In politischen und ethischen Debatten um Schwangerschaftsabbrüche ist häufig nur die Situation der Frau bzw. des ungeborenen Kindes Gegenstand der Diskussionen. Natürlich ist vom Schwangerschaftsabbruch als solchem primär und vor allem die Frau betroffen. Zudem wird bei der Frage nach der ethischen Legitimität von Schwangerschaftsabbrüchen meist davon ausgegangen, dass die Schwangerschaft ungewollt war und die Frau das Kind abtreiben möchte. Nichtsdestotrotz muss auffallen, wie oft in der Auseinandersetzung mit Fragen der Reproduktionsautonomie, die Sicht und Betroffenheit des Mannes von dieser Debatte, völlig aussen vor bleibt.
Diesem ‘Schattendasein’ des Mannes in der Debatte um Reproduktionsautonomie wirkt Elisabeth Brake mit ihrem Text "Fatherhood and Child Support: Do Men have a Right to Choose?" eindrücklich entgegen. Gegenstand ihres Textes ist die Frage nach der Verantwortung, die Männer im Falle einer – aus ihrer Sicht – ungewollten Schwangerschaft zu tragen haben. Beantwortet wird diese Frage exemplarisch an der Debatte um die Zahlungspflicht von Unterhalt an die Kinder seitens des Mannes. Die übergeordnete These, der Elisabeth Brake in ihrem Text nachgeht, ist, dass Männer, die Frauen unbeabsichtigt und trotz vorbeugender Maßnahmen schwängern, ihren Kindern weder aus moralischen Gerechtigkeitsgründen noch aufgrund ihrer kausalen Mitverantwortung für deren Existenz, Unterhalt schulden.
Sie verteidigt ihre These mit dem sogenannten "parity of reasoning"-Argument und um dieses geht es in dieser exegetischen Seminararbeit, wobei folgenden Fragestellungen nachgegangen wird:
- Was meint Brake genau mit dem «parity of reasoning argument»?
- Inwiefern nützt ihr dieses Argument für die Verteidigung ihrer übergeordneten These, dass Männer, die Frauen unbeabsichtigt und trotz vorbeugender Maßnahmen schwängern, ihren Kindern weder aus moralischen Gerechtigkeitsgründen noch aufgrund ihrer partiellen Mitverantwortung für deren Existenz, Unterhalt schulden?
- Und zuletzt: Wie gelingt es Brake zu begründen, dass das «parity of reasoning argument» trotz des Arguments der kausalen Verantwortung (argument from causal responsibility), das Teil des Einwands der moralischen Verantwortung (moral responsibility) ist, bestehen bleibt?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das <
- Ein Einwand zum «parity of reasoning»-Argument.
- Das Argument der kausalen Verantwortung
- Brakes Erwiderungen zum Argument der kausalen Verantwortung.
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert Elisabeth Brakes Argument, dass Männer, die Frauen unbeabsichtigt schwängern, trotz ihrer kausalen Mitverantwortung für das Kind, keine Unterhaltspflicht haben.
- Das "parity of reasoning"-Argument von Elisabeth Brake
- Die Anwendung des "parity of reasoning"-Arguments auf die Frage der Unterhaltspflicht für Männer
- Der Einwand der kausalen Verantwortung und Brakes Erwiderung
- Die Relevanz des Arguments der kausalen Verantwortung für die Frage der moralischen Verantwortung
- Die Bedeutung von Gendergerechtigkeit in der Debatte um Reproduktionsautonomie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die bisherige Fokussierung auf die Frau und das ungeborene Kind in Debatten um Schwangerschaftsabbrüche und Reproduktionsautonomie. Sie führt Elisabeth Brakes These ein, dass Männer, die unfreiwillig Väter wurden, ihren Kindern keinen Unterhalt schulden. Die Arbeit konzentriert sich auf Brakes "parity of reasoning"-Argument, das auf der Argumentationsgleichheit mit dem Recht auf Abtreibung beruht.
Das zweite Kapitel analysiert das "parity of reasoning"-Argument, indem es die zentralen Begriffe und die Folgen der Argumentation erklärt. Es hinterfragt die Rolle des Verantwortungsbegriffs in diesem Kontext.
Das dritte Kapitel behandelt den Einwand der moralischen Verantwortung, insbesondere das Argument der kausalen Verantwortung. Es rekonstruiert Brakes Erwiderung auf diesen Einwand und zeigt auf, warum dieser das "parity of reasoning"-Argument nicht widerlegt.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit konzentriert sich auf die Themenbereiche Reproduktionsautonomie, "parity of reasoning"-Argument, Unterhaltspflicht, kausale Verantwortung, moralische Verantwortung und Gendergerechtigkeit im Kontext der Debatte um ungewollte Vaterschaft.
- Arbeit zitieren
- Basil Kunz (Autor:in), 2022, Über die Verantwortung unfreiwilliger Väter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1318020