Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Schiller – ein biographischer Abriss
3. Entstehung des Werkes
3.1 Entstehungszeit
3.2 Entstehungszusammenhang
4. Analyse / Interpretation
4.1 Das bürgerliche Trauerspiel
4.1.1 Versuch einer Definition
4.1.2 Geschichte und Wandel
4.2 Kabale und Liebe als bürgerliches Trauerspiel
5. Rezeption
6. Abschließende Betrachtung
1. Einleitung
Mit seinem Drama Kabale und Liebe[1] (ursprünglich Luise Millerin) nimmt Schiller die publikumswirksame Gattung des bürgerlichen Trauerspiels auf.[2] Schillers Werk erzählt die Geschichte von Luise, einer Bürgerlichen, und Ferdinand, einem Adligen, die sich über die Standesgrenzen hinweg lieben. Da die Beziehung den ehrgeizigen Interessen des Präsidenten (Ferdinands Vater) im Weg steht, wird sie durch eine Intrige getrennt. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Werk Schillers unter besonderer Berücksichtigung der, oben bereits erwähnten, Gattung des bürgerlichen Trauerspiels. Dazu erfolgen zunächst eine kurze biographische Einordnung des Stückes sowie die Betrachtung seiner Entstehungsgeschichte. Hierbei werden Fragen nach Entstehungszeit und -zusammenhang geklärt. Die anschließende Analyse und Interpretation befasst sich mit der zentralen Frage: Kabale und Liebe – ein bürgerliches Trauerspiel? Im Rahmen der Analyse wird das Augenmerk auf die Definition und Geschichte sowie eine werkimmanente Untersuchung der gattungstypischen Merkmale der bürgerlichen Tragödie gelegt. Alle analytischen Betrachtungen werden mit konkreten Textbeispielen belegt und veranschaulicht. Ziel der Analyse ist es, Anhaltspunkte und Bedeutungsperspektiven im Rahmen der zentralen Aufgabenstellung zu eruieren. Abschließend wird auf die Rezeption und Kritik der Zeit, Schillers Werk betreffend, eingegangen.
2. Schiller – ein biographischer Abriss
Das nachfolgende Kapitel beinhaltet einen kurzen Überblick über die Stationen des Lebens Schillers bis zum Entstehen von Kabale und Liebe. Dies ist zunächst nur eine rein formal biographische Einordnung seines Werkes. In Kapitel 3.2 nimmt die Arbeit anschließend genauer Bezug auf den Entstehungszusammenhang, der mit konkreten Textbeispielen veranschaulicht wird.
Friedrich Schiller wird am 10. November 1759 in Marbach geboren. Sein Vater ist als Wundarzt und späterer Leutnant in den Diensten des Herzogs Karl Eugen. Im Jahr 1773 tritt Friedrich Schiller in die Karlsschule, eine herzogliche Militärpflanzschule, an der ein streng diszipliniertes Leben vorherrscht, ein.
Während der Schulzeit beginnt Schiller neben dem Studium der Medizin, Psychologie, Philosophie und Geschichte seine literarische Tätigkeit. 1780 verlässt er die Karlsschule und erhält eine Anstellung als Regimentsarzt in Stuttgart. Als Schiller im Jahre 1782 unerlaubt zur Uraufführung seiner Räuber nach Mannheim reist, verhängt Karl Eugen einen zweiwöchigen Arrest über ihn sowie das Verbot der Publikation weiterer belletristischer Schriften. Daraufhin flieht der Dichter aus Stuttgart nach Mannheim, wo er im September 1783 eine Anstellung als Theaterdichter erhält. Im April 1784 wird Kabale und Liebe in Mannheim mit zunächst großem, aber zeitlich nicht dauerhaftem, Erfolg erstaufgeführt. Schillers Anstellung am Theater wird wegen längerer Erkrankung und mangelnder Vertragserfüllung nicht verlängert. Diese Lebensjahre, die in der Literatur oft als Wanderjahre oder Krisenzeiten beschrieben werden, sind schwere, unruhige Zeiten für Schiller. Einerseits hat er durch seine Flucht vor seinem Landesherrn, dem er zum Gehorsam verpflichtet ist, seine finanziell gesicherte Zukunft als Militärarzt aufgegeben. Andererseits ist seine literarische Tätigkeit zu diesem Zeitpunkt noch wenig erfolgreich.[3]
3. Entstehung des Werkes
3.1 Entstehungszeit
Das Werk Friedrich Schillers ist dem Sturm und Drang zuzuordnen. Diese Literaturepoche, benannt nach dem gleichnamigen Drama F.M. Klingers, umfasst ungefähr den Zeitraum zwischen 1765 und 1790. Der Protest, vorrangig junger Schriftsteller, richtet sich gegen die absolutistische Macht der Fürsten, die höfische Welt des Adels, die vorherrschende Ständeordnung und die starren sozialen Konventionen. Die Kritik am Absolutismus spiegelt sich in Schillers Werk vor allem am intriganten und unmoralischen Verhalten der Adligkeit wieder. So zum Beispiel in der Unterredung zwischen Ferdinand und seinem Vater, in welcher der Präsident sich darauf beruft, seine Verbrechen nur aus Liebe zu seinem Sohn begangen zu haben
PRÄSIDENT. [...] Wem zulieb hab’ ich die gefährliche Bahn zum Herzen des Fürsten betreten? [...] wem hab’ ich durch die Hinwegräumung meines Vorgängers Platz gemacht? [...].[4]
Mit den zentralen Begriffen der Emotionalität, des Freiheitsdranges und der Leidenschaft des Individuums werden Elemente der Empfindsamkeit, einer Strömung innerhalb der Aufklärung, aufgegriffen.
Gleichzeitig wenden sich die Stürmer und Dränger gegen die Leitidee der Aufklärung, nach der die (kühle) Vernunft der alleingültige Maßstab menschlichen Handels ist.
[...]
[1] Die Hervorhebungen des Verfassers beziehen sich auf die gesamte Arbeit und beinhalten Werktitel Schillers und Epochenbezeichnungen.
[2] Alt, Peter-Andre: Friedrich Schiller. München: C.H. Beck 2004 [C.H. Beck Wissen], S. 35.
[3] Alt, P.-A.: Schiller, S. 11ff.
[4] Schiller, F.: Kabale und Liebe, S. 16.