Die Phasen der Mediengschichte im Deutschunterricht - am Beispiel von "Krabat"


Hausarbeit, 2009

22 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die 5 Paradigmen der Mediengeschichte
2.1 Das orale Paradigma
2.2 Schrift als Paradigma
2.3 Das audio-visuelle Paradigma
2.4 Das multimediale Paradigma

3. Textanalyse und Einordnung in die Medienparadigmen
3.1 Das Buch „Krabat“ von Otfried Preußler
3.2 Die Volkssage des Krabat
3.3 Das Hörspiel „Krabat“ von Otfried Preußler
3.4 Der Kinofilm „Krabat“ von M. Kreuzpaintner (2008)
3.5 Der Videoclip „Krabat“ von ASP

4. Didaktische Analyse
4.1 Bedeutung für den Deutschunterricht
4.2 Bezug zum Bildungsplan
4.3 Die Bedeutsamkeit der Sache
4.4 Intentionen des Unterrichts

5. Methodische Analyse der Unterrichtseinheit

6. Unterrichtsskizze

7. Schlusswort

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der heutigen Zeit sehen sich die Kinder und Jugendlichen täglich mit einer großen Auswahl an Medien konfrontiert. Eine wachsende Mehrheit der Schüler verfügt über eigene Fernseher, Radios, CD-Spieler, PCs, Handys und haben einen uneingeschränkten Zugang zum Internet.[1] Diese kulturelle Entwicklung muss der Deutschunterricht beachten und nutzen. Heute ist die Literaturwissenschaft, trotz anfänglichen Abwehrversuchen, in der Medienwissenschaft angekommen und ein Teil von Wissenschaftsdisziplinen, die sich nachhaltig mit Medien beschäftigen.[2] Deswegen beschäftigt sich meine Hausarbeit mit Medien im Deutschunterricht und untersucht, ob sich Medien im Deutschunterricht wirklich eignen. Es wird aufgezeigt wie sich die Medien im Laufe der Jahrhunderte veränderten und die Medienentwicklung wird in vier Phasen dargestellt und deren Merkmale aufgezeigt. Denn es gilt für die Mediendidaktik, die häufig verborgen gebliebenen Referenzen und Reflexionen auf Mediales und Medien in Gegenständen vergangener Jahrhunderte zu entdecken und die Verflechtungen und gegenseitigen Bezüge und Verweise zu analysieren.[3]

Will man dieser Aufforderung der Mediendidaktik im Deutschunterricht nachkommen, benötigt man ein geeignetes Beispiel zur Verdeutlichung für die Schüler. Hierfür eignet sich als Beispiel „Krabat“, da es einerseits in sehr vielen Medienformen vorliegt und andererseits inhaltlich passend für die gewählte Klassenstufe (8.Klasse, Realschule) ist. Der Stoff „Krabat“ wird in verschiedenen Medienformen analysiert und in das jeweilige Medienparadigma eingeordnet. Des weiteren wird die Eignung und Bedeutung der Mediengeschichte für den Deutschunterricht aufgezeigt und in einer didaktischen Analyse zusammengefasst. Dann wird eine mögliche Unterrichtsreihe dargestellt, auf eine Unterrichtseinheit mit Unterrichtsskizze genauer eingegangen und die methodischen Hintergrunde dazu aufgezeigt.

2. Die 5 Paradigmen der Mediengeschichte

Die Mediengeschichte ist sehr komplex und auf den ersten Blick schwer überschaubar. Zu viele Entwicklungen und Geschehnisse fanden im Laufe der Zeit statt. Deswegen ist es sinnvoll die Mediengeschichte differenziert anzuschauen und in vier Paradigmen zu beschreiben.

2.1 Das orale Paradigma

Der Ursprung der Sprache befindet sich nicht in der Schriftlichkeit, sondern in der Mündlichkeit. Das bedeutet, dass Sprache ein akustisches Medium benötigt und zwar die menschliche Stimme. Da die Benutzung in der Regel jedem Menschen zugänglich ist, spricht Mediendidaktik Deutsch von der Stimme als Primärmedium[4]. Dieses Paradigma findet sich kulturgeschichtlich in der Frühphase der menschlichen Entwicklung wieder.

Das orale Paradigma, das nur den Mensch als Medium hat, besitzt den Nachteil, dass jedes Wissen mündlich weitergegeben werden muss und so immer begrenzt bleibt. Das Wissen ist nur in den Köpfen der Menschen speicherbar.

Das bedeutendste Merkmal dieses Paradigmas ist der Raum natürlicher Sprecher-Hörer-Interaktion[5]. Die Reichweite ist sehr begrenzt und größere Distanzen sind unüberwindbar. In solch einem Bereich der primären Mündlichkeit gewinnt die Interaktion und Kommunikation zwischen Sender und Empfänger an großer Bedeutung. Die Kommunikation findet immer kontextabhängig und in unmittelbarer Interaktion mit dem Gesprächspartner statt.

2.2 Schrift als Paradigma

Nachdem sich die ersten Zeichensysteme, angefangen bei den Höhlenmalereien (ab ca. 15.000 v. Chr.) über die Piktogramme der Sumerer (ca. 3500 v. Chr.) bis zu unserem Schriftsystem, etabliert hatten, war die Literalität nicht mehr aufzuhalten. Die Volkssagen und Lieder mussten nicht mehr mündlich weitergegeben, sondern konnten für die Nachwelt schriftlich aufbewahrt werden. Denn Schrift ermöglicht es, Sprache zu speichern und somit auch zu übertragen. Die Informationen werden dauerhaft gespeichert und Fehler bzw. Änderungen der oralen Überlieferung werden vermieden. Dazu kann Schrift zeitlich unabhängig überarbeitet und erweitert werden. Weitergegeben wird in Form von Briefen und Büchern.

Jedoch gehen bei der schriftlichen Kommunikation einige Aspekte der personalen Kommunikation verloren. Zum Beispiel lassen sich Mimik, Gestik und Tonfall nicht schriftlich festhalten. Dafür ist der Zeitpunkt der Rezeption des Geschriebenen jedem selbst überlassen. Auch kann der Rezipient den Lesevorgang wiederholen, beliebig beenden und wiederaufnehmen.[6]

Durch diese Vorteile, ist es kaum verwunderlich, dass der Wissensumfang, vor allem durch die Entwicklung des Buchdrucks, exponentiell Anstieg. Mit der Entwicklung der Schreibmaschine (Ende des 19.Jahrhundert) wurde auch der individuelle Bereich angesprochen.

2.3 Das audio-visuelle Paradigma

Durch die industrielle Revolution Mitte des 19.Jahrhunderts wurde das literale Paradigma abgelöst. Durch die Entwicklung neuer Techniken entstanden neue Medien. Die vorherigen Paradigmen wurden nur von einem Medium charakterisiert. Diese „Monomedialität änderte sich und wurde schrittweise durch eine Plurimedialität ersetzt“.[7] Dieses plurimediale Paradigma beinhaltet nun die Medien der vorherigen Paradigmen bzw. Teile davon.

Der Richtungsweg in diesem Paradigma ist durch eine Ein-Weg-Kommunikation gekennzeichnet. So gibt es hier keine Interaktion zwischen Sender und Empfänger (siehe orales Paradigma) oder einen Zeit versetzten Austausch wie er im literalen Paradigma (z. B. durch den Brief) möglich ist. Erfindungen wie das Grammophon (1887), die Schallplatte und schließlich die CD ermöglichten neue Präsentations-, Speicher-, Informations-, Kommunikations- und Rezeptionsmöglichkeiten. Dabei ist zu unterscheiden zwischen akustisch-auditiven (z. B. Radio), optisch-visuellen (Fotografie) und audiovisuellen (Film) Medien.

Zu den akustisch-auditive Medien gehören das Grammophon, die Schallplatte sowie die CD-Technik. Eines der wichtigsten Elemente dieser Medien ist das Radio. Ähnlich wie ein Hörspiel transferiert das Radio die Sprache, die ursprünglich nur im oralen Paradigma anzutreffen war, an eine davor unbekannte Vielzahl von Zuhörern. Dieses Medium berührte offensichtlich den Menschen in besonderer Weise, was sich auch Hitler zunutze machte als er seine NS-Propaganda mithilfe des sogenannten Volksempfängers (1936) in ganz Deutschland verbreitete.

Die Fotografie ist ein weiteres der vielen Medien im optisch-visuellen Bereich, das einen riesigen Boom erlebte, vor allem als die Fotografie auch für den Privatnutzer erschwinglich wurde. Es kam zu einer Bilderflut. Nach der Entwicklung der Fotografie wurde „das mit optischen und mechanischen Mitteln erzeugte Bewegungsbild“[8] erfunden. Es entstand erst der Stummfilm und daraufhin folgten der Tonfilm und der Farbfilm. Aus diesen Entwicklungen wurde schließlich eine Übertragungstechnik erfunden, die die Anfänge des Fernsehens begründet.

Die größte Neuerung im Bereich der audiovisuellen Medien war die Verbindung von Bild und Ton. Zwei zuvor eigenständige Medien verschmolzen zu einem neuen Medium. Zu Anfang gab es in den Lichtspielhäusern noch Erzähler und/oder ein Orchester, welche die Geschehnisse in den Filmen kommentierten oder musikalisch unterlegten. Dies war nun nicht mehr notwendig und der Tonfilm verbreitete sich schnell. Erst nach dem 2.Weltkrieg zog das Fernsehen in die Wohnzimmer der Menschen ein.

2.4 Das multimediale Paradigma

Die Plurimedialität, die das audiovisuelle Paradigma kennzeichnete, vergrößerte sich und die einzelnen Paradigmen wurden durch die neuen Medien wie PC und Internet immer mehr miteinander verwoben. Die daraus entstandene Multimedialität verband einzelne Medien miteinander und lässt so kaum noch klare, individuelle Mediencharakteristiken erkennen, wie es bei dem oralen und literalen Paradigma noch möglich war. Schon im Computer vereinigen sich unterschiedlichste mediale Formen wie zum Beispiel Text, Bild, Ton, Musik und Film zu einem. Somit sind alle Merkmale der ersten drei Paradigmen in nur einer Maschine aufzufinden. Daraus entstehen völlig neue Möglichkeiten. Text-, Film-, Ton- und Bilddokumente lassen sich beliebig miteinander verbinden. Durch die Verbreitung des Internets gelang es eine weitere Komponente der Multimedialität zu erreichen. Die Kommunikation untereinander war „mit den asynchronen (E-Mail usw.) und den synchronen (z. B. Chat) Formen computervermittelnder Kommunikation und Kooperation“[9] möglich.

3. Textanalyse und Einordnung in die Medienparadigmen

Zu der Auseinandersetzung mit den Phasen der Mediengeschichte eignet sich der Stoff „Krabat“ besonders, da er in unterschiedlichen Medien erschienen ist. Im Folgenden werden nun verschiedene Medien analysiert und in die jeweilige Mediengeschichte eingeordnet.

3.1 Das Buch „Krabat“ von Otfried Preußler

Inhalt des Buches, das 1971 erschienen ist, sind die Gesellenjahre des 14-jährigen Waisenkindes Krabat. Er ist ein Betteljunge, der schließlich in die Mühle im Koselbruch gelockt wird und dort einen Pakt mit dem Meister der Mühle abschließt. Es stellt sich heraus, dass Krabat zwar nun viele Vorteile in seinem Leben hat, wie ausreichend Nahrung und ein warmes Bett, allerdings ist er in der Mühle gefangen. Zusammen mit 11 anderen Mühlgesellen wird er von dem Meister in Raben verwandelt und in den Künsten der schwarzen Magie gelehrt. Krabat ist von der Macht der Schwarzen Magie beeindruckt und wird zu einem fleißigen Schüler. Im Laufe der Handlung freundet sich Krabat mit mehreren Gesellen an, vor allem mit Tonda. Dieser warnt ihn auch vor schweren Situationen und weiht Krabat in die Gepflogenheiten in der Mühle ein. In jeder Neumondnacht erscheint der „Mann mit der Hahnenfeder“ vor dem sogar der Meister Angst hat. In der Silvesternacht seines ersten Lehrjahres stirbt Tonda. Krabat ist seit dem misstrauisch und glaubt nicht an einen angeblichen Unfall. In den weiteren Jahren lernt Krabat, dass jedes Jahr ein Geselle sterben muss, dass der Meister weiterleben kann. Mit Hilfe des Gesellen Juro, erfährt Krabat das es eine Möglichkeit gibt den Meister zu besiegen. Er benötigt die Liebe eines Mädchens, das ihn beim Meister frei bittet. Krabat hat sich in ein Mädchen verliebt: die Kantorka. Am Ende des Romans muss die Kantorka Krabat unter den Gesellen, die alle in Rabengestalt vor ihr stehen, erkennen. Ansonsten sind Krabat und sie dem Tode geweiht. Krabat hat während der Prüfung große Angst um Kantorka. Sie wiederum spürt die Angst von Krabat und kann die Aufgabe instinktiv lösen. So stirbt der Meister und die Gesellen sind frei, haben aber ihre Zauberkraft verloren.

In diesem Roman geht es um den Grundkonflikt zwischen Gut und Böse. Krabat sieht sich der Faszination und der Macht des „Bösen“ gegenüber und muss erst lernen sich dieser zu verwehren. Jedoch ist er am Ende so in die Geschehnisse in der Mühle und in die Schwarze Magie verstrickt, dass er ohne Kantorka, die Verkörperung des Guten, sich nicht mehr aus seiner aussichtslosen Lage befreien kann. Ähnlich beschreibt auch Otfried Preußler seinen Krabat. Er zeigt hier „die Geschichte eines jungen Menschen, der sich -zunächst aus Neugier und später in der Hoffnung, sich auf diese Weise ein leichtes und schönes Leben sichern zu können- mit bösen Gewalten einlässt und sich darin verstrickt; und wie es ihm schließlich Kraft seines Willens, mit dem Beistand eines treuen Freundes und durch die zum letzten Opfer bereite Liebe eines Mädchens gelingt, sich aus dieser Verstrickung zu lösen.“[10]

Otfried Preußler erschafft für die Jugendlichen eine Traumwelt, in der Zaubern möglich ist und Menschen sich in Raben verwandeln. Dabei bleibt es aber nicht nur bei einer spannenden fantastischen Erzählung sondern bietet für die Schüler grundlegende Fragestellungen: Wie will ich in Zukunft sein? Woran kann ich mein Handeln ausrichten? Wie wichtig sind Freunde? Welchen Versuchungen sollte man besser widerstehen? Wie reagiert man auf die erste Liebe? Die Schüler sind motiviert durch die spannende Erzählung und die Identifikationsfigur Krabat und „können mögliche Handlungsstrategien in einem imaginären Raum spielerisch erproben.“[11] Dies macht den Roman Krabat zu einem didaktisch und pädagogisch wertvollen Inhalt im Deutschunterricht.

Betrachtet man nun den Roman im Zusammenhang mit den Paradigmen der Mediengeschichte erkennt man die deutliche Zugehörigkeit zum literalen Paradigma. Das Buch ist gedruckt und der Rezipient kann sich frei einteilen wie, wann und wie oft er den Roman liest. Vorteile der personalen Kommunikation gehen, wie bei allen Büchern verloren. Gestik und Mimik usw. der einzelnen Personen bleiben der Vorstellung des Lesers überlassen. Nichtsdestotrotz finden sich einige Elemente der anderen Paradigmen in diesem Roman. Zum Beispiel wird in der Osternacht gesungen und es werden Gespräche geführt (orales Paradigma). Auch ein Buch -der Koraktor- besitzt eine besondere Bedeutung. Das Buch der Schwarzen Magie ist sozusagen ein Teil des literalen Mediums im literalen Paradigma.

[...]


[1] Frederking V: Mediendidaktik Deutsch. Eine Einführung. S. 65

[2] Vgl. Gans M.: Mediale Sichtweisen auf Literatur. S.7

[3] Ebd. S.7

[4] Frederking V.: Mediendidaktik Deutsch. Eine Einführung. S.27

[5] Ebd. S. 29

[6] Vgl. Hiebel H.: Die Medien: Logik – Leistung – Geschichte. S. 39-41

[7] Frederking V.: Mediendidaktik Deutsch. Eine Einführung. S. 40

[8] Hiebel H.: Die Medien: Logik – Leistung – Geschichte. S. 75

[9] Frederking V.: Mediendidaktik Deutsch. Eine Einführung. S.59

[10] Preußler O.: Krabat. S. 294

[11] Vgl. Diekhans J.: Einfach Deutsch. S.14

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Die Phasen der Mediengschichte im Deutschunterricht - am Beispiel von "Krabat"
Hochschule
Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
Note
1,5
Autor
Jahr
2009
Seiten
22
Katalognummer
V131150
ISBN (eBook)
9783640372331
ISBN (Buch)
9783640372027
Dateigröße
448 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Phasen, Mediengschichte, Deutschunterricht, Beispiel, Krabat
Arbeit zitieren
Daniel Haver (Autor:in), 2009, Die Phasen der Mediengschichte im Deutschunterricht - am Beispiel von "Krabat", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131150

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