Einleitung
Kann ein Spiel in einen Mord ausarten? Kann ein mehrfacher Mörder unentdeckt bleiben? Kann man die Unabhängigkeit eines Gerichtes manipulieren? Ist ein Mord der beste und schnellste Weg zur Konfliktlösung im zwischenmenschlichen Bereich? So abstrakt diese Gedanken klingen, so wahr wird es in den beiden Romanen „Das Napoleon-Spiel“ von Christoph Hein und „Tunnel oder Der Tag, als Mutter von mir ging“ von Frédéric Klein. Denn beide Protagonisten sind mörderisch.
Hier soll nun einmal ein Vergleich zwischen diesen beiden Figuren versucht werden. Ist der Zwang für diese Tat, von dem beide Erzähler sprechen, tatsächlich ein Rechtfertigungsgrund, wie beide es darzustellen versuchen? Oder anders: Kann man in beiden Figuren psychopathische Züge erkennen? Oder, um noch weiter zu gehen: Sind die beiden Figuren überhaupt vergleichbar?
Einleitend einige Worte, um den versuchten Vergleich zu rechtfertigen. Beide Erzähler zeigen einen gewissen Spieltrieb; Wörle aus dem „Napoleon-Spiel“ gibt es unumwunden zu und der namenlose Protagonist aus „Tunnel“ beschreibt gar seinen Selbstmord spielerisch. Des Weiteren sind beide Mörder, der eine einfach, der andere mehrfach. Die Geschichten beider Männer, von ihnen selbst in der Ich-Form erzählt, haben meiner Meinung nach für den Leser etwas Monströses an sich. Eiskalt wird von Morden berichtet, Verbrechen werden als nötig abgetan. Und doch weisen beide Protagonisten sonst kaum Ähnlichkeiten auf. Der eine scheitert an der Lebensaufgabe an sich, wird gar zum Misanthropen und der andere ist trotz durchschlagenden beruflichen Erfolgs nicht lange mit sich und den gesellschaftlichen Herausforderungen zufrieden und sucht Mittel und Wege, sich das allzu triste Alltagsleben interessanter zu gestalten. Auf all dies soll genauer eingegangen werden.
Wenn man die äußeren Gegebenheiten betrachtet, fällt auf, dass beide Werke Ende des 20. Jahrhunderts erschienen sind; „Das Napoleon-Spiel“ im März 1993, „Tunnel oder Der Tag, als Mutter von mir ging“ im Jahre 1996 in Frédéric Kleins Heimatland Frankreich und zwei Jahre später hier in
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungslage
- Charakterisierung des „Tunnel“-Protagonisten
- Charakterisierung Wörles
- Zusammenfassender Vergleich der beiden Protagonisten
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit einem Vergleich der Protagonisten in den Romanen „Das Napoleon-Spiel“ von Christoph Hein und „Tunnel oder Der Tag, als Mutter von mir ging“ von Frédéric Klein. Der Fokus liegt darauf, die Motive der Figuren zu analysieren, ihre psychischen Charakteristika zu beleuchten und die Frage zu beantworten, ob die Morde als Rechtfertigungsgrund für ihre Taten dienen können.
- Vergleich der Protagonisten in Bezug auf ihre Persönlichkeitsmerkmale und Motivationen
- Analyse des Spieltriebs der Figuren und dessen Einfluss auf ihre Handlungen
- Untersuchung der Frage, ob die Morde in den Romanen als gerechtfertigt dargestellt werden
- Beurteilung der psychischen Verfassung der Figuren und möglicher psychopathischer Züge
- Einordnung der Romane in den historischen Kontext des 20. Jahrhunderts
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die beiden Romane vor und thematisiert die Frage nach der Rechtfertigung der Morde durch die Protagonisten. Das zweite Kapitel beleuchtet die Forschungslage zu den beiden Werken. Das dritte Kapitel konzentriert sich auf die Charakterisierung des namenlosen Protagonisten aus „Tunnel oder Der Tag, als Mutter von mir ging“. Hier wird insbesondere die Kindheit des Protagonisten, seine Beziehung zu seiner Mutter und die Darstellung seiner Morde untersucht.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der Charakterisierung Wörles aus „Das Napoleon-Spiel“. Der Fokus liegt hier auf seiner Persönlichkeit, seinen Beweggründen für den Mord sowie seiner Beziehung zu den anderen Figuren. Das fünfte Kapitel bietet schließlich einen zusammenfassenden Vergleich der beiden Protagonisten und beleuchtet ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen wie Mord, Spieltrieb, psychische Verfassung, Rechtfertigung von Gewalt und dem Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft. Die Werke von Frédéric Klein und Christoph Hein bieten einen vielschichtigen Einblick in die menschliche Psyche und die Abgründe menschlichen Verhaltens.
- Arbeit zitieren
- Jenny Ebert (Autor:in), 2002, Die Lust am Morden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13071