In diesem Essay wird untersucht, was unter "Common Sense" verstanden wird und die populäre Meinung zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort beschreibt. Die bestimmte Art der Weltanschauung, die bestimmte Überzeugungen als notwendig und unhinterfragbar ansieht, läuft allerdings Gefahr, von Überzeugungen zu einer dogmatischen Sicht auf die Dinge zu gelangen, die nur noch aus konventionellem Wert übernommen, aber nicht durch eigene kognitive Anstrengung herausgestellt werden. Einige dieser Gefahren werden knapp beleuchtet.
Inhaltsverzeichnis
- Ein knapper Umriss der phänomenologischen Unterscheidung von drei Arten des Gemeinsinns
- Die Philosophie beginnt dort, wo der Common Sense sich erschöpft
- Wie man es schafft, den Common Sense zu überwinden
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay untersucht verschiedene Verständnisweisen des "Sensus Communis" und beleuchtet den fundamentalen Widerspruch zwischen diesem und der philosophischen Tätigkeit. Das Ziel ist es, einen Lösungsansatz zur Überbrückung dieser Kluft aufzuzeigen.
- Phänomenologische Unterscheidung von drei Arten des Gemeinsinns (Koinē aisthesis, sozialer Sinn, Common Sense im Sinne Moores).
- Der Widerspruch zwischen Sensus Communis und philosophischer Tätigkeit.
- Die Rolle des Common Sense in öffentlichen und philosophischen Diskursen.
- Die Notwendigkeit, den Common Sense zu überwinden für individuelle und gesellschaftliche Entwicklung.
- Methoden zur kritischen Beurteilung und Überwindung des Common Sense.
Zusammenfassung der Kapitel
Ein knapper Umriss der phänomenologischen Unterscheidung von drei Arten des Gemeinsinns: Dieses Kapitel präsentiert drei verschiedene Arten des "Sensus Communis": Erstens die "Koinē aisthesis" bei Aristoteles, die die Fähigkeit beschreibt, Welt und Selbst durch den Körper wahrzunehmen. Zweitens der "soziale Sinn", der geteilte Verhaltensweisen und eine Primärform der Empathie umfasst. Drittens der Common Sense im Sinne Moores, der geteilte Regeln und Axiome als gegebene Fakten akzeptiert. Das Kapitel betont, dass diese Arten des Gemeinsinns fließend ineinander übergehen, jedoch für die weitere Argumentation die Moore'sche Definition im Mittelpunkt steht.
Die Philosophie beginnt dort, wo der Common Sense sich erschöpft: Dieses Kapitel argumentiert, dass der (im Sinne Moores verstandene) Common Sense im Widerspruch zur philosophischen Tätigkeit steht. Philosophisches Denken zeichnet sich durch Reflexion, methodischen Zweifel und die Suche nach Wahrheit aus, während der Common Sense auf geteilten Annahmen und Konsens basiert. Das Kapitel verdeutlicht, dass der Common Sense in Diskursen angewendet wird, in denen pseudo-objektive Erkenntnisse über politische und kulturelle Gegebenheiten behauptet werden, während die Philosophie genau dort beginnt, wo diese unhinterfragten Annahmen hinterfragt werden. Die Philosophie ermöglicht die Überwindung von dogmatischen Wertesystemen und macht kulturelle Veränderungen möglich.
Wie man es schafft, den Common Sense zu überwinden: Dieses Kapitel beschreibt die Notwendigkeit, den Common Sense zu überwinden für individuelle und gesellschaftliche Entwicklung. Es argumentiert, dass unhinterfragte Überzeugungen und Normen die Entfaltung der Individualität und ein aufgeklärtes Weltbild verhindern können. Der Kapitel bietet eine Methode an, diese Überzeugungen kritisch zu hinterfragen und zu bewerten, indem man sie wie eine neue oder überholte Sichtweise betrachtet. Die Methode beinhaltet das Sich-Entscheiden für ein eigenes Seinkönnen, ähnlich wie von Heidegger beschrieben, um sich von allgemein akzeptierten Konventionen zu lösen.
Schlüsselwörter
Sensus Communis, Common Sense, gesunder Menschenverstand, Aristoteles, George Edward Moore, Philosophie, methodischer Zweifel, geteilte Annahmen, kritische Reflexion, individuelle Entwicklung, gesellschaftlicher Wandel, Heidegger, Sein und Zeit.
Häufig gestellte Fragen zu: Überwindung des Common Sense
Was ist der Inhalt dieses Essays?
Dieser Essay untersucht verschiedene Verständnisweisen von "Sensus Communis" (Gemeinsinn) und den fundamentalen Widerspruch zwischen diesem und der philosophischen Tätigkeit. Er unterscheidet phänomenologisch drei Arten des Gemeinsinns (Koinē aisthesis, sozialer Sinn, Common Sense im Sinne Moores) und zeigt Wege auf, wie der Common Sense zur individuellen und gesellschaftlichen Entwicklung überwunden werden kann.
Welche Arten des Gemeinsinns werden unterschieden?
Der Essay unterscheidet drei Arten des Gemeinsinns: 1. Die "Koinē aisthesis" bei Aristoteles (körperliche Wahrnehmung von Welt und Selbst); 2. Den "sozialen Sinn" (geteilte Verhaltensweisen und Empathie); und 3. Den Common Sense im Sinne Moores (geteilte Regeln und Axiome als gegebene Fakten). Die Moore'sche Definition steht im Mittelpunkt der Argumentation.
Warum steht der Common Sense im Widerspruch zur Philosophie?
Philosophisches Denken basiert auf Reflexion, methodischem Zweifel und der Suche nach Wahrheit, während der Common Sense auf geteilten Annahmen und Konsens beruht. Der Essay argumentiert, dass Philosophie dort beginnt, wo der Common Sense (im Sinne Moores) unhinterfragte Annahmen in Diskursen über politische und kulturelle Gegebenheiten hinterfragt.
Wie kann man den Common Sense überwinden?
Der Essay betont die Notwendigkeit, den Common Sense für individuelle und gesellschaftliche Entwicklung zu überwinden. Unhinterfragte Überzeugungen und Normen behindern die Entfaltung der Individualität und ein aufgeklärtes Weltbild. Es wird eine Methode vorgeschlagen, diese Überzeugungen kritisch zu hinterfragen, indem man sie wie eine neue oder überholte Sichtweise betrachtet und sich für ein eigenes Seinkönnen entscheidet (ähnlich Heidegger).
Welche Schlüsselbegriffe werden behandelt?
Schlüsselbegriffe sind: Sensus Communis, Common Sense, gesunder Menschenverstand, Aristoteles, George Edward Moore, Philosophie, methodischer Zweifel, geteilte Annahmen, kritische Reflexion, individuelle Entwicklung, gesellschaftlicher Wandel, Heidegger, Sein und Zeit.
Welche Kapitel beinhaltet der Essay?
Der Essay gliedert sich in drei Kapitel: 1. Ein knapper Umriss der phänomenologischen Unterscheidung von drei Arten des Gemeinsinns; 2. Die Philosophie beginnt dort, wo der Common Sense sich erschöpft; 3. Wie man es schafft, den Common Sense zu überwinden.
Was ist das Ziel des Essays?
Das Ziel des Essays ist es, einen Lösungsansatz zur Überbrückung der Kluft zwischen Sensus Communis und philosophischer Tätigkeit aufzuzeigen und die Notwendigkeit der Überwindung des Common Sense für individuelle und gesellschaftliche Entwicklung zu verdeutlichen.
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- Tim Reinbacher (Author), 2022, Sensus Communis. Notwendiger Fundamentbau oder antiphilosophisches Herdendenken?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1315334