Goethe, Johann Wolfgang: Zu seiner Reise nach Italien (1787-1788)


Seminararbeit, 2008

18 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


1. Einführung

Diese Hausarbeit hat das Thema Johann Wolfgang Goethe: Italienische Reise 1787–1788. In dieser Arbeit gehe ich jedoch weniger auf das Werk Italienische Reise von J. W. Goethe an sich ein, sondern auf die Reise selber, Goethes Flucht aus Weimar, seine Beweggründe, sein Inkognito in Italien, seine Aufenthalte in Rom, Neapel und Sizilien, sein Bekanntenkreis in Italien, seine italienische Prägung bereits in der Kindheit sowie sein Leben vor und nach seiner ersten Italienreise.

Um den Umfang nicht zu sprengen, werde ich die einzelnen Stationen der Reise nicht ausführlich beschreiben, da es in dieser Arbeit nicht um die besuchten Sehenswürdigkeiten gehen soll, sondern um Goethes gesamte Eindrücke und Erlebnisse in und über Italien.

Schon allein an der Art der Publikation der Italienischen Reise erkennt man, dass Goethe, ganz untypisch für die damalige Zeit, keinen Reisebericht geschrieben hat. Anfangs folgt er dem Vorbild seines Vaters und dem von Johann Jacob Volkmann, die beide in der Tradition der enzyklopädischen Bildungsreise geschrieben haben. Den Reiseführer von Volkmann führt Goethe in der ersten Auflage von 1770/71 mit sich, orientiert sich daran und schreibt ebenfalls in einem berichtenden und eher schlichten Briefton, präzise und zugleich nüchtern, über die Reisestationen. Jedoch ändert sich dieser Stil bald und nicht Vollständigkeit ist das Ziel der Reise, sondern die Reise ist vielmehr „bestimmt vom durchaus eigenständigen und individuellen, ja subjektiven Sich-Einlassen auf Italien, vom Anspruch der Selbsterfahrung in der Wahrnehmung der italienischen Kunst und Natur.“[1] So ändern sich auch seine Tagebuchaufzeichnungen und seine Briefe von der Darstellung seiner Reise in der Tradition enzyklopädischer Bildungsreisen zu einer subjektiven Sicht, zur autobiographischen Darstellung der Erfahrungen des Reisenden und ihrer Folgen. Bei Goethes Italienreise handelt es sich also nicht um eine der damals üblichen Bildungsreisen, denn die Motive und Erwartungen, die er mit der Reise verknüpft, sind anders gelagert.[2] Seine Italienische Reise beschreibt in erster Linie sich selbst und sein Leben in Italien anstatt Italien selber, weswegen auch ich weniger über Italien direkt sprechen werde.

2. Reise nach Italien

2.1 Beweggründe zur Reise

2.1.1 Überforderung des Ministers

Goethe kommt 1775 nach Weimar an den Hof des Herzogs Carl August und übernimmt dort schon sehr früh wichtige Aufgaben.[3] Er wird Weimarer Minister, verwaltet den Staat, wird Mitglied des Geheimen Rates, des höchsten Regierungsorgans, und gehört somit zu der Kommission, die für den Bergbau, den Straßenbau, die Kriegs- und die Finanzangelegenheiten zuständig ist.[4] Außerdem ist er Theaterleiter, Leiter in der Anna Amalia Bibliothek und engster Vertrauter des Herzogs. Diese Aufgaben nehmen seine ganze Zeit in Anspruch und überfordern ihn. Vor allem dass er keine Zeit mehr hat, dichterisch und künstlerisch tätig zu sein, stimmt ihn sehr missmutig.

2.1.2 Unerfüllte Liebe

Eine weitere Belastung stellt die enge Beziehung zu Charlotte von Stein dar. Sie ist in der Weimarer Zeit seine engste Vertraute und hat ihm das Leben und Verhalten am Hof beigebracht, als er nach Weimar gekommen war. Somit stellt sie für ihn eine wichtige Verbindung zum Hofe dar. Mit ihr verbindet ihn eine „intime Freundschaft, der Goethe den Charakter eines Liebesverhältnisses hatte geben wollen.“[5] Da jedoch Frau von Stein verheiratet ist, bleibt die Beziehung mit Goethe zu seinem Leidwesen platonisch und die Sehnsucht nach körperlicher Liebe unerfüllt, was das Ganze für ihn bald unerträglich macht.

In einem Brief an Charlotte von Stein aus Rom schreibt Goethe am 21. Februar 1787:

„[…] An Dir häng ich mit allen Fasern meines Wesens. Es ist entsetzlich, was mich oft Erinnerungen zerreißen. Ach, liebe Lotte, Du weißt nicht, welche Gewalt ich mir angetan habe und antue und daß der Gedanke, Dich nicht zu besitzen, mich doch im Grunde, ich mag’s nehmen und stellen und legen, wie ich will, aufreibt und aufzehrt. […]“[6]

Nur aus dieser Liebe heraus war es Goethe möglich, ihren Sohn, Fritz von Stein, zu sich zu nehmen, um sich um seine Erziehung zu kümmern.[7]

2.1.3 Italiensehnsucht in der Kindheit

Der dritte Grund, weshalb Goethe nach Italien geht, kommt aus seiner Kindheit, von seinem Vater, der ebenfalls nach Italien gereist war.

„In seinem Frankfurter Elternhaus am Großen Hirschgraben hingen Veduten von Venedig, Rom und Neapel an den Wänden; eine Gemälde- und Kupferstichsammlung und Abgüsse berühmter Plastiken vermittelten dem Knaben erste Eindrücke von der italienischen Kunst und Kultur. Auch Goethes erstes Kinderspielzeug, ein venezianisches Gondelmodell, hatte der Vater Johann Caspar von einer Italienreise im Jahre 1740 mitgebracht.“[8]

An seine Mutter, Katharina Elisabeth Goethe, schreibt J. W. Goethe am 4. November 1786 aus Rom:

„[…] Wie wohl mir’s ist, daß ich so viel Träume und Wünsche meines Lebens auflösen, daß ich nun die Gegenstände in der Natur sehe, die ich von Jugend auf in Kupfer sah und von denen ich Vater so oft erzählen hörte, kann ich Ihnen nicht ausdrücken. […].“[9]

Bereits am 29. April 1770 schrieb er aus Straßburg seinem Leipziger Freund Ernst Theodor Langer: „Nach Italien Langer! Nach Italien! Nur nicht über’s Jahr. Das ist mir zu früh; ich habe die Kenntnisse noch nicht die ich brauche, es fehlt mir noch viel. Paris soll meine Schule seyn Rom meine Universität.“[10] Goethe hat die Reise aber aufgrund mangelnder Vorbereitung nicht sofort angetreten sondern hat bei Valenti in Jena noch Italienisch gelernt, sich intensiv mit der Kunst und Kultur Italiens beschäftigt und schafft es schließlich erst nach zwei gescheiterten Anläufen nach Italien zu reisen.[11]

2.2 Flucht aus Weimar

Seine heimliche Abreise hat er schon mindestens ein Jahr vorher gründlich vorbereitet.

Zum einen hat er sich aus seinen Amtsgeschäften zurückgezogen und seine Ämter und Verantwortung an vertraute Personen abgegeben.[12] Das war ein Teil seines Plans, da er seine Reise sozusagen als Probezeit nutzen will, um dem Herzog zu zeigen, dass die Regierungsgeschäfte auch ohne Goethe funktionieren und er sich nach seiner Rückkehr voll und ganz auf seine Dichtung konzentrieren kann.

[...]


[1] vgl. Bernd Witte und Peter Schmidt (Hrsg.): Goethe Handbuch. Band 3. Prosa-schriften. Stuttgart/Weimar 1997. S. 343.

[2] vgl. Italo Michele Battafarano: Die im Chaos blühenden Zitronen. Identität und Alterität in Goethes Italienischer Reise. Bern u. a. 1999. S. 12.

[3] vgl. Scheurmann, Konrad und Bongaerts-Schomer, Ursula: „ … endlich in dieser Hauptstadt der Welt angelangt!“ Goethe in Rom. Band I: Essays. Band II: Katalog. Mainz 1997.Band II, S. 210.

[4] vgl. Zapperi, Roberto: Das Inkognito. Goethes ganz andere Existenz in Rom. Aus dem Italienischen von Ingeborg Walter. München 1999. S. 8.

[5] vgl. ebd., S. 14f.

[6] vgl. Goldmann, Peter (Hrsg.): Johann Wolfgang Goethe: Briefe aus Italien 1786–1788. Leipzig 1982. S. 86.

[7] vgl. Zapperi, Roberto, S. 34.

[8] vgl. Grimm, Gunter E., Breymayer, Ursula und Erhart, Walter: „Ein Gefühl von freierem Leben“. Deutsche Dichter in Italien. Stuttgart 1990. S. 58.

[9] vgl. Goldammer, Peter, S. 13.

[10] vgl. Goethe Handbuch, S. 332.

[11] vgl. Scheurmann, Konrad, Band II, S. 7.

[12] vgl. Zapperi, Roberto, S. 10.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Goethe, Johann Wolfgang: Zu seiner Reise nach Italien (1787-1788)
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Department für Germanistik und Komparatistik)
Veranstaltung
Rom in der Literatur
Note
1,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
18
Katalognummer
V131845
ISBN (eBook)
9783640396641
ISBN (Buch)
9783640396511
Dateigröße
592 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Goethe, Johann, Wolfgang, Reise, Italien, Johann Wolfgang Goethe, Rom, Deutsche Literatur, Reise nach Italien
Arbeit zitieren
Sabrina Hofmann (Autor:in), 2008, Goethe, Johann Wolfgang: Zu seiner Reise nach Italien (1787-1788), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131845

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