[...] Ziel dieser Arbeit ist es, durch Interviews mit einzelnen Jugendlichen, die sich selbst als
SMS-Vielschreiber definieren, einen Einblick in die sozialen Gebrauchsweisen und
Nutzungsmuster des SMS zu gewinnen und daraus folgernd Regeln für den Gebrauch dieses
Mediums zu extrahieren.
Um dieser Erhebung eine sichere Basis zu schaffen, ist es zunächst nötig, den aktuellen
Forschungsstand zur SMS-Kommunikation zusammenzutragen. SMS muss als eigenständige
Kommunikationsform, die eng mit dem mobilen Telefonieren verbunden ist, zwischen
mündliche (Telefon und Funktelefon) und schriftliche Medien (Brief und E-Mail) eingeordnet
werden. Dabei soll zunächst geklärt werden, ob die kommunikativen Spezifika des SMS
sowie seine Funktionen und Nutzungsmotive für die Alltagskommunikation im Vergleich mit
anderen Medien einzigartig sind und ihm eine eigene „Nische“ zuweisen (vgl. Dimmick et al.
2000), oder ob die SMS-Nutzung ein Trend ist, der ebenso schnell wieder verschwinden kann.
Im nächsten Schritt soll versucht werden, aus den schon angesprochenen Ratgebern und der
Fachliteratur heute geltende Medienregeln für (Funk-)Telefon, Brief und E-Mail abzuleiten. Aufgrund etwaiger Gemeinsamkeiten dieser Medien mit dem SMS könnten dann erste
Prognosen über SMS-Regeln gestellt werden, da nach der o. g. Hypothese zunächst die
„alten“ Regeln auf die „neuen“ Medien überschrieben werden. Diese Analyse soll
hauptsächlich eine methodische Hilfe sein, um einen Leitfaden für die fokussierten Interviews
erstellen zu können, da Etikette-Ratgeber eher „Soll-Regeln“ sammeln, an die sich halten
muss, wer zu einer bestimmten gesellschaftlichen Schicht gehören will. Diese Regeln können
sich radikal von den „Ist-Regeln“ unterscheiden, die im kommunikativen Alltag gelten und
den Akteuren oft nicht bewusst sind.
Die Experten-Interviews sollen im dritten Schritt klären, ob und welche der „alten“ Regeln
für die SMS-Kommunikation gelten, und ob es schon zur Herausbildung von „neuen“, nur für
diese Kommunikationsform gültigen Regeln gekommen ist. [...]
Die hier angerissene Methode kann natürlich keine repräsentativen Ergebnisse erzeugen.
Diese Arbeit versteht sich vielmehr als eine explorative Studie, die erste Einblicke in ein von
den Sozialwissenschaften noch völlig unerforschtes Gebiet gewähren möchte. Mit den hier
geschaffenen Grundlagen sollten weitere Arbeiten zur Soziologie der interpersonalen
Kommunikation und besonders der SMS-Kommunikation ermöglicht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Short Message Service
- Was ist Short Message Service?
- Definition
- Sozialdemographie
- Forschungsstand in Deutschland
- Alltägliche Nutzung von SMS und Nutzungsmotive
- Soziale Bedeutung des SMS für Jugendliche
- Einordnung des SMS zwischen mündliche und schriftliche Kommunikationsformen
- Telefon
- Mobiltelefon
- Brief
- Chat
- Was ist Short Message Service?
- Kommunikationsregeln
- Kommunikation als regelgeleitetes soziales Handeln
- Merkmale von Regeln
- Funktion von Regeln
- Regelgeleitete mediatisierte interpersonale Kommunikation
- Kommunikation als regelgeleitetes soziales Handeln
- Methodik
- Rekonstruktion von Regeln
- Formulierung von Regeln
- Erhebungsmethoden für die Rekonstruktion von Regeln
- Experteninterview
- Begründung für qualitatives Experteninterview
- Methodische Gütekriterien und Auswertungsvorgehen
- Rekonstruktion von Medienregeln
- Medienregeln für „alte“ Medien
- Medienregeln für die Telefonkommunikation
- Medienregeln für die telefonische Kommunikation über Mobiltelefon
- Medienregeln für die Briefkommunikation
- Medienregeln für die E-Mail-Kommunikation
- Medienregeln für die Chat-Kommunikation
- Prognose von Medienregeln für die SMS-Kommunikation
- Rekonstruktion von Medienregeln für die SMS-Kommunikation
- Medienregeln für „alte“ Medien
- Medienregeln für die SMS-Kommunikation
- Auswertung der Interviews
- Rekrutierung von Experten
- Zusammenfassung der Interviews
- Konstruktion von Typen der SMS-Kommunikation
- Medienbezogene Regeln für die SMS-Kommunikation
- Wahrnehmung von SMS
- Gelegenheiten für die SMS-Kommunikation
- Prozedurale Regeln für die SMS-Kommunikation
- Höflichkeitsregeln
- Inhaltsregeln
- Auswertung der Interviews
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Medienregeln für die Kommunikation über Short Message Service (SMS). Ziel ist es, durch Experteninterviews mit Jugendlichen, die SMS intensiv nutzen, soziale Gebrauchsweisen und Nutzungsmuster zu identifizieren und daraus Regeln für den Gebrauch dieses Mediums abzuleiten. Der aktuelle Forschungsstand zur SMS-Kommunikation wird berücksichtigt, um die SMS als eigenständige Kommunikationsform zwischen mündlichen und schriftlichen Kommunikationsformen einzuordnen.
- Medienregeln für neue Kommunikationsmedien
- Soziale Gebrauchsweisen von SMS
- Vergleich von SMS mit anderen Kommunikationsformen (Telefon, Brief, E-Mail)
- Entwicklung und Anwendung von Methodik zur Rekonstruktion von Kommunikationsregeln
- Analyse der Nutzung von SMS durch Jugendliche
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung: Die Einführung stellt den Short Message Service (SMS) als eine Form der elektronisch vermittelten schriftlichen Kommunikation vor und hebt die rasante Zunahme seiner Popularität, insbesondere unter Jugendlichen, hervor. Sie kritisiert den Mangel an sozialwissenschaftlicher Forschung zu diesem Thema in Deutschland und vergleicht SMS mit etablierteren Kommunikationsmitteln wie Telefon, Brief und E-Mail, um die Notwendigkeit einer Untersuchung der spezifischen Regeln für den Umgang mit SMS zu begründen. Die zentrale Hypothese ist, dass sich bereits implizite Regeln für die SMS-Kommunikation etabliert haben.
Short Message Service: Dieses Kapitel definiert den SMS, beleuchtet seine soziodemografische Verbreitung und den Forschungsstand in Deutschland. Es analysiert die alltägliche Nutzung, die Nutzungsmotive und die soziale Bedeutung von SMS für Jugendliche, besonders im Vergleich zu anderen Kommunikationsformen wie Telefon, E-Mail und Chat. Es legt den Grundstein für die spätere Untersuchung der spezifischen Kommunikationsregeln im Kontext von SMS.
Kommunikationsregeln: Dieses Kapitel behandelt die theoretischen Grundlagen der Kommunikation als regelgeleitetes soziales Handeln. Es definiert Merkmale und Funktionen von Regeln und erweitert dies auf den Kontext mediatisierter interpersonaler Kommunikation. Dies bildet die theoretische Grundlage für die empirische Untersuchung der SMS-Kommunikation und die Identifizierung von spezifischen Medienregeln.
Methodik: Das Kapitel beschreibt die Methodik der Arbeit, insbesondere die Rekonstruktion von Regeln und die Wahl des qualitativen Experteninterviews als Erhebungsmethode. Die Begründung für die Wahl dieser Methode wird detailliert dargelegt und die methodischen Gütekriterien sowie das Auswertungsvorgehen erläutert. Dies stellt die methodische Transparenz und die Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse sicher.
Rekonstruktion von Medienregeln: Dieses Kapitel untersucht Medienregeln für etablierte Kommunikationsmedien wie Telefon, Mobiltelefon, Brief, E-Mail und Chat. Es vergleicht diese Regeln mit der prognostizierten Entwicklung von Regeln für die SMS-Kommunikation und legt damit die Grundlage für den Vergleich mit den empirisch erhobenen Daten.
Medienregeln für die SMS-Kommunikation: In diesem Kapitel werden die Ergebnisse der Experteninterviews mit Jugendlichen ausgewertet. Die Rekrutierung der Experten wird erläutert und die Interviews werden zusammengefasst, um Typen von SMS-Kommunikation zu konstruieren und medienbezogene sowie prozedurale Regeln (Höflichkeits- und Inhaltsregeln) zu identifizieren. Dies bildet den Kern der empirischen Ergebnisse der Arbeit.
Schlüsselwörter
Short Message Service (SMS), Medienregeln, Kommunikationsregeln, Jugendliche, Mobiltelefon, interpersonale Kommunikation, qualitative Forschung, Experteninterview, Sozialisation, Alltagskommunikation.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Medienregeln für die SMS-Kommunikation
Was ist der Gegenstand der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Medienregeln für die Kommunikation über Short Message Service (SMS). Im Fokus steht die Identifizierung sozialer Gebrauchsweisen und Nutzungsmuster von SMS bei Jugendlichen durch Experteninterviews, um daraus Regeln für den Gebrauch dieses Mediums abzuleiten. Die SMS wird als eigenständige Kommunikationsform zwischen mündlichen und schriftlichen Kommunikationsformen eingeordnet.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, durch Experteninterviews mit Jugendlichen, die SMS intensiv nutzen, soziale Gebrauchsweisen und Nutzungsmuster zu identifizieren und daraus Regeln für den Gebrauch dieses Mediums abzuleiten. Der aktuelle Forschungsstand zur SMS-Kommunikation wird berücksichtigt, um die SMS als eigenständige Kommunikationsform einzuordnen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Schwerpunkte: Medienregeln für neue Kommunikationsmedien, soziale Gebrauchsweisen von SMS, Vergleich von SMS mit anderen Kommunikationsformen (Telefon, Brief, E-Mail), Entwicklung und Anwendung von Methodik zur Rekonstruktion von Kommunikationsregeln und die Analyse der Nutzung von SMS durch Jugendliche.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit verwendet qualitative Experteninterviews als Hauptmethode zur Rekonstruktion von Kommunikationsregeln. Die Begründung für die Wahl dieser Methode wird detailliert dargelegt, ebenso wie die methodischen Gütekriterien und das Auswertungsvorgehen. Die Rekonstruktion von Regeln und die Formulierung von Regeln werden explizit beschrieben.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zur Einführung, zum Short Message Service (Definition, Verbreitung, Nutzung), zu Kommunikationsregeln (theoretische Grundlagen), zur Methodik (qualitative Forschung, Experteninterviews), zur Rekonstruktion von Medienregeln (Vergleich mit anderen Medien wie Telefon, E-Mail etc.), zur Auswertung der Interviews und der daraus abgeleiteten Medienregeln für die SMS-Kommunikation (medienbezogene und prozedurale Regeln) und schließlich zum Fazit.
Welche Ergebnisse werden präsentiert?
Die Arbeit präsentiert die Ergebnisse der Experteninterviews mit Jugendlichen. Diese Ergebnisse werden genutzt, um Typen von SMS-Kommunikation zu konstruieren und medienbezogene sowie prozedurale Regeln (Höflichkeits- und Inhaltsregeln) zu identifizieren. Die Ergebnisse beinhalten eine Beschreibung der Wahrnehmung von SMS, der Gelegenheiten für die SMS-Kommunikation sowie spezifische Höflichkeits- und Inhaltsregeln.
Welche Kommunikationsformen werden verglichen?
Die Arbeit vergleicht die SMS-Kommunikation mit etablierten Kommunikationsformen wie Telefon, Mobiltelefon, Brief, E-Mail und Chat. Der Vergleich dient dazu, die spezifischen Regeln der SMS-Kommunikation herauszuarbeiten und deren Einordnung als eigenständige Kommunikationsform zu präzisieren.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Die wichtigsten Schlüsselbegriffe sind: Short Message Service (SMS), Medienregeln, Kommunikationsregeln, Jugendliche, Mobiltelefon, interpersonale Kommunikation, qualitative Forschung, Experteninterview, Sozialisation und Alltagskommunikation.
Für welche Zielgruppe ist die Arbeit relevant?
Die Arbeit ist relevant für Wissenschaftler, die sich mit Medienkommunikation, Jugendforschung und qualitativer Sozialforschung beschäftigen. Sie liefert wertvolle Erkenntnisse über die sozialen Praktiken und die impliziten Regeln der SMS-Kommunikation. Auch für Praktiker im Bereich der Medienpädagogik kann die Arbeit von Interesse sein.
- Quote paper
- Jenny Haroske (Author), 2002, Medienregeln für die Kommunikation über Short Message Service (SMS), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13091