Brandenburg an der Havel ist die älteste Stadt der ehemaligen Mark Brandenburg, für die sie
namensgebend war und der sie bis in das späte Mittelalter als Hauptstadt diente. Erst in der frühen
Neuzeit musste sie ihre Bedeutung an Berlin und die Residenzstadt Potsdam abtreten. Bei einer
Betrachtung der Genese der Stadt Brandenburg ist zunächst zu beachten, dass nicht von einem,
sondern von drei städtischen Einheiten die Rede sein muss. Seit dem 12./13. Jahrhundert bestand
der Siedlunkgskomplex aus den beiden selbstständigen Städten Altstadt und Neustadt Brandenburg.
Hinzu kommt der kirchliche Bezirk auf der Dominsel. Dies erscheint zunächst nicht ungewöhnlich,
da eine Aufteilung in Alt- und Neustadt in vielen Städten des ausgehenden Hochmittelalters
gegeben war. Allerdings erfolgte in den meisten Fällen im Verlauf des Spätmittelalters ein
Zusammenschluss beider Stadtteile. Die Vereinigung von Alt- und Neustadt Brandenburg geschah
jedoch erst 1715 unter König Friedrich Wilhelm I., welcher sie zur 'Chur- und Hauptstadt
Brandenburg' erhob. Noch später (1928/29) wurde die Dominsel eingemeindet.1
Auch heute noch zeichnen sich diese drei Teile deutlich in der Stadttopographie ab. Neben dem
Stadtgrundriss haben sich die Reste der Stadtbefestigung, die Kirchen und Klosterbereiche, das
Altstädtische Rathaus und die Anlagen des Wasserbaus erhalten.2
Wie viele Städte litt auch Brandenburg unter den Zerstörungen des zweiten Weltkriegs, die in erster
Linie die industriell bzw. militärisch geprägten Stadtgebiete der Kaiserzeit betrafen, jedoch auch
Teile der historischen Stadt, insbesondere das Gebiet der späteren Friedensstraße bis zum
ehemaligen Paulikloster, in Mitleidenschaft zogen. Die Wiederaufbaumaßnahmen der
Nachkriegszeit fanden, aus verständlichen Gründen, weniger unter Denkmalpflegerischen
Gesichtspunkten statt.
Im folgenden soll die topographische Entwicklung der mittelalterlichen Stadt Brandenburg an der
Havel skizziert werden, wie sie sich anhand schriftlicher und archäologischer Quellen darstellt. Das
Hauptaugenmerk soll hierbei weniger auf Detailfragen gerichtet werden. Das Ziel dieser Arbeit ist
vielmehr ein genereller Überblick über die signifikantesten Entwicklungsschritte und die sie
motivierenden historischen Hintergründe.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsgeschichte
- Vor- und frühstädtische Zeit
- Askanische Zeit
- Burginsel/Dominsel
- Altstadt
- Neustadt
- Brandenburg im späten Mittelalter
- Zusammenfassung und abschließende Bemerkungen
- Verzeichnis abgekürzt zitierter Literatur
- weitere Quellen
- Abbildungsnachweis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Entstehung und topographischen Entwicklung der Stadt Brandenburg an der Havel im Mittelalter. Sie analysiert die archäologischen und schrifthistorischen Quellen, um ein umfassendes Bild der Stadtentwicklung zu zeichnen.
- Die Entstehung der Stadt Brandenburg als multizentrales Siedlungssystem aus Altstadt, Neustadt und Dominsel
- Die Rolle der Askanier bei der Stadtentwicklung und die Bedeutung der Burginsel/Dominsel
- Die topographische Entwicklung der Altstadt und Neustadt im Mittelalter
- Die Bedeutung der Stadt Brandenburg im späten Mittelalter und ihre Rolle als Hauptstadt der Mark Brandenburg
- Die Herausforderungen der archäologischen Forschung in Brandenburg und die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Archäologie und Geschichtswissenschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Stadt Brandenburg an der Havel als älteste Stadt der Mark Brandenburg vor und erläutert die Besonderheit ihrer Entstehung als multizentrales Siedlungssystem aus Altstadt, Neustadt und Dominsel. Die Forschungsgeschichte beleuchtet die Entwicklung der archäologischen und schrifthistorischen Forschung in Brandenburg und zeigt die Herausforderungen auf, die sich aus der Fragmentierung der Befunde und der intensiven Bauaktivität in der Stadt ergeben. Das Kapitel "Vor- und frühstädtische Zeit" befasst sich mit der slawischen Besiedlung des Havellands und der Entstehung der Burg Brandenburg als wichtiges politisches und wirtschaftliches Zentrum. Die Askanische Zeit wird in drei Unterkapiteln behandelt: Die Burginsel/Dominsel, die Altstadt und die Neustadt. Hier werden die Entwicklung der Stadtbefestigung, die Entstehung der Kirchen und Klosterbereiche sowie die Entwicklung der Stadtstrukturen im Detail beleuchtet. Das Kapitel "Brandenburg im späten Mittelalter" behandelt die Bedeutung der Stadt als Hauptstadt der Mark Brandenburg und die Herausforderungen, die sich aus der Konkurrenz mit Berlin und Potsdam ergaben.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Entstehung und topographische Entwicklung der Stadt Brandenburg an der Havel im Mittelalter, die archäologische und schrifthistorische Forschung, die slawische Besiedlung des Havellands, die Askanische Zeit, die Burginsel/Dominsel, die Altstadt, die Neustadt, die Stadtbefestigung, die Kirchen und Klosterbereiche, die Stadtstrukturen, die Bedeutung der Stadt Brandenburg als Hauptstadt der Mark Brandenburg und die Herausforderungen der archäologischen Forschung in Brandenburg.
- Quote paper
- Svenja Muche (Author), 2009, Brandenburg an der Havel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131843