Tourismus in Chiang Mai

Entwicklungs- und Potentialanalyse unter besonderer Berücksichtigung deutscher Besucher


Diplomarbeit, 2009

119 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Danksagung

Abkürzungsverzeichnis

Übersetzung der verwendeten thailändischen Begriffe

Umrechnungskurse

Verzeichnis der Abbildungen

Verzeichnis der Tabellen

1. Einleitung

2. Theoretischer Rahmen
2.1 Einordnung in das Fachgebiet
2.2 Gliederung und Zielstellung der Arbeit
2.2.1 Gliederung der Arbeit
2.2.2 Zielstellung der Arbeit
2.3 Hypothesen und Fragestellung
2.4 Methodik der Arbeit

3. Tourismus
3.1 Definitorischer Ansatz
3.2 Die aktuelle globale Situation des Tourismus
3.2.1 Trends und Motive im heutigen Tourismus
3.2.2 Reisestile der Urlaubsreisenden
3.3 Tourismusgeographische Forschungsansätze
3.4 Tourismus in Entwicklungsländern
3.4.1 Chancen und Risiken
3.4.2 Differenzierung der Entwicklungsländerreisenden
3.5 Das Reiseverhalten der Deutschen
3.5.1 Die Entwicklung des internationalen Reiseverhaltens der Deutschen
3.5.2 Differenzierung der deutschen Reisenden
3.5.3 Der deutsche Fernreisende

4. Thailand
4.1 Ein länderkundlicher Überblick
4.1.1 Geographische Lage
4.1.2 Klimatische Bedingungen
4.1.3 Bevölkerung
4.1.4 Regierung und Politik
4.1.5 Weitere Länderinformationen
4.1.6 Wirtschaft in Thailand
4.2 Tourismus in Thailand
4.2.1 Die aktuelle touristische Lage
4.2.2 Die Entwicklung des Tourismus in Thailand
4.2.3 Die “Tourism Authority of Thailand” (TAT)
4.2.4 Schwächephasen im thailändischen Tourismus
4.2.5 Chancen und Probleme Thailands als Tourismusdestination
4.2.6 Deutscher Tourismus in Thailand

5. Chiang Mai
5.1 Vorstellung des Untersuchungsgebiets
5.1.1 Die Provinz Chiang Mai
5.1.2 Die Stadt Chiang Mai
5.1.3 Klimatische Bedingungen
5.1.4 Bevölkerung
5.1.5 Erläuterung der räumlichen Begrifflichkeiten des Untersuchungsgebietes
5.2 Tourismus in Chiang Mai
5.2.1 Die touristische Infrastruktur Chiang Mais
5.2.2 Trekking-Tourismus
5.2.3 Deutscher Tourismus in Chiang Mai

6. Empirische Untersuchungen
6.1 Befragung 2006
6.1.1 Methodischer Aufbau des Fragebogens (Befragung 2006)
6.1.2 Ergebnisse der Befragung 2006
6.2 Befragung 2008 – die Wahrnehmung Chiang Mai
6.2.1 Methodischer Aufbau des Fragebogens (Befragung 2008)
6.2.2 Ergebnisse der Befragung 2008
6.3 Profil der deutschen Chiang Mai Besucher

7. Zusammenfassung und Fazit
Quellenverzeichnis
Literaturquellen
Weitere Quellen
Anhänge
(Anhang 1): Einwohnerverteilung in der Provinz Chiang Mai
(Anhang 2): Der Fragebogen zur ersten Befragung 2006
(Anhang 3): Der Fragebogen zur zweiten Befragung 2008
(Anhang 4): Ethnische Minderheiten in Thailand
(Anhang 5): Eigenschaftsprofil der Stadt Chiang Mai aus Sicht deutscher Besucher
(Anhang 6): Reiseländer der Deutschen im Jahr 2006
(Anhang 7): Geordnete Auswertung der Befragung 2008 (Sem. Differenzial)

Danksagung

An dieser Stelle möchte ich den zahlreichen Personen, die mir bei der Anfertigung dieser Diplomarbeit geholfen haben, herzlich danken:

Ich bedanke mich bei denjenigen Personen, die sich bereit erklärt haben an den Befragungen im Rahmen dieser Diplomarbeit teilzunehmen. Im Besonderen bedanke ich mich bei Herrn Prof. Dr. Heiko Faust für die Betreuung und die Unterstützung bei dieser Arbeit. Ebenso danke ich Herrn Prof. Dr. Karl-Heinz Pörtge für das Koreferat.

Für die Unterstützung meiner Arbeit im Untersuchungsgebiet Chiang Mai bedanke ich mich bei Herrn Dr. Harald Kirsch und dem Geographischen Institut der Chiang Mai University.

Für das Korrekturlesen dieser Arbeit bedanke ich mich bei Frau Ann-Christine Schaper, Frau Juliane Pomowski, Herrn Stefan Büssenschütt, Herrn Wojciech Brachaczek und Herrn Tjerk Zitscher. Herrn Dipl.-Geogr. Florian Schierhorn danke ich für die Hilfe im Gebrauch des Statistikprogramms „Stata 9.2“.

Für die Unterstützung während meiner gesamten Studienzeit danke ich im Besonderen meinen Eltern.

Zur Verbesserung der Lesbarkeit und um die Übersichtlichkeit zu wahren, wird im Verlaufe dieser Arbeit zumeist auf die doppelte Nennung männlicher und weiblicher Bezeichnungen verzichtet. Ist im Folgenden z. B. von Besuchern oder Teilnehmern die Rede, dann sind damit sowohl männliche als auch weibliche Personen gemeint.

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Übersetzung der verwendeten thailändischen Begriffe

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Umrechnungskurse

1 Euro (€) = 45.19 Baht (THB) = 1.28 $ (US-Dollar)

(Stand: 26.11.2008, 15:53:44; Quelle: http://www.x-rates.com)

Verzeichnis der Abbildungen

Abb. 1: Entwicklung der deutschen Ausgaben für private Auslandsreisen

Abb. 2: Entwicklung deutscher Urlaubsreisen nach Reisedistanz

Abb. 3: Thailand (Karte)

Abb. 4: Entwicklung der internationalen Besucherzahlen Thailands (1960 - 2007, in Mio.)

Abb. 5: Entwicklung deutscher Besucherzahlen in Thailand (1997-2007)

Abb. 6: Die Provinz Chiang Mai (Karte)

Abb. 7: Der goldene Chedi des Wat Doi Suthep (Foto)

Abb. 8: Chiang Mai – Stadtgebiet (Foto)

Abb. 9: Das Stadtgebiet (mit der quadratischen Altstadt) von Chiang Mai (Karte)

Abb. 10: Das Stadtgebiet (mit der quadratischen Altstadt) von Chiang Mai (Luftbild)

Abb. 11: Klimadiagramm der Stadt Chiang Mai

Abb. 12: Deutsches Restaurant in Chiang Mai (Foto)

Abb. 13: Die Übernachtungszahlen internationaler Besucher Chiang Mais

Abb. 14: Die quadratische Altstadt und das Wirtschaftszentrum von Chiang Mai (Karte)

Abb. 15: Die Entwicklung der Beherbergungsstatistik in Chiang Mai (1988 - 2007)

Abb. 16: Deutsche Besucherzahlen Chiang Mais nach Monaten (2002-2007)

Abb. 17: Das "German Hofbräuhaus" am "Chiang Mai Nachtmarkt" (Foto)

Abb. 18: Differenzierung der befragten Deutschen nach Bundesland 2006 (in %)

Abb. 19: Trends deutscher Raumentwicklung (2005)

Abb. 20: Anteil der in Chiang Mai befragten Deutschen

Abb. 21: Das Interesse der Deutschen an Thailands Kultur, Geschichte und der Natur (2006)

Abb. 22: Interesse an Kultur, Natur, Geschichte Thailands (2006)

Abb. 23: Angegebene Schlüsselbegriffe der Befragten zu Thailand (2006, in %)

Abb. 24: angegebene Schlüsselbegriffe der Befragten zu Chiang Mai (2006, in %)

Abb. 25: Differenzierung der Befragten nach Berufsgruppen (2008, in %)

Abb. 26: Befragte Besucher nach Geschlecht (2008, in %)

Abb. 27: Altersstruktur der befragten Deutschen (2008, in %)

Abb. 28: Differenzierung der Altersstruktur hinsichtlich des Geschlechts (2008, in %)

Abb. 29: Befragte Deutsche nach Berufsgruppen (2008, in %)

Abb. 30: Besuchshäufigkeit der befragten Deutschen in Thailand (links, in %)

Abb. 31: Besuchshäufigkeit der befragten Deutschen in Chiang Mai (rechts, in %)

Abb. 32: Die Aufenthaltsdauer der befragten Deutschen (in %)

Abb. 33: Die Wahrnehmung Chiang Mais aus der Sicht deutscher Besucher (in %)

Verzeichnis der Tabellen

Tab. 1: Der Anteil deutscher Urlaubsformen nach Destinationsdistanz (2008, in %)

Tab. 2: Internationale Besucherzahlen Thailands (1998-2007)

Tab. 3: Die ansässigen Unternehmen in der Tourismusindustrie Chiang Mais (2002)

Tab. 4: Vergleich touristischer Infrastruktur thailändischer Tourismuszentren (2002)

Tab. 5: Die Einnahmen und Wertsteigerungen der Tourismusindustrie Chiang Mais (2002)

Tab. 6: Herkunftsregion (in Deutschland) der Befragten (2006)

Tab. 7: Wahrnehmung Chiang Mais aus deutscher Sicht (2008, in %)

1. Einleitung

Im Verlauf des vergangenen Jahrhunderts fand in Deutschland ein bedeutender Wandel innerhalb der Gesellschaft statt. Es vollzog sich eine Entwicklung, die die Definition eines jeden Individuums verstärkte und die Gesellschaft von einer reinen Arbeitsgesellschaft immer mehr in Richtung einer Arbeits- und Freizeitgesellschaft formte. Die Arbeitszeit nahm zugunsten der freien Zeit stets ab und durch das gleichzeitige Wohlstandswachstum konnte auch Geld für Freizeitbeschäftigungen, wie beispielsweise das Reisen, investiert werden. So haben sich z. B. die deutschen Ausgaben für Auslandsreisen seit 1970 mehr als verzehnfacht und erreichten im Jahr 2007 einen Wert von etwa 52 Mrd. Euro (Reisemonitor 2008). Aufgrund der steigenden globalen Mobilität nimmt auch der potentielle Reiseradius weiter zu. Die Ansprüche der Reisekonsumenten werden stets anspruchsvoller. Diese Entwicklungen treffen auf die meisten Industrieländer der Erde zu, sodass der globale Tourismus in den meisten Teilen der Welt immer weiter an Bedeutung gewinnt und gegenwärtig als einer, der global am schnellsten wachsenden Wirtschaftszweige gilt. Gerade die touristische Entwicklung in der Region Südostasien verlief in den vergangenen Jahrzehnten so positiv wie in kaum einer anderen Region weltweit. Die südostasiatischen Staaten fungieren überwiegend als Tourismusdestinationen. Thailand gehört innerhalb Südostasiens zu den am stärksten von Touristen frequentierten Staaten und stellt auch im weltweiten Vergleich mit 14,5 Mio. ausländischen Besuchern im Jahr 2007 eine bedeutende Destination dar.

„Thailand hat einfach alles, was sich Touristen […] nur wünschen können: herrliche erholsame Strände, waldreiche und einsame Berge, vor Waren berstende Shopping Center und eine der raffiniertesten Küchen der Welt. Dazu kommen Tempel […]. Und vergessen wollen wir auch nicht den wohl wichtigsten Aspekt eines liebenswerten Landes – die Menschen. Die Thais sind die freundlichsten, hilfsbereitesten und tolerantesten Gastgeber, die man sich nur wünschen kann. Der Begriff vom „Land des Lächelns“ ist sicher nicht ohne Grund geprägt worden“ (Krack 1989: 7).

Thailand selbst hat verschiedene touristisch interessante Regionen und Städte zu bieten, die jährlich viele ausländische Besucher anziehen. Eine dieser für den internationalen Tourismus wichtigen Regionen ist Chiang Mai im Norden Thailands. Mehr als jeder fünfte der über 530.000 deutschen Touristen besuchte bei seinem Aufenthalt in Thailand auch Chiang Mai. „Chiang Mai is one of the most famous cities for tourism in Thailand. It is known for its friendly and serene people and cultural events […]” (Mingsarn, K 2005).

Neben dem historisch und kulturell sehr interessanten Stadtgebiet ist auch die ländlich geprägte Umgebung für den Tourismus sehr attraktiv. Oelrich (2009) schreibt: „ In der Umgebung der Stadt Chiang Mai erleben Nordthailand-Besucher eine Welt, die wenig mit dem Massentourismus im Süden zu tun hat“. Obwohl Chiang Mai nicht am Meer liegt und somit keine der für Thailand so typischen Strände anbieten kann, besuchen jährlich etwa 1,7 Mio. internationale Touristen die Provinz Chiang Mai.

Im Rahmen dieser Arbeit wird die touristische Lage der Provinz Chiang Mai und im speziellen die der gleichnamigen Provinzhauptstadt untersucht und analysiert.

2. Theoretischer Rahmen

2.1 Einordnung in das Fachgebiet

Das Hauptelement dieser Arbeit befindet sich im Bereich der Humangeographie. Hinsichtlich der speziellen Fachrichtung innerhalb der Humangeographie liegt der Schwerpunkt in der anthropogeographischen Teildisziplin der Freizeit- und Tourismusgeographie. Die „Geographie der Freizeit und des Tourismus“ ist seit den 1960er Jahren als eine eigenständige sozialgeographische Teildisziplin innerhalb der Humangeographie anerkannt (Heineberg 2004: 20). Weiter spielen Elemente des Fachgebiets der Wirtschafts- und Sozialpsychologie eine Rolle, mit denen diese Arbeit vorrangig über die Befragung 2008, in der eine Imageanalyse der Stadt Chiang Mai erstellt werden soll, verknüpft ist.

2.2 Gliederung und Zielstellung der Arbeit

Die Arbeit untersucht die Provinz Chiang Mai und im speziellen die gleichnamige Provinzhauptstadt hinsichtlich des Tourismus. Dabei wurde der Schwerpunkt dieser Untersuchung auf die deutschen Besucher dieser thailändischen Region gelegt, die vor Ort befragt werden.

2.2.1 Gliederung der Arbeit

Nach der theoretischen Auseinandersetzung mit dem Thema Tourismus, in der sowohl die definitorischen (vgl. Kap. 3.1) als auch die globalen touristischen Entwicklungen (vgl. Kap. 3.2) verdeutlicht werden, beschäftigt sich das Kapitel 3.4 mit dem Tourismus in Entwicklungsländern. Schließlich wird auf die Tourismusentwicklung der Deutschen (vgl. Kap. 3.5) eingegangen. Das Kapitel 4.1 stellt einen allgemeinen länderkundlichen Überblick Thailands dar und stellt die für den Tourismus wichtigen Faktoren heraus, um anschließend näher auf die Tourismussituation (Kap. 4.2) des Landes einzugehen.

Der darauffolgende Abschnitt dieser Arbeit beschäftigt sich dann mit dem eigentlichen Untersuchungsgebiet Chiang Mai, welches im Kapitel 5.1 vorgestellt und dann mit Bezug auf den Tourismus (Kap. 5.2) beschrieben wird. Der empirische Teil der Arbeit (Kap. 6) beschreibt die Methoden der Befragung und zeigt bzw. analysiert die erhobenen Ergebnisse. Abschließend folgt ein zusammenfassendes Fazit dieser Arbeit.

2.2.2 Zielstellung der Arbeit

Ziel dieser Arbeit ist es, mit Hilfe von empirischen Untersuchungen vor Ort, zu analysieren, wie deutsche Touristen Chiang Mai während ihres Aufenthalts wahrnehmen. Außerdem soll ein Besucherprofil erstellt werden, dass die Zielgruppe der deutschen Touristen in Chiang Mai verdeutlicht.

Verknüpft mit der vorherigen theoretischen Auseinandersetzung mit dem Tourismus und dessen Entwicklung in Thailand, bzw. speziell in Chiang Mai, wird in Bezug zu den Ergebnissen der eigenen Erhebungen das tourismuswirtschaftliche Potential Chiang Mais analysiert.

2.3 Hypothesen und Fragestellung

Basierend auf der vorangegangenen Literaturrecherche und auf den persönlichen Eindrücken des Autors während mehrerer Besuche in Chiang Mai, in denen viele Gespräche mit anderen Reisenden, aber auch im Tourismus tätigen Bewohnern Chiang Mais über den Tourismus stattfanden, ließen sich folgende Hypothesen aufstellen, die im Verlaufe dieser Arbeit unter anderem mit Hilfe der beiden durchgeführten Befragungen untersucht werden sollen:

- Der Tourismus stellt für die Stadt Chiang Mai, aber auch für dessen gleichnamige Provinz eine der wichtigsten wirtschaftlichen Einnahmequellen dar. Darüber hinaus stellt dieser Bereich des tertiären Sektors viele Arbeitsplätze für die gesamte Region zur Verfügung.
- Chiang Mai ist eines der wichtigsten Tourismuszentren des Landes, das besonders jüngere individuelle Reisende (vor allem „Rucksackreisende“) anzieht. Sie sehen in Chiang Mai einen Ort, der weniger im Zeichen des üblichen Pauschal- bzw. Massentourismus steht als viele andere durch den Tourismus geprägte Regionen Thailands.
- Das Besucherprofil zeichnet sich durch einen niedrigen Altersdurchschnitt, einen relativ hohen Bildungsgrad und ein hohes kulturelles Interesse an Thailand aus.
- Die Stadt Chiang Mai zeichnet sich in der Wahrnehmung der Befragten durch Sicherheit, Sauberkeit und den Naturraum ihrer Umgebung aus.
- Trotz der Größe von etwa 400.000 Einwohnern wirkt Chiang Mai auf die meisten Besucher nicht wie eine laute, unübersichtliche und überfüllte Großstadt sondern hat sich den Charme einer kleinen Provinzstadt größtenteils bewahrt.
- Chiang Mai wird auf Grund der Freundlichkeit der Einwohner durch die Besucher sehr positiv wahrgenommen.
- Viele Reisende kommen vor allem wegen der Trekkingtouren (Abenteuertourismus) nach Chiang Mai, die in jedem Reiseführer angepriesen werden. Durch den Trekking-Tourismus profitiert auch das Umland der Stadt.
- In ihren spontan mit Chiang Mai assoziierten Begriffen werden die meisten Besucher die zahlreichen historischen und kulturellen Attraktionen, wie beispielweise die zahlreichen Tempel, die sich im Stadtgebiet befinden, nennen.
- Die Befragten empfinden die Prostitution (Rotlichtmilieu) in Chiang Mai als eher unauffällig und nicht störend.
- Die meisten deutschen Besucher, die einen in der Regel zuverlässigen öffentlichen Personennahverkehr gewohnt sind, werden mit der entsprechenden Situation im Stadtgebiet von Chiang Mai nicht zufrieden sein, da es weder Busse noch eine ausreichende Anzahl an Taxis gibt.
- Der überregional bekannte „Chiang Mai Nachtmarkt“ und der „Chiang Mai Sonntagsmarkt“ sind zwei der Hauptattraktionen für die deutschen Touristen.
- Beinahe jeder der befragten deutschen Besucher verlässt Chiang Mai mit einem positiven Gesamteindruck und bezeichnet einen Besuch der Stadt zusammenfassend als lohnend.

2.4 Methodik der Arbeit

Im Verlauf der Erstellung dieser Arbeit wurden sowohl Primär- als auch Sekundärerhebungen für die touristische Analyse Chiang Mais verwendet. Neben der umfangreichen Literaturrecherche dienten vor allem die Tourismusstatistiken des offiziellen thailändischen Tourismusamtes „Tourism Authority of Thailand“ (TAT) als Informations- und Datenquellen. Auf die ausführliche theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema Tourismus folgten praktische Untersuchungen vor Ort. Das methodische Vorgehen der empirischen Primärerhebungen wird im Zusammenhang mit den Befragungen im weiteren Verlauf dieser Arbeit näher erläutert (vgl. Kap 6.1.1 & 6.2.1).

Wie bei den meisten empirischen Untersuchungen unter sozialwissenschaftlichen Aspekten stellt sich die Frage der Repräsentativität der erhobenen Daten und deren Analyse. Um eine größtmögliche Validität der erlangten Ergebnisse zu erhalten, wurden die Stichproben der Befragungen so umfangreich wie möglich gestaltet. Vorweg wurde versucht, die ungefähre Grundgesamtheit, also die voraussichtliche Anzahl deutscher Besucher Chiang Mais im Befragungszeitraum, zu ermitteln. Trotz des Versuchs einer hohen Stichprobengröße können die erlangten Ergebnisse und Analysen nicht als vollständig repräsentativ angesehen werden. Die Interpretationen der Ergebnisse, die mit größtmöglicher Sorgfalt erhoben und daraufhin übergeprüft worden sind, beziehen sich auf Beobachtungen und im besonderen Maße auf Sekundärquellen anderer Studien oder Arbeiten mit ähnlichen Bezügen.

3. Tourismus

3.1 Definitorischer Ansatz

Der Tourismusbegriff als solcher ist im deutschen Sprachgebrauch noch relativ jung und wurde erst mit der zunehmenden Internationalisierung und Massenhaftigkeit des Tourismus (Englisch: „Tourism“, Französisch: „Tourisme“, Italienisch: „Turismo“) nach dem Zweiten Weltkrieg in die deutsche Sprache aufgenommen (Zimmers 1995: 88). Gegenüber der älteren Bezeichnung Fremdenverkehr setzte sich die internationalisierte Bezeichnung Tourismus immer weiter durch und die beiden Begriffe werden, wie auch im weiteren Verlauf dieser Arbeit, nach Schenk (2005: 582) in der Wissenschaft synonym verwendet.

Nach Mundt (1998: 43) hat sich die reine Arbeitsgesellschaft von früher zu einer „Arbeits-, Konsum-, Freizeit- und Multioptionsgesellschaft“ gewandelt. Unter Freizeit wird das Zeitquantum außerhalb der Arbeitszeit verstanden, über das der Einzelne frei verfügen kann (Schenk & Schliephake 2005: 582). Die Begriffe Freizeit und Tourismus sind zunehmend enger miteinander verknüpft und die bisher in der Geographie üblichen Trennkriterien Zeit und Entfernung bei der Unterscheidung von Freizeit- bzw. Naherholungsverkehr und Tourismus greifen immer weniger. Nach Gebhardt et al sind beide Bereiche jedoch „nicht absolut deckungsgleich“ (2007: 714) zu verstehen; der Begriff „Freizeit wird gerne umfassender, den Tourismus subsumierend, verstanden“ (2007: 714).

Die Definition des Tourismusbegriffs hat sich während der vergangenen 100 Jahre stets weiterentwickelt. So erkennt Stradner (1905, zit. n. Zimmer 1995: 89) zwar bereits die ökonomische Bedeutung des Tourismus, beschränkt seine Aussagen jedoch auf ein Luxusbedürfnis des wohlhabenderen Teils der Weltbevölkerung. Bei Guyler-Freuler (1905, zit. n. Zimmer 1995: 89) findet sich bereits das „Bedürfnis nach Erholung und Luftveränderung“ in der Begriffserläuterung wieder.

Während Poser (1939, zit. n. Zimmer 1995: 89) mit der Definition „Fremdenverkehr ist die lokale oder gebietliche Häufung von Fremden mit einem jeweils vorübergehenden Aufenthalt, der die Summe von Wechselwirkungen zwischen den Fremden einerseits und der ortsansässigen Bevölkerung andererseits zum Inhalt hat“ die geographische Komponente in den Mittelpunkt stellt, gehen Hunziker/Krapf (1942, zit. n. Zimmer 1995: 89) in diesem Zusammenhang vor allem auf die „Beziehungen und Erscheinungen“ ein: „Fremdenverkehr ist der Inbegriff der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus dem Aufenthalt Ortsfremder ergeben, sofern durch den Aufenthalt keine Niederlassungen zur Ausübung einer dauernden oder zeitweiligen hauptsächlichen Erwerbstätigkeit begründet wird.“ Kaspar (1982, zit. n. Zimmer 1995: 89) bemängelt an dieser Definition, dass der immer wichtiger werdende Geschäfts- und Kongressreiseverkehr ausgeklammert wird. Er weitet die Definition von Hunziker/Krapf (1942) aus und definiert Tourismus als die „Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus der Reise und dem Aufenthalt von Personen ergeben, für die der Aufenthaltsort weder hauptsächlicher noch dauernder Wohn- noch Arbeitsort ist“ (Kaspar 1982: 18). Weiter benötigt diese Definition nach Kaspar (1982: 18) auf Grund ihrer weit gefassten Form zusätzliche verschiedene Präzisierungen, die durch Gliederungen je nach Art und Form des Tourismus erfolgen können. Mundt (2001: 3) versteht unter dem Tourismusbegriff „alle Reisen, unabhängig von ihren Zielen und Zwecken, die den zeitweisen Aufenthalt an einem anderen als den Wohnort einschließen und bei denen die Rückfahrt [ebenfalls] Bestandteil der Reise ist“.

Sowohl Kaspar (1982) als auch Mundt (2001) bleiben in ihren jeweiligen Definitionen Informationen zu Reisemotiven und der Reisedauer schuldig. Mathieson & Wall (1982) verstehen unter dem Begriff Tourismus die temporäre Bewegung bzw. Reise von Personen in Destinationen außerhalb ihrer normalen Arbeits- und Wohnstätte. Ebenfalls ist der Tourismusbegriff abhängig vom Zweck des jeweiligen touristischen Aufenthalts. Motive für den Tourismus stellen die Erholung, der Besuch von Bekannten oder Freunden, die Religion oder die Gesundheit dar (Schenk & Schliephake 2005: 583). Weitere Definitionen stammen von Leiper (1995: 20): „Tourism can be defined as the theories and practice of travelling and visiting places for leisure related purposes” und der Welttourismusorganisation (WTO), die den Tourismusbegriff wie folgt beschreibt:

“Tourism is defined as the activities of persons travelling to and staying in places outside their usual environment for not more than one consecutive year for leisure, business and other purposes not related to the exercise of an activity remunerated from within the place visited” (Commission of the European Communities et al., 2001: 1[1] ).

Nach dieser Definition umfasst der Tourismus „alle Aktivitäten von Personen, die an Orte außerhalb ihrer gewohnten Umgebung reisen und sich dort zu Freizeit- Geschäfts- oder bestimmten anderen Zwecken nicht länger als ein Jahr ohne Unterbrechung aufhalten“ (Spörel 1998, zit. n. Steinecke 2006: 14).

In Bezug auf die Aufenthaltsdauer wird zwischen Touristen (übernachtenden Besuchern) und Tagesbesuchern (ohne Übernachtung) unterschieden. Die WTO (1996, zit. n. Schenk & Schliephake 2005: 585) fasst wie folgt zusammen: „Tourist: Includes both leisure/holidays and business, but excludes same-day visitors (excursionists), i.e. visitors not spending the night in the country.”

Als Abgrenzungskriterien für die unterschiedlichen Tourismusformen gelten neben den schon angesprochenen Motiven (z. B. Kultur-, Religions-, Erholungs-, Geschäftsreise) und der Dauer (z. B. Ausflug, Kurzreise, längere Urlaubsreisen) unter anderem die Distanz (Naherholung oder Fernreise), die Beherbergungsart (Gästehaus, Hotel, Camping, Ferienhaus), das Verkehrsmittel oder die Aktivität während der Reise. Auch berufsbedingte Tagungsreisen oder Messebesuche zählen zum Tourismus im geographischen Sinne (Schenk & Schliephake 2005: 583). Als Personengruppen, die grundsätzlich nicht in den Tourismusbegriff eingeschlossen sind, schließt die WTO Pendler, Grenzgänger, Einwanderer, Nomaden, Transitreisende, Flüchtlinge, Diplomaten und Soldaten aus dem Tourismusbegriff aus. Zusammenfassend gilt also ein Ortswechsel und somit eine räumliche Distanzüberwindung des Reisenden als ein wesentliches Merkmal des Tourismus. Als Abgrenzungskriterium für den Distanzbegriff wird das jeweilige eigene Wohnumfeld des Reisenden benutzt, welches sich jedoch nur schwer eindeutig definieren lässt. Das zweite Kriterium für den Tourismus bezieht sich auf die zeitliche Dimension. Der Ortswechsel darf nur vorübergehend sein (Schenk & Schliephake 2005: 583ff).

Als internationale Touristen definiert die WTO Personen, die ein anderes Land besuchen als das, in dem sie den normalen Wohnsitz haben, für irgendeinen Grund, außer einer Beschäftigung nachzugehen, die vom besuchten Land bezahlt wird (Inskeep 1991, 19).

3.2 Die aktuelle globale Situation des Tourismus

„Im Jahr 2000 war der Tourismus der größte Einzelposten im Welthandel und weltweit der bedeutendste Arbeitgeber außerhalb der Landwirtschaft“ (Knox & Marston 2001: 381). Außerdem ist weltweit jeder etwa fünfzehnte Bewohner damit beschäftigt, „Touristen zu befördern, zu verköstigen, unterzubringen, zu führen oder zu unterhalten“ (Knox & Marston 2001: 381). Nach Faust et al. handelt es sich beim Tourismus um eine der „größten weltweiten Wirtschaftsbranchen“, die „das Gefüge vieler Orte, Regionen und ganzer Staaten“ (2004: 3) prägt.

Im Jahr 2000 hatten bei einer Weltbevölkerung von 6,1 Mrd. weit mehr als 400 Mio. Menschen weltweit in unterschiedlichster Art und Weise mit dem Tourismus zu tun und waren durch den Tourismus mindestens kurzfristig oder auch dauerhaft beschäftigt (vgl. Knox & Marston 2001: 381ff).

Die Grundvoraussetzung für die Zunahme des Tourismus ist die bereits beschriebene Verkürzung der Arbeitszeit bei gleichzeitiger Erhöhung des Urlaubsanspruchs und die steigende Lebenserwartung. Auch die zunehmende individuelle Motorisierung der Menschen wirkt sich positiv auf diese Entwicklung aus. Die Steigerung der internationalen Tourismuszahlen, bzw. im besonderen Maße die des Fernreisetourismus, liegt begründet in der Zunahme und gleichzeitigen Vergünstigung des weltweiten Flugverkehrs (vgl. Kreisel 2003: 74).

Im Vergleich der Monate Januar bis August des Jahres 2008 mit demselben Zeitraum des Vorjahres gab es im weltweiten internationalen Tourismus einen Zuwachs von ca. 4%. Absolut bedeutet das eine Anzahl von ca. 641 Mio. internationalen Touristenankünften weltweit (vgl. UNWTO 2008[2] ). Der Tourismus betrifft Reisende ebenso wie durch den Tourismus Beschäftigte und berührt folglich die gesamte Gesellschaft (Reeh & Faust 2004: 3). Der globale Stellenwert des Tourismus vergrößert sich beinahe ununterbrochen. Es gibt in der heutigen Zeit jedoch einige Auslöser für Risiken im weltweiten Tourismus. So ist die globale Entwicklung des Tourismus Einflüssen ausgesetzt, die zu plötzlichen wirtschaftlichen Einbußen führen können. Als Risikofaktoren gelten dabei unter anderem touristische Trendveränderungen, politische Unruhen, Naturkatastrophen, Krankheiten und ungewohnte Klimabedingungen (vgl. Knox: 381ff).

3.2.1 Trends und Motive im heutigen Tourismus

Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Ansprüche, die durch den Reisenden an den touristischen Leistungsträger gestellt werden, stets größer werden. Nach Steinecke (2000: 11) ergeben sich folgende weitere zentrale Trends im heutigen Tourismus:

- Verlangen nach Zusatznutzen,
- zunehmender Wunsch nach Individualität,
- große Flexibilität und Spontanität,
- wachsende Preissensibilität,
- komplexe Motiv- und Aktivitätsbündel,
- ständige Diversifizierung der Zielgruppen.

Steinecke (2006: 50f) ordnet die zahlreichen Urlaubserwartungen mit Hilfe multivariater Analysen in mehrere übergeordnete Motivgruppen der Reisenden ein. Hierbei können die jeweiligen Motive folgenden Charakter aufweisen:

- regenerativ (z. B. Entspannung, keinen Stress haben, Distanz zum Alltag, frei sein, Zeit haben),
- familienbezogen (z. B. Zeit füreinander haben - Familie, Bekannte),
- gesellig (z. B. gemeinsam etwas erleben, neue Leute kennenlernen, Kontakte zu Einheimischen),
- körperbezogen (z. B. braun werden, sich ausruhen),
- natur-, umwelt- und gesundheitsbezogen (z. B. gesundes Klima, Natur erleben),
- sportlich,
- erlebnisorientiert (z. B. Spaß haben, neue Eindrücke gewinnen).

Diese Gruppen sind nicht eindeutig voneinander abzutrennen und die einzelnen Motive sind nicht eindeutig und trennscharf einzuordnen, so dass einzelne ähnliche Motive in unterschiedlichen Gruppen auftauchen können. Steinecke (2006: 51) beschreibt die „Architektur der [Reise- bzw. Urlaubs-] Motive“ (F.U.R. 2004: 87, zit. n. Steinecke 2006: 51) als Fundament, das beim Reisenden das Grundbedürfnis nach Erholung und Entspannung befriedigt und darauf aufbauend drei weitere Hauptbedürfnisse (das Bedürfnis nach Steigerung des physischen und psychischen Wohlbefindens und das Bedürfnis nach emotionaler Bereicherung und Erlebnissen, das Bedürfnis nach geistiger Bereicherung), die in unterschiedlichen Kombinationen und nach unterschiedlicher Priorität auftreten.

3.2.2 Reisestile der Urlaubsreisenden

Die unterschiedlichen Stilformen der Urlaubsreisen lassen sich nach Mundt (1998: 215ff) typisieren. Er unterscheidet Urlaubsreisende hinsichtlich ihres Reisestils wie folgt:

- er weltoffene Aktive,
- der weltoffene Freizeitorientierte,
- der kulturbeflissene Natururlauber,
- der selbstgenügsame Natururlauber,
- der häusliche Gesellige,
- der genießerisch Bequeme,
- der familienbestimmte Natururlauber,
- der vergnügungslustige Gesellige,
- der familienbestimmte Uninteressierte,
- der wunschlos Untätige,
- der häusliche Reiseunwillige.

3.3 Tourismusgeographische Forschungsansätze

Nach Faust et al. (2004: 3) fehlt nach wie vor eine zusammenfassende und anwendbare „Theorie des Tourismus“. Eine einheitliche Erklärung für die auftretenden Phänomene innerhalb des Tourismus ist ebenfalls noch nicht entstanden. Auf den Wirtschaftszweig des Tourismus wirkt sich dies jedoch nur bedingt aus. Hier stehen zur Entwicklung von Destinationen neben kaufmännischem Wissen vor allem Kenntnisse der Zielgruppenmotive und der politischen Lage vor Ort im Vordergrund, die mit einem Grundlagenwissen der technisch-instrumentellen Planung verknüpft zu verstehen sind.

„Die Frage nach grundsätzlicher Orientierung und theoretischen Erklärungsansätzen ist für die Tourismusforschung jedoch von großer Bedeutung, da die touristischen Entwicklungen eine umfassendere Gestaltungsaufgabe in den Mensch-Umwelt-Beziehungen eingenommen haben. Dies verdeutlichen z. B. konjunkturelle Zyklen, regionale, historische, politische und kulturelle Besonderheiten, Klima- und Wasserhaushaltsveränderungen oder Konflikte zwischen Reisenden und Bereisten“ (Faust et al. 2004: 3).

Bei der Betrachtung der Tourismusforschung hinsichtlich ihres aktuellen Entwicklungsstands gehen die Meinungen zum Teil auseinander. So bezeichnet Müllenmeister (1998: 27; zit. n. Faust et al.: 5) die Tourismuswissenschaft als ein noch „schattenhaftes Phänomen“. Freyer (1997) spricht im Zusammenhang mit der Tourismusforschung von einer jungen Wissenschaftsdisziplin, die sich auf dem Weg der Selbstfindung befindet (vgl. Faust et al. 2004: 5). Nach Hopfinger (2003) habe sich die aktuelle Tourismusforschung jedoch in den Wissenschaftsgebieten, die sich mit dem Tourismus beschäftigen, als jeweils eigenständige Teildisziplin etabliert. Zu jenen Wissenschaftsgebieten zählt unter anderem auch die Geographie. Berriane betrachtet die tourismusgeographische Forschung wie folgt: „Der Tourismus ist ein spezifisch geographisches Phänomen und deswegen kann die so verstandene Tourismusforschung auch die Regeln und Methoden hinterfragen, die in der traditionellen Geographie relevant sind, um so auf diese Weise zur Fortentwicklung dieser Disziplin beizutragen“ (2003: 51f).

Innerhalb der etwa 100-jährigen Forschungsgeschichte hat sich die wissenschaftliche Auseinandersetzung des Faches Geographie mit dem Tourismus von der „deskriptiv arbeitenden Strukturbeschreibung der Fremdenverkehrsgeographie“ hin zur „analytischen und anwendungsorientierten Regional- und Gesellschaftsforschung“ (Steinecke 2006: 29), der „Geographie der Freizeit und des Tourismus“ entwickelt. Insgesamt wandelte sich die Tourismusforschung von einer anfangs ausschließlich wirtschaftswissenschaftlichen Betrachtungsweise hin zu einer breiten Querschnittsdisziplin verschiedener Wissenschaftsbereiche. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde begonnen, sich in der Tourismusforschung mit dem Tourismus in statistischer Hinsicht zu befassen. Später folgte ergänzend die ökonomische Forschung im touristischen Zusammenhang (Zimmers 1995: 91). Die Anfänge der geographischen Auseinandersetzung mit dem Tourismus begann jedoch erst ca. 50 Jahre später, zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt der geographischen Forschungsbetrachtungen stehen zunächst die Analyse der Raumbildung und die vom Tourismus ausgehende Raumwirksamkeit. Seit den 1920er Jahren werden nach mehrheitlich deskriptiven Arbeiten erstmals auch die Wechselbeziehungen zwischen Raum und Tourismus, also z. B. Auswirkungen auf das Landschaftsbild, in tourismusgeographischen Untersuchungen analysiert und dargestellt (Zimmers 1995: 95). Poser (1939) stellte das erste geschlossene Konzept der fremdenverkehrsgeographischen Raumanalyse vor und berücksichtigte darin neben der Kulturlandschaftsanalyse auch bevölkerungs-, wirtschafts- und verkehrsgeographische Fragestellungen (Zimmers 1995: 96).

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Tourismusforschung durch Fragestellungen wie z. B. der Typisierung von Tourismusgebieten, der Auswirkung des Tourismus auf einzelne Gemeinden oder Regionen hinsichtlich seiner wirtschaftlichen Effekte oder auch naturgeographische Fragestellungen wie beispielweise Naturgefahren und Landschaftsbeeinflussung oder Schädigung durch touristische Infrastruktur.

Zusammenfassend stand das Landschaftsbewertungsverfahren bis Mitte der 1970er Jahre im Mittelpunkt der tourismusgeographischen Forschung. Diese wurde schließlich in den 1980er Jahren zunächst von der Forschung in der sanften und umweltschonenden und später durch die Untersuchungen hinsichtlich der nachhaltigen Tourismusentwicklung abgelöst (u. a. Zimmers 1995; Benthien 1997; Steinecke 2006). Nach Zimmers lagen die Aufgabenbereiche der tourismusgeographischen Forschung in den 1990er Jahren größtenteils

„in der Forschung, Analyse und Prognose der [wechselseitigen] Beziehungen zwischen Mensch und Raum“ (1995: 97). Dazu gehören unter anderem „die Analyse gesellschaftlicher Voraussetzungen und Rahmenbedingungen, die Analyse aktionsräumlicher und raum-zeitlicher Verhaltensmuster von Urlaubern, die Analyse von sozioökonomischen, regionalwirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen des Tourismus sowie die Durchführung planungsorientierter Grundlagenuntersuchungen bis hin zur Umsetzung in Planungsansätze“ (Zimmers 1995: 97).

Neben der „Diversifizierung der Untersuchungsansätze“ und der „Spezialisierung der Fragestellungen“ in der Tourismusforschung sieht Steinecke (2006: 28) folgende weitere Entwicklungen, die den heutigen Forschungsstand prägen:

- die globale Ausdehnung der Tourismusforschung bei zunehmender regionaler Spezialisierung,
- Analysen auf unterschiedlichen Maßstabsebenen,
- die Verlagerung der Untersuchungen in Grenzbereiche der Nachbarwissenschaften wie der Soziologie oder der Ökologie (z. B. Fragestellungen in der nachhaltigen Regionalentwicklung),
- den zunehmenden Anwendungsbezug,
- die Modell- und Theoriebildung auf der Standort- und Verhaltensebene,
- Analysen von Umweltwahrnehmung und Raumbewertung.

Nach Kreisel (2004) muss der Tourismus als einer von vielen Bausteinen einer räumlichen bzw. regionalen Entwicklung gesehen und nicht losgelöst von der regionalen Struktur und Situation betrachtet werden. Bei tourismusgeographischen Arbeiten müssen „unabhängig von der Raumstruktur stets das Zusammenspiel der die Raum- und Regionalentwicklung prägenden Faktoren berücksichtigt werden“ (Faust et al. 2004: 22).

Insgesamt wird deutlich, dass es in der Tourismusforschung um die Betrachtung touristischer Aspekte auf unterschiedlichen Ebenen der Raumkonstruktion gehen muss. Nur so lässt sich das „Phänomen Tourismus“ erfassen. Dabei darf die Tourismusgeographie jedoch weder eine „raumfetischistische“ noch eine „raumexorzistische“ Haltung einnehmen (Faust et al. 2004: 21).

Betrachtet man die Tourismusgeographie in Bezug auf die allgemeinen Forschungsmethoden, so unterscheidet man grundsätzlich die primären und die sekundären Methoden, die hier kurz erläutert werden:

Innerhalb der klassischen quantitativen Erhebungen in der Geographie der Freizeit und des Tourismus ergeben sich nach Steinecke (2006) folgende empirische Primärerhebungsmethoden: Beobachtungen, Primärkartierungen, Zählungen und Befragungen. Innerhalb der Sekundärerhebungsmethodiken stehen Sekundärkartierungen, Auswertungen von Daten der amtlichen sowie nicht amtlichen Statistik und Quellenstudien zur Verfügung. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, qualitative Forschungsmethoden sowie weitere empirische Methoden innerhalb dieses Gebietes anzuwenden (vgl. u. a. Steinecke 2006: 28ff; Bieger 2004: 29).

3.4 Tourismus in Entwicklungsländern

Auch die weniger entwickelten Länder der Erde werden immer mehr zu Zielgebieten des globalen Tourismus. Diese Entwicklung birgt neben möglichen Chancen jedoch auch Risiken, die im Kapitel 3.4.1 näher erläutert werden. Die Gruppe derer, die in Entwicklungsländer reist, wird im Kapitel 3.4.2 genauer analysiert.

3.4.1 Chancen und Risiken

Seit den 1970er Jahren werden auch Entwicklungsländer immer mehr in den globalen Tourismus eingebunden. Viele Entwicklungsländer sehen im aufkommenden Tourismus ein Instrument zur Überwindung wirtschaftlicher Unterentwicklung und wollen diese Chance durch auswärtige Besucher nutzen (vgl. Vorlaufer 1996 & 2001). Man verspricht sich auf diese Weise eine Erhöhung der Einkommen, die Schaffung neuer Arbeitsplätze im tertiären Sektor, hohe Deviseneinnahmen und die Abnahme der räumlichen Disparitäten innerhalb des Entwicklungslandes. Einerseits schafft der Tourismus in den meisten Fällen viele Arbeitsplätze und bringt Devisen, andererseits können aber auch regionale und soziale Disparitäten bezüglich der Wirtschaftskraft nicht nur nicht verringert, sondern noch verstärkt werden.

Gerade in Entwicklungsländern können sich auf Grund der meist rasant anwachsenden Tourismuszahlen sehr negative Auswirkungen ergeben, etwa erhebliche ökologische oder soziokulturelle Probleme. Andererseits kann der Tourismus auch zum Schutz und Erhalt von Kultur, historischen Denkmälern und der Natur genutzt werden. Knox & Marston (2001: 381) äußerten sich dazu wie folgt: „Zwar kann der Tourismus althergebrachte Lebensweisen, regionale Kulturen, Kunst und Handwerk erhalten helfen, den Schutz der Tier- und Pflanzenwelt oder den Erhalt historischer Stätten fördern, andererseits können kulturelle Traditionen verfälscht und auf folkloristisches Niveau reduziert werden.“ Das Auftreten von Tourismus kann, wenn dieser falsch betrieben wird, dafür sorgen, dass die ursprünglich gute Ausgangslage des Landes oder einer Region mit einem hohen Potential für auswärtige Besucher durch den Tourismus selbst Schaden nimmt. So können Tourismusregionen durch das Eintreten von zum Teil massiven Umweltschäden auf Grund von falscher Bebauung oder Problemen bei der Abfallentsorgung erheblich an ihrem Erholungs- und Erlebniswert verlieren. Um eine langfristige und nachhaltige touristische Wirtschaftlichkeit sichern zu können, müssen natürliche und soziokulturelle Ressourcen dauerhaft geschützt und erhalten werden, wobei die Umsetzung jedoch häufig nicht einfach ist (vgl. Vorlaufer & Becker-Baumann 2003: 876).

3.4.2 Differenzierung der Entwicklungsländerreisenden

Nach Aderhold (2000: 249ff) lassen sich Reisende, die Entwicklungsländer besuchen, mit Hilfe einer Clusteranalyse in drei Gruppen unterteilen:

1. Gruppe:

Etwa 30% dieser Touristen interessieren sich kaum für das jeweilige Land und dessen Kultur. Sie kommen aufgrund der Strände und des guten Wetters und sind als reine Strand- bzw. Erholungsurlauber einzuordnen.

2. Gruppe:

Die zweite und zahlenmäßig stärkste Gruppe macht 40% der Entwicklungsländerreisenden aus. Zu ihr gehören die Individualreisenden, also auch die in Thailand häufig anzutreffende Gruppe der „Backpacker“ (Rucksackreisende). Sie zeigen Interesse für das (Entwicklungs-) Land und dessen Kultur. Der Urlaub steht unter dem Motto, in der Zeit des Aufenthalts möglichst viel zu sehen und erleben zu wollen.

3. Gruppe:

Die verbleibenden 30% sind eine Kombination der beiden oben genannten Gruppen. So ist diesen Touristen einerseits die Erholung (am Strand) wichtig, sie zeigen jedoch auch kulturelles bzw. historisches Interesse gegenüber ihrem Urlaubsland und dessen Bevölkerung und dessen Naturraum.

3.5 Das Reiseverhalten der Deutschen

Im Folgenden soll nun das Reiseverhalten der Deutschen genauer betrachtet werden. Zunächst wird die allgemeine Entwicklung der deutschen Auslandsreisen dargestellt, bevor diese dann weiter differenziert werden. Schließlich werden die Fernreisen der Deutschen genauer untersucht.

3.5.1 Die Entwicklung des internationalen Reiseverhaltens der Deutschen

In den 1950er Jahren reisten die Deutschen vor allem nach Österreich und Italien, bis in den Folgejahren auch die Länder Spanien, Jugoslawien, die Türkei und Griechenland immer interessanter wurden. Der Auslandstourismus entwickelte sich seitdem immer stärker. Während im Jahr 1954 der Anteil der Reisenden ins Ausland in Bezug auf die gesamten reisenden Deutschen noch bei nur 15% lag, hatte sich dieser im Jahr 1960 bereits auf 31% und bis 1968 auf 51% gesteigert.

Seit den 1970er Jahren gewann dann der Flugverkehr mit dem Aufkommen der Charterflüge für das Reisen in einer immer breiter wachsenden deutschen Bevölkerungsschicht an Bedeutung. Zusätzlich werden von Seiten der Reiseveranstalter die pauschalen Fernreisen angeboten.

Insgesamt stieg der Auslandsanteil der deutschen Reisenden kontinuierlich an und wies bereits im Jahre 1989 einen Wert von ca. 68% auf. Ein immer weiter wachsendes Interesse zeigen die Deutschen seit den 1990er Jahren für das außereuropäische Ausland. Seit dem Jahr 2004 liegt der Anteil der Auslandsreisen an den gesamten Reisen bei einem Wert von ca. 71%. Somit verbringen die meisten Deutschen, die auf Reisen gehen, ihren Urlaub außerhalb der Bundesrepublik Deutschland (vgl. Kreisel: 77; Zimmers 1995: 66, Steinecke 2006: 35).

Vor allem Fernreisen gewinnen immer mehr an Bedeutung (vgl. Zimmers 1995: 66). Davon profitierte unter anderem auch die Tourismuswirtschaft Thailands beachtlich (Steinecke 2006: 39). Durch die Intensivierung und Vergünstigung des Flugverkehrs wurden dann neben Thailand auch Ägypten, Tunesien, einige Ziele in der Karibik (vor allem die Dominikanische Republik), die USA und Australien immer interessanter für den deutschen Urlauber. Die Bedeutung der außereuropäischen Reiseziele stieg bis ins Jahr 1999 kontinuierlich auf einem Anteil von ca. 15%. Nach den Anschlägen in den USA im Jahr 2001 reduzierte sich dieser Anteil um etwa 10% auf einen Wert von nur noch 13,5% im darauf folgenden Jahr 2002 (Steinecke 2006: 36). Insgesamt verschob sich in den letzten beiden Jahrzehnten der Trend der Deutschen hin zu Fernreisen (vgl. Kap 3.5.3).

Abb. 1 : Entwicklung der deutschen Ausgaben für private Auslandsreisen

( 1970 – 2007, in Mrd. Euro)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(1970 – 1995: Fünfjahres- Abstände, 2001 – 2007: Einjahres-Abstände)

(Eigene Darstellung, Datengrundlage: ADAC Reisemonitor 2008)

Die Ausgaben der Deutschen für ihre privaten Auslandsreisen nahmen in den letzten Jahrzehnten stark zu. Gaben die Deutschen im Jahr 1970 umgerechnet noch weniger als fünf Mrd. Euro (4,9 Mrd. €) für Reisen ins Ausland aus, so ist dieser Wert bis zum Jahr 2007 um mehr als das Zehnfache auf 52,4 Mrd. Euro gestiegen. Hiermit konnten die Deutschen zum wiederholten Mal ihre Position als „Reiseweltmeister“ vor den zweitplatzierten USA bestätigen (vgl. Dresdner Bank[3] ). Eine besonders starke Steigerung dieser Werte gab es in den Jahren zwischen 1985 und 1995, in denen sich die Ausgaben für die privaten Auslandsreisen der Deutschen auch auf Grund der Wiedervereinigung in nur zehn Jahren nahezu verdoppelten (vgl. Abb. 1). Insgesamt zeigt die auch für den thailändischen Tourismusmarkt relevante deutsche touristische Entwicklung, dass die Deutschen unverändert viel reisen und zudem bereit sind, für ihre Reisen immer mehr Geld zu investieren. Der Anteil der Fernreisen wächst dabei überproportional gegenüber den Destinationen innerhalb Deutschlands oder Europas. Zudem werden die Reisen der Deutschen durchschnittlich immer länger und insgesamt aktiver. Der reine Strandurlaub verliert allmählich an Beliebtheit, dafür steigen die Zahlen der Städte- oder auch Eventreisen. Vor allem unter den Fernreisenden wird der Urlaub immer vielfältiger gestaltet. Bei der Auswahl der Zielregion ist den Deutschen die „schöne Landschaft“, gefolgt von der Gastfreundschaft vor Ort und dem allgemeinen Erholungswert, am wichtigsten (vgl. ADAC Reisemonitor 2008).

3.5.2 Differenzierung der deutschen Reisenden

Aufgrund der Entwicklung „des relativ niedrigen Preisniveaus und der organisatorisch-logistischen Verbesserung haben sich Auslandsreisen in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Standardkonsumgut der Deutschen entwickelt" (Steinecke 2006: 36). Jedoch bestehen auch in diesem Marktsegment hinsichtlich der aktuellen Quote der deutschen Bevölkerung an den Auslandsreisen zum Teil „erhebliche demographische, soziale und regionale Unterschiede“ (Steinecke 2006: 36). Einkommen, Schulbildung und Alter bestimmen das Reiseverhalten der Deutschen wesentlich mit (Vorlaufer 2005: 5). So verzeichnen nach Steinecke (2006) in Deutschland vor allem Menschen der höheren Bildungs- und Einkommensschicht überdurchschnittliche hohe Auslandsreiseintensitäten. Unter anderem auch deshalb, weil diese im Regelfall teurer als Inlandsreisen sind und zudem häufig eine höhere geistige Mobilität, wie beispielsweise Sprachkenntnisse oder kulturelles Interesse voraussetzen (Vorlaufer 2005; Steinecke 2006).

Ebenso gibt es Unterschiede hinsichtlich der Altersstruktur. So reduziert sich z. B. der Auslandsreiseanteil mit zunehmendem Alter, während der Inlandsreiseanteil steigt. Aber auch in der Altersklasse der über 60-jährigen führen Urlaubsreisen noch häufiger ins Ausland als ins Inland (Vorlaufer 2005: 5). Familien mit (kleinen) Kindern reisen weniger häufig ins Ausland als die berufstätigen Paare ohne Kinder („DINKS“, Double Income, No Kids) sowie junge Unverheiratete (Steinecke 2006; Vorlaufer 2005: 5), die zu den Gruppen der reisefreudigsten Deutschen gehören.

Einen gewissen Unterschied weist auch die Differenzierung der Reisenden nach den alten und neuen Bundesländern auf. In den letzten Jahren hat sich das Reiseverhalten der Ostdeutschen hinsichtlich der Reiseziele dem der Westdeutschen immer weiter angepasst, die Auslandsreiseintensität hat jedoch noch nicht die westdeutschen Werte erreicht. So ist der Auslandsreiseanteil der Bürger der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) mit einem Wert von etwa 60% verglichen mit dem westdeutschen Wert von ca. 70% auch heute noch geringer. Die Reiseintensität der Bevölkerung der neuen und alten Bundesländer nähert sich jedoch immer weiter an, so haben sich Brandenburg mit dem suburbanen Raum um Berlin, aber auch Sachsen und Thüringen hinsichtlich der Auslandsreisen an die Werte des Bundesdurchschnitts angenähert. Für Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt verläuft diese Anpassung jedoch sehr langsam. Beide Bundesländer liegen auch heute noch deutlich unter der bundesdeutschen Auslandsreiseintensität. Vor allem der Anteil der Fernreisenden ist weiterhin sehr gering (vgl. Steinecke 2006; Vorlaufer 2005: 5ff). Auf dieses Ungleichgewicht wird im empirischen Teil dieser Arbeit in Bezug auf die erhobenen Daten noch einmal näher eingegangen.

3.5.3 Der deutsche Fernreisende

Die Gruppe der fernreisenden Deutschen umfasst alle Touristen, die Reisen in außereuropäische Länder unternehmen. Als Ausnahme gelten jedoch die außereuropäischen Mittelmeerstaaten wie Ägypten, Tunesien und die Türkei. Insgesamt lag die Zahl der Fernreisen der Deutschen im Jahr 2003 bei 3,4 Mio. (F.U.R. 2004: 44). Im Jahr 2007 traten dann bereits 4,7 Mio. Deutsche eine Fernreise an und verließen dafür den europäischen Kontinent. Im selben Jahr betrugen die Kosten für diese Reisen durchschnittlich etwa 3.100 € pro Person und Urlaub (vgl. Reisemonitor 2008). Betrachtet man in der Abbildung 2 die jeweiligen Entwicklungsverläufe der drei hier unterschiedenen deutschen Reisearten, so fällt auf, dass der Anteil der Urlaubs-Fernreisen noch immer deutlich geringer ist als der Anteil der inländischen oder europäischen Urlaube. Vergleicht man die Entwicklung der vergangenen zwölf Jahre, so nimmt der Anteil der Fernreisen besonders zu Ungunsten der Europareisen stetig zu. Prognosen für die kommenden Jahre bestätigen diesen Trend (vgl. Reisemonitor 2008).

Abb. 2: Entwicklung deutscher Urlaubsreisen nach Reisedistanz

(1996 - 2008, in %)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Abbildungsquelle: ADAC Reisemonitor 2008)

Seit den 1990er Jahren verzeichnete das Marktsegment der Fernreisenden trotz einiger schwächerer Jahre (vgl. Abb. 2) insgesamt einen Zuwachs. Immer breitere Schichten der deutschen Bevölkerung nehmen daran teil. Der ursprünglich elitäre Charakter dieser Reiseform ging bis heute zwar größtenteils verloren, dennoch weisen die deutschen Fernreisenden ein typisches Profil und charakteristische Verhaltensmerkmale auf. So haben sie in der Regel eine überdurchschnittlich hohe Schulbildung, auch weil gerade bei Fernreisen eine gewisse Länder- bzw. Reiseerfahrung notwendig ist (vgl. Kap. 1.5.2). Durchschnittlich hat etwa jeder dritte Fernreisende einen hohen Bildungsgrad (Abitur, FH, Uni). Fernreisende verfügen zusätzlich über ein überdurchschnittlich hohes Einkommen, da die weiten Reisen durchschnittlich kostenintensiver sind als andere Reisen. Abgesehen von den stark unterrepräsentierten Senioren über 70 Jahren sind nach Steinecke (2006: 61) alle Altersklassen in dieser Reiseart vertreten. Mit 62,7% sind fast zwei von drei deutschen Fernreisenden im Alter zwischen 18 und 49 Jahren; eher selten sind Familien mit Kindern. Aufgrund der Dauer und der hohen Kosten dieser Reiseform ist diese in den meisten Fällen die Haupturlaubsreise des Reisenden. Die Dauer einer Fernreise liegt etwa eine Woche über dem Bundesdurchschnitt aller Reiseformen (Inlands-, Europa- und Fernreisen). Keiner weiteren Erläuterung bedarf, dass die Fernreisen fast ausschließlich mit dem Flugzeug getätigt werden. Steinecke (2006) sieht den großen Planungsaufwand für Fernreisen als Grund dafür, dass überdurchschnittlich häufig Reisebüros bei der Organisation der Reise genutzt werden. Zudem findet sich ein relativ hoher Anteil von Veranstalterreisen, die dem Kunden so meist eine sichere und berechenbare Reise im Ausland ermöglichen, die sich auf diese Weise auch bei fehlenden Sprach-, Reise- oder Landeskenntnissen durchführen lässt. Die Urlaubsformen des Aktivurlaubs, der Rund-, Studien- oder Kulturreisen sind bei einer Fernreise weit verbreitet. Etwa 60% der Fernreisen gehen in ein Entwicklungsland, so dass der Urlauber, verglichen mit seinem Heimatland Deutschland, auf eine “deutliche ökonomische, soziale und kulturelle Distanz“ (Steinecke 2006: 61) trifft. Auf diese Weise werden durch den allgemeinen Fernreisetourismus zum Teil „erhebliche Effekte in Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Umwelt“ (Steinecke 2006: 61) im besuchten Entwicklungsland ausgelöst.

[...]


[1] http://www.unwto.org/statistiques/committee/6th_meeting/ilo_b_eng.pdf

[2] UNWTO Tourism Barameter Oktober 2008, http://www.unwto.org/facts/eng/pdf/barometer/UNWTO_Barom08_3_en_Excerpt.pdf

[3] u. a. unter: http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,178399,00.html

Ende der Leseprobe aus 119 Seiten

Details

Titel
Tourismus in Chiang Mai
Untertitel
Entwicklungs- und Potentialanalyse unter besonderer Berücksichtigung deutscher Besucher
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen
Note
2,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
119
Katalognummer
V131879
ISBN (eBook)
9783640393473
ISBN (Buch)
9783640393411
Dateigröße
5551 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Tourismus, Thailand, Chiang Mai, Nordthailand, Trekking, Sanfter Tourismus, Nachhaltiger Tourismus, deutsche Tourismusgeschichte, Bangkok, Ecotourism
Arbeit zitieren
Bastian Zitscher (Autor:in), 2009, Tourismus in Chiang Mai, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131879

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