„Eine Schwangere, die ihre Frucht abtreibt oder im Leib tötet wird mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren bestraft“ , Frauen sehen sich gezwungen ihre ungeborenen Kinder in Hinterhöfen oder Kneipenzimmern von Kurpfuschern und so genannten Engelmachern unter lebensbedrohlichen Bedingungen entfernen zu lassen oder legen in ihrer Verzweiflung mit barbarischen Geräten selbst Hand an.
All dies hört sich eher nach Berichten mittelalterlicher Verhältnisse als nach Zuständen Ende des 20. Jahrhunderts an. Doch war das in Deutschland noch in den 70er Jahren Realität, wahrscheinlich mehrere hundert Mal am Tag. Aber die Frauen begannen sich zu wehren, sich Öffentlichkeit zu verschaffen und unter dem Motto „Mein Bauch gehört mir“ für eine Liberalisierung des an der sozialen Wirklichkeit vorbeigehenden Paragraphen 218 zu kämpfen. Die Front der Gegner jedoch, welche vor allem aus kirchlichen Vertretern, Ärzten und Politikern der CDU bestand, schien keinen Millimeter von ihren konservativen Ansichten abrücken zu wollen, um betroffene Frauen aus ihrer demütigenden und gefährlichen Lage zu befreien.
Obwohl bis dahin weitestgehend ein Tabuthema, setzte vor allem in den Medien der 70er Jahre ein reger Diskurs über die Abtreibung ein. Anhand ausgewählter Artikel der Zeitung Die ZEIT, dem Magazin Der SPIEGEL und der Frauenzeitschrift EMMA aus diesem Jahrzehnt, sowie anhand des im STERN veröffentlichten Appell gegen das bestehende Abtreibungsgesetz wird in der vorliegenden Arbeit ein Einblick in das Dilemma der ungewollt schwangeren Frau, die §218- Kampagne und die Argumente der Gegenseite geschaffen. Anhand dessen soll dabei der Frage nachgegangen werden, inwiefern eine Liberalisierung der Abtreibung unabdingbar war, aber auch dahingehende Befürchtungen ihre Berechtigung hatten. Zusätzlichen Anlass zur Hinterfragung soll des Weiteren die zwiespältige Rolle des Mannes bei dieser Angelegenheit geben.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Die Geschichte der Abtreibung
- III. Die §218- Kampagne im Mediendiskurs der 70er Jahre
- III.1 DIE ZEIT vom 30.04.1971 „Ist Abtreibung Mord?“
- III.2. DER SPIEGEL vom 31.05.1971 „Ich habe nur Umgang mit Mörderinnen“
- III.3. DER STERN vom 06.06.1971 „Ich habe abgetrieben“
- III.4. DER SPIEGEL vom 21.05.1973 „Abtreibung: Massenmord oder Privatsache?“
- III.5. DIE ZEIT vom 15.03.1974 „Keine Abtreibung auf dem Bildschirm?“
- III.6. DIE ZEIT vom 11.02.1977 „Ein Mönch schockt Bäuerinnen“
- III.7. EMMA 1978 „Der §218- Skandal wird immer größer“
- Schlussbetrachtung
- Literaturnachweis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der §218-Kampagne im Mediendiskurs der 70er Jahre. Sie analysiert die Debatte um die Abtreibung in Deutschland anhand ausgewählter Artikel aus der Zeit, dem Spiegel, dem Stern und der Frauenzeitschrift Emma. Ziel ist es, die Argumente der Protagonisten und Antagonisten der Liberalisierung des Paragraphen 218 zu beleuchten und die gesellschaftliche und mediale Auseinandersetzung mit dem Thema Abtreibung in den 70er Jahren zu rekonstruieren.
- Die Geschichte der Abtreibung in Deutschland
- Die §218-Kampagne und ihre mediale Darstellung
- Die Argumente der Protagonisten und Antagonisten der Abtreibungsdebatte
- Die Rolle der Medien im Diskurs um die Abtreibung
- Die gesellschaftliche und politische Situation in den 70er Jahren im Kontext der Abtreibungsdebatte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Abtreibungsdebatte in den 70er Jahren ein und stellt die Relevanz des Themas sowie die Forschungsfrage dar. Sie beleuchtet die damalige Situation in Deutschland, in der Abtreibung unter strengen Strafbestimmungen stand und Frauen in einer prekären Lage waren. Die Einleitung skizziert die Ziele und den Aufbau der Arbeit.
Kapitel II bietet einen historischen Abriss zur Abtreibungsproblematik und -praxis. Es zeichnet die Entwicklung der rechtlichen und moralischen Beurteilung der Abtreibung von der Antike bis zur Zeit des Nationalsozialismus nach. Dabei werden die unterschiedlichen Perspektiven und Argumente in den verschiedenen Epochen beleuchtet.
Kapitel III analysiert die §218-Kampagne im Mediendiskurs der 70er Jahre anhand ausgewählter Artikel aus der Zeit, dem Spiegel, dem Stern und der Frauenzeitschrift Emma. Es werden die Argumente der Protagonisten und Antagonisten der Liberalisierung des Paragraphen 218 sowie die mediale Darstellung der Debatte untersucht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Abtreibung, den Paragraphen 218, die §218-Kampagne, den Mediendiskurs, die 70er Jahre, die Frauenbewegung, die gesellschaftliche Debatte, die moralische und rechtliche Beurteilung der Abtreibung, die Argumente der Protagonisten und Antagonisten, die Rolle der Medien, die politische und gesellschaftliche Situation in den 70er Jahren.
- Arbeit zitieren
- Claudia Zimmermann (Autor:in), 2009, Die §218-Kampagne im Mediendiskurs der 70er Jahre, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131345