Der Buchdruck hätte alle Strömungen deutschsprachiger Literatur fördern können; anhand der vorhandenen Primärquellen wird aber deutlich, dass kaum mittelniederdeutsche Werke in gedruckter Form vorliegen. Offenbar gab es keinen „Markt“ für mittelniederdeutsche Literatur.
Ein bestimmtes Genre hingegen wurde durch die Entwicklung des Buchdrucks stark gefördert: die so genannten Volksbücher. Es gab diese nicht nur in verschiedenen hochdeutschen Sprachformen, sondern, hauptsächlich als Übertragungen, auch in niederdeutscher Form. Als literarische Werke unterschiedlicher Gattungen machten die Volksbücher einen großen Teil der spätmittelalterlichen Literatur aus. Im frühen und hohen Mittelalter hatten sich Werke weltlichen Inhalts an fremdsprachigen Vorlagen orientiert; so wurden die Texte höfischer Dichtkunst aus dem Französischen übersetzt, und wissenschaftliche Texte wie Lehrwerke oder Bücher über Heilkunde aus dem Lateinischen. Mit Aufkommen der Volksbücher änderte sich diese Situation; es wurden vermehrt Texte in der Volkssprache verfasst, die nicht mehr ausschließlich religiös motiviert waren. Tatsächlich entstanden im späten Mittelalter die ersten deutschen Romane, somit die ersten ursprünglich deutschen Werke der Unterhaltungsliteratur. Zumeist wurden für solche Texte bereits bekannte Themen und Motive herangezogen, zumal, wenn die verarbeiteten Stoffe historischer Natur waren. In seltenen Fällen aber lässt sich der Inhalt eines spätmittelalterlichen Volksbuchs mit epischem Inhalt nicht auf ein früheres, fremdsprachiges Werk zurückverfolgen.
Im weiteren Verlauf dieser Arbeit soll es um die Volksbücher im gesamten deutschsprachigen Raum gehen – und um das „Fortunatus“ -Volksbuch als Beispiel spätmittelalterlicher Prosaerzählung.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung in die spätmittelalterliche, mittelniederdeutsche Literatur
- Die Volksbücher - Entstehung, Inhalt, Wirkung
- Die Entstehung der Volksbücher
- Inhalte
- Wirkungsgeschichte
- Das Volksbuch „Fortunatus“ als Beispiel spätmittelalterlicher Literatur
- Inhalt
- Interpretationsansätze
- Fazit
- Literatur
- Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der spätmittelalterlichen, mittelniederdeutschen Literatur und analysiert die Entstehung, den Inhalt und die Wirkung der Volksbücher. Dabei wird das Volksbuch „Fortunatus“ als Beispiel für die spätmittelalterliche Prosaerzählung herangezogen. Die Arbeit beleuchtet die Entwicklung der mittelniederdeutschen Literatur im Kontext der politischen und kulturellen Gegebenheiten des späten Mittelalters und untersucht die Rolle des Buchdrucks bei der Verbreitung von Volksbüchern.
- Entwicklung der mittelniederdeutschen Literatur im späten Mittelalter
- Entstehung und Verbreitung der Volksbücher
- Inhalt und Gattung der Volksbücher
- Das Volksbuch „Fortunatus“ als Beispiel für die spätmittelalterliche Prosaerzählung
- Die Bedeutung des Buchdrucks für die Verbreitung von Volksbüchern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einführung beleuchtet die Entwicklung der mittelniederdeutschen Literatur im späten Mittelalter. Sie zeigt, dass die mittelniederdeutsche Literatur im Vergleich zur hochdeutschen Literatur eine langsamere Entwicklung erfuhr und im 16. Jahrhundert durch den Aufstieg des Frühneuhochdeutschen an Bedeutung verlor. Die Entstehung der Volksbücher wird im zweiten Kapitel behandelt. Die Arbeit analysiert die technischen Neuerungen, die die Entstehung der Volksbücher ermöglichten, wie die Papierherstellung und den Buchdruck. Außerdem wird die Bedeutung der Volksbücher für die Entwicklung einer neuen Öffentlichkeit und die Säkularisierung der Gesellschaft diskutiert. Das dritte Kapitel widmet sich dem Volksbuch „Fortunatus“ als Beispiel für die spätmittelalterliche Prosaerzählung. Es werden der Inhalt des Volksbuchs sowie verschiedene Interpretationsansätze vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die spätmittelalterliche, mittelniederdeutsche Literatur, die Volksbücher, die Entstehung der Volksbücher, der Buchdruck, die Verbreitung von Volksbüchern, das Volksbuch „Fortunatus“, die Prosaerzählung, die Interpretation von Volksbüchern, die Entwicklung einer neuen Öffentlichkeit und die Säkularisierung der Gesellschaft.
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- Karoline Wolff (Author), 2009, Helden und ferne Länder in mittelalterlichen Abenteuerromanen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130477