Wer war die parteipolitische Vertretung von Schwulen und Lesben in Deutschland vor 1945? Viele Linke würden auf diese Frage mit der Kommunistischen Partei Deutschlands antworten. Die Erzählung der Geschichte der KPD ist vielfältig. So auch die Erzählungen des Standpunktes der KPD zur Homosexualität.
Menschen, die in der KPD die Wurzeln der linken Bewegungen und Parteien in Deutschland sehen, wie der Journalist Ronald Friedmann, der für die der Partei "Die Linke" nahestehende Zeitung "Neues Deutschland" schreibt, erzählen die Geschichte einer Partei, die seit dem Einbringen eines Gesetzesentwurfes zur Abschaffung der Strafbarkeit der Homosexualität im Jahr 1924 an der Seite der Homosexuellen steht und sich für sie einsetzt. Damit ist er nicht allein, sondern reiht sich ein in eine große Anzahl an Menschen, die in der KPD auch die parteipolitische Vertretung der frühen homosexuellen Bewegung sehen.
Doch die Geschichte der KPD und deren Stellung zur Homosexualität ist ambivalent. So wird in anderen, der KPD kritischer als bei Friedmann entgegenstehenden Erzählungen, die Rolle der KPD bei der Entstehung homophober Narrative, wie das der schwulen Nazis, hervorgehoben. War die KPD in Wirklichkeit eine homophobe Partei?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Narrativ: Die KPD als Schutzpartei der Homosexuellen(-bewegung)
- Die ambivalente Homosexualitätenpolitik der KPD
- Die KPD als Schutzpartei der Homosexuellen(-bewegung)
- Antiemanzipatorische und homophobe Standpunkte
- Parteimitglieder
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die Position der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) gegenüber Homosexualität in der Zeit von ihrer Gründung bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 sowie im Exil während der NS-Diktatur zu untersuchen. Dabei soll die Frage geklärt werden, inwiefern die KPD als homophobe Partei bezeichnet werden kann und ob gegenwärtige Darstellungen, die die KPD als Vorkämpfer für die Rechte Homosexueller sehen, geschichtsrevisionistisch sind.
- Das Narrativ der KPD als Schutzpartei der Homosexuellen(-bewegung)
- Die ambivalente Homosexualitätenpolitik der KPD
- Homophobe Narrative innerhalb der KPD
- Die KPD als politischer Akteur im Kampf gegen die Strafbarkeit von Homosexualität
- Die Rolle der KPD in der Entstehung des Narrativs vom „schwulen Nazi“
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird die These aufgestellt, dass die KPD als Vorkämpfer für die Rechte Homosexueller gesehen wird. Es werden unterschiedliche Darstellungen der KPD in linken Medien und von linken Autoren untersucht, die diese These stützen.
Im zweiten Kapitel wird die Geschichte des Paragraphen 175 des Reichsstrafgesetzbuches und die Entstehung der Homosexuellenbewegung beleuchtet. Es wird dargestellt, wie die KPD in diesem Kontext als Schutzpartei der Homosexuellen(-bewegung) gesehen wird.
Im dritten Kapitel wird die ambivalente Homosexualitätenpolitik der KPD beleuchtet. Es werden sowohl die homophoben Standpunkte innerhalb der Partei als auch die Bemühungen der KPD um die Abschaffung der Strafbarkeit von Homosexualität untersucht.
Im vierten Kapitel wird die Rolle der KPD im Kampf gegen die Strafbarkeit von Homosexualität in der Zeit nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten beleuchtet.
Schlüsselwörter
Homosexualität, KPD, Geschichtsrevisionismus, linke Erinnerungskultur, Paragraph 175, Homosexuellenbewegung, politische Programme, Parteimitglieder, „schwuler Nazi“, Sexualitätenpolitik
- Quote paper
- Lenny Matteo Kressel (Author), 2022, Homosexualität als Politikfeld der KPD. Schutzpartei der Homosexuellen sowie homophobe Standpunkte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1309934