Die Wirtschaftspolitik Australiens war im letzten Jahrhundert starken Schwankungen
unterworfen. Auf Grund von Fehlern in der Wirtschaftspolitik kam es seit Ende des 2.
Weltkrieges wiederholt zu starken Abschwüngen in der Konjunktur, die in den 1980er
Jahren schließlich zur Rezession führten. Ausgangspunkt dieser Untersuchung ist die
Aussage von Paul Keating (australischer Premierministers von 1991 – 1996) am 29.
November 1990 über die Notwendigkeit der Rezession in Australien: „Die Rezession,
die wir haben mussten.“
Inwieweit diese Aussage zutrifft, welche Ursachen dafür verantwortlich waren und wie
sich die Wirtschaftspolitik in der Zeit danach entwickelte ist das Ziel der vorliegenden
Arbeit.
Zunächst werden die vier zentralen Ziele der Wirtschaftspolitik dargestellt, deren
Einhaltung notwendig ist, um den Wohlstand einer Gesellschaft zu sichern.
Zu diesen Zielen gehört zunächst das außenwirtschaftliche Gleichgewicht, d.h., der
nachhaltige Ausgleich zwischen Import und Export. Das zweite Ziel ist ein hoher
Beschäftigungsstand, der den Zustand der Volkswirtschaft beschreibt, wenn eine
bestimmte Arbeitslosenquote, in der Regel 3%, nicht überschritten wird, die sich aus
dem Verhältnis der Erwerbstätigen und der Arbeitslosen berechnen lässt. Die
Preisniveaustabilität als drittes Ziel sichert eine Kontinuität der Kaufkraft des Geldes
eines Landes und erhält den Wert des Einkommens im Verhältnis zu den Preisen. Als
letztes zentrales Ziel gilt das angemessene und stetige Wirtschaftswachstum, das als
Steigerung des realen Bruttoinlandsprodukts gemessen wird und keine
Preisveränderungen mehr beinhaltet. [...]
Gliederung
1. Einleitung
Leitfrage: Warum hat Australien die Rezession der 1980er, laut Paul Keating gebraucht?
2. Staat und Markt: Wirtschaftspolitische 2 Konzeptionen
2.1 Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik
2.2 Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik
3. Die Rolle des Staates in Australien
3.1 Die Rolle des Staates vor der Rezession
3.2 Die Rezession der 1980er in Australien
3.3 Erneuerung des australischen Wirtschaftssystems im Hinblick auf die Rolle des Staates in der Wirtschaft
4. Schlussbemerkung
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Wirtschaftspolitik Australiens war im letzten Jahrhundert starken Schwankungen unterworfen. Auf Grund von Fehlern in der Wirtschaftspolitik kam es seit Ende des 2. Weltkrieges wiederholt zu starken Abschwüngen in der Konjunktur, die in den 1980er Jahren schließlich zur Rezession führten. Ausgangspunkt dieser Untersuchung ist die Aussage von Paul Keating (australischer Premierministers von 1991 – 1996) am 29. November 1990 über die Notwendigkeit der Rezession in Australien: „Die Rezession, die wir haben mussten.“[1]
Inwieweit diese Aussage zutrifft, welche Ursachen dafür verantwortlich waren und wie sich die Wirtschaftspolitik in der Zeit danach entwickelte ist das Ziel der vorliegenden Arbeit.
Zunächst werden die vier zentralen Ziele der Wirtschaftspolitik dargestellt, deren Einhaltung notwendig ist, um den Wohlstand einer Gesellschaft zu sichern.[2]
Zu diesen Zielen gehört zunächst das außenwirtschaftliche Gleichgewicht, d.h., der nachhaltige Ausgleich zwischen Import und Export[3]. Das zweite Ziel ist ein hoher Beschäftigungsstand, der den Zustand der Volkswirtschaft beschreibt, wenn eine bestimmte Arbeitslosenquote, in der Regel 3%, nicht überschritten wird, die sich aus dem Verhältnis der Erwerbstätigen und der Arbeitslosen berechnen lässt.[4] Die Preisniveaustabilität als drittes Ziel sichert eine Kontinuität der Kaufkraft des Geldes eines Landes und erhält den Wert des Einkommens im Verhältnis zu den Preisen.[5] Als letztes zentrales Ziel gilt das angemessene und stetige Wirtschaftswachstum, das als Steigerung des realen Bruttoinlandsprodukts gemessen wird und keine Preisveränderungen mehr beinhaltet.[6]
In der Volkswirtschaftslehre geht man von zwei wichtigen wirtschaftspolitischen Konzeptionen aus, die einerseits als Liberalismus bzw. Neoliberalismus und andererseits als Interventionismus bzw. Keynesianismus bezeichnet werden. Diese beiden Konzeptionen werden im zweiten Kapitel theoretisch erklärt, um ein Basiswissen für das dritte Kapital zu schaffen, das sich mit der Rolle des Staates in der Wirtschaft in Australien beschäftigt. Es besteht zwar grundsätzlich ein Konsens zwischen beiden Konzeptionen und den oben genannten Zielen, doch gibt es Unterschiede in den Methoden, die zum Erreichen dieser Ziele führen sollen.
Aufbauend auf den Erkenntnissen aus dem ersten Kapiteln und den Definitionen zu den politischen Zielen, wird die wirtschaftspolitische Geschichte und Problemstellung Australiens und die Reaktion der australischen Politik auf die Rezession dargestellt und analysiert.
2. Staat und Markt: Wirtschaftspolitische Konzeptionen
Die in der Einleitung aufgeführten Konzeptionen, die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik und die nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik (in Anlehnung an J.M. Keynes) werden im folgenden Abschnitt näher erläutert. Dabei werden die wirtschaftswissenschaftliche Theorie und die Voraussetzungen und Konsequenzen für die reale Wirtschaft berücksichtigt.
2.1 Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik
Die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik - auch Neoklassik genannt – baut auf der theoretischen Nationalökonomie aus dem späten 19. Jahrhunderts auf. Sie wurde unter dem Namen Monetarismus von Milton Friedman in den 1960er Jahren weiterentwickelt. Ein Jahrzehnt später entwickelte sich auf der Grundlage des Monetarismus die Angebotstheorie („supply side economics“[7] ).
Die wirtschaftswissenschaftliche Angebotstheorie setzt sich aus drei grundlegenden Hypothesen zusammen.
Die erste Hypothese ist die der inhärenten Stabilität des Marktes. Sie besagt, dass die privaten Wirtschaftssubjekte nach individueller Planung über die Verwendung der Produktionsfaktoren frei entscheiden können. Diese ist grundlegend für die neoklassische Auffassung des Wirtschaftssystems der freien Marktwirtschaft, das auf Grund der Marktkräfte zu einer Selbstregulierung fähig ist. Auf Grund der Selbstregulierungsfähigkeit können negative externe Effekte auf den Wirtschaftsprozess temporär geduldet werden.[8] Die Neoklassiker werden auch als Marktoptimisten bezeichnet, da die Volkswirtschaft ihrer Meinung nach langfristig zu ihrem Gleichgewicht zurückfindet.
Die angebotstheoretische Fundierung wird aus dem sog. Say’schen Theorem abgeleitet und bildet die zweite Hypothese der Neoklassiker. Diese wird durch die folgende Grafik wiedergegeben:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Aus diesem Theorem folgt, dass es keine langfristige gesamtwirtschaftliche Überproduktion geben kann, da Ungleichgewichte auf einer der beiden Seiten der Grafik nur in einzelnen Märkten vorgefunden werden können und nur von temporärer Natur sind. Mögliche Ungleichgewichte werden durch die Selbstheilungskräfte des Marktes langfristig aufgehoben. Des Weiteren lässt sich aus Say’s Theorem die „Verkaufsgarantie der Güter“[9] ableiten. Darunter versteht man, dass eine Überproduktion bei einer freien Wirtschaft nicht besteht, da sich die Produktion ihre eigene Nachfrage schafft. Somit empfahl Say möglichst viel zu produzieren, weil das Resultat daraus wiederum Einkommen ist und diese direkt in die Wirtschaft einfließen. Diese Theorie ist allerdings nur dann plausibel, wenn das Geld auf direktem Wege wieder zum Kauf anderer Produkte ausgegeben und nicht gespart wird.[10]
Eine weitere Annahme der Neoklassiker besteht in der Unendlichkeit der Bedürfnisse, die als Vorraussetzung für eine unbegrenzte Nachfrage gilt. Treten trotzdem Sättigungstendenzen in Märkten auf, so werden über neue Güter und/oder neue Märkte zusätzliche Nachfragepotentiale erschlossen. Dieses wurde von J. A. Schumpeter dargestellt worden. Aus seinem Bild des Unternehmers als schöpferischen Zerstörer folgt, dass vor allem die Innovation innerhalb der Märkte die Schlüsselrolle für die wirtschaftliche Entwicklung bildet und das wirtschaftliche Wachstum sichert.[11]
Die dritte Hypothese besagt, dass die Geldpolitik eine große Bedeutung einnimmt. Ihr Hauptziel ist die Sicherung der Preisniveaustabilität, denn jede Inflation würde eine Verschiebung des Marktgleichgewichts durch Einkommensentwertung der Wirtschaftssubjekte bewirken.[12] Verantwortlich für die Erreichung dieses Ziel ist die Zentralbank, die vom Staat unabhängig sein sollte und die damit allein die stabilitätspolitische Verantwortung übernimmt.
Nach der naiven Quantitätstheorie ist Geld gegenüber der Wirtschaft neutral, dass heißt, dass eine Veränderung der Geldmenge in der realen Wirtschaft nur kurzfristige inflationäre Auswirkungen hat. Darunter fällt die Störung des Vermögensgleichgewichts der Wirtschaftssubjekte, dessen Folgen weniger Wirtschaftswachstum und damit weniger Beschäftigung sind.
Die Neoklassiker sind der Ansicht, dass dem Staat nur wenige, aber sehr wichtige Aufgaben zufallen.
Der Staat soll den ordnungspolitischen Rahmen für das Funktionieren des Marktsystems schaffen, der zusammengefasst die Sicherung des freien Wettbewerbs, ein Steuersystem, welches Investitionen der Unternehmen begünstigt, und die Versorgung mit öffentlichen Gütern beinhaltet. Im Allgemeinen ist in der Theorie der Neoklassik eine Laissez-faire-Staatsauffassung als Grundlage vorzufinden, die besagt, dass der Staat nicht interventionistisch eingreifen soll.[13]
Für die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik ist daher nur die Entwicklung der Wirtschaft entscheidend und die Richtlinien für das staatliche Handeln sollen anhand des Wachstums der volkswirtschaftlichen Produktionskapazität bestimmt sein.[14]
[...]
[1] Vgl. Kelly, Paul (Hrsg.), The end of certainty, The story of the 1980s, St. Leonards 1992, S. 617.
[2] Vgl. World Bank, World Developement Report 1997, The State in a chainging World, New York 1997, S. 22.
[3] Vgl. Krugman, Paul / Obstfeld, Maurice (Hrsg.), Internationale Wirtschaft, Theorie und Politik der Außenwirtschaft, München 2006, S. 625.
[4] Vgl. Buscher, Herbert, u. a. (Hrsg.), Bundeszentrale für politische Bildung, Wirtschaft heute, Bonn 2006, S. 152.
[5] Vgl. Floren, Franz Josef (Hrsg.), Wirtschaftspolitik im Zeichen der Globalisierung, Paderborn 2001, S. 111.
[6] Vgl. Buscher, Herbert, u. a., a.a.O., S. 152.
[7] Vgl. Mussel, G. /Pätzold, J. (Hrsg.), Grundfragen der Wirtschaftspolitik, München 1995, S. 11.
[8] Vgl. Bohnet, Armin (Hrsg.), Die Rolle des Staates in den wirtschaftspolitischen Leitbildern des Liberalismus, Neoliberalismus und des Interventionismus, Gießen 1989, S. 4f.
[9] Vgl. Mussel, G. /Pätzold, J. (Hrsg.), a.a.O., S. 12.
[10] Vgl. Kolb, Gerhard (Hrsg.), Wirtschaftsideen, Von der Antike bis zum Neoliberalismus, München 2008, S. 39.
[11] Vgl. Wildmann, Lothar (Hrsg.), Einführung in die Volkswirtschaftslehre, Mikroökonomie und Wettbewerbspolitik, München 2007, S. 222.
[12] Vgl. Bohnet, Armin (Hrsg.), a.a.O., S. 12.
[13] Vgl. Kolb, Gerhard (Hrsg.), a.a.O, S. 110.
[14] Vgl. Mussel, G. /Pätzold, J. (Hrsg.), a.a.O., S. 14.
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