Auch für die moderne Wissens- und Dienstleistungsgesellschaften, in denen das Gesundheitswesen zu einem zentralen Wirtschaftsfaktor geworden ist, gilt: Ausschlaggebend für Wohlbefinden und Gesundheit sind in erster Linie die Lebens- und Arbeitsbedingungen. Die sozialepidemiologische Forschung hat in den vergangenen Jahrzehnten erheblich zur Analyse von Gesundheit und Krankheit ganzer Populationen und zur Aufklärung der sie bestimmenden Einflüsse beigetragen. Das Wissen über salutogene wie pathogene Einflüsse von Familie, Gemeinde und Arbeitswelt ist heute weit entwickelt. Die praktische Nutzung dieses Wissens in Gesundheitsförderung, Krankheitsprävention, Kuration und Rehabilitation findet selten oder gar nicht statt. Trotz des rhetorischen Aufwandes, der dazu gelegentlich betrieben wird, und entgegen allen einschlägigen Empfehlungen aus den Gesundheitswissenschaften (Badura, 2001). Das moderne BGM versucht die beschrieben Diskrepanz zwischen Wissensstand und Wirklichkeit aufzuheben. Leitprinzipien des BGM sind die Integration und die Partizipation. Es integriert die betrieblichen Aktivitäten zum Schutz des Menschen bei der Arbeit und zur gesundheitsförderlichen Gestaltung von Arbeitsinhalten, Arbeitsbedingungen und Arbeitsorganisation sowie die personenbezogenen Maßnahmen zur besseren Bewältigung des Arbeitsalltags. Das BGM gibt Orientierung für ein Verhalten der Beschäftigten, vor allem der Führungskräfte, das Sicherheit, Gesundheit und Wohlbefinden fördert. Erfolgreich kann es nur sein, wenn alle Beschäftigtengruppen aktiv beteiligt werden (vgl. Wienemann, 2002).
Forderungen zur Modifikation des Arbeitsplatzes bestehen nicht erst seit der Erstarkung des BGM in den 90er Jahren. Die geschichtliche Entwicklung lässt sich bis in das vorletzte Jahrhundert verfolgen. Maßnahmen zur Suchtprävention (um 1890) oder die Einführung der Reichsversicherungsordnung (1911) können als erste Indizien für die Auseinandersetzung mit den Schlagworten Arbeit und Gesundheit angesehen werden.
Innerhalb der Ausarbeitung soll versucht werden einen Überblick über die bedeutsamen Strukturen und die maßgeblichen Einflussfaktoren des BGM zu vermitteln. Bei genauerer Betrachtung eröffnet sich ein großes Betätigungsfeld für die Berufsgruppe der Sportwissenschaftler, die sich gerade im Bereich der Gesundheitsförderung innerhalb des BGM, gut platzieren können.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DEFINITIONEN DES BGM
- ARBEITSMARKT IM WANDEL (STANDORTBESTIMMUNG)
- ZIELSETZUNG DES BGM
- ORGANISATION DES BGM (STAKEHOLDER UND STEUERKREIS)
- AUBERBETRIEBLICHE STAKEHOLDER
- INNERBETRIEBLICHE STAKEHOLDER
- STEUERKREIS
- RECHTLICHE GRUNDLAGEN UND FINANZIERUNG
- § 20 ABSATZ 2
- § 20 ABSATZ 3
- ZIELGRUPPEN UND ZUGANGSWEGE
- LITERATUR
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) und analysiert dessen Bedeutung im Kontext des modernen Arbeitsmarktes. Die Arbeit soll einen umfassenden Überblick über die Strukturen, Einflussfaktoren und Zielsetzungen des BGM vermitteln. Dabei wird insbesondere auf die Rolle der Sportwissenschaftler im Bereich der Gesundheitsförderung innerhalb des BGM eingegangen.
- Definition und Abgrenzung des BGM
- Entwicklung und Bedeutung des BGM im Wandel des Arbeitsmarktes
- Stakeholder und Organisation des BGM
- Rechtliche Grundlagen und Finanzierung des BGM
- Zielgruppen und Zugangswege des BGM
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema des betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) ein und beleuchtet dessen Relevanz im Kontext der modernen Arbeitswelt. Es wird die Diskrepanz zwischen dem Wissensstand über salutogene und pathogene Einflüsse von Arbeitsbedingungen und der praktischen Umsetzung in der Arbeitswelt aufgezeigt. Das BGM wird als ein Ansatz zur Überwindung dieser Diskrepanz vorgestellt, der auf Integration und Partizipation aller Beschäftigtengruppen setzt.
Im zweiten Kapitel werden verschiedene Definitionen des BGM und der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) vorgestellt und miteinander verglichen. Es wird deutlich, dass das BGM einen multimodalen Ansatz verfolgt, der weit über den Einflussbereich einzelner Stakeholder hinausgeht. Die Definitionen von Wienemann (2002) und der Luxemburger Deklaration (1997) werden im Detail analysiert.
Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Wandel des Arbeitsmarktes und den daraus resultierenden Herausforderungen für das BGM. Der demographische Wandel und die Entwicklung von der Produktions- zur Dienstleistungsgesellschaft werden als maßgebliche Einflussfaktoren identifiziert. Die Folgen dieser Entwicklungen für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Beschäftigten werden dargestellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM), die betriebliche Gesundheitsförderung (BGF), die Arbeitswelt im Wandel, der demographische Wandel, die Dienstleistungsgesellschaft, Stakeholder, rechtliche Grundlagen, Finanzierung, Zielgruppen und Zugangswege. Der Text beleuchtet die Bedeutung des BGM für die Erhaltung und Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens der Beschäftigten in modernen Arbeitsumgebungen.
- Quote paper
- Vassilis Anagnostou (Author), 2007, Betriebliches Gesundheitsmanagement, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/130800