Möglichkeiten und Grenzen von Filmen im Literaturunterricht. "Das Parfum" von Patrick Süskind in der gymnasialen Oberstufe


Hausarbeit, 2007

28 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Zielsetzung von Filmen im Lehrplan der gymnasialen Oberstufe des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen

3. Fachdidaktische Ansätze des Films in der literarischen Erziehung von Kindern und Jugendlichen bezüglich
3.1 des Sprachlernprozesses
3.2 der Kommunikationsfähigkeit
3.3 des Erwerbs von Medienkompetenzen

4. Voraussetzungen und Bedingungen für die Arbeit mit Filmen im Literaturunterricht

5. Vorurteile und Probleme des Mediums Film im Literaturunterricht

6. Konkretisierung am Unterrichtsbeispiel des Einsatzes des Films „Das Parfum“ von Patrick Süskind in der gymnasialen Oberstufe
6.1 Mögliche Unterrichtsschwerpunkte zur Geburt des Jean-Baptiste Grenouille
6.2 Mögliche Unterrichtsschwerpunkte zum Mord am Mirabellenmädchen
6.3 Mögliche Unterrichtsschwerpunkte zur Höhlenszene im Zentralmassiv

7. Resümee

1. Einleitung

Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit der Ausbreitung des Kinofilms kamen Überlegungen auf Kinder und Jugendliche vor möglichen Gefahren durch Medien zu schützen. Doch neben solchen bewahrpädagogischen Ansätzen entstand insbesondere mit der Ausbreitung des Fernsehens in den 50er und 60er Jahren der Gedanke geeignete Filme für Kinder und Jugendliche zu produzieren und sie an diese wertvollen Medien heranzuführen.[1] In diesem Zusammenhang war die Leitidee der Medienpädagogik die Förderung eines mündigen Mediennutzers[2], der durch das Informationsangebot in der Lage sei sein Verständnis von Demokratie und Kultur zu erweitern.

In diesem Sinne hat auch die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung mit ihrem „Orientierungsrahmen – Medienerziehung in der Schule“ zukunftsweisende bildungspolitische Akzente gesetzt[3], denen sich auch die Kultusministerien angeschlossen haben und eine „rechtzeitige Einflussnahme auf den Umgang mit den Medien“[4] forderten.

Gerade im Hinblick auf den konkreten Mediengebrauch im Unterricht sind Fragen von deren Zielvorstellungen für Erziehung und Bildung, deren Bedingungen um diese Zielvorstellungen zu erreichen und den neuen Aufgaben, die sich nun für Pädagoginnen und Pädagogen im Bereich medienpädagogische Kompetenzen auftun[5] von tragender Bedeutung. Anknüpfend an diese Fragen soll diese Hausarbeit nun konkretisiert am Beispiel des Films im Literaturunterricht der gymnasialen Oberstufe Möglichkeiten und Grenzen von diesem Medium im schulischen Unterricht aufzeigen. Hierzu sollen zunächst die Bestimmungen und Zielsetzungen von Filmen im Lehrplan der gymnasialen Oberstufe des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen beschrieben werden. Zu diesem Zweck sollen vor allem die positiven sowie negativen Auswirkungen des Films auf die Kompetenzen des Spracherlernens, der Kommunikationsfähigkeit und des Medienumgangs bei Jugendlichen untersucht werden.

Die für Pädagoginnen und Pädagogen wichtigen Fragen von den Voraussetzungen und Bedingungen für die Arbeit mit Filmen im Literaturunterricht sowie Probleme die sich bei der Arbeit mit Filmen ergeben können, sollen im weiteren Verlauf beantwortet werden. In einem praktischen Teil dieser Arbeit, der die Grenzen und Möglichkeiten des Films „Das Parfum“ nach dem gleichnamigen Roman von Patrick Süskind im Literaturunterricht behandeln soll, soll anhand konkreter Szenensequenzen die Gegenüberstellung von Film und Roman dargestellt werden.

Im Hinblick auf unser heutiges Medienzeitalter und die wachsende Bedeutung sich in der Fülle von Medien zurecht finden zu können, spricht dieses Thema einen ernstzunehmenden Punkt an, dem sich Pädagoginnen und Pädagogen auch zu stellen haben. Denn es kann nicht sein, wie es auch schon Wolfgang Bergmann kritisierte, „dass die Schulen den medientrainierten Kindern oft einen Unterricht vor die Nase setzten wie in den sechziger Jahren.“[6] In diesem Sinne soll auch der hier präsentierte Unterrichtsvorschlag zum Thema Film als mögliche Chance beim Lehren verstanden werden.

2. Zielsetzung von Filmen im Lehrplan der gymnasialen Oberstufe des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen

Im Lehrplan für die Sekundarstufe II an Gymnasien und Gesamtschulen in Nordrhein- Westfalen übernimmt das Unterrichtsfach Deutsch generell als sprachliches Fach die Aufgabe des Erwerbs der sprachlichen Kompetenzen. Für Schülerinnen und Schüler heißt das, dass sie im Deutschunterricht lernen sollen sich mit dem Verstehen und Verfassen von Texten, der Literatur und anderen sprachlich- visuell vermittelten künstlerischen Ausdrucksformen auseinanderzusetzen.[7] Für den konkreten Filmeinsatz im Deutschunterricht bedeutet dies, dass die Schülerinnen und Schüler die deutsche Sprache nach Gestalt, geschichtlicher und aktueller Veränderung sowie individueller und gruppenspezifischer Wirksamkeit zu reflektieren lernen und daraus Konsequenzen für das eigene Sprachverhalten ziehen.[8] In diesem Sinne fordern die neuen Medien den Deutschunterricht zu einer konstruktiven Auseinandersetzung mit ihren besonderen Sprachverwendungsweisen heraus, die zugleich auch von kritischem Nachdenken über die bewirkten Veränderungen begleitet sein sollen.[9]

Folgende Fragestellungen im Deutschunterricht würden sich daher anbieten. So könnte man zum einen Massenmedien und Bewusstseinsindustrie[10] als Themen vorstellen, wobei den Schülerinnen und Schülern hierbei auch verdeutlicht werden muss, dass man Medien durchaus auch vor einem ideologiekritischen Hintergrund interpretieren sollte.

Aber auch bezüglich unseres konkreten Vorhabens der Einsetzung eines Films im Literaturunterricht, würde sich eine Gegenüberstellung des Sprachgebrauchs im literarischen sowie im audiovisuellen Medium anbieten. Ein didaktisches Ziel wäre hierbei, dass Schülerinnen und Schüler lernen inwieweit Sprache im Text, aber auch im Film einsetzbar ist und zu welchen sprachgedanklichen Veränderungen es hierbei kommen kann.

Neben dem Erwerb von sprachlichen Kompetenzen sehen die Lehrpläne des Faches Deutsch des Weiteren die Entwicklung einer kulturellen Kompetenz vor. Diese kulturelle Kompetenz will Schülerinnen und Schüler zur aktiven Teilnahme am kulturellen Leben befähigen, indem Sprache, Literatur und Medien von ihnen als bedeutsam erfahren werden.[11] Hier hat die neueste Forschung zu Tage gebracht, dass das Gelesene oder Gesehene jedoch nur dann im Gedächtnis haften bleibt, wenn die Rezeption auch von den Schülerinnen und Schülern individuell mit einer Bedeutung versehen wird. Das heißt, dass Medieninhalte ihre Rezipienten erst dann beeinflussen können, wenn diese sie in ihrer Bedeutung rekonstruieren.[12] Medienwirkungen gehen daher nicht von den Medien direkt aus, sondern nur von dem, was als komplexe Handlungserfahrung im Gehirn ankommt und behalten wird. Filme im Unterricht können in diesem Sinne dazu dienen komplexe Handlungserfahrungen für Schülerinnen und Schüler ersichtlich werden zu lassen, was wiederum von den Lehrkräften den Aufbau einer Motivation und eine Verknüpfung mit denen von Schülerinnen und Schülern alltagspraktischen Erfahrungen erfordert.

So sollen Schülerinnen und Schüler im Sinne der kulturellen Kompetenz demnach lernen die in der Öffentlichkeit diskutierten Probleme wahrzunehmen und fortzuführen, vorgetragene Argumentationen nachzuvollziehen sowie in der Lage zu sein hierzu kritisch und wertend Stellung zu nehmen.[13] Für Texte und Filme im Literaturunterricht heißt das, ihre Strukturen zu begreifen und sie in ihre Traditionszusammenhänge einordnen zu können.[14]

Als weiteres didaktisches Ziel im Lehrplan der Sekundarstufe II sieht er den Erwerb der ästhetischen Kompetenz vor, dass also Schülerinnen und Schüler in einer analysierenden, interpretierenden und gestaltenden Auseinandersetzung mit künstlerischen, aber auch ästhetischen Erscheinungsformen ihres Alltags Voraussetzungen für eine angemessene ästhetische Rezeption gewinnen.[15] Schülerinnen und Schüler sollen daher „ihre gestalterischen Fähigkeiten im Umgang mit Sprache und sprachlichen Werken weiterentwickeln, sich an kulturellen Projekten beteiligen oder selbst eigene Produktionen vorlegen.“[16] Bezüglich der Arbeit mit Filmen im Deutschunterricht würde dies beinhalten, Schülerinnen und Schüler selbst kreativ tätig werden zu lassen, indem sie zum Beispiel in Eigenregie einen Kurzfilm drehen oder aber auch das Filmende in einem kreativen Text umschreiben und somit dem Medium eine andere Bedeutung verleihen.

Die ethische Kompetenz umfasst als weiteres didaktisches Ziel die Auseinandersetzung von Schülerinnen und Schüler mit den Werten und Normen der Gesellschaft. Hierdurch sollen sie lernen ihre eigenen Grundpositionen zu festigen.[17] Denn gerade bei der Besprechung literarischer Werke aus Vergangenheit und Gegenwart im Deutschunterricht, unter ihrer Einbeziehung von Wertvorstellungen fremder Kulturen, sind Schülerinnen und Schüler dazu aufgefordert unterschiedlichen Wertesystemen zu begegnen, die immer auch problematisiert werden können.[18] Hierbei bleibt zu beachten, dass unbedingt angestrebt werden soll, dass die Werte der Schülerinnen und Schüler auf den Prinzipien des demokratisch und sozial verfassten Rechtsstaates beruhen sollen.[19]

Als weiteres und letztes Unterrichtsziel wird in dem Lehrplan des Landes Nordrhein-Westfalen der Erwerb der methodischen Kompetenz genannt. So steht an dieser Stelle die Vertiefung von Methoden zum zielgerichteten, selbstständigen und selbst gesteuerten Arbeiten im Vordergrund.[20] Schülerinnen und Schüler sollen demnach lernen in eigenständiger Weise ihre Lern- und Arbeitsmethoden zu erweitern. In diesem Zusammenhang spielt auch das Lernziel der Medienkompetenz eine Rolle, da hierunter kognitive und pragmatische Fähigkeiten fallen, aus den Informationsangeboten jeweils situations- und sachadäquat auswählen zu können.[21] Da Mediennutzung mittlerweile aber auch der Lebensbewältigung von Kindern und Jugendlichen dient,[22] ist die Medienkompetenz insofern ein methodisches Unterrichtsziel, als das auch Anreize gestellt werden Medien sachgerecht für Fragen und Aufgaben, die ihnen der Alltag stellt zu nutzen. In diesem Sinne sollen Schülerinnen und Schüler lernen Medien als nützliche Informationsquelle und als Chance zu begreifen.

3. Fachdidaktische Ansätze des Films in der literarischen Erziehung von Kindern und Jugendlichen bezüglich

3.1 des Sprachlernprozesses

Geht man der Frage nach, ob Medien und hierbei insbesondere das Fernsehen, überhaupt in der Lage sind den Sprachlernprozess von Kindern und Jugendlichen zu beeinflussen, so trifft man auf verschiedene Meinungen. Einige von ihnen sagen den Medien demnach keine Wirkung, andere wiederum negative Wirkungen und wieder andere positive Wirkungen nach.[23]

Die „Kein- Effekt-Vertreter“ stellen ihre These, dass Massenmedien auf das Erlernen von Sprache keine oder allenfalls minimale Wirkungen haben, aufgrund ihrer Behauptung auf, dass es nur eine unzureichende visuelle Präsenz von Objekten über die im Medium gesprochen wird gibt.[24] Doch dies trifft nur zum Teil zu angesichts der Tatsache, dass die meisten Gegenstände und Personen auf dem Bildschirm zumindest kurzfristig zu sehen sind.[25]

Des Weiteren führen sie an, dass der zu schnelle Wortfluss im Fernsehen häufig nicht mit vertrauten Situationen der Kinder und Jugendlichen assoziiert werden kann. Doch auch dies meinen wieder andere widerlegen zu können, wenn sie unter dem Begriff des „fast mapping“ behaupten, „daß Sprachlernende selbst nach einmaligen, schnellen Hören eine Wortbedeutung zumindest ansatzweise verstehen und damit ihr Lexikon sowie den zu Grunde liegenden konzeptuellen Bereich restrukturieren.“[26]

Als weiteren Punkt führen die „Kein- Effekt-Vertreter“ dann noch auf, dass das Fernsehen keine funktionale Interaktions- und Kommunikationsmöglichkeiten bietet und Fernsehzuschauer somit als passive Rezipienten gesehen werden.[27] Gerade für Kinder kritisieren sie hierbei das Fehlen von „Motherese“, also die Sprache, die Mütter im Umgang mit ihren Kindern sprechen.[28] Dem wird jedoch entgegengehalten, dass in nicht-kommerziellen Kindersendungen sehr wohl recht langsam gesprochen wird, also „Motherese“ gezeigt wird und die Kinder das Gezeigte auch als eine Form der Realität akzeptieren können, auch wenn es nicht ihrer Direktumgebung entspricht.[29]

Selbst Kritiker der „Kein -Effekt-Vertreter“ müssen jedoch bestätigen, dass das Fernsehen keine direkten, bestenfalls zeitverzögerten Interaktionsmöglichkeiten bietet. Aber diese Problematik herrscht auch bei anderen Medien, wie dem Buch, der Zeitung oder dem Radio vor. Daher ist es generell wichtig fürs Lernen, dass ein direktes, entwicklungsadäquates Feedback gegeben wird.[30] Denn es steht fest, dass Sprache nicht einfach durch die Imitation des Gehörten erworben wird.[31]

Die „Negativ-Effekt-Vertreter“ gehen davon aus, dass ein hoher Fernsehkonsum den Sprachlernprozess beeinflusst, weil das Fernsehen die Zeit stiehlt für etwaige Gespräche mit Bezugspersonen.[32] Sie behaupten des Weiteren, dass gerade schlechte Medienbeispiele von Kindern und Jugendlichen imitiert werden. Daher sagen sie, „daß durch Medien eine andere Sprache gelernt wird, nämlich eine, die von dem idealtypischen Vorbild der Direktkommunikation abweicht.“[33] Dem setzen die „Positiv- Effekt-Vertreter“ gegenüber, dass von Kindern und Jugendlichen aber auch die Sprache aus guten Filmen übernommen werden kann. Daher ist es wiederum wichtig Kinder und Jugendliche zu einem verantwortungsvollen Medienumgang zu erziehen.

Bei der Theorie der „Positiv- Effekt- Vertreter“ bleibt allerdings festzuhalten, dass für das Sprechen lernen der bloße Kontakt mit dem Fernsehapparat nicht ausreicht, sondern es hierzu auch noch des direkten Umgangs mit den Eltern oder anderen Bezugspersonen bedarf.[34] Diese Einsicht unterstreicht auch bei der Einsetzung des Films im Unterricht die Notwendigkeit der Vor- und Nachbearbeitung durch Lehrerinnen und Lehrer.

Generell ist für den Sprachlernprozess von Kindern und Jugendlichen zu sagen, dass dieser durch die Aufgaben der Sprecherziehung im Lehrplan des schulischen Unterrichtes fest verankert ist. Demnach sollen Schülerinnen und Schüler die phonetischen Grundlagen des Sprechens erlernen, das heißt die Beherrschung der eigenen Atmung-, Stimm- und Lautbildung, sowie der Hochlautung und ihrer verschiedenen Stufen.[35] Des Weiteren sollen ihnen die unterschiedlichen Formen freier Rede sowie Gesprächsformen und Gesprächsführung nahe gebracht werden.[36] Im Rahmen des nachgestaltenden Sprechens sollen Schülerinnen und Schüler einen umfassenden Begriff vom sinnfassendem Lesen und sprechgestaltender Interpretation von Dichtung bekommen.[37] Sie sollen weiter Sprach-, Sprech- Stimmstörungen, organischer, funktioneller und psychogener Art erkennen.[38]

Demnach geht es der schulischen Sprecherziehung nun darum, „dem Menschen zu helfen, daß er in den verschiedenen Situationen mit anderen sprechen kann, also um seine Selbstverwirklichung in der gegenwärtigen Gesellschaft.“[39]

In diesem Sinne würde man den Sprachlernprozess der Schülerinnen und Schüler bei der Einsetzung eines Films im Literaturunterricht fördern, wenn beispielsweise als didaktisches Ziel angestrebt wird eine Diskussion über die Schülermeinungen bezüglich dieses Mediums zu erreichen. Hierbei würden sich die Fragen eignen wie das Medium individuell zu betrachten und zu bewerten ist und wie diese Ansicht begründet werden kann, beziehungsweise wie man seine individuelle Meinung vor den Mitschülern plausibel darstellen könnte.

Fachdidaktische Ansätze des Films in der literarischen Erziehung von Kindern und Jugendlichen bezüglich

3.2 der Kommunikationsfähigkeit

Die Unterrichtsempfehlungen in Nordrhein-Westfalen setzen bezüglich der Kommunikationsfähigkeit voraus, dass der Deutschunterricht im Gymnasium die sprachliche Kommunikationsfähigkeit des heranwachsenden jungen Menschen entwickeln und erweitern helfen soll, „damit der Einzelne sich in einer demokratischen, sich ständig verändernden Gesellschaft als autonomes und zur Mitbestimmung fähiges Individuum behaupten und bewähren kann.“[40] Offensichtlich ist bei dieser Empfehlung, dass sie im Wesentlichen allgemein gehalten ist, eine Thematisierung der gesellschaftlichen Situation ebenso vermieden wird wie die Verbindung von Sprachbarrieren und sozialen Unterschieden.[41] Dennoch werden hier mit dem Begriff der Kommunikationsfähigkeit die zentralen Postulate der Befähigung zur demokratischen Teilhabe und die Orientierung an realen Lebenssituationen verbunden.[42] Kommunikationsfähigkeit lässt sich daher als „die Fähigkeit zusammenfassen, eine Sprache zu sprechen sowie Äußerungen unter situativen Bedingungen zu planen und auszuformulieren bzw. zu verstehen.“[43] Schlotthaus unterstreicht bei dem Begriff der Kommunikationsfähigkeit insbesondere „die En- bzw. Dekodierungsfähigkeit der in gesellschaftlichen Kommunikationssituationen vorrangig erforderlichen und benötigten sprachlichen Selektionsmuster.“[44] Denn gerade in der gesellschaftlichen Bedeutung der Massenkommunikation wird die generelle Dekodierungsfähigkeit, und hier wiederum vorrangig die audiovisuelle und akustische Rezeptionsfähigkeit mehr zu stärken sein als die Lesefähigkeit, da so Schlotthaus weiter, das Massenpublikum dem interferierenden Medienverbund von Bild und Sprache gleichsam analphabetisch gegenüberstehe.[45]

Wenn nun in den Richtlinien die Kommunikationsfähigkeit als Lernziel übernommen wird, wird vom Deutschunterricht verlangt, dass dieser durch Anknüpfung an reale Erfahrungen den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit bietet zur spontanen Artikulation ihrer eigenen Erfahrungen und Interessen.[46] Durch die Fähigkeit der Reflexion sollen Schülerinnen und Schüler zudem ein differenziertes Sprechen und Schreiben erlernen.[47] Anknüpfend an den Literaturunterricht und den Umgang mit Texten wird ausgehend von der vielfältigen Bedeutung von Texten aller Art für die Lebenssituation der Schülerinnen und Schüler, das allgemeine Lernziel der Befähigung zum reflektierten Umgang mit Texten formuliert.[48]

Fernsehen im Sinne eines produktionsorientierten Unterrichtes zu nutzen bedeutet daher durch dieses Medium die Kluft zwischen der kommunikativen Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler und dem Deutschunterricht zu schließen.

[...]


[1] Vgl.: Tulodziecki, Gerhard: Erziehung und Bildung im Medienzusammenhang. Ziele, Bedingungen, Aufgaben und Kompetenzen. In: Kinder an die Fernbedienung. Konzepte und Kontroversen zum Kinderfilm und Kinderfernsehen. Hrsg. von Joachim von Gottberg, Lothar Mikos, Dieter Wiedemann. Berlin: VISTAS Verlag, 1997, S. 176.

[2] Ebd., 176.

[3] Vgl.: Wolf, Lothar: Stichwort: Medienkompetenz. Bedingungen und Perspektiven der Medienerziehung. In: Kinder an die Fernbedienung. Konzepte und Kontroversen zum Kinderfilm und Kinderfernsehen. Hrsg. von Joachim von Gottberg, Lothar Mikos, Dieter Wiedemann. Berlin: VISTAS Verlag, 1997, S. 167.

[4] Ebd., S.168.

[5] Vgl.: Tulodziecki, Gerhard: Erziehung und Bildung im Medienzusammenhang. Ziele, Bedingungen, Aufgaben und Kompetenzen. In: Kinder an die Fernbedienung. Konzepte und Kontroversen zum Kinderfilm und Kinderfernsehen. Hrsg. von Joachim von Gottberg, Lothar Mikos, Dieter Wiedemann. Berlin: VISTAS Verlag, 1997, S. 175f.

[6] Vgl.: Gatterburg, Angela: Aliens im Kinderzimmer. In: DER SPIEGEL 20/2007, S. 51.

[7] Vgl.: Ministerium für Schule und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein- Westfalen (Hrsg.): Richtlinien und Lehrpläne für die Sekundarstufe II – Gymnasium/ Gesamtschule in Nordrhein- Westfalen. Deutsch. (Heft 4701). Frechen: Ritterbach Verlag, 1999, S. 5.

[8] Ebd., S. 5.

[9] Ebd., S. 25.

[10] Vgl.: Ministerium für Schule und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein- Westfalen (Hrsg.): Richtlinien und Lehrpläne für die Sekundarstufe II – Gymnasium/ Gesamtschule in Nordrhein- Westfalen. Deutsch. (Heft 4701). Frechen: Ritterbach Verlag, 1999, S. 25.

[11] Ebd., S. 5.

[12] Vgl.: Charlton, Michael: Medienrezeption und Lebensbewältigung. In: Der Deutschunterricht. Hrsg. von Klaus-Michael Bogdal, Eva Neuland, Helmut Schleuer, Peter Schlobinski. Velber: Friedrich Verlag, Heft 3/1997, S. 15.

[13] Vgl.: Ministerium für Schule und Weiterbildung, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein- Westfalen (Hrsg.): Richtlinien und Lehrpläne für die Sekundarstufe II – Gymnasium/ Gesamtschule in Nordrhein- Westfalen. Deutsch. (Heft 4701). Frechen: Ritterbach Verlag, 1999, S. 5f.

[14] Ebd., S. 6.

[15] Ebd., S. 6.

[16] Ebd., S. 6.

[17] Ebd., S. 6.

[18] Ebd., S. 6.

[19] Ebd., S. 6.

[20] Ebd., S. 6.

[21] Vgl.: Meister, Dorothee M., Sander, Uwe: Multimedia in der Schule – Eine Einführung. In: Multimedia. Chancen für die Schule. Hrsg. von Dorothee M. Meister, Uwe Sander. Neuwied, Berlin: Luchterhand, 1999, S. 15.

[22] Vgl.: Charlton, Michael: Medienrezeption und Lebensbewältigung. In: Der Deutschunterricht. Hrsg. von Klaus-Michael Bogdal, Eva Neuland, Helmut Scheuer, Peter Schlobinski. Velber: Friedrich Verlag, Heft 3/1997, S. 10.

[23] Vgl.: Böhme-Dürr, Karin: Einfluß von Medien auf den Sprachlernprozeß. In: Enzyklopädie der Psychologie, Band C/III/3: Sprachentwicklung. Hrsg. von Hannelore Grimm. Göttingen: Hogrefe Verlag für Psychologie, 2000, S. 433.

[24] Ebd., S. 433.

[25] Ebd., S. 437.

[26] Ebd., S. 437.

[27] Vgl.: Böhme-Dürr, Karin: Einfluß von Medien auf den Sprachlernprozeß. In: Enzyklopädie der Psychologie, Band C/III/3: Sprachentwicklung. Hrsg. von Hannelore Grimm. Göttingen: Hogrefe Verlag für Psychologie, 2000, S. 434.

[28] Ebd., S. 434.

[29] Ebd., S. 438.

[30] Ebd., S. 438f.

[31] Ebd., S. 439.

[32] Ebd., S. 435.

[33] Ebd., S. 435f.

[34] Ebd., S. 436.

[35] Vgl.: Wächtershäuser, Gabriele: Die AVM in der Sprecherziehung. In: Die audio-visuellen Mittler im Deutschunterricht. Ein Handbuch für Lehrer und Erzieher. Hrsg. von Ernst Meyer und Ewald Fr. Rother. München: E. Keimer Verlag, 1971, S. 43.

[36] Ebd., S. 43.

[37] Ebd., S. 43.

[38] Ebd., S. 44.

[39] Ebd., S. 44.

[40] Vgl.: Gräbe, Ronald: Fernsehen im Deutschunterricht. Emanzipatorischer Mediengebrauch? Opladen: Leske und Budrich, 1980, S. 11.

[41] Ebd., S. 11.

[42] Ebd., S. 11.

[43] Vgl.: Ingendahl, Werner: Vom Erlernen einer „Medienkompetenz“ im Deutschunterricht. In: Deutschunterricht zwischen Kompetenzerwerb und Persönlichkeitsbildung. Hrsg. von Hansjörg Witte u.a. Hohengehren: Schneider- Verlag, 2000, S. 53.

[44] Vgl.: Gräbe, Ronald: Fernsehen im Deutschunterricht. Emanzipatorischer Mediengebrauch? Opladen: Leske und Budrich, 1980, S. 18.

[45] Vgl.: Minte-König, Bianka: Fernsehen und Video im Deutschunterricht. Zur Didaktik audiovisueller Rezeptions- und Produktionsmedien. München: Wilhelm Finke Verlag, 1980, S. 13.

[46] Vgl.: Gräbe, Ronald: Fernsehen im Deutschunterricht. Emanzipatorischer Mediengebrauch? Opladen: Leske und Budrich, 1980, S. 17.

[47] Ebd., S. 17.

[48] Ebd., S. 17.

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Möglichkeiten und Grenzen von Filmen im Literaturunterricht. "Das Parfum" von Patrick Süskind in der gymnasialen Oberstufe
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
28
Katalognummer
V131541
ISBN (eBook)
9783668329140
ISBN (Buch)
9783668329157
Dateigröße
568 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
möglichkeiten, grenzen, filmen, literaturunterricht, parfum, patrick, süskind, oberstufe
Arbeit zitieren
Jessica Horn (Autor:in), 2007, Möglichkeiten und Grenzen von Filmen im Literaturunterricht. "Das Parfum" von Patrick Süskind in der gymnasialen Oberstufe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131541

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