Die meisten Themenstellungen, die in den Bereich der Neuropsychologie fallen, drehen sich
um defizitäre Begriffe. Diesen Weg wollte ich nicht beschreiten. Das Phänomen des Bewußtseins
schien mir geeignet und prädestiniert für eine neurobiologische Betrachtung. Ich muß
allerdings zugestehen, daß ich in der darauffolgenden Literaturrecherche bemerkt habe, daß
doch die meisten Ergebnisse durch Untersuchungen an Patienten mit Bewußtseinsstörungen
erzielt wurden. Diesem Moment mußte ich auch in meiner Hausarbeit Rechnung tragen, was
man besonders am Kapitel Wahrnehmung, aber auch an so manch anderem Beispiel in dieser
Arbeit, bemerkt. Trotzdem habe ich versucht, einerseits Ergebnisse ins allgemeine zu übertragen
und andererseits Resultate zu finden, denen keine Läsionen zugrunde liegen.
Neben der Suche nach einem nicht defezitorientierten Gegenstand hat auch meine rationalistisch
materialistische Einstellung einen wichtigen Anstoß zur Themenfindung gegeben. Gerade
eine im wahrsten Sinne des Wortes unbegreifliche Erscheinung wie das Bewußtsein ist hier
eine große Herausforderung. Da die Ergebnisse der Hirnforschung eine allgemeingültige These
des Bewußtseins nur sehr spekulativ zuläßt, habe ich einen reduktionistischen Weg gewählt.
Hierzu will ich jedoch bemerken, daß dieser Reduktionismus bereits in den einzelnen
Kapiteln seine eigene Illegitimität zeigt, da es nicht möglich ist, das komplexe System des
Gehirns in Einzelteile zu zerlgen. Daher habe ich auch in fast allen Kapiteln Querverweise zu
anderen angegeben.
Grob wurde die Hausarbeit in zwei Teile gegliedert. Zuerst behandle ich Gehirnstrukturen, die
mir für das Entstehen die Existenz von Bewußtsein wichtig scheinen, um dann psychische
Prozesse zu beleuchten, wobei allerdings auch hier die neurobiologische Sichtweise Vorrang
hat. Es ist mir allerdings im räumlichen Rahmen einer Hausarbeit unmöglich gewesen, alles,
was ich für wichtig gehalten hätte, zu behandeln. Die zu lesenden Kapiteln sind allerdings für
meine Sichtweise ausschlaggebend, die ich im Resümee noch darlegen werde und stark von
Roth (1996) beeinflußt ist.
Zum Formalen ist noch zu bemerken, daß unter den Überschriften meist Literaturangaben
stehen. Diese verweisen auf die Hauptbezugspunkte des darauffolgenden Kapitels. Mit dem
Begriff des Kortex ist immer der Neokortex gemeint.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Definition von Bewußtsein
- Formatio reticularis
- Aufbau
- Funktionen
- Empirische Betrachtung
- Der assoziative Kortex
- Lobus parietalis, frontalis und temporalis
- Das limbische System
- Teile des limbischen Systems
- Funktionen
- Limbisches System und Bewußtsein
- Wahrnehmung
- Der Wahrnehmungsprozeß
- Selbstwahrnehmung-Fremdwahrnehmung
- Bewußtseinsrelevante Wahrnehmungstörungen
- Seelenblindheit
- Assoziative Seelenblindheit
- Anosognosie
- Split-Brain-Patienten
- Gedächtnis
- Gedächtnistheorie nach Hebb
- Potenzierung der Zellmembrane
- Kurzzeitgedächtnis und Bewußtsein
- Willensfreiheit
- Willkürmotorik
- Schlußfolgerungen
- Resümee
- Literaturverzechnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit neurobiologischen Aspekten des Bewußtseins und verfolgt das Ziel, das komplexe Phänomen des Bewußtseins aus einer neurophysiologischen Perspektive zu beleuchten. Dabei werden verschiedene Gehirnstrukturen und psychische Prozesse, die mit dem Bewußtsein in Verbindung stehen, analysiert.
- Definition und Abgrenzung des Begriffs „Bewußtsein“
- Bedeutung der Formatio reticularis und des assoziativen Kortex für das Bewußtsein
- Rolle des limbischen Systems im Kontext des Bewußtseins
- Neurobiologische Aspekte der Wahrnehmung und Wahrnehmungstörungen
- Zusammenhang zwischen Gedächtnis und Bewußtsein
Zusammenfassung der Kapitel
In den ersten Kapiteln werden wichtige Gehirnstrukturen, die für das Entstehen von Bewußtsein relevant sind, vorgestellt und ihre Funktionen im Detail beschrieben. Hierzu gehören die Formatio reticularis, der assoziative Kortex, der Lobus parietalis, frontalis und temporalis sowie das limbische System.
Anschließend wird der Wahrnehmungsprozess aus neurobiologischer Sicht beleuchtet und verschiedene Bewußtseinsstörungen wie Seelenblindheit, assoziative Seelenblindheit und Anosognosie im Kontext von Hirnläsionen und Split-Brain-Patienten untersucht. Der Fokus liegt dabei auf der Interaktion zwischen Gehirnstrukturen und der Fähigkeit zur Selbst- und Fremdwahrnehmung.
In den folgenden Kapiteln wird die Gedächtnistheorie nach Hebb erläutert und die Rolle des Kurzzeitgedächtnisses für das Bewußtsein hervorgehoben. Außerdem wird die Willensfreiheit aus neurophysiologischer Perspektive betrachtet, wobei der Zusammenhang zur Willkürmotorik besonders hervorgehoben wird.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit den neurobiologischen Grundlagen des Bewußtseins und beleuchtet dabei wichtige Gehirnstrukturen wie die Formatio reticularis, den assoziativen Kortex und das limbische System. Zu den zentralen Themen gehören außerdem die Wahrnehmung und ihre Störungen, das Gedächtnis und die Willensfreiheit. Im Fokus stehen dabei die neurophysiologischen Prozesse, die mit dem Bewußtsein in Verbindung stehen, sowie die Auswirkungen von Hirnläsionen und Split-Brain-Patienten.
- Arbeit zitieren
- Andreas Liebeg (Autor:in), 2000, Neurobiologische Aspekte des Bewußtseins, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13138