Die vorliegende Bachelorarbeit im Fachbereich Theater-, Film- und Medienwissenschaft untersucht die Figur des Vampirs im Kontext gleichgeschlechtlicher Verhältnisse. Der Autor geht der Frage nach, ob Vampire als queer gelesen werden können und in ihrem sexuellen Begehren als konsequent potent in Erscheinung treten. Der Begriff queer wird in diesem Zusammenhang als eine Alternative zu heterosexuellen Normierungen bei Figurenkonstruktionen in Literatur, Film und Theater verstanden, die gleichermaßen heteronormative Gesellschaftsstrukturen zu unterwandern vermag. Potent, das zweite Adjektiv in der Fragestellung, verweist bereits auf einen weiteren Themenkomplex. Im Zentrum der Analyse steht hierbei die Konstruktion von Vampiren und ihrem Sexualverhalten. Diese, so die Annahmen, sind vorwiegend männlich, dominant und sexuell aggressiv. Der Ausruf: „This man belongs to me!“ in Bram Stokers Dracula ist Ausgangspunkt einer in der wissenschaftlichen Literatur verhandelten These, der eine homoerotische Neigung Draculas zu Jonathan Harker begründe. Die Figur Carmilla, die in der Novelle von Sheridan Le Fanu titelgebend ist, fungiert als Grundlage für lesbische Vampirdarstellungen. Beide Figuren sind Prototypen zahlreicher Darstellungsvarianzen in zeitgenössischen Narrativen. Diskutiert werden jene, die Vampire als homo- oder bisexuell konstruieren, wobei die Differenzen zwischen weiblichen und männlichen Protagonist*innen herausgearbeitet werden.
Gegenstände der Untersuchung, die von einem Kapitel zur aktuellen Forschungsliteratur eingeleitet werden, sind einerseits die historischen und literarischen Vorlagen zu Dracula und Carmilla sowie die HBO Serie True Blood und das 1985 im Schauspiel Bonn uraufgeführte Stück Elfriede Jelineks Krankheit oder Moderne Frauen. Methodisch werden semiotische und Close-Reading-Verfahren zur Anwendung kommen. Narrative und Einzelszenen werden aus der TV-Serie und dem Theaterstück fokussiert, um diese entsprechend der Fragestellungen zu kontextualisieren. Leitfragen der vorliegenden Arbeit sind: Welches Narrativ begründet die Darstellung von Vampiren als homo- oder bisexuell? Wie werden Vampire homo- oder bisexuell inszeniert? Welche Machtverhältnisse werden immanent vermittelt?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsstand
- Sexualität im Kontext des Vampirmythos
- Homosexualität, ihre Repräsentation und Rezeption
- Vorlagen transmedialer Narrative
- Le Fanu: Camilla (1872)
- Bram Stoker: Dracula (1897)
- Zeitgenössische Vampire und ihr Sexualverhalten
- True Blood (2008)
- Narration und Figurenkostruktion
- Attribute der Vampirinszenierung
- Homosexualität in Bon Temps
- Krankheit oder Moderne Frauen (Elfriede Jelinek - 1987)
- Narration und Figurenkonstruktion
- Attribute der Vampirinszenierung
- Konstruktion von Sexualität und Geschlecht
- True Blood (2008)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Figur des Vampirs im Kontext gleichgeschlechtlicher Verhältnisse. Sie befasst sich mit der Frage, ob Vampire als "queer" gelesen werden können und in ihrem sexuellen Begehren als "potent" in Erscheinung treten.
- Die Analyse der Figur des Vampirs im Kontext von "queerness" und Potenz.
- Die Untersuchung der Konstruktion von Vampiren und ihrem Sexualverhalten.
- Die Erforschung der Darstellung von Vampiren als homo- oder bisexuell in unterschiedlichen Medien.
- Die Analyse der Machtverhältnisse, die in den verschiedenen Darstellungen von Vampiren vermittelt werden.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Fragestellung und die methodische Herangehensweise erläutert. Im zweiten Kapitel wird der aktuelle Forschungsstand zum Thema der Vampirdarstellung im Kontext von "race" und "gender" beleuchtet.
Kapitel 3 fokussiert auf die historischen und literarischen Vorlagen zu Dracula und Carmilla, die als Prototypen für die Darstellung von Vampiren in gleichgeschlechtlichen Verhältnissen dienen.
In Kapitel 4 werden zeitgenössische Narrative wie die HBO-Serie "True Blood" und Elfriede Jelineks Stück "Krankheit oder Moderne Frauen" untersucht, um die Konstruktionen von Vampiren und ihrem Sexualverhalten in der Gegenwart zu analysieren.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe der Arbeit sind: Vampir, Queer, Potenz, Homosexualität, Bisexualität, Sexualität, Geschlecht, "race", "gender", Medienwissenschaft, Theaterwissenschaft, Filmwissenschaft, Narrative, Inszenierung, Machtverhältnisse.
- Arbeit zitieren
- Mag. Daniel Skina (Autor:in), 2022, Vampire. Queer und potent?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1306154