Die Arbeit gibt Einblicke in den gemeinsamen Alltag ehemaliger GSSD-Angehöriger und Anwohner von Fürstenberg/Ravensbrück und Umgebung zwischen 1945 und 1993. Dabei geht es nicht um die militärischen Belange der Zeit, sondern um die Beziehungen, die in privaten Lebensbereichen entstanden sind und welche teilweise bis heute bestehen. Der üblichen Berichterstattung sollte bewusst etwas Menschliches entgegensetzt werden. Es sollte gezeigt werden, dass es gewöhnliche zwischenmenschliche Beziehungen gab und gibt und worauf sie sich begründen.
Für das Sammeln der Materialien sowie für deren Analysen wurden ethnologische und volkskundliche Methoden gewählt. Insgesamt stehen die Auswertungen unter einem qualitativen Ansatz. Die Materialien wurden anhand von Fragestellungen analysiert, die auf kulturwissenschaftlichen Theorien basieren. Ein wichtiges Resultat der Analysen ist, dass immer zwischen der militärischen Institution GSSD und den einzelnen Akteuren zu unterscheiden ist.
Die Forschungswege waren bestimmt durch Experteninterviews, Erkundungsgänge im verlassenen Feld sowie durch Recherchen in Archiven.
Jede Quellenart steht gleichberechtigt neben den anderen und die Materialien wurden entsprechend gleichermaßen quellenkritisch analysiert. Insbesonders hervorzuheben ist die Rolle der Fotografien in der Arbeit. Sie dienen nicht der Verbildlichung und Veranschaulichung, sondern wurden ebenso akribisch analysiert wie die Experteninterviews, archivalische Quellen sowie Textquellen.
Die vorliegende Arbeit stellt "ein Vorbild für weitere ähnlich angelegte Untersuchungen anderer Orte dar, und dies gilt nicht nur für das Territorium der ehemaligen Sowjetischen Besatzungszone und der späteren DDR." Die Arbeit ist als "moralisches Votum nach einem beide Ethnien betreffenden Desastre unglaublichen Ausmaßes" zu lesen. (Auszüge aus dem Gutachten)
Inhaltsverzeichnis
- VORBEMERKUNG
- EINLEITUNG
- 1 DAS THEMA UND MEIN BEZUG DAZU
- 1.1 Sowjetische Besatzungszone und DDR
- 1.2 Die Sowjetischen Streitkräfte
- 1.3 Fürstenberg/Ravensbrück
- 1.4 Auswirkungen auf den Alltag sowohl von Angehörigen der Sowjetischen Streitkräfte als auch der deutschen Bevölkerung in der Region
- 1.5 Die zeitliche Begrenzung zwischen Mai 1945 bis Ende 1993
- 2 THEORETISCHER RAHMEN, THESEN UND FRAGESTELLUNGEN
- 2.1 Die Schichten in Raum und Zeit
- 2.2 Konnektive Struktur
- 2.2.1 Exkurs: Ich-Identität und Wir-Identität
- 2.2.2 Konnektive Struktur
- 2.3 Thesen und Fragestellungen
- 2.3.1 Die Schichten in Raum und Zeit
- 2.3.2 Konnektive Struktur und Identitäten
- 3 FORSCHUNGSWEGE, METHODEN UND QUELLEN
- 3.1 Experteninterviews
- 3.1.1 Akquise
- 3.1.2 Charakteristik
- 3.1.3 Formen des vorhandenen Interviewmaterials
- 3.1.4 Zugang zu Expertinnen und Experten sowie aufgetretene Probleme
- 3.2 Erkundungsgänge im verlassenen Feld
- 3.2.1 Charakteristik
- 3.2.2 Resultate
- 3.2.3 Reflexionen zur Methode
- 3.3 Recherchen in Archiven
- 3.3.1 Auswahl der Archive
- 3.3.2 Vorliegende Resultate und Probleme
- 3.4 Quellenkritik – Quellenanalyse
- 3.4.1 Experteninterviews
- 3.4.2 Archivalische Quellen
- 3.4.3 Textquellen
- 3.4.4 Bildquellen
- 3.4.5 Dinge als Quellen
- 3.4.6 Internet als Quelle
- 3.1 Experteninterviews
- 4 FÜRSTENBERG/RAVENSBRÜCK ALS POLITISCH-MILITÄRISCHER STANDORT DER UDSSR – ÜBERBLICK
- 5 DIE SCHICHTEN IN RAUM UND ZEIT – EINBLICKE
- 5.1 Röblinseesiedlung
- 5.1.1 Historie
- 5.1.2 Infrastruktur
- 5.1.3 Wohnverhältnisse
- 5.1.4 Der Zustand Ende 2007
- 5.2 Ravensbrück
- 5.2.1 Historie
- 5.2.2 Infrastruktur
- 5.2.3 Wohnverhältnisse
- 5.2.4 Der Zustand Ende 2007
- 5.3 Fazit
- 5.1 Röblinseesiedlung
- 6 KONNEKTIVE STRUKTUREN – EINBLICKE
- 6.1 Der 23. Februar als mythologisiertes Ritual
- 6.1.1 Material
- 6.1.2 Zeitdimension
- 6.1.3 Sozialdimension
- 6.1.4 Konnektive Struktur und die Wirkung in den Alltag der Akteure
- 6.2 Spendenaktion für den Park der Freundschaft
- 6.2.1 Material
- 6.2.2 Zeitdimension
- 6.2.3 Sozialdimension
- 6.2.4 Konnektive Struktur und die Wirkung in den Alltag der Akteure
- 6.3 Der Klub „Rote Nelke“
- 6.3.1 Material
- 6.3.2 Zeitdimension
- 6.3.3 Sozialdimension
- 6.3.4 Konnektive Struktur und die Wirkung in den Alltag der Akteure
- 6.4 Fazit
- 6.4.1 Die konnektive Struktur des Interferenzbereiches im Betrachtungszeitraum
- 6.4.2 Die konnektive Struktur heute
- 6.4.3 Zusammenfassung
- 6.1 Der 23. Februar als mythologisiertes Ritual
- 7 AUSBLICK
- ABKÜRZUNGEN
- ANLAGEN
- Anlage 1: Die Interviewten
- Anlage 2: Aus dem Interview mit Christine Hartwig
- Anlage 3: Aus dem Interview mit Boris Orlov
- Anlage 4: Stadtplan von Fürstenberg 2008
- Anlage 5: Fotoanalysemodell
- Anlage 6: Schreiben vom 22.08.1966 an Oberstleutnant Peršin.
- Anlage 7: Betrachtungen zur ersten Ausstellungskonzeption
- QUELLENVERZEICHNIS
- ABBILDUNGSVERZEICHNIS
- DANKSAGUNG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Alltag und dessen Strukturen in Fürstenberg an der Havel und der Siedlung Ravensbrück zwischen 1945 und 1993, die sich aus der Anwesenheit der Sowjetischen Streitkräfte (GSSD) ergaben. Sie untersucht die Auswirkungen des politischen und militärischen Standorts auf die Lebenswelt sowohl von Angehörigen der GSSD als auch der deutschen Bevölkerung.
- Räumliche Strukturen der sowjetischen Besatzung und deren Einfluss auf die Lebenswelt der Bevölkerung
- Identität und Interaktion zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen
- Kulturelle Besonderheiten und konnektive Strukturen, die sich aus dem Zusammenleben von Deutschen und Sowjets ergeben
- Die Rolle von Ritualen und Festen in der Gestaltung des Interferenzbereiches
- Die Fortsetzung von Verbindungslinien und die Gegenwart des Interferenzbereiches
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer umfassenden Einleitung, die den Forschungsstand beleuchtet und die Methoden und Quellen erläutert. Anschließend beleuchtet sie die geschichtlichen Hintergründe des Ortes und die Besonderheiten des sowjetischen Militärstandorts in Fürstenberg/Ravensbrück.
Die Kapitel 5 und 6 widmen sich der Analyse von zwei zentralen Räumen, der Röblinseesiedlung und der Ravensbrücker Siedlung, die von der GSSD genutzt wurden. Diese Kapitel untersuchen die räumlichen Strukturen und die Lebenswelten der Bewohner anhand von Interviews, Dokumenten und Fotos. Dabei werden die spezifischen Eigenschaften beider Orte und die Auswirkungen der sowjetischen Präsenz auf die Lebenswelt der Deutschen und Sowjets herausgearbeitet.
Die Arbeit zeigt die komplexen Beziehungen zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen auf, die geprägt waren von Spannung, aber auch von Kooperation und Gemeinsamkeiten. Sie analysiert die konnektive Struktur des Interferenzbereiches und deckt die gemeinsamen Normen und Werte auf, die das Zusammenleben prägten.
Die Arbeit endet mit einem Ausblick auf weitere Forschungsfelder und die Bedeutung der Aufarbeitung der betrachteten Periode für die Gegenwart.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf Themen wie die sowjetische Besatzungszone, die GSSD, Fürstenberg/Ravensbrück, Alltag, Lebenswelt, konnektive Struktur, Interferenzbereich, Identität, Rituale, Feste, Erinnerungskultur, und deutsch-sowjetische Beziehungen.
- Arbeit zitieren
- Diana Krasnov (Autor:in), 2008, Fürstenberg/Ravensbrück als politisch-militärischer Standort, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131033