dar.

Durch die türkische Lage an Euphrat und Tigris, aus denen auch Syrien und der Irak Wasser schöpfen, besitzt die Türkei an den Ursprüngen der Flüsse einen strategischen Standpunkt. Denn es wäre ihr theoretisch möglich, den beiden Anrainerstaaten das Wasser abzudrehen. Auch Syrien und der Irak sind sich dieser Möglichkeit der Türkei bewusst. Vor allem seit dem Beginn des Südostanatolien Staudammprojekts (GAP), hat sich das Risiko einer über das Wasser herrschenden Türkei erhöht.

Folglich wird die Situation im Falle eines verstärkten Klimawandels im Jahr 2040, bei dem auch die Türkei innerhalb ihres Landes im Westen Probleme mit der Wasserversorgung haben wird, noch kritischer für Syrien und den Irak sein. Da auch die beiden Länder des Nahen Ostens von den Folgen des Klimawandels betroffen sein werden und vor allem im Bereich des Wassers Versorgungsengpässe aufweisen werden.

Das Jahr 2023 stellt bei der Entwicklung unserer Szenarien eine Schnittstelle dar. Denn wir sind davon ausgegangen, dass sich bei dem 100jährigen Bestehen der türkischen, laizistischen Republik entscheidet, ob sie letztendlich ein Mitglied der EU wird oder nicht.[2]

Das Jahr 2023 bestimmt somit, in welche Richtung sich die Türkei entwickelt und welche Akteure der internationalen Politik, wie EU oder USA, auf sie Einfluss nehmen werden.

Dem Szenario 3 wurde der Name „MC Skin with Dusty Fries“ gegeben. Da hier untersucht wird, in welcher Beziehung sich die Türkei, Syrien und der Irak im Jahr 2040 gegenüberstehen werden, wenn die Ausmaße des Klimawandels stark sind und der Türkei im Jahr 2023 der Status als EU-Mitglied verwehrt wurde.

Als Stakeholder fungieren in dem Szenario die UNO, EU und die NATO, da sie auf internationaler Ebene wichtige Akteure darstellen und auch bereits in der Vergangenheit an dem Frieden in der Region interessiert waren.

Um das Entstehen von Szenario 3 zu erläutern, soll wie folgt vorgegangen werden:

Zu Anfang wird das Szenario „MC Skin with Dusty Fries“ kurz formal dargestellt. Daraufhin folgt eine komprimierte Zusammenfassung der außenpolitischen Beziehungen der Türkei zu Syrien, Irak, Israel und USA. Hierbei werden auch Israel und die USA miteinbezogen, da sie bereits im Jahr 2008 Akteure darstellen, die Einfluss auf die Türkei ausüben, weshalb sie auch im Jahr 2040 relevant werden. Die Erläuterung der Beziehungen im Jahr 2008 ist von Nöten, um die Plausibilität des Szenarios zu verdeutlichen. Deshalb wird im Anschluss an jedes zwischenstaatliche Verhältnis, die Entwicklung zu dem Zustand 2040 erklärt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2 Formale Darstellung des Szenarios „MC Skin with Dusty Fries“

Wir schreiben das Jahr 2040 und stehen einer Pattsituation zwischen der Türkei, Syrien und dem Irak gegenüber.

Die Umstände, die zu der Entwicklung der Pattsituation führten, beginnen mit dem ersten Faktor im Jahr 2023. Denn 2023 entschied sich die EU entgültig gegen eine Vollmitgliedschaft der Türkei. Die Gründe hierfür waren die andauernden Menschenrechtsverletzungen innerhalb der Türkei, vor allem gegenüber den Kurden, die Weigerung der Türkei den Völkermord an den Armeniern anzuerkennen, sowie der fortwährende Konflikt mit Griechenland um die Grenzen des ägäischen Meers und die Zypernfrage. Auch die im Jahr 2023 noch immer Mängel aufweisende Sicherheitsstruktur der EU spielte für die europäische Entscheidung eine Rolle. Da die Türkei mit ihrer Lage am Nahen Osten ein erhöhtes Sicherheitsrisiko für die EU darstellt.[3] Sozusagen als Entschädigung für die Verweigerung einer Vollmitgliedschaft der Türkei in der EU, erhielt die türkische Republik den Stellenwert eines privilegierten Partners.

Doch hatten sich mittlerweile die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei, sowie der USA und der Türkei weiter verfestigt. Im Jahr 2020 schlossen Israel und die Türkei den Vertrag „Unity is Strength“, der besagt, dass sie bei Problemen und Unruhen im Nahen Osten nur gemeinsam und im gegenseitigen Einverständnis agieren. Vor allem die USA drängte darauf diesen Vertrag zu schließen, um ihre beiden strategischen Partner im Nahen Osten noch enger aneinander zu binden.

Im gleichen Jahr wurde ein Vertrag zwischen der USA und der Türkei unterzeichnet. „Splitting Oil“ besagt, dass Washington und Ankara im Bereich der Energiepolitik, vor allem hinsichtlich der Ressource Öl, ihre Zusammenarbeit vertiefen werden.

Der zweite Faktor, der auf das Verhalten der Türkei wirkt, sind die extremen Ausmaße des Klimawandels. Denn aufgrund der rapiden Zunahme von Überschwemmungen und Dürreperioden leiden Syrien und Irak unter Wassermangel. Aber auch die Türkei hat mit Versorgungsproblemen bezüglich des Wassers innerhalb des Landes zu kämpfen. Vor allem der türkische Westen ist von der Wassernot betroffen und benötig Hilfe aus dem Osten der Türkei. Dies ist der Grund, warum die Türkei zu Beginn des Jahres 2040 die Wassermengen verringerte, die durch den Euphrat nach Syrien und in den Irak fließen. Für die beiden Länder des Nahen Ostens, Syrien und Irak, stellt die Verringerung des Wasserflusses ein existentielles Problem dar, da sie das Wasser aus dem Euphrat dringend benötigen. Als Folge nahm Syrien die Unterstützung der PKK wieder auf, wodurch es zu terroristischen Anschlägen an wichtigen Stützpunkten des GAP innerhalb der Türkei kam. Das Ziel Syriens ist es, die PKK als Instrument zu nutzen, um die Türkei zum Einlenken zu zwingen und eine Erhöhung der Wassermengen aus dem Euphrat nach Syrien zu erreichen. Des weiteren versucht Syrien den radikalen Islam in Richtung Ankara voranzutreiben. Neben Syrien, fühlt sich auch der Irak von der Verringerung der Wassermengen betroffen. Weshalb der Irak zum einen die Ölpipeline in die Türkei am 04.04.2040 kappte und zum anderen mit der Duldung des Autonomiestrebens der PKK im Norden des Iraks drohte. Des weiteren gab die irakische Regierung die Rolle der turkmenischen Minderheiten innerhalb des Irak zu bedenken.

Trotzdem ist der türkische Ministerpräsident Erdem Sari zu keinem Einlenken bereit. Denn vor allem, dass Syrien die PKK als Instrument gegen die Türkei benutzt, stellt für die türkische Regierung eine unverzeihbare Maßnahme dar. Auch widerspricht die Türkei der Internationalen Konvention „Convention on the Law of the Non-Navigational Use of International Watercourses“ der Vereinten Nationen von 1997, nach dem bei einem Fluss, an dem mehrere Anrainer liegen, alle das gleiche Recht zur Nutzung besitzen.[4]

Die Staaten Syrien und Irak beharren auf die Regelung der Vereinten Nationen. Doch verweist die Türkei darauf, dass sie der Konvention nie ihre Zustimmung gegeben habe. Ein weiteres türkisches Argument für ihren alleinigen Anspruch auf das Wasser, ist die Lage der Türkei an dem Ursprung der Flüsse. Da, nach türkischem Verständnis, die Flüsse so eine nationale Ressource darstellen und deshalb die Türkei die uneingeschränkten Rechte an ihnen besitze.

Auf die Seite Syriens und des Iraks haben sich auch die arabischen Länder gestellt. Denn sie misstrauen einer Türkei, die eine regionale Vormachtstellung inne hat und dabei Wasser als Druckmittel benutzt. Des weiteren versucht Syrien seine Beziehungen mit Griechenland und Armenien zu verdichten, um einen Gegenpol zu schaffen.

Doch wo stehen die anderen Akteure der Internationalen Beziehungen und der Region?

Als einer der wenigen, die sich direkt auf die Seite der Türkei gestellt haben, ist die USA anzuführen. Nach ihrem unglücklichen Ausgang des Irakkriegs 2003, sieht die amerikanische Regierung nun die Chance diesen wieder wett zu machen. Zum einen ergibt sich für Amerika so die Möglichkeit gegen die von ihr auserkorenen Schurkenstaaten, wie Syrien vorzugehen, und zum anderen ist die Türkei im Nahen Osten für sie ein wichtiger strategischer Partner.

Ein weiterer bedeutender Akteur im Nahen Osten ist Israel, das seit Jahren ein gutes Verhältnis zur Türkei pflegte. Doch in dieser Situation übernimmt Israel die Rolle eines Vermittlers, damit die Lage nicht eskaliert. Die Gründe dafür sind, dass die Türkei die Verringerung des Wassers nicht mit Israel absprach und so gegen den Vertrag „Unity is Strength“ verstoß und, dass Israel vor allem den Status Quo in der Region bewahren möchte. Deshalb stellt sich Israel nicht an die Seite einer Türkei, die durch die Kontrolle des Wassers ihren machtpolitischen Stellenwert in der Region erhöhen will.

Die Stakeholder UNO und die EU nehmen auch einen vermittelnden Standpunkt ein. Denn zum einen handelt die Türkei gegen die Konvention der Vereinten Nationen. Aber auf der anderen Seite stößt auch Syrien mit der PKK als Instrument gegen die Türkei, nicht auf das Verständnis der internationalen Akteure. Ebenso versucht die NATO einer Eskalation des Konflikts entgegenzuwirken. Allerdings gab die NATO zu verstehen, dass sie im Falle des Krieges ihrer Beistandspflicht nachkommen werde.

Die Pattsituation im Jahr 2040:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3 Die Situation im Jahr 2008

Im Umgang mit der Türkei, wie im Rahmen dieser Arbeit, ist es zu Anfang wichtig, ihre geographische Lage zu betrachten. Denn die räumliche Einordnung eines Staates gibt Aufschluss über die Chancen und Probleme einer Nation. Da Länder, die direkt an Kriegsgebiete angrenzen sich anderen Schwierigkeiten, wie Flüchtlingsströmen, gegenüberstehen sehen, als Areale mit friedlichen Nationen als Nachbarn.

Betrachtet man die geographische Verortung der Türkei nimmt sie einen strategisch wichtigen Standpunkt ein. Da die Türkei zum einen direkt an der Grenze Europas liegt und zum anderen zugleich im Zentrum Eurasiens. Obwohl sich auch Nachteile durch die Lage in der Mitte von zwei Kontinenten ergeben, wird die Türkei als Brücke zwischen den westlichen Ländern und dem Nahen Osten angesehen. Dieser Brückenfunktion ist sich die Türkei bewusst.[5]

Nach dem Ende des Ost-West-Konflikts setzte die Türkei es sich zum Ziel, auf Grund ihrer Lage der Mitte, diese Position der Stärke auszunutzen und „Mittelmacht der Region“ zu werden. Im Gegensatz zur Vergangenheit wandte sich die Türkei von ihrer neutralen Position gegenüber ihren Nachbarn ab und nimmt nun eine aktivere, gestaltendere Rolle ein.

[...]


[1] Bernstein, Steven/ Lebow, Richard Ned/ Stein, Janice Gross/ Weber, Steven: God Gave Physics the Easy Problems: Adapting Social Science to an Unpredictable World, in: European Journal of International Relations 6:1, 2000, S.54

[2] vgl. http://www.otw.co.at/otw/index.php/g/a/217; <Stand: 28.02.2008>

[3] EU Beitritt der Türkei-Pro und Contra; http://www.youtube.com/watch?v=jEL8LbBTUDc; <Stand:08.03.2008>

[4] http://untreaty.un.org/ilc/texts/instruments/english/conventions/8_3_1997.pdf; <Stand: 05.03.2008>

[5] Steinbach, Udo: Entwicklungslinien der Außenpolitik, in: Informationen zur politischen Bildung, Heft 277

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Zukunftszenario über die Situation der Türkei um Jahr 2040
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft)
Note
1,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
25
Katalognummer
V130474
ISBN (eBook)
9783640366996
ISBN (Buch)
9783640367313
Dateigröße
498 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zukunftszenario, Situation, Türkei, Jahr
Arbeit zitieren
Felicia Brandt (Autor:in), 2008, Zukunftszenario über die Situation der Türkei um Jahr 2040, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130474

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