Ist die 'Teuro'-Debatte mit der Theorie der Schlüsselereignisse erklärbar


Hausarbeit, 2003

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Andere Theorien zur Nachrichtenselektion
2.1 Gatekeeper-Forschung
2.2 News Bias
2.3 Nachrichtenwert-Theorie

3. Die Theorie der Schlüsselereignisse

4. Der Erklärungsansatz „Framing“

5. Das Beispiel „Teuro“-Debatte

6. Fazit

Anhang:

Bibliographie

Zeitungsartikel:
Jung, Alexander: Das Preis-Rätsel.
Kuhr, Daniela: Also doch (k)ein Teuro!.
Mayer, Christian: Die Euro-Abzocker schlagen zu.
o.V.: Nach Euro-Start steigen in Frankreich die Preise.
Schönau, Birgit: Operation Zucchini läuft.

1. Einleitung

Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Theorie der Schlüsselereignisse und soll insbesondere die Frage klären, ob die sogenannte „Teuro“-Debatte des vergangen Jahres mit diesem Ansatz erklärbar ist.

Ich werde zunächst einen kurzen Überblick über die wichtigsten anderen Theorien zur Nachrichtenselektion durch Journalisten geben, um danach die Neuerungen und Besonderheiten der Theorie der Schlüsselereignisse besser darstellen zu können. Im Anschluss an die Theorie der Schlüsselereignisse werde ich den von Hans-Bernd Brosius und Peter Eps[1] gelieferten Erklärungsansatz „Framing“ vorstellen.

Anhand der sogenannten „Teuro“-Debatte im Frühjahr 2002 möchte ich dann zeigen, dass nicht nur Katastrophen und Unglücke, sondern auch Ereignisse, wie die angebliche starke Preissteigerung durch die Einführung des Euro-Bargeldes am 01.01.2002, zu Schlüsselereignissen werden können.

In den ersten Monaten des Jahres 2002 kam es zu einer massiven Berichtswelle über Preiserhöhungen im Zuge der Einführung des Euro als alleiniges Zahlungsmittel, obwohl tatsächlich keine signifikant höhere Inflationsrate gemessen werden konnte.

Anhand einiger Artikel aus deutschen Zeitungen werde ich versuchen zu zeigen, dass diese Berichtswelle mit der Theorie der Schlüsselereignisse erklärbar ist und den Interpretationsrahmen beschreiben, der in der „Teuro“-Debatte angewandt wurde.

2. Andere Theorien zur Nachrichtenselektion

Alle Theorien, die versuchen zu erklären, wie aus einem Ereignis eine Nachricht wird, gehen davon aus, dass es aufgrund der Vielzahl von Ereignissen, die täglich geschehen, nicht möglich ist die Wirklichkeit in den Massenmedien eins zu eins wiederzugeben.[2]

Die drei nachfolgend näher beschriebenen Theorien haben außerdem gemeinsam, dass sie die Selektionskriterien, nach denen Journalisten ihre Nachrichtenauswahl treffen, als konstant ansehen.[3]

2.1 Gatekeeper-Forschung

Die Gatekeeper-Forschung geht zurück auf David Manning White, der sich wiederum auf den Psychologen Kurt Lewin bezog, der in den vierziger Jahren des vergangen Jahrhunderts die Entscheidungsprozesse amerikanischer Hausfrauen beim Einkaufen untersuchte. White übertrug diese Untersuchung auf den Prozess der Nachrichtenauswahl. Er erforschte das Selektionsverhalten eines einzelnen amerikanischen Zeitungsredakteur, indem er in einer „Input-Output-Analyse“[4] untersuchte, welche der zahlreichen Agenturmeldungen der Redakteur zur Nachricht machte und welche er aussortierte. Außerdem befragte er den Redakteur, den er „Mr. Gates“ nannte, nach den Gründen für das Aussortieren einer Meldung. Dabei kam White zu dem Ergebnis, dass vor allem subjektive Kriterien des Redakteurs dafür verantwortlich sind, ob ein Ereignis zu einer Nachricht wird oder nicht. Der Journalist fungiert als eine Art Schleusenwärter.[5]

Dieser individualistische Ansatz der Gatekeeper-Forschung wurde später dahingehend verändert, dass man die institutionelle Perspektive hinzufügte. Dabei wurden die Zwänge unter denen der einzelne Redakteur durch seine Rolle im Prozess der Nachrichtenentstehung steht, zum Beispiel seine Abhängigkeit von Chefredakteur und Herausgeber, stärker beachtet.[6]

Der institutionelle wurde vom kybernetischen Ansatz abgelöst, der die Systemtheorie als Basis hat. Die Nachrichtenauswahl durch den Journalisten wird hier als „systemstabilisierende (nämlich: das System = die Redaktion bzw. den Verlag erhaltendes) Handlungsschema“[7] gesehen. Es sind also nicht mehr subjektive Kriterien des einzelnen Redakteurs, des Chefredakteurs oder des Herausgebers ausschlaggebend, sondern allein das, was für das System Redaktion am besten ist.[8]

2.2 News Bias

Die Theorie des News Bias geht davon aus, dass die Nachrichtenauswahl auf die politische Grundeinstellung der Journalisten und des Mediums zurückzuführen ist.[9]

Die Ursprungsstudie ist die von Malcom W. Klein und Nathan Maccobby durchgeführte Untersuchung zum Präsidentschaftswahlkampf 1952 in den Vereinigten Staaten von Amerika. Sie ergab, dass pro-republikanische Medien häufiger, besser platziert und mit größeren Überschriften über den republikanischen Kandidaten Eisenhower berichteten, als über den Demokraten Stevenson. Bei pro-demokratischen Medien war dies genau umgekehrt. Daraus schlossen sie, dass Journalisten ihre eigene Meinung nicht nur in Kommentaren, sondern auch durch die Nachrichtenauswahl ausdrücken. Andere Studien ergaben ähnliche Ergebnisse, so vertraten beispielsweise Journalismusstudenten in ihren Artikeln in konservativen Zeitungen auch eher konservative Meinungen, während sie in progressiven Zeitungen ebenfalls progressive Meinungen verbreiteten.[10]

[...]


[1] Brosius, Hans-Bernd, Eps, Peter. Verändern Schlüsselereignisse journalistische Selektionskriterien? Framing am Beispiel der Berichterstattung über Anschläge gegen Ausländer und Asylanten. In: Rundfunk und Fernsehen. 41. Jahrgang. 1993/1994. Seite 512 – 529.

[2] vgl. Burkart, Roland: Kommunikationswissenschaften. Grundlagen und Problemfelder. 4. Auflage. Köln, Weimar, Wien: Böhlau UTB. 2002. Seite 275.

[3] vgl. Brosius, Hans-Bernd, Eps, Peter. Verändern Schlüsselereignisse journalistische Selektionskriterien?. Seite 513.

[4] Burkart, Roland: Kommunikationswissenschaft. Seite 276.

[5] vgl. ebd. Seite 276.

[6] vgl. Burkart, Roland: Kommunikationswissenschaft. Seite 277.

[7] ebd. Seite 277 – 278.

[8] vgl. ebd. Seite 277 – 278.

[9] vgl. ebd. Seite 278.

[10] vgl. Leitner, Wolfgang: Berichterstattung über die S-Bahn in der Münchner Tagespresse. Freie wissenschaftlicher Arbeit zur Erlangung des Grades eines Magister Artium der sozialwissenschaftlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München. München: September 2000. Seite 15 – 16.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Ist die 'Teuro'-Debatte mit der Theorie der Schlüsselereignisse erklärbar
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Institut für Kommunikationswissenschaften)
Note
1,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
16
Katalognummer
V13159
ISBN (eBook)
9783638188838
Dateigröße
539 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Teuro, Theorie, Schlüsselereignisse
Arbeit zitieren
Philipp Vetter (Autor:in), 2003, Ist die 'Teuro'-Debatte mit der Theorie der Schlüsselereignisse erklärbar, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13159

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