Geschichtliche Entwicklung der Sozialen Arbeit zur Darstellung der Konvergenztheorie


Hausarbeit, 2003

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Erklärungsansätze zur Entwicklung von Sozialarbeit und Sozialpädagogik

3. Geschichte der Sozialen Arbeit
3.1. Weshalb entstand die Soziale Arbeit?
3.2. Das Mittelalter
3.3. Beginn der Neuzeit
3.4. Absolutismus und Aufklärung
3.5. Industrialisierung
3.6. Kaiserreich und Weimarer Republik
3.7. Nationalsozialismus
3.8. Deutsche Demokratische Republik
3.9. Bundesrepublik Deutschland

4. Zusammenfassung

5. Reflexion
Anhang

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Folgendem Zitat von Zeller stimme ich voll und ganz zu:

“Ein Studium der Sozialarbeit und Sozialpädagigik, das geschichtslos vermittelt wird, also nicht nach den Wurzeln fragt, bleibt weitgehend nur an der Oberfläche seiner Professionalisierung.”

Denn die Geschichte der Sozialen Arbeit finde ich sehr wichtig für das Verständnis Sozialer Arbeit heute.

Die geschichtliche Entwicklung von Sozialarbeit/ Sozialpädagogik ist meiner Meinung nach die Grundlage für ein berufliches Selbstverständnis. Um mir selbst klar zu machen, welchen Beruf ich wähle, muss ich die Geschichte dieses Berufes kennen, wissen, wieso es diesen überhaupt gibt und wieso in dieser Form.

Die Betrachtung der geschichtlichen Entwicklungslinien macht deutlich, dass Sozialarbeit/ Sozialpädagogik einerseits bis heute aus der Geschichte heraus zu verstehen ist, andererseits dass sie auch eine Geschichte der Begriffe und deren Deutungen ist. Zum Teil werden mit den gleichen Worten neue Inhalte beschrieben – was auch zu Mißverständnissen führt.

2. Erklärungsansätze zur Entwicklung von Sozialarbeit und Sozialpädagogik

Zum Verhältnis von Sozialarbeit und Sozialpädagogik im Bezug auf die geschichtliche Entwicklung gibt es verschiedene Ansichten und Theorien. Albert Mühlum ordnet diese Ansichten sieben Theoremen zu:

- Die Divergenztheorie: Sozialarbeit und Sozialpädagogik sind aufgrund ihrer Geschichte zwei eindeutig getrennte Handlungsbereiche. Die Zusammenfassung der beiden zu einem Gesamtbereich würde den Verzicht auf grundlegende soziale Dienstleistungen bedeuten. Oberbegriff ist "Sozialpädagogik", da dies der wesentlich ältere Begriff ist.
- Die Identitätstheorie: Die Begriffe "Sozialarbeit" und "Sozialpädagogik" stimmen vollständig überein. Sie werden synonym verwendet.
- Die Substitutionstheorie: Die Begriffe "Sozialarbeit" und "Sozialpädagogik" sind beliebig austauschbar, was der Identitätstheorie sehr nahe kommt.
- Die Subordinationstheorie: Sozialpädagogik und Sozialarbeit stehen in einem Verhältnis der Über- Unterordnung. Dabei sind sich die Vertreter des Theorems nicht einig, welcher Begriff der Übergeordnete ist.
- Die Subsumtionstheorie: Sozialarbeit und Sozialpädagogik haben eindeutige berufsspezifische Unterschiede. Sie unterstehen jedoch beide dem Handlungssystem des Oberbegriffs "Soziale Arbeit".
- Die Alternativtheorie: Die Begriffe "Sozialarbeit" und "Sozialpädagogik" sind durch neue Termini zu ersetzen. Damit soll das Problem der Verwirrung durch die ungenaue Trennung von Sozialarbeit und Sozialpädagogik gelöst werden. Eine Möglichkeit ist, Sozialarbeit durch "Sozialtherapie" und Sozialpädagogik durch "Sozialerziehung" zu ersetzen. Einen Oberbegriff gibt es nicht.
- Die Konvergenztheorie: Die Arbeitsfelder Sozialarbeit und Sozialpädagogik nähern sich indem Teilbereiche konvergieren, zusammenwachsen. Vertreter dieser Theorie setzen sich für noch engere Zusammenarbeit der Bereiche in der Praxis ein. Oberbegriff ist "Soziale Arbeit".

Dadurch gibt es auch zur geschichtlichen Entwicklung unterschiedliche Theorien. Da ich persönlich dagegen bin, die Soziale Arbeit in einzelne Elemente zu zerlegen und sie in der Theorie als Ganzes - als ein Netz aus Elementen sehe, die einzeln nicht bestehen könnten, wende ich im Folgenden die Konvergenztheorie zur Darstellung der Geschichte der Sozialarbeit und Sozialpädagogik an.

3. Geschichte der Sozialen Arbeit

3.1. Weshalb entstand die Soziale Arbeit?

Im Mittelalter war es üblich, dass sich die Großfamilie, die Verwandtschaft oder, wenn dies nicht mehr ausreichte, die Nachbarschaft, das Dorf um die Versorgung der Armen und Behinderten kümmerte.

Ausgangspunkt für die Entstehung von Sozialarbeit und Sozialpädagogik ist, dass diese Fürsorge bald nicht mehr ausreichte und die Dorfbewohner allein nicht in der Lage waren, Armut vorzubeugen. Die öffentliche Fürsorge wurde notwendig, um Krankheit und Elend in der Bevölkerung zu verhindern bzw. in Grenzen zu halten.

Die heutigen sozialen Arbeitsfelder Sozialpädagogik und Sozialarbeit haben die selben geschichtlichen Wurzeln, entwickelten sich mit dem Ausklingen des Mittelalters getrennt zu zwei eigenständigen Bereichen des Sozialwesens.

3.2. Das Mittelalter

Durch Kriege und Krankheiten nahm die Armut in den Dörfern so sehr zu, dass das Problem familiär nicht mehr gelöst werden konnte. Daraufhin entstand die öffentliche Armenfürsorge.

Sie war als ein eigenständiges Hilfsangebot zu betrachten. Ihr Leistungssystem beinhaltete erstens die Erwachsenenfürsorge und zweitens die Kinderfürsorge.

Man unterschied materielle Armut, die man als Grund für die Armut der Erwachsenen sah, von der sittlichen Armut, mit der die Armut der Kinder begründet wurde. Mit materieller Armut war hauptsächlich wirtschaftliches versagen gemeint. Unter sittlicher Armut verstand man Verwahrlosung und mangelhafte Erziehung der Kinder.

Thomas von Aquin entwickelte ein theoretisches Modell der Armut. Seine Sichtweise der Gesellschaftsordnung besagte, das Gemeinwohl stehe vor dem des Individuums, weshalb der Einzelne sich der Gesellschaft unterzuordnen habe. Die soziale Ordnung, so v. Aquin, sei natürlich und von Gott gewollt. Das bedeutete, die Armut sei ein für die Gesellschaft notwendiger Stand, sollte also durch Fürsorge nicht bekämpft, sondern erhalten werden.

Zum Betteln sagte v. Aquin, neben beten und fasten sei das Abgeben von Almosen an Bettler unbedingte Pflicht eines Christen und eine Chance, sich von begangenen Sünden freizukaufen. Das heißt die Erhaltung der Armut sei also auch notwendig zur Bereicherung der Reichen.

Die persönliche, finanzielle Hilfeleistung für die Armen war also durch spontane Almosen gegeben, mit denen sich Reiche von ihren Sünden befreiten.

Die organisierte Hilfeleistung für die Armen war durch das Hospital möglich, wo die gesundheitliche Versorgung der Armen gewährleistet wurde. Das Hospital war der erste Ansatzpunkt für die Organisierung und Institutionalisierung der Fürsorge.

Träger der öffentlichen Fürsorge waren Kirchen, Klöster und Orden, die jeden empfingen und bewirteten, sowie begüterte Einzelpersonen, die durch Stiftungen aus ihrem eigenen Vermögen halfen.

3.3. Beginn der Neuzeit

Das Betteln wurde zu Beginn der Neuzeit aus einer veränderten Sichtweise betrachtet. Betteln wurde nun als Plage angesehen. Deshalb wurde der Bettler nicht mehr durch Almosen der Gläubigen unterstützt.

Kalvinismus und Humanismus waren die nun verbreiteten Reformbewegungen, die Armut als Selbstschuld ansahen und angelehnt an den christlichen Glauben die Arbeitspflicht einführten.

Städtische Armenfürsorge:

Durch Kommunalisierung ging die Zuständigkeit für die Vergabe von Almosen von der Kirche zum Stadtrat über. Die Städte erhielten nun vermehrt Stiftungen begüterter Einzelpersonen. Die örtlichen Gemeinden kamen deshalb nur noch für die Armen ihrer eigenen Stadt auf.

Durch die Rationalisierung wurden bestimmte Kriterien festgelegt, die zum Erhalt von Fürsorgeleistungen berechtigen. Die Finanzierung der Armenfürsorge entwickelt sich dadurch von einer religiösen Mildtätigkeit zur zweckrationalen, sozialpolitischen Strategie.

Mit der Bürokratisierung wurde ein Verwaltungsapparat für die Armenfürsorge eingerichtet. Die Bettler werden mit der Entstehung von Kriterien der Bedürftigkeit zur geächteten Randgruppe der Gesellschaft.

Durch Pädagogisierung sollten den Armen Verhaltensregeln wie Fleiß, Ordnung, Disziplin, Moral anerzogen bekommen. Durch Arbeitsbeschaffungsprogramme wurden sie zur Arbeit erzogen.

Die Nürnberger Bettelordnung sollte den Armenkindern ermöglichen, ein Leben zu führen, ohne betteln zu müssen.

Außerdem entstanden Schulen für arme und Waisenkinder.

Juan Luis Vives entwickelte ein theoretisches Modell der Armenfürsorge. Dieses beinhaltete die Grundsätze: Arbeitspflicht, Versorgung der Armen mit Arbeit, Individualisierung in der Armenpflege, Erziehung in der Armenpflege.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Geschichtliche Entwicklung der Sozialen Arbeit zur Darstellung der Konvergenztheorie
Hochschule
Alice-Salomon Hochschule Berlin  (FB Sozialarbeit)
Veranstaltung
Geschichte der Sozialen Arbeit
Note
1,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
16
Katalognummer
V13163
ISBN (eBook)
9783638188869
Dateigröße
470 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Soziale Arbeit lässt sich geschichtlich weit zurückverfolgen. Im Mittelalter erkannte man, dass familiale und dörfliche Pflege und Hilfe nicht mehr ausreichten um der Armut entgegen zu wirken. Öffentliche Fürsorge wurde notwendig. Dieser erste Ansatz der Armenpflege sah jedoch keine Veränderung der gesellschaftlichen Situation vor. Eine Unterscheidung zwischen Kinder- und Erwachsenenfürsorge gab es noch nicht. Erst zu Anfang der Neuzeit erkannte man die Notwendigkeit einer Trennung von Armenpflege, die sich jetzt auf die Bekämpfung der materiellen Not der Erwachsenen bezog, und der Jugendfürsorge, die sich vornehmlich der sittlich verwahrlosten Kinder annahm. Ab dieser Zeit bildeten sich für die zwei unterschiedlichen Arbeitsfelder der Erwachsenenfürsorge und der Jugendfürsorge die beiden Begriffe Sozialarbeit und Sozialpädagogik heraus. Erst zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts erfolgte eine Konvergenz der beiden Bereiche der Fürsorge und die Zusammenfassung zu einem Gesamtbereich, dem der Sozialen Arbeit.
Schlagworte
geschichtliche, entwicklung, sozialen, arbeit, darstellung, konvergenztheorie
Arbeit zitieren
Svenja Schank (Autor:in), 2003, Geschichtliche Entwicklung der Sozialen Arbeit zur Darstellung der Konvergenztheorie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/13163

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