Die Formen zur Rekrutierung und Herkunft der Sklaven in der römischen Antike


Hausarbeit, 2010

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Zur Typologie personaler Unfreiheit in der Antike

3. Die Rekrutierung der Sklaven
3.1 Krieg und Gefangenschaft
3.2 Piraterie
3.3 Schuldknechtschaft
3.4 Menschenraub und Menschenhandel

4. Die Herkunft römischer Sklaven

5. Schluss

Literatur- und Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Die intensive Beschäftigung mit dem Phänomen der Sklaverei zeigt, wie wenig die Nach­welt im Ganzen von der Realität der Unfreiheit in der Antike weiss. Unbestritten bleibt da­bei aber die Tatsache, dass diese Institution ein wesentliches, zeitweise auch formendes Element der antiken Gesellschaftsordnungen mit starken Auswirkungen auf Kultur, Le­bensart und Selbstverständnis der Griechen und Römer war. Das Verständnis der antiken Alltagswelt erweist sich nicht nur aufgrund der temporären Distanz als schwierig, sondern zugleich auch infolge unseres weitgehend humanistisch geprägten Bildungsideals. Sehr emotional und positiv sind unsere Vorstellungen vom römischen Altertum geprägt, nicht zuletzt durch die monumentale Architektur, Plastik und Kleinkunst, deren atemberaubende Schönheit das Leben der „kleinen Leute“ in der römischen Gesellschaft übertüncht.1 Sklaven fanden sich in den unterschiedlichsten Bereichen des alltäglichen Lebens. Dieje­nigen, die in den Häusern der römischen Oberschicht beschäftigt waren, fanden sich in einer stark hierarchisierten Ordnung wieder, die je nach Ansehen und Tätigkeit gestaffelt war. Je nach Bildungsgrad und Aufgaben konnten sich sogar persönliche Nahverhältnisse zu ihren Herren herausbilden, ganz im Gegensatz zu jenen Sklaven, die die einfachen Ar­beiten zu verrichten hatten. Es muss auch zwischen ländlicher und städtischer Sklaverei unterschieden werden, da die Binnenhierarchie unter den Sklaven flacher war als in der Stadt Rom selbst.2

Es soll in dieser Arbeit vorrangig der Frage zur Rekrutierung und Herkunft der Sklaven im Alten Rom nachgegangen werden. Woher kamen die Sklaven, und auf welche Art und Weise wurden sie zu Sklaven gemacht? Bedingt durch die Geschichte der Ausbreitung des römischen Reiches, beleuchtet diese kleine Arbeit die republikanische Zeit bis hin zu den Zeiten des Prinzipats. Der Fokus wird dabei zunächst auf die allgemeine Typologie des Unfreiseins gelenkt. Anschließend sollen die Hauptmerkmale zur Rekrutierung der Sklaven wie Kriegsgefangenschaft bis hin zu Menschenraub, untersucht werden. Danach wird der Versuch unternommen, die Herkunft der Sklaven in der römischen Gesellschaft zu ergründen. Abschließend wird resümierend ein Fazit zur Rekrutierung und Herkunft dieses unfreien Personenstandes in der römischen Antike gezogen. Die dabei verwendete Literatur entspricht weitestgehend dem neueren Forschungsstand.3 Ebenfalls werden zur

Verifizierung einige wichtige Quellen von Autoren der Antike und römischen Geschichts­schreibern hinzugezogen. Die Monographien der Historiker Flaig und Schumacher stellen den Leitfaden für diese kleine Untersuchung dar.

2. Zur Typologie personaler Unfreiheit in der Antike

Jegliche Form der Unfreiheit setzt Herrschaft - oder noch konkreter ausgedrückt - eine Gewaltausübung voraus. In Bezug auf den versklavten Menschen geht diese Gewalt von Individuen oder Institutionen aus, wobei hier Abstufungen vorzunehmen sind.4 Die Antike bietet dabei ein breites Spektrum an Abstufungen. Zum einen gab es Sklaven als Privatei­gentum in den unterschiedlichsten Einsatzgebieten, zum anderen Sklaven, die als Eigen­tum verschiedenster Institutionen, wie zum Beispiel Heiligtümer, Gemeinden bis hin zum Staat, besessen wurden. Ihr Unterworfensein war totalitär, unbeschränkt und dauerhaft in der direkten Gewalt eines Herren bzw. einer Institution, die die praktische Gewaltausübung über die versklavten Personengruppen im Sinne körperschaftlichen Eigentums ausübten. Fiel dabei der Gewalthaber aus, so gingen die Herrenrechte an seinen Rechtsnachfolger über. Die zeitlich unbegrenzte Dauer der Herrengewalt über den Tod des Machtinhabers bzw. der die Macht innehabenden Institution hinaus, war ein entscheidendes Kriterium für den Sklavenstatus in der Antike. Dies wiederum unterschied die versklavte Person von anderen Gewaltunterworfenen, wie z. B. Frauen und Kindern. Die Beendigung des Skla­venstatus konnte nur durch eine freie Willensentscheidung des Eigentümers, nicht durch die Auslöschung seiner Existenz erfolgen. Im Falle des Todes der sklavenbesitzenden Person gingen die Sklaven automatisch als Eigentum auf den jeweiligen Erben über, bzw. bei Vernichtung einer Institution oder Gesellschaft auf den jeweiligen Sieger. Fehlte ein Rechtsnachfolger, so behielt der Sklave seinen unfreien Status. Die römische Rechtsspre­chung hatte dazu den Begriff des „herrenlosen Sklaven“ (servus sine domino) kreiert.5 In einem Prozess von „Verfremdung“ werden die Versklavten zu „ständigen Fremden“ de­gradiert. Hierbei gilt es, diesen Verfremdungsprozess in vier Kategorien einzuteilen: Zum einen werden die versklavten Menschen entsozialisiert. Sie werden aus ihrem sozialen Umfeld herausgerissen, indem sie zum Beispiel ihre Heimat verlieren. Desweiteren setzt ein entpersonalisierender Prozess ein, der durch den Verkauf als eine „Sache“ hervorgeru- fen wird. Zum anderen werden sie durch die Versklavung entsexualisiert. Dies wird vor al­lem bei weiblichen Sklavinnen deutlich, da ihre natürliche Mutterfunktion stillgelegt wird, es sei denn, sie werden von ihren Herren zur Reproduktion von weiteren Sklaven gezwun­gen. Zu allerletzt werden Versklavte einem Prozess der Entzivilisierung unterzogen. Sie verlieren jegliche verwandtschaftliche Beziehungen und somit auch den sozialen Status. Anders ausgedrückt: Sie werden sozial atomisiert.6 Wie die einzelnen Betroffenen diesen Zustand erfahren, hängt einerseits davon ab, auf welche Art und Weise sie versklavt wur­den, andererseits davon, welche Dispositionen sie mitbringen.7 Versklavung besitzt auch immer traumatischen Charakter von unterschiedlichem Ausmaß. Die Sklaven verlieren ihre vertraute Umgebung und Heimat; herausgerissen aus dem genealogischen Beziehungs­geflecht, verlieren sie ihre Vorfahren und Erinnerungen daran. Sie verlieren Vater, Mutter, Kinder und ihre sämtliche Verwandtschaft, zudem werden sie als versklavtes Individuum nie wieder Verwandtschaft haben. Außer dem Verlust von Traditionen und Bräuchen kommt noch der Verlust der Sprache hinzu. Die neuen Herren befehlen meist in einer an­deren Sprache; mit Mitgefangenen müssen sie in einem Sklaven-Slang kommunizieren, der sie zu Sprachlosen werden lässt. Desweiteren werden Mißhandlungen durch die Be­sitzenden zunehmend wahrscheinlich, da die Sklaven die Befehle nicht richtig deuten und ausführen können. Ebenso von schwerwiegender Bedeutung ist der Verlust von Kultur und Religion; unter sehr günstigen Bedingungen besteht für die Sklaven die Möglichkeit, sich eine neue Kultur und Religion anzueignen.8

Sklaven bilden fast nie eine eigene soziale Klasse. Trotz einzelner Unterschiede besitzen sie alle gewisse Grunderfahrungen: zum einen die der Atomisierung, weil sie herausge­schnitten sind aus jeglichen Herkunftsgruppen. Durch den Einzelverkauf hat ein jeder Sklave auch ein Einzelschicksal; und da die Herren in aller Regel die Sklaven unterschied­licher Ethnien und Kulturen zu mischen pflegten, entstanden kaum Freundschaften. Zum zweiten erfahren sie die Familienlosigkeit, denn Sklaven haben kaum die Chance, emotio­nale Bindungen zu Partnern oder Kindern einzugehen bzw. aufzubauen. Ein partnerschaft­liches Zusammenleben hängt stets von der Gnade der Herren ab. Als dritte schmerzliche Grunderfahrung eines jeden Sklaven wird der Verlust des Selbstvertrauens empfunden. Durch die latente Androhung von körperlicher Mißhandlung oder die häufig anzutreffende sexuelle Verfügbarkeit wird den Sklaven jedwedes Selbstvertrauen und die Selbstachtung genommen. Deshalb empfindet sich jeder Sklave als ein minderwertiges Wesen ohne menschliche Würde.9

3. Die Rekrutierung der Sklaven

3.1 Krieg und Gefangenschaft

Es darf festgehalten werden, dass die Institution der Sklaverei in der Antike überwiegend aus exogenen Quellen gespeist wurde.10 Die sklavistischen Gesellschaften, in denen die Sklaven nicht selbst genügend Nachwuchs produzierten, waren auf anderen Nachschub angewiesen.11 Wenn diese Quellen infolge von längeren Friedenszeiten versiegten, konn­te ein entsprechender Mangel nur in begrenztem Maße durch Importe ausländischer Skla­ven, aus vorhandenen Beständen oder - wie in römischer Kaiserzeit - durch strafweise Versklavungen aufgefangen werden.12 Man darf annehmen, dass die Sklavenhalter des­halb ständig Kriege führten, um sich die Sklaven selbst zu besorgen; sie benutzten also ihre Armeen oder Schiffsflotten als eine Art von „Fangapparat“.13 Eine weitergehende Überlegung stellte in jüngster Zeit auch der Historiker Egon Flaig an, indem er die Kriege, die sich hauptsächlich in den Lieferterritorien abspielten, als keine „normalen“ Kriege be­zeichnete. Dabei ginge es den Angreifern nicht um Prestige oder Landzugewinne, sondern ausschließlich darum, die Menschen des Feindes selbst gefangen zu nehmen. Daher kennten diese Kriege auch keinerlei Kompromisse und endeten auch nicht mit Friedens­verträgen. Die Kriege seien für die Angegriffenen sehr verlustreich, zumal ihr Widerstand nicht groß sei und einen verzweifelnden Charakter besäßen; zudem sei die Kriegsführung eine grausame. Da die Lieferzonen nach einem bestimmten Zeitraum „leergejagt“ seien, seien die Versklaverstaaten gezwungen, die militärische Reichweite auszudehnen. Teil­weise gerieten solche Staaten dann kriegerisch aneinander, und letztendlich bekriegten sie sich mit dem Ziel, den anderen zum Sklavenreservoir zu degradieren. Dies, so Flaig, sei ein unaufhaltsamer Prozess.14 Neben der Versklavung von kriegsgefangenen Männern wurden auch Frauen und Kinder von den Siegern als Kriegsbeute weggeführt und als Sklaven verkauft. Eine solche Praxis war weit verbreitet. Zahlreiche Beispiele für die Ver­sklavung von Kriegsgefangenen werden auch von Historikern der Antike überliefert. So beschreibt Diodor, wie nach der Eroberung von Selinus und Himera die Männer getötet und die Frauen und Kinder unter den Soldaten verteilt und mißbraucht wurden. Auch epi­graphische Quellen bezeugen die Gefangennahme von Frauen und Kindern. Die Trajan- säule zeigt auf zwei Reliefs solche Gefangennahmen während der Dakerkriege unter Kai­ser Trajan (101-102; 105-106 n. Chr.) durch römische Soldaten.15

Die weitere kriegerische Expansion Roms im östlichen Mittelmeerraum muss dann aller­dings noch einmal erhebliche Auswirkungen auf die Zufuhr von Sklaven aus den unterwor­fenen Gebieten, allen voran Syrien und Kleinasien, gehabt haben. Zahlenmäßig übertrof­fen wurden diese Sklavenimporte zeitweise durch die Eroberungskriege Caesars in Galli­en mit Massenversklavungen keltischer und germanischer Stämme. Angesichts solcher Verlagerungen stellt sich die Frage nach der weiteren Entwicklung in der römischen Kai­serzeit. Mit dem Wandel der Außenpolitik von aggressiver Expansion zur defensiven Si­cherung - der sogenannten Pax Augusta - entfielen mit den Eroberungskriegen auch um­fangreichere Erweiterungen der Sklavenbestände aus Kriegsgefangenen bezwungener Völker. Ausnahmen dabei bildeten die Eroberungen Britanniens unter Claudius, die zuvor erwähnten Dakerkriege Trajans, die Partherkriege des Septimius Severus oder auch die Niederschlagung ethnischer Aufstände durch Kaiser Vespasian im Jüdischen Krieg oder der Bar Kochba-Aufstandes unter Kaiser Hadrian, die zu einem großen Angebot an Skla­ven führten. Trotz alledem können diese sporadisch auftretenden kriegerischen Ereignisse nicht mit den Versklavungen der republikanischen Zeit verglichen werden.16

Daraus resultiert, dass die Zahl der Sklaven im Imperium Romanum bereits seit der frühen Kaiserzeit in ihrer Gesamtheit rückläufig gewesen sein muss, wobei die Ballungsräume zur Rekrutierung von Sklaven in Italien, Nordafrika und Spanien zu suchen sind. Trotz nicht auszuschliessender Unwägbarkeiten und mangelnder statistischer Grundlagen kann die­ser allmählich einsetzende Prozess des Rückgangs von versklavten Menschen in der Kai­serzeit mit dem zunehmenden Einsatz von abhängigen Lohnarbeitern in der Landwirt­schaft erklärt werden. Die Annahme, dass während dieser wenigen Jahrzehnte gänzlich auf Sklavenarbeit verzichtet wurde, ist falsch und unbegründet, denn bis in das 4. Jahr- hundert hinein ist zum Beispiel in den kaiserlichen Hoheitsgebieten sowie in Italien und Nordafrika Sklavenhaltung auch in größerem Ausmaße gut bezeugt.17

3.2 Piraterie

Die Zufuhr von Sklaven speiste sich nicht nur aus Kriegsgefangenen; der Import von Skla­ven aus fernen Ländern spielte eine immer größere Rolle. Durch Versklavungen wurden die mittelmeerischen Märkte in großem Umfang beliefert. Dies lässt nun die Frage nach den Ursachen in römischer Zeit stellen. Die regionalen Ordnungsmächte stellten zuvor die hellenistischen Königreiche des östlichen Mittelmeerraumes dar, die die Piraterie schon in ihren Ansätzen erstickten und sie somit erst gar nicht zu einer Gefahr für die Seefahrt wer­den ließen. Doch durch das Aufkommen der Vorherrschaft der römischen Republik im hel­lenistischen Raum seit 167 v. Chr. bildete sich ein Machtvakuum heraus, in dem sich ein stetig wachsendes Piratentum herausbilden konnte und im östlichen Mittelmeer zu einer latenten Plage wurde. Die Piraten organisierten sich quasi-staatlich und begannen in groß­räumigem Maße zu operieren. Zwischen 100 und 66 v. Chr. war die Piraterie eine der Hauptquellen, aus denen die mittelmeerischen Sklavenmärkte gespeist wurden. Die gut durchorganisierten Piraten fingen an, die maritimen Ränder des gesamten östlichen und auch teilweise des westlichen Mittelmeeres in sklavistische Lieferzonen umzuwandeln, welche den permanenten Überfällen fast wehrlos ausgeliefert waren; mit schlimmen de­mographischen, politischen und kulturellen Konsequenzen.18

Im westlichen Mittelmeer traten vor der römischen Expansion neben den Griechen der Magna Graecia (Süditalien/Sizilien) hauptsächlich Karthager und Etrusker als Seeräuber und Piraten in Erscheinung. In welchem Ausmaß von diesen Völkern Menschen geraubt wurden, lässt sich kaum genauer bestimmen, doch wird man auch hier die Frage nach dem Bedarf und den Absatzmöglichkeiten nicht außer Acht lassen.19 Das früheste literari­sche Zeugnis für die Verhältnisse in Karthago betrifft die Zeit um 400 v. Chr.. Rund 50 Jah­re später bestimmte der „zweite“ Vertrag zwischen Rom und Karthago (348/347 v. Chr.), dass punische Gefangene eines mit Rom verbündeten, aber souveränen Gemeinwesens auf römischem Territorium durch Intervention eines Römers (civis Romanus) die Freiheit erlangen konnten; entsprechende Reglements galten auch für den Vertragspartner.20 In dieser Zeit setzte auch im römischen Italien ein zunehmender Einsatz von Sklaven in landwirtschaftlichen Betrieben ein. Die Piraterie und der Seeraub konzentrierten sich seit dem Ausgang des 3. Jahrhunderts v. Chr. in der Adria, wo die Illyrer auf schnellen, wendi­gen Liburnerschiffen bis zur Peloponnes agierten. Nach ihrer Ausschaltung durch römi­sche Flotten übernahmen die Ätoler diese Rolle, bis auch sie der römischen Übermacht erlagen. Rund ein Jahrhundert später wurden im östlichen Mittelmeer zunächst die kreti­schen Piraten, schließlich auch die kilikischen Seeräuber ausgeschaltet.21 Durch die verstärkt zunehmende Piraterie war der römische Staat gezwungen zu handeln, denn die Lieferzonen für Sklaven gehörten als Provinzen und Klientelstaaten zum römischen Machtbereich. Wollte die römische Republik sicherstellen, dass ihre Herrschaft in diesen Gebieten funktionierte, musste sie die versklavenden Pseudo-Staaten vernichten. Das mi­litärische Kontingent Roms hätte durchaus ausgereicht, aber dieses Potential auch einzu­setzen, hing stark von der politischen Gunst der Senatoren ab. Sklavenhändler und Groß­grundbesitzer wie die Senatorenschaft profitierten von der Aktivität der Piraten; viele von ihnen nahmen deshalb auch in Kauf, dass die römische Herrschaft langfristig erodierte. Deswegen blockierten Senatoren wiederholt politische und militärische Maßnahmen zur Ausschaltung des Piratentums. Gegen den sich weigernden Senat beschloss die Volks­versammlung 67. v. Chr., ein außerordentliches Kommando gegen die Seeräuber einzu­richten, ausgestattet mit einer riesigen Armee und einer hiesigen Flotte. Pompeius wurde mit der Aufgabe betraut und erledigte diese innerhalb von nur vier Monaten. Danach war das Mittelmeer über 400 Jahre lang piratenfrei.22 Die gefangenen Piraten hat Pompeius indessen nicht versklavt, sondern vornehmlich im flachen Kilikien und in Dyme am Golf von Patras auf der Peloponnes angesiedelt. Die politisch motivierte Maßnahme spricht auch dafür, dass zur damaligen Zeit kein Bedarf an Sklaven bestand. Selbst die Seeräu­ber, die nach Süditalien deportiert wurden, gelangten nicht als Sklaven dorthin, sondern als freie Siedler.23 Die Vernichtung der Piraterie war folgerichtig: Wo eine reguläre politi­sche Ordnung vorherrschen sollte, durften keinerlei Lieferzonen für Sklaverei bestehen. Nach 67 v. Chr. mußte sich die Sklaverei demgemäß umstrukturieren.24

[...]


1 Vgl. Schumacher, Leonhard: Sklaverei in der Antike - Alltag und Schicksal der Unfreien, München 2001, S. 7. Vgl. dazu auch Vogt, Joseph: Wege zur Menschlichkeit in der antiken Sklaverei, in: Finley, Moses I. (Hrsg): Slavery in Classical Antiquity - Views and Controversies, Cambridge 1960, S. 19-38, hier S. 19.

2 Vgl. Flaig, Egon: Weltgeschichte der Sklaverei, München 2009, S. 60.

3 Vgl. dazu Anm. 1 und 2.

4 Vgl. Schumacher, Leonhard: Sklaverei in der Antike, S. 11.

5 Vgl. Anm. 4, S. 12. Vgl. dazu auch Brockmeyer, Norbert: Antike Sklaverei, Darmstadt 1979 (Erträge der Forschung, Bd. 116), S. 154.

6 Vgl. Meillassoux, Claude: L‘ esclavage en Afrique précoloniale, Paris 1975, S. 20f. Vgl. dazu auch Patter­son, Orlando: Slavery and Social Death. A Comparative Study, London 1982, S. 51.

7 Vgl. Flaig, Egon: Weltgeschichte der Sklaverei, S. 16-17.

8 Vgl. Anm. 7, S. 19.

9 Patterson, Orlando: The study of slavery, in: Annual Report of Sociology 3 (1977), S. 407-449, hier S. 415.

10 Vgl. Schumacher, Leonhard: Sklaverei in der Antike, S. 34.

11 Vgl. Flaig, Egon: Weltgeschichte der Sklaverei, S. 28.

12 Vgl. Anm. 10, und vgl. dazu auch Anm. 11, S. 28

13 Vgl. Meillassoux, Claude: Anthropologie der Sklaverei, Frankfurt 1989, S. 68ff.

14 Vgl. Flaig, Egon: Weltgeschichte der Sklaverei, S. 30. Vgl. dazu auch Finley, Moses I.: Quellen und Model­le in der Alten Geschichte, übersetzt von Wilfried Nippel und Andreas Wittenburg, Frankfurt 1987, S. 100f.

15 Vgl. Binsfeld, Andrea: Menschenhandel - Frauenhandel, in: Heinen, Heinz: Menschenraub, Menschen­handel und Sklaverei in antiker und moderner Perspektive, Stuttgart 2008 (Forschungen zur antiken Sklave­rei, Bd. 37), S. 85-98, hier S. 93. Zur Quelle vgl. Diod. 13,58.62 und Polyb. 10,18; SEG XXXIX 1711 = SB XX 15005

16 Vgl. Schumacher, Leonhard: Sklaverei in der Antike, S. 41.

17 Vgl. ebenda S. 42f.

18 Vgl. Flaig, Egon: Weltgeschichte der Sklaverei, S. 58. Vgl. dazu auch Barrow, Reginald Haynes: Slavery in the Roman Empire, London 1928, S. 5.

19 Vgl. Huß, Werner: Geschichte der Karthager, München 1985, S. 496-501.

20 Vgl. Petzold, Karl-Ernst: Geschichtsdenken und Geschichtsschreibung - Kleine Schriften zur griechischen und römischen Geschichte, Stuttgart 1999, (Historia: Einzelschriften, H. 126), S. 449. Zur Quelle vgl. Diod. 14,77,3.

21 Vgl. Schumacher, Leonhard: Sklaverei in der Antike, S. 39f.

22 Vgl. Flaig, Egon: Weltgeschichte der Sklaverei, S. 59.

23 Vgl. wie Anm. 21, S. 40.

24 Vgl. wie Anm. 22, S. 59.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die Formen zur Rekrutierung und Herkunft der Sklaven in der römischen Antike
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen  (Historisches Institut - Lehrstuhl für Alte Geschichte)
Veranstaltung
Sklaverei in der Antike
Note
1,7
Autor
Jahr
2010
Seiten
17
Katalognummer
V1316470
ISBN (Buch)
9783346784827
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rekrutierung, Herkunft, Sklaverei, Antike, Alte Geschichte, Sklave, Rom, Sklaven, Unfreiheit, Typologie, Krieg, Gefangenschaft, Piraterie, Schuldknechtschaft, Menschenraub, Menschenhandel, Gesellschaftsordnungen, Römer, Griechen, Alltagswelt, Ordnung, Oberschicht, Alltag, Bildungsgrad, Herr, Herren, Binnenhierarchie, Hierarchie, Republikanische Zeit, Kriegsgefangenschaft, Gesellschaft, Personenstand, Gewalt, Gewaltausübung, Unterwerfung, Eigentum, Herrenrecht, Körperschaft, Machtinhaber, Recht, Institution, Sklavenstatus, Männer, Frauen, Kinder, Rechtsprechung, Erbe, Erben, Existenz, Eigentümer, Person, Herrengewalt, Sieger, Rechtsnachfolger, Umfeld, Heimat, Kauf, Verkauf, Versklavung, Sache, Reproduktion, Prozess, Umgebung, Entzivilisierung, Vorfahren, Verwandtschaft, Individuum, Tradition, Brauch, Kultur, Religion, Verlust, Klasse, Sprache, Charakter, Bedingungen, Misshandlungen, Familie, Partnerschaft, Zusammenleben, Verfügbarkeit, Selbstvertrauen, Sexualität, Selbstachtung, Freundschaft, Chance, Bindung, Partner, Androhung, Würde, Wesen, Kaiserzeit, Sklavenhalter, Landgewinn, Feind, Prestige, Menschen, Widerstand, Kriegsbeute, Gefangennahme, Soldaten, Syrien, Kleinasien, Expansion, Imperium Romanum, Afrika, Italien, Spanien, Nordafrika, Sklavenarbeit, Landwirtschaft, Markt, Märkte, Mittelmeer, Sklavenmarkt, Überfälle, Territorium, Piraten, Seeraub, Griechenland, Großgrundbesitzer, Menschenjagd, Opfer, Entführung, Freikauf, Ökonomie, Struktur, Kategorie, Verbrechen, Königszeit, Epoche, Gladiatoren
Arbeit zitieren
Kjell Ostenrath (Autor:in), 2010, Die Formen zur Rekrutierung und Herkunft der Sklaven in der römischen Antike, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1316470

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