Darf ein Mensch einen Embryo unter vielen mittels Präimplantationsdiagnostik (PID) auswählen und zur Welt bringen lassen, während die anderen sterben müssen? Und wenn diese Frage mit einem Nein beantwortet wird, gilt dies noch immer, wenn durch diese Wahl ein menschliches Leben gerettet wird? Wie im Beispiel des Jungen Adam Nash, der unter fünfzehn Embryonen ausgesucht wurde, weil sein Nabelschnurblut in der Lage war, die Heilung seiner kranken Schwester Molly zu fördern. Kann der Tod von vierzehn ungeborenen Kindern gerechtfertigt sein, wenn dadurch ein Mensch überleben und ein anderer geboren werden kann? Oder ist allein eine utilitaristische Betrachtungsweise bei der Bewertung menschlichen Lebens ethisch fragwürdig, solange man dabei das Ableben von Embryonen und Föten in Kauf nehmen muss?
Doch wie auch entschieden wird, der Wunsch, Krankheiten zu heilen und so die Qualität des menschlichen Lebens zu verbessern, bleibt bestehen. Spiegelt es doch deutlich das nachvollziehbare Bedürfnis nach Gesundheit wieder, welches nicht auf den einzelnen beschränkt bleibt. So mag es nicht verwunderlich erscheinen, dass die Idee aufkommt, der Mensch könnte mit Hilfe der Fortpflanzungsmedizin in Zukunft schon vor der Geburt Krankheitsverlauf und Gendefekte genauer kontrollieren, eindämmen oder sogar ausschalten.
Gerade im zweiten Fallbeispiel wird der mögliche Unterschied der Interessen von Allgemeinheit und Einzelpersonen deutlich. Denn während Behinderungen von den meisten Menschen als nach Möglichkeit vermeidbar angesehen werden, hat sich das taube, gleichgeschlechtliche Paar Sharon Duchesneau und Candace McCullough bereits zum zweiten Mal durch einen passenden Samenspender den Wunsch nach ebenfalls tauben Kindern erfüllt. Der Grund dafür ist der, dass beide mit ihrer Behinderung positive Erfahrungen gemacht haben, sie also nicht als behindernd ansehen und ihrem Nachwuchs ihre Ansicht der Welt ermöglichen wollten.
Wem sollte hier der Vorrang zur Entscheidung über die Beeinflussung des Lebens der Kinder gegeben werden? Dem Staat oder den sozialen Eltern (wobei mit dem Begriff Eltern im Folgenden, wenn nicht anders erwähnt, immer die sozialen bezeichnet werden)? Oder sollte der Mensch gänzlich von der Idee der Kontrolle über die Eigenschaften des Nachwuchses Abstand nehmen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Bewertung menschlichen Lebens
- Ethische Grenzen
- Designerkinder
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit „Menschen nach Maß“ befasst sich mit ethischen Fragen, die sich aus den Möglichkeiten der modernen Fortpflanzungsmedizin ergeben. Sie analysiert die Bewertung menschlichen Lebens im Kontext von Präimplantationsdiagnostik (PID) und Designerbabys.
- Bewertung des menschlichen Lebens im Kontext von Präimplantationsdiagnostik
- Ethische Grenzen der Fortpflanzungsmedizin
- Das Konzept des Designerkindes und seine ethischen Implikationen
- Die Rolle des Staates bei der Gestaltung von ethischen Richtlinien
- Der Einfluss von individuellen Interessen auf die Gestaltung von ethischen Entscheidungen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die zentralen Fragen der Hausarbeit vor: Was ist ethisch vertretbar in Bezug auf die Gestaltung menschlichen Lebens mit Hilfe von Präimplantationsdiagnostik (PID) und Designerbabys? Der Autor veranschaulicht diese Fragen anhand von Fallbeispielen, wie z. B. dem Fall Adam Nash, der ausgewählt wurde, um seine kranke Schwester zu retten. Die Einleitung stellt auch die Problematik der Eugenik und die Frage nach der Rolle des Staates bei der Steuerung der menschlichen Fortpflanzung in den Vordergrund.
Bewertung menschlichen Lebens
Dieses Kapitel befasst sich mit der ethischen Bewertung menschlichen Lebens. Der Autor stellt die Frage, ob ungeborene Kinder einen Lebenswert besitzen und wie die Entscheidung über Leben und Tod in Bezug auf Embryonen und Föten ethisch gerechtfertigt werden kann. Er bezieht sich auf die utilitaristische Sichtweise, die den Nutzen für alle Beteiligten in den Vordergrund stellt, und diskutiert gleichzeitig die hedonistische Perspektive, die das Vermeiden von Leid und Schmerz als oberstes Ziel ansieht.
Ethische Grenzen
Dieses Kapitel analysiert die ethischen Grenzen der Fortpflanzungsmedizin. Der Autor untersucht, ob es natürliche Grenzen gibt, die bei der Gestaltung menschlichen Lebens durch die moderne Medizin beachtet werden sollten. Er hinterfragt, ob die Idee des Designerkindes mit den Bedingungen einer ethischen Lebensbewertung vereinbar ist.
Designerkinder
Das Kapitel Designerkinder befasst sich mit den ethischen Implikationen der gezielten Gestaltung von Kindern. Der Autor analysiert die Folgen der genetischen Manipulation und die Frage, wer die Kontrolle über die Eigenschaften des Nachwuchses haben sollte. Er stellt die ethischen Herausforderungen der Eugenik und die Gefahr der Missbrauchs von wissenschaftlichen Erkenntnissen in den Vordergrund.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit „Menschen nach Maß“ befasst sich mit den ethischen Aspekten der Fortpflanzungsmedizin, insbesondere der Präimplantationsdiagnostik (PID) und der Idee des Designerkindes. Zentrale Themen sind die Bewertung menschlichen Lebens, die ethische Grenzen der genetischen Manipulation und die Rolle des Staates bei der Steuerung der menschlichen Fortpflanzung.
- Quote paper
- Philipp M. Jauernig-Biener (Author), 2011, Menschen nach Maß, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1313450