Die Arbeit geht davon aus, dass exkludierende und diskriminierende Wirkweisen der Gesamtgesellschaft die Universitäten und eventuell auch die Forschung durchdringen. Dabei wird Klassismus als eine unter vielen heterogenen Formen der Diskriminierung, zu denen beispielsweise auch Sexismus und Rassismus zählen, in den Fokus gerückt und dessen Implikationen und Auswirkungen auf den gesellschaftlichen und universitären Alltag untersucht.
Den heterogenen Formen der Diskriminierung sind stets grundlegende Mechanismen der Differenzkonstruktion gemeinsam, die Grenzziehungen und Hierarchien produzieren, perpetuieren und legitimieren. In dieser literaturbasierten, theoretischen Arbeit erfolgt zuerst eine Auseinandersetzung mit dem Begriff Klassismus als solchem und den zentralen Funktionsweisen von Diskriminierung.
Darauf aufbauend wird das vorherrschende, neoliberale Ideal der Meritokratie, welches postuliert, dass gesellschaftliche Aufstiege durch Ausdauer und Fleiß allein zu bewerkstelligen wären und letztendlich alle genau das bekommen, was sie verdienen, speziell für das Bildungssystem als Utopie charakterisiert. Dabei soll es keinesfalls darum gehen, einzelnen Personen des Wissenschaftsbetriebs bewusste, klassistisch-diskriminierende Absichten zu unterstellen, sondern vielmehr darum, den Scheinwerfer der Erkenntnis auf gesellschaftliche Strukturen und unhinterfragte, schichtspezifische und äußerst machtvolle Doxa zu lenken, die Diskriminierung im Verborgenen operieren lassen.
Um dies zu erzielen, wird, unter anderem, aus subjektiven Erfahrungsberichten von Bildungsaufsteiger*innen gewonnene Literatur herangezogen. Von dort aus wird dahingehend argumentiert, dass die bisher diskutierten Problemlagen die Vermutung nahelegen, dass klassistische Doxa an Universitäten auch einen objektivitätsgefährdenden und die Erkenntnisgewinnung einschränkenden Einfluss auf die Forschung selbst haben können, was den Kulminationspunkt dieser Arbeit bildet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Kurze Einführung Klassismus
- 1.1. Definition des Begriffs
- 1.2. Genese des Begriffs
- 1.3. Klassismus als Ideologie
- 2. Klassismus im Bildungssystem
- 2.1. Kapitalsorten und Habitus
- 2.2. Klassismus an Schulen
- 2.3. Klassismus an Universitäten
- 3. Implikationen für die Forschung
- 3.1. Distanzierte Objektivität als hegemoniale Illusion
- 3.1.1. Ein Soziologe auf Abwegen
- 3.1.2. Mangel an begrifflicher Konzeptionalisierung
- 3.1.3. Scheinevidente Dichotomien
- 3.2. Grenzen und Konsequenzen der hegemonialen Objektivitätsillusion
- 3.2.1. Die (Miss-)Deutungshoheit im Forschungsprozess
- 3.2.2. Rückblick auf missglückte Wissenschaft
- 3.2.3. Einblick in missglückende Wissenschaft
- 3.2.4. Die brisante Allianz aus Wissenschaft, Öffentlichkeit und Politik
- 4. Ausblicke: Möglichkeiten und Lösungsansätze
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit beleuchtet das Phänomen des Klassismus im Bildungssystem, insbesondere an Universitäten. Sie untersucht die Auswirkungen von Klassismus auf die Forschung und analysiert, inwiefern er die Objektivität und Erkenntnisgewinnung beeinflussen kann. Dabei wird das neoliberale Meritokratie-Ideal hinterfragt und auf die strukturellen Ursachen von Diskriminierung im Bildungsbereich aufmerksam gemacht.
- Definition und Genese des Begriffs Klassismus
- Klassismus im Bildungssystem: Von der Grundschule bis zur Universität
- Implikationen von Klassismus für die Forschung und die Objektivität sozialwissenschaftlichen Wissens
- Kritik der hegemonialen Objektivitätsillusion
- Mögliche Lösungsansätze und Ausblicke
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in den Begriff Klassismus, seiner Definition und Genese. Sie beleuchtet Klassismus als Ideologie und Diskriminierungsform, die zu ungleichen Lebenschancen und der Verweigerung von Respekt und Anerkennung führt. Kapitel 2 untersucht die Präsenz von Klassismus im Bildungssystem, von der Grundschule bis zur Universität, unter Berücksichtigung von Kapitalsorten und Habitus. Kapitel 3 fokussiert auf die Implikationen von Klassismus für die Forschung und kritisiert die hegemoniale Objektivitätsillusion. Dabei werden die (Miss-)Deutungshoheit im Forschungsprozess, missglückte Wissenschaft und die brisante Allianz aus Wissenschaft, Öffentlichkeit und Politik analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen Klassismus, Diskriminierung, Bildungssystem, Universität, Forschung, Objektivität, Meritokratie, Hegemonie, Sozialisation, Habitus, Kapital, (Miss-)Deutungshoheit, Erkenntnisgewinnung.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2022, Klassismus im Bildungssystem und in der Forschung? Wirkung der Diskriminierungsform sowie Auswirkungen auf die Forschung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1312254