Das Thema Schwangerschaftsabbruch ist und bleibt seit der Antike ein aus jeder Perspektive schwieriges und stark umstrittenes Thema. Es gilt, eine Balance zwischen dem Leben des ungeborenen Kindes und den Rechten und Freiheiten der Mutter beziehungsweise des Paares zu finden. Jeder Mensch hat dazu seine eigene Meinung, und so ist es die Aufgabe des Staates, Regelungen zur Abtreibung aufzustellen, mit der sowohl Befürworter, als auch Gegner so weit als möglich zufrieden gestellt sind. Nachdem der Abort „[b]is 1967 […] außer in Schweden und Dänemark nahezu überall illegal“ war (Singer 1989), wurde dann das britische Gesetz zugunsten der Abtreibung geändert, bald darauf folgte New York, bis dann 1973 im Urteil Roe vs. Wade des Supreme Court der „Höhepunkt der Bewegung der Abtreibungsbefürworter“ (ibid.) erreicht wurde. Es erlaubte einen straffreien Schwangerschaftsabbruch bis zur Lebensfähigkeit des Kindes außerhalb des Mutterleibes.
In diesem Jahr, im Juni 2022, wurde das damalige Urteil in großen Zügen revidiert und mit einer komplett gegensätzlichen ethischen Argumentation ein komplett gegensätzliches Urteil erreicht, das die Entscheidung über den Schwangerschaftsabbruch an sich, sowie die Zäsuren für eine Reglementierung dafür, auf die einzelnen Bundesstaaten umwälzt. Ziel meiner Analyse wird es sein, die ethischen Argumente der beiden Urteile und inwieweit sie die verschiedenen Stakeholder betreffen, herauszuarbeiten, die wesentlichen Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszustellen und die ethische Argumentation in den Urteilen in einem letzten Schritt in die ethische Debatte einzuordnen. Damit will ich zeigen, wie sehr sich der ethische Standpunkt des Supreme Court in den Vereinigten Staaten von Amerika innerhalb von 50 Jahren verändert hat und dass diese Änderungen gemäß der aktuellen ethischen Anschauungspunkte der reproduktiven Selbstbestimmung der Frau (Beier 2013) und des moralischen Status des Ungeborenen (Singer 1989) nicht ausreichend begründet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Analyse
- Ethische Argumente der Stakeholder bei Roe vs. Wade
- Nicht direkt betroffene Parteien
- Ungeborenes Leben
- Frau bzw. Paar
- Ethische Argumente der Stakeholder bei Dobbs vs. Jackson Women's Health Organization
- Nicht direkt betroffene Parteien
- Ungeborenes Leben
- Frau bzw. Paar
- Wesentliche Unterschiede und Gemeinsamkeiten
- Ethische Einordnung
- Nicht direkt betroffene Parteien
- Ungeborenes Leben
- Frau bzw. Paar
- Konklusion
- Ethische Argumente der Stakeholder bei Roe vs. Wade
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die ethischen Argumente, die in den US-amerikanischen Gerichtsentscheidungen Roe vs. Wade (1973) und Dobbs vs. Jackson Women's Health Organization (2022) zum Thema Schwangerschaftsabbruch vertreten werden. Ziel ist es, die Positionen der verschiedenen Stakeholder zu beleuchten und die wesentlichen Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der ethischen Argumentation der beiden Urteile herauszustellen.
- Ethische Positionen zum Schwangerschaftsabbruch im Vergleich
- Rechte und Freiheiten der Frau vs. Schutz des ungeborenen Lebens
- Rolle des Staates in der Regulierung von Abtreibung
- Ethische Argumentation in der Medizinethik
- Entwicklung des ethischen Standpunktes des Supreme Court im Laufe der Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema Schwangerschaftsabbruch als seit der Antike umstritten dar und zeichnet die Entwicklung der rechtlichen Rahmenbedingungen in den USA bis hin zu den wegweisenden Urteilen Roe vs. Wade und Dobbs vs. Jackson Women's Health Organization nach.
Die Analyse vertieft die ethische Argumentation der beiden Urteile, wobei jeweils die Positionen der verschiedenen Stakeholder - nicht direkt betroffene Parteien wie der Staat oder Ärzte, das ungeborene Kind und die schwangere Frau - beleuchtet werden. Die Kapitel behandeln die jeweiligen Argumente und Positionen in den Urteilen und beleuchten die Unterschiede in der ethischen Einordnung des Schwangerschaftsabbruchs.
Schlüsselwörter
Schwangerschaftsabbruch, Abtreibung, Medizinethik, Roe vs. Wade, Dobbs vs. Jackson Women's Health Organization, Stakeholder, ethische Argumentation, Recht auf Selbstbestimmung, Schutz des ungeborenen Lebens, USA.
- Arbeit zitieren
- Kim Köbnick (Autor:in), 2022, Schwangerschaftsabbruch. Ethische Einordnung der Urteile aus 1973 und 2022 zu Abtreibung in den USA, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1315272