Johannes Paul der Große? Johannes Paul II. in seiner kirchenhistorischen Bedeutung


Seminararbeit, 2006

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vorstellung Johannes` XXIII
2.1 Biographie und geistliche Entwicklung
2.2 Politische Bewusstsein

3. Politische Situation unter dem Pontifikat Johannes XXIII
3.1 Skizzierung der politischen Landschaft
3.2 Vatikanische Ostpolitik

4. Enzyklika „Pacem in terris“
4.1 Inhaltsangabe
4.2 Intention
4.3 Auswirkungen der Schrift auf das politische Geschehen

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Mit Hilfe der hier vorliegenden, von mir persönlich im Rahmen des im Wintersemester 2007/08 an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg belegten Kirchengeschichte-seminar: „Johannes Paul der Große? Johannes Paul II. in seiner kirchenhistorischen Bedeutung“ angefertigten Hausarbeit „Historische Theologie: Die Vatikanische Ostpolitik unter Papst Johannes XXIII. - Bedeutung der Friedensenzyklika Pacem in terris für das gesellschaftliche sowie politische Geschick jener Zeit“ möchte ich mich einerseits konzentrierter mit der Person Johannes` XXIII., seinem politischen Bewusstsein und der von ihm geführten Vatikanischen Ostpolitik im Rahmen der gesellschaftlich-politischen Weltsituation während seines fünfjährigen Pontifikats auseinandersetzen, sowie mich näher mit den theologischen wie auch politischen Aspekten, Relevanzen und den daraus resultierenden Diversifikationen und Kontinuitäten für das politische Klima in der Welt im Hinblick auf die von ihm 1963 verfassten Friedensenzyklika „Pacem in terris“ vertraut machen, sowie kritisch auseinandersetzen, um abschließend ein bewertendes Urteil bezüglich der pastoralen sowie kirchenpolitischen Fähigkeiten und Fertigkeiten diese großen Papstes in der Kirchengeschichte formulieren zu können.

Mich persönlich tangiert dieses Thema „Historische Theologie: Die Vatikanische Ostpolitik unter Papst Johannes XXIII. – Bedeutung der Friedensenzyklika Pacem in terris für das gesellschaftliche sowie politische Geschick jener Zeit“ im speziellen Maße auf Grund meines Interesses für die politischen sowie gesellschaftlichen Veränderungen nach dem Zweiten Weltkrieg[1] und den sich entwickelnden Kalten Krieg[2]. Politisch beeindruckt bin ich im Speziellen von der Vatikanischen Ostpolitik, die trotz neutraler Stellung des Vatikans deutlich Position für den Frieden eingenommen hat. Des weiteren imponiert mir das besondere Charisma und die außergewöhnliche Persönlichkeit des „guten Papstes“ Johannes XXIII. Sein lebendiges Engagement und sein bedingungsloser Einsatz für den Frieden hat die Welt wachgerüttelt und zu vielen positiven Veränderungen, Neustrukturierungen sowie Erkenntnissen in der Kirche und in der Welt maßgebend beigetragen.

2. Vorstellung Johannes` XXIII.

Am 3. September 2000 wurde Angelo Guiseppe Roncalli von unserem verstorbenen Heiligen Vater Johannes Paul II., 27 Jahre nach seinem Tod, seliggesprochen. „Wer seine Tugend betrachtet und rühmt, muss erkennen, dass dieser Mann von dem Augenblick an, da er Papst geworden war, wirklich in einem Höchstmaß hellwacher Entschlossenheit zum universalen Hirten und Lehrer wird. Wer sich dessen nicht bewusst wird, bewundert eine bloße imaginäre Heiligkeit, eine Heiligkeit, die es vielleicht bei anderen gibt, die aber nicht die wirkliche Heiligkeit von Papst Johannes ist“[3].

Die menschliche Bewertung von Johannes XXIII. führt bis in die Gegenwart hinein zu zahlreichen Ambivalenzen. Einige Menschen betrachten in der vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1963-1965) veranlassten kirchlichen Öffnung die einzige Möglichkeit, der Kirche unter den gesellschaftlich, sozial sowie politisch veränderten Bedingungen unseres Zeitalters Glaubwürdigkeit zurückzugeben und sie neu zu stärken, sie erblicken in Roncalli einen Wegweiser sowie großartigen Träger der Hoffnung. Andere wiederum verstehen ihn als einen naiven, leichtsinnigen Idealisten und unvorsichtigen Erneuerer, der die Kirche durch seine Initiativen besonders durch seine Einberufung des 21. Ökumenischen Konzils in eine Phase der Destabilität geführt habe. „Eindeutigkeit der Glaubensverkündigung, Glaubensgehorsam und kirchliche Geschlossenheit seien einer trügerischen Freiheit und einem vom Zeitgeist geprägten Opportunismus geopfert worden“[4].

Wer Papst Johannes XXIII. wirklich kennen lernen und sein Leben verstehen möchte, muss sein Herz für diesen Pontifex Maximus weit öffnen sowie bereit sein für die Stimme, die von Gott spricht, von menschlicher Brüderlichkeit, von Widerherstellung sozialer Gerechtigkeit sowie von globalen Frieden.

2.1 Biographie und geistliche Entwicklung

Angelo Giuseppe Roncalli ist am 25. November 1881 in der Ortschaft Brusicco, Gemeinde Sotto il Monte in Italien als Sohn von Giovanni Battista Roncalli und Marianna Mazzola geboren. Er wächst im Rahmen einer patriarchalischen Großfamilie mit elf weiteren Geschwistern in eher ärmlichen Lebensverhältnissen mit finanziell begrenzten Mitteln auf. Seine Familie spielt für den späteren Heiligen Vater eine enorm wichtige Rolle, vor allem seine Eltern haben ihn Orientierung an menschliche Werten und positiven Erfahrungen vermittelt, ihn entscheidend für sein Leben geprägt, sowie beeinflusst. In einem Schreiben an seine Eltern anlässlich der Vollendung seines 49. Lebensjahres äußert sich Angelo Roncalli wie folgt: „Seit der Zeit, da ich von daheim weggegangen bin, als ich etwa zehn Jahre alt war, habe ich viele Bücher gelesen und vieles gelernt, was ihr mich nicht lehren konntet. Aber diese wenigen Dinge, die ich von Euch gelernt habe, sind immer noch die wertvollsten und wichtigsten, sie schützen die vielen anderen Dinge, die ich später gelernt habe in so vielen Jahres des Unterrichtens, und geben diesen Dingen Wärme“[5].

1901 begibt sich Angelo Roncalli nach anfänglichen Bedenken seines Vaters zum Theologiestudium nach Rom. Seine Studienzeit muss er, auf Grund eines einjährigen Militärdienst, unterbrechen[6]. Der Militäraufenthalt hat Angelo in mannigfacher Art und Weise beeinflusst sowie geformt, denn in dieser Zeit trat er, nach weltfremden Seminarbeziehungen, mit Menschen außerhalb des Seminars in soziale Kontakte und Lebenswirklichkeiten. Er gelangt in diesem Zeitraum an geistlicher Reife. Seine Weihe zum Priester erfolgt im Jahr 1904 in Rom. In den Jahren 1905 bis 1914 wirkt Roncalli als Sekretär des Bischof von Bergamo, Radini- Tedeschi von Bergamo[7]. Angelo erinnert sich zeitlebens gerne an die Zeit mit Bischof Radini- Tedeschi zurück, denn dieser übt einen gewissen Einfluss auf ihn aus und wird zu dessen Mentor, auf den er hinaufblickt. Mit dem Tod seines Förderers verliert Roncalli sein Sekretärsamt[8].

Am dritten März 1925 ist Angelo zum Apostolischen Visitator für das Land Bulgarien ernannt wurden. 1931 wurde er zum Apostolischen Delegaten erhoben. Während des Zweiten Weltkrieges hilft Roncalli zahlreichen Juden zur Flucht aus Ungarn, das von den deutschen Wehrmacht besetzt war. Im Jahre 1944 ist er zum Apostolischen Nuntius eingesetzt wurden, in dieser Funktion ist er nach Frankreich geschickt worden[9].

Papst Pius XII. ernannte Angelo Roncalli am 12. Januar 1953 zum Kardinal sowie zum Patriarchen von Venedig. Nach dem Ableben des Heiligen Vaters Pius XII. ist Angelo am 28. Oktober 1958, dem dritten Tag des Konklaves im 11. Wahlgang durch die 51 Mitglieder des Kardinalskollegiums zum Papst gewählt wurden. Er gab sich den Papstnamen Johannes, zum einem zur Ehre seines Vaters Giovanni und zum anderen zum Gedenken an seinen Patron seiner Kirche, in der von seinem Gemeindepriester getauft wurden ist[10].Die Krönung des neuen Papstes findet am 4. November des Jahres 1958, dem Festtag des Heiligen Carlo Borromeo[11] statt.

Nach seiner Wahl wurde Angelo Roncalli wegen seines bereits hohen Alters sowie seiner konservativen Frömmigkeit in der Presse als sogenannter Übergangspapst tituliert, der jedoch bald Mut zu historischen Veränderungen bewies. Zu seinen wichtigsten, aber zugleich auch zu seinen elementarsten Amtshandlungen zählen die Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils am 25. Januar 1959 sowie seine Radioansprache im Jahr 1962. In dieser Ansprache, die im Kontext des Kalten Krieges stattfindet, fordert er die Gesamtheit der Menschen zu Solidarität und Frieden auf. Am dritten Juni 1963, noch vor der Beendigung des Zweiten Vatikanischen Konzils, erliegt der Heilige Vater seinem Krebsleiden[12].

„Johannes XXIII. hat die konstantinische Epoche der Kirche abgeschlossen und der Kirche einen neuen Frühling beschert“[13]. An dem Tag seines Todes hat auch die ganze nichtkatholische Welt tiefen Anteil genommen[14]. Papst Johannes Paul II. spricht am 3. September 2000 Papst Johannes XXIII. sowie Papst Pius IX. selig

2.2 Politische Bewusstsein

Das politische Bewusstsein Papst Johannes XXIII. ist entschieden durch seine einjährige Zeit 1901 im Militärdienst geprägt, in der er zum ersten Mal mit den Auswirkungen der Politik auf das weltpolitische Geschehen konfrontiert wurden ist[15].

Sein politisches Bewusstsein hat sich während den fünf Jahren seines Pontifikat zu einem durchaus engagierten, kompromisslosen, jedoch zu gleich diplomatischen Bemühen um die Friedenssicherung in der Welt entwickelt. In diesem politischen Prozess, den er durchlebt hat, sind vor allem die Gespräche mit dem damalige US-Präsident Kennedy und dem sowjetischen Generalsekretär Chruschtschow, die Radioansprache zur Kubakrise sowie seine 1963 erschienenen Friedensenzyklika „Pacem in terris“, hervorzuheben.

[...]


[1] Die zweite weltumfassende kriegerische Auseinandersetzung des 20. Jh. (1939-1945), in der sich Deutschland, Italien, Japan, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, zeitweise Finnland sowie einige weitere Staaten auf der einen Seite und die Staaten der „Anti-Hittler-Koalition“, v.a. Frankreich, Großbritannien und seit 1941 auch die Sowjetunion und die USA, auf der anderen Seite gegenüberstanden (vergleiche hierzu genauer: Meyers Lexikonredaktion, Schüler Duden, Die Geschichte, 1996, S.501-506).

[2] Der Begriff Kalter Krieg bezeichnet die Periode (1945-1990) scharfer Spannungen und Konfrontationen zwischen der USA und der UdSSR samt Verbündeten nach dem Zweiten Weltkrieg (Siehe hierzu genauer: I., Geiss, Geschichte griffbereit. Die sachsysthematische Dimension der Weltgeschichte, 2002, Bd. 4, S.1025-1026).

[3] G. Alberio: Johannes XXIII. Leben und Wirken des Konzilpapstes,2000,S.228.

[4] K. Wittstadt in: Von Pius XII. bis Johannes XXIII., 2001, S.179.

[5] A. Melloni: Ursprung und Entwicklung der geistigen und geschichtlichen Entwicklung Roncallis, in: Alberigo, G.- Wittstadt, K.(Hrsg.), Ein Blick zurück- nach vorn: Johannes XXIII. Spiritualität Theologie Wirken, 1992, S.44.

[6] siehe hierzu genauer: Melloni, A.: Ursprung und Entwicklung der geistigen und geschichtlichen Entwicklung Roncallis, in: Alberigo, G.- Wittstadt, K.(Hrsg.), Ein Blick zurück- nach vorn: Johannes XXIII. Spiritualität Theologie Wirken, 1992, S.13-19.

[7] vgl.: P.C. Dahm: Johannes XXIII, 1961, S. 38-39.

[8] vgl.: P.C. Dahm: Johannes XXIII, 1961, S. 38-39.

[9] vgl.: G. Alberigo: Johannes XXIII. in: W. Kasper, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 5, 1998, S. 953.

[10] vgl.: K. Wittstadt: Angelo Guisepp Roncalli Bographie und geistliche Entwicklung, in: Geschichtsverein für das Bistum Aachen e. V.(Hrsg.),2001, S.191-199.

[11] Carlo Borromeo, italienisch katholischer Theologe, geboren 1538, gestorben 1584, ab 1560 Kardinal und Erzbischof von Mailand, verkörperte das neue Bischofsideal der katholischen Reformbewegung (vergleiche hierzu genauer: Der Brockhaus in einem Band,2000, S.115).

[12] vgl.: K. Wittstat: Angelo Guiseppe Roncali. Biographie und geistliche Entwicklung, in: Geschichtsverein für das Bistum Aachen e. V., Von Pius XII. zu Johannes XXIII., S.197-203.

[13] G. Alberigo: Johannes XXIII. in: W. Kasper, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 5, 1998, S. 954.

[14] vgl.: I, Geiss: Geschichte griffbereit. Die biographische Dimension der Weltgeschichte, 2002, S. 554.

[15] vgl.: G. Albergio: Johannes XXIII., 2000, S.53-60.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Johannes Paul der Große? Johannes Paul II. in seiner kirchenhistorischen Bedeutung
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg  (Kirchengeschichte)
Veranstaltung
Johannes Paul II.
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
19
Katalognummer
V131244
ISBN (eBook)
9783640410484
ISBN (Buch)
9783640410675
Dateigröße
457 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Johannes, Paul, Große, Johannes, Paul, Bedeutung
Arbeit zitieren
Ulrike M. S. Röhl (Autor:in), 2006, Johannes Paul der Große? Johannes Paul II. in seiner kirchenhistorischen Bedeutung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131244

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