Das Kosovo, das sich nach dem Scheitern der über zwei Jahre andauernden Statusverhandlungen am 17.2.2008 einseitig für unabhängig erklärt hatte, ist gegenwärtig ein beschränkt- souveräner Staat, dessen Bevölkerung mit einer äußerst tristen wirtschaftlichen und sozialen Zukunftsprognose konfrontiert wird. Dass Kosovo überhaupt 2008 die bedingte Unabhängigkeit erlangen konnte, ist auf einen jahrzehntelang andauernden, oft schmerzlich empfundenen Ablösungsprozess zurückführbar, der seine ursächliche Begründung in einem nach wie vor ungelösten ethnischen Konflikt zwischen Serben und Kosovoalbanern findet.
Die historisch bedingten Gegensätze zwischen den im Kosovo lebenden sechs verschiedenen Nationalitäten, insbesondere zwischen der serbischen und der kosovoalbanischen Volksgruppe, unterliegen einer wachsenden Verhärtung und lassen auf die zunehmend institutionalisierte Austragung eines national und international ausgetragenen ethnischen Konfliktes, der durch die zivile und militärische Präsenz internationaler Organisationen bis auf weiteres lediglich eingefroren wurde, schließen.
Trotz der seitens wichtiger EU- und NATO- Staaten unterstützten Ausrufung der Unabhängigkeit besitzt das jüngste staatliche Gebilde Europas, das von derzeit 58 Staaten diplomatisch anerkannt wird, nach wie vor nur eingeschränkte Souveränität und ist bis auf weiteres ethnisch geteilt. Man kann in diesem Zusammenhang berechtigterweise von einer Art „international administriertem Protektorat mit wachsendem Eigenleben“ sprechen.
Das gegenständliche Werk befasst sich primär mit dem bereits angesprochenen ethnischen Konflikt zwischen Serben und Kosovoalbanern und stellt folgende Fragen zur Disposition:
• Wie ist der Konflikt historisch entstanden?
• Warum dauert er nach wie vor an?
• Gibt es eine nachhaltige Konfliktlösungsperspektive, die
positiven Frieden schafft?
Nur wenn die eigentlichen Ursachen eines Konfliktes rational analysiert worden sind, kann an das Ausarbeiten von spezifischen Lösungsansätzen gedacht werden. Beginnend mit einer theoretischen kosovospezifischen Konfliktanalyse und einem historischen Rückblick, der sich punktuell auf diejenigen Ereignisse konzentriert, die den Ablösungsprozess Kosovos von Serbien mit eingeleitet hatten, versucht der Autor das sukzessive und immer stärker werdende Eingreifen internationaler Akteure in einen ursprünglich als rein innere Angelegenheit Jugoslawiens bewerteten ethnischen Disput zu beleuchten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Analyse des Kosovokonfliktes auf Grundlage des ,,Zivilisatorischen Hexagons“ von Dieter Senghaas
- Die Nationalitäten Kosovos
- Der historisch begründete Anspruch Serbiens auf Kosovo
- Die Zeit des Titoismus im Kosovo
- Der Zusammenbruch des multinationalen Jugoslawien
- Die Unruhen von 1981 und ihre Folgen
- Der anwachsende serbische Nationalismus
- Der Besuch von Milosevic auf dem Amselfeld 1987
- Die Konfliktverschärfung nach Ende der Autonomie
- Die Schattenrepublik Kosova
- Das Entstehen der UCK
- Rambouillet- der letzte internationale Versuch einer friedlichen Konfliktlösung
- Die Massenvertreibung der Albaner im Frühjahr'99
- UN-Resolution 1244 als Wegbereiter der Unabhängigkeit Kosovos
- Die militärische Komponente KFOR
- Das Kosovo- Schutzkorps
- Kosovo quo vadis?
- Schlusswort
- Literaturverzeichnis
- Anhang I (Ahtisaari Doomed Proposal)
- Anhang II (Ahtisaari vs. Serbien point of view)
- Anhang III (UNMIK police component)
- Anhang IV (UN-SR 1244 deutsch)
- Anhang V (Statement serb. Außenminister)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Master-Thesis befasst sich mit dem Nationalitätenproblem Kosovos und analysiert den Konflikt zwischen Serben und Kosovo-Albanern. Ziel ist es, die historischen Ursachen des Konflikts zu beleuchten, die Gründe für seine Fortdauer zu untersuchen und mögliche Perspektiven für eine nachhaltige Konfliktlösung zu erörtern.
- Historische Entwicklung des Konflikts zwischen Serben und Kosovo-Albanern
- Analyse der Rolle des serbischen Nationalismus und der UCK
- Bewertung der internationalen Konfliktlösungsbemühungen
- Die Bedeutung der ethnischen Minderheiten im Kosovo
- Zukunftsperspektiven für Kosovo im Lichte europäischer und internationaler Bemühungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit dar: Wie ist der Konflikt zwischen Serben und Kosovo-Albanern entstanden, warum dauert er an und gibt es eine nachhaltige Konfliktlösungsperspektive?
Kapitel 2 analysiert den Kosovokonflikt anhand des „Zivilisatorischen Hexagons“ von Dieter Senghaas. Dieses Modell dient als theoretischer Rahmen, um die verschiedenen Konfliktdimensionen zu beleuchten.
Kapitel 3 beschreibt die verschiedenen Nationalitäten im Kosovo, mit besonderem Fokus auf die serbische und die kosovoalbanische Volksgruppe.
Kapitel 4 beleuchtet den historischen Anspruch Serbiens auf Kosovo und die damit verbundenen kulturellen und religiösen Bezüge.
Kapitel 5 untersucht die Zeit des Titoismus im Kosovo und die Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen Serben und Albanern.
Kapitel 6 analysiert den Zusammenbruch des multinationalen Jugoslawien und die damit verbundenen ethnischen Spannungen im Kosovo.
Kapitel 7 befasst sich mit den Unruhen von 1981 und ihren Folgen, insbesondere mit dem anwachsenden serbischen Nationalismus und dem Besuch von Milosevic auf dem Amselfeld 1987.
Kapitel 8 beschreibt die Konfliktverschärfung nach dem Ende der Autonomie Kosovos, die Entstehung der Schattenrepublik Kosova und die Gründung der UCK.
Kapitel 9 analysiert die Rambouillet-Konferenz als letzten internationalen Versuch einer friedlichen Konfliktlösung und die Massenvertreibung der Albaner im Frühjahr 1999.
Kapitel 10 beleuchtet die UN-Resolution 1244 als Wegbereiter der Unabhängigkeit Kosovos und die Rolle der internationalen Gemeinschaft.
Kapitel 11 befasst sich mit der militärischen Komponente KFOR und dem Kosovo-Schutzkorps.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Kosovokonflikt, die Nationalitätenproblematik, den serbischen Nationalismus, die UCK, die internationale Konfliktlösung, die UN-Resolution 1244, die Unabhängigkeit Kosovos, die Rolle der internationalen Gemeinschaft und die Zukunftsperspektiven für Kosovo.
- Quote paper
- B.A., M.A. Martin Krämer (Author), 2009, Das Nationalitätenproblem Kosovos, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131568