Peter Weiss gehört zweifelsohne zu den bedeutendsten deutschen Vertretern des dokumentarischen Theater in den sechziger und siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Als eines der berühmtesten, gleichzeitig aber auch umstrittensten Werke, zählt sein Stück „Die Ermittlung. Oratorium in 11 Gesängen.“ Jenes Werk von Weiss wurde am 19. Oktober 1965 gleichzeitig in siebzehn Städten uraufgeführt. Für den Dramatiker bedeutet das Stück seinen persönlichen "[…] Beitrag zur deutschen Vergangenheits-Bewältigung. Aber das konnte doch bloß ein Anstoß, ein Anfang sein. Müßte zu einer ’Massenbewegung’ werden. Verlangt nach jahrelanger Aufarbeitung. Dieses Stück stellvertretend für etwas, das noch brachliegt – kann ein Volk sich von einem Trauma, einer Psychose befreien?" Die Presse und Zuschauer reagierten in jener Zeit sehr unterschiedlich auf das Stück. So erzeugte „Die Ermittlung“ einerseits „Betroffenheit und Nachdenken beim Publikum.“ Andererseits sah sich Weiss aber auch vielen Angriffen aus der Presse ausgesetzt. Manfred Haiduk schrieb beispielsweise zur Rezeption des Werkes: "Es gibt wohl in der deutschen Theatergeschichte kaum ein Werk, dass schon vor seiner Uraufführung so heftig umstritten war, wie die „Die Ermittlung“. Es fällt schwer, bei den zahlreichen Artikeln, deren Verfasser sich gegen eine Aufführung der Ermittlung aussprachen, zu unterscheiden zwischen denen, die ästhetische Bedenken erhoben, um die politische Absicht des Werkes zu verunglimpfen, und den wenigen, die vielleicht wirklich echte Zweifel an der ästhetischen Realisierung des Werkes auf der Bühne hegten." In meiner Arbeit werde ich versuchen, genau jenes ästhetische Konzept, dies des Dokumentartheaters, vorzustellen. So werde ich im ersten Teil meiner Hausarbeit anhand ausgewählter Schriften des Dramatikers seine theoretische Konzeption vorstellen. Weiterhin werde ich versuchen zu zeigen, welche Absichten der Schriftsteller mit der Verwendung der dokumentierenden Form verfolgte. Im zweiten Teil werde ich die erarbeiteten Merkmale des Weiss’schen Dokumentartheaters im Stück „Die Ermittlung“ nachzuweisen versuchen. Da der Umfang meiner Arbeit begrenzt ist, verzichte ich auf eine tiefgehende Beschreibung des inhaltlichen Geschehens. Vielmehr werde ich nur beispielhaft inhaltliche, sprachliche und strukturelle Elemente des Stückes anführen, die einen Zusammenhang zwischen der Konzeption des dokumentarischen Theaters bei Peter Weiss und seinem Stück aufzeigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Dokumentartheater
- Eine einleitende Genrebestimmung
- Die Weiss'sche Konzeption des dokumentarischen Theaters
- Das Theaterstück „Die Ermittlung“ von Peter Weiss
- „Die Ermittlung“ – ein Dokumentartheaterstück im Sinne der Weiss'schen Konzeption?
- Schlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert Peter Weiss' Theaterstück „Die Ermittlung“ im Kontext des dokumentarischen Theaters. Sie untersucht, ob das Stück den Kriterien der Weiss'schen Konzeption des dokumentarischen Theaters entspricht. Die Arbeit beleuchtet die theoretischen Grundlagen des dokumentarischen Theaters, insbesondere die Verwendung von authentischem Quellenmaterial und die Darstellung von Wirklichkeit. Sie analysiert die Verwendung von Dokumenten und die Gestaltung des Stückes im Hinblick auf die Weiss'schen Thesen.
- Dokumentartheater als Genre
- Die Weiss'sche Konzeption des dokumentarischen Theaters
- Die Verwendung von Dokumenten in „Die Ermittlung“
- Die Gestaltung des Stückes im Hinblick auf die Weiss'schen Thesen
- Die Rezeption des Stückes in der Zeit seiner Uraufführung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Hausarbeit ein und stellt Peter Weiss als einen bedeutenden Vertreter des dokumentarischen Theaters vor. Sie beleuchtet die Rezeption von „Die Ermittlung“ und die kontroversen Reaktionen auf das Stück. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die Weiss'sche Konzeption des dokumentarischen Theaters zu analysieren und deren Anwendung im Stück „Die Ermittlung“ zu untersuchen.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Dokumentartheater als Genre. Es wird eine einleitende Genrebestimmung gegeben und die verschiedenen Merkmale des Dokumentartheaters werden erläutert. Der Fokus liegt auf der Verwendung von authentischem Quellenmaterial und der Darstellung von Wirklichkeit. Die Arbeit beleuchtet die beiden dokumentarischen Wellen im deutschen Theater und die Bedeutung des Dokumentartheaters in der Zeit seiner Entstehung.
Das dritte Kapitel widmet sich der Weiss'schen Konzeption des dokumentarischen Theaters. Es werden die Thesen von Peter Weiss zur Verwendung von Dokumenten und zur Gestaltung des dokumentarischen Theaters vorgestellt. Die Arbeit analysiert die Bedeutung des authentischen Materials und die Rolle der dokumentarischen Form in der Darstellung von Wirklichkeit. Es wird gezeigt, wie Weiss die dokumentarische Form nutzt, um die Geschichte des Holocaust zu verarbeiten und die Zuschauer zu konfrontieren.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Dokumentartheater, Peter Weiss, „Die Ermittlung“, Authentizität, Wirklichkeit, Holocaust, Geschichte, Rezeption, Konzeption, Gestaltung, Form, Inhalt, Quellenmaterial, Dokument, Theater, Drama, Literaturwissenschaft.
- Arbeit zitieren
- B.A. Förster Markus (Autor:in), 2007, Die Ermittlung – ein Dokumentartheaterstück im Sinne der Weiss’schen Konzeption, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130526