Die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender zwischen Moral und Unterhaltung. Die Familienserie "Lindenstraße"


Hausarbeit, 2008

22 Seiten, Note: 2.0


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. Der Rundfunkstaatsvertrag

2. Moral und Unterhaltung im Fernsehen
2.1. Unterhaltung als Wertevermittlung
2.2. Verschiedene Wertetypen

3. Familienserien allgemein
3.1. Lindenstraße
3.2. Analyse der Folge vom 12.04.09

Fazit

Anlage

Einleitung

Es ist Sonntagabend 18:40 Uhr, die Familie sitzt zusammen vorm Fernsehen und sieht sich die neueste Folge der Lindenstraße an. So in etwa stellen es sich die Produzenten der „Lindenstraße“ vor: eine Familienserie für die Familie.

Die Lindenstraße ist für viele ein Ort der Moral, eine heile Welt die mit allen Problemen der Welt fertig werden kann. Lösungen werden meist einfach dargestellt, vielleicht zu einfach? Die Moral der Unterhaltung beziehungsweise Unterhaltung ohne Moral, war schon immer ein umstrittenes Thema, worüber sich die fachlichen Meinungen streiten. Anhand der Serie „Lindenstraße“ soll herausgefunden werden, inwiefern Unterhaltung in der Lage ist richtiges moralisches Verhalten zu vermitteln und auch inwiefern sie dies tut.

Im Rundfunkstaatsvertrag werden klare Forderungen an die Sender und ihre Programme gestellt, die von diesen eingehalten werden müssen. Anhand der Analyse einer beliebigen Folge der Lindenstraße, soll herausgefunden werden inwiefern, die Serie dem Vertrag entspricht oder auch nicht.

1. Der Rundfunkstaatsvertrag

Der Rundfunkstaatsvertrag wurde zwischen den einzelnen Bundesländern geschlossen und tritt erstmals am ersten Dezember 1987 in Kraft. Er beinhaltet klare Richtlinien an die sich die einzelnen Sender zu halten haben. Es wurden unterschiedliche Punkte festgelegt, die alle Sender zu beachten haben, wie beispielsweise die Würde des Menschen egal welcher Herkunft zu schützen, die Achtung vor Leben, Freiheit und körperlicher Unversehrtheit zu bestärken und verschiedene Glaubensgruppen zu achten.[1] Für diese Hausarbeit wichtig, ist der dritte Abschnitt des Rundfunkstaatsvertrages, da hier speziell auf die öffentlich-rechtlichen Sender eingegangen wird.

In §11des dritten Abschnittes wird besonders auf die Sendeinhalte eingegangen. Sie sollen als Medium fungieren, das durch sein Programm freie und individuelle Meinungsbildung der Öffentlichkeit ermöglicht. Desweiteren sollen sie nicht nur einseitig, sondern auch Informationen über überregionale und internationale Geschehen aus „wesentlichen Lebensbereichen“ zur Verfügung stellen, um dadurch die „internationale Verständigung, die europäische Integration und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Bund und Ländern [zu] fördern“[2]. Das Programm soll eine gewisse Grundversorgung darstellen, die Information, Kultur, Bildung, Beratung und Unterhaltung umfassen soll. Dabei müssen die Sender immer objektiv und unparteilich sein um die Meinungsvielfalt zu achten.

Es müssen folglich alle Sendungen vor Ausstrahlung über die Erfüllung der genannten Punkte überprüft werden.

2. Moral und Unterhaltung im Fernsehen

Auch wenn der Rundfunkstaatsvertrag klare Regelungen und somit Forderungen an die Sender stellt, kommen immer wieder Diskussionen auf inwiefern Moral oder richtiges Verhalten im Fernsehen dargestellt wird. Stimmen werden laut, dass das Fernsehen die Menschen verblödet oder sie zu Taten wie dem Amoklauf von Winnenden verleiten kann. Im Folgenden soll aufgezeigt werden welche verschiedenen ethischen Funktionen dem Fernsehen auferlegt wurden und inwiefern man die Werte die vermittelt werden differenzieren muss.

2.1. Unterhaltung als Wertevermittlung

Der Fernsehunterhaltung werden unterschiedliche ethische Funktionen zugesprochen. Eine der wichtigsten Funktionen ist, dass es eine bedeutende Instanz zur Vermittlung von Erfahrungswissen darstellt. Das bedeutet, dass man kann aus Erfahrungen, zum Beispiel von Figuren einer Serie lernen und Schlüsse daraus für das eigene Leben ziehen kann. In der Lindenstraße gibt es zum Beispiel einen Konflikt. Person A und B haben einen Streit. Dieser Streit geht über mehrere Folgen und irgendwann finden beide eine Lösung, die vielleicht gar nicht so kompliziert ist. Der Zuschauer kann nun die Lösung auf sein eigenes Leben projizieren und somit einem langen Streit aus dem Weg gehen. Durch Ansehen eines Konfliktes und vielleicht vor allem die Darstellung eines banalen Lösungsweges, wird der Zuschauer selbst dazu angeregt, sein eigenes Leben in den Griff zu bekommen und eigene Probleme die schwer erscheinen aber vielleicht doch nicht sind zu lösen. Ein wichtiger Punkt ist weiterhin, dass viele gute Eigenschaften vermittelt werden sollen. Es soll also nicht passieren, dass beispielsweise bei den Protagonisten einer Sendung die schlechten Eigenschaften dominieren, sondern sollen im Endeffekt immer die guten in der Überzahl sein.[3] Ob das Fernsehen aber auch tatsächlich in der Praxis als Erzieher der Moral angesehen werden kann, wird im dritten Teil exemplarisch an einer Folge der „Lindenstraße“ analysiert. Das Fernsehen kann also durchaus als Erzieher der Moral angesehen werden.

2.2. Verschiedene Wertetypen

Zuallererst muss zwischen äußeren und den in diesem Fall wichtigen inneren Werten unterschieden werden. Äußere Werte sind Werte, die ihren Wert erst durch ihre Funktion erhalten. Ein Beispiel für einen solchen Wert ist Geld. Dadurch dass man mit Geld bezahlen kann, muss es auch einen bestimmten (Geld-) Wert besitzen um eine konkrete Verwendung möglich zu machen. Innere Werte im Gegensatz sind Werte, die eine Persönlichkeit ausmachen und durch Erfahrungen aus dem Gefühlsleben entstehen, wie zum Beispiel Liebe, Hilfsbereitschaft oder Vertrauenswürdigkeit.

Im Alltagsleben können Werte eine Orientierungsfunktion für den Menschen darstellen. Dies geschieht entweder dadurch, dass sie als Entscheidungshilfen dienen können oder indem sie Motivationen versprechen, die sich aus Sicht des Menschen für ihn lohnen könnten.[4]

Insgesamt kann man fünf Wertetypen unterscheiden die im Fernsehen vermittelt werden können. Der erste Typ sind Sozialwerte. Das sind gesellschaftliche Werte, die auf den sozialen Zusammenhalt zielen wie zum Beispiel Hilfsbereitschaft oder Harmonie. Strukturwerte sind Werte, die „einen gesellschaftlichen Soll-Zustand beschreiben“[5], also Gerechtigkeit, Sicherheit oder Ordnung. Ein weiterer Wertetyp sind die Vermittlungswerte, wie Anpassung, Toleranz oder Leistung, die zwischen der Gesellschaft und einzelnen Individuen vermitteln. Der vierte Wertetyp sind Indiviualwerte der Selbstverwirklichung des Einzelnen wie Freiheit, Macht oder Schönheit. Als letzter Wertetyp werden Individualwerte der Gratifikation gesehen. Sie sind auf persönliche Gratifikationen wie Spaß oder Erfolg aus.[6]

[...]


[1] Vgl. Rundfunkstaatsvertrag, Abschnitt 2 §3: http://www.lfk.de/gesetzeundrichtlinien/rundfunkstaatsvertrag/main.html

[2] Ebd. Abschnitt 3 §11 Absatz 2

[3] Vgl.: Kottlorz, Peter: „Und die Moral von der Geschicht ...“. Fernsehunterhaltungsendungen als Wert- und Normvermittler. (1996) In: Peter Bubmann, Petra Müller (Hrsg.), Die Zukunft des Fernsehens. Beiträge zur Ethik der Fernsehkultur, Kohlhammer Stuttgart, Berlin, Köln:, S.92.96.

[4] Vgl. Grimm, Jürgen: A-Moral, Anti-Moral, zügellose Moral. Zu normativen Aspekten von Daily Talks. In: tv diskurs, Verantwortung in audiovisuellen Medien. Hrsg.: Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen e.V. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden, Heft17,2001, S.53.

[5] Ebd.

[6] Vgl. ebd.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender zwischen Moral und Unterhaltung. Die Familienserie "Lindenstraße"
Hochschule
Philipps-Universität Marburg
Note
2.0
Autor
Jahr
2008
Seiten
22
Katalognummer
V131948
ISBN (eBook)
9783640396696
ISBN (Buch)
9783640396948
Dateigröße
561 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Fernsehsender, Moral, Unterhaltung, Beispiel, Familienserie, Lindenstraße
Arbeit zitieren
Anina Müller (Autor:in), 2008, Die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender zwischen Moral und Unterhaltung. Die Familienserie "Lindenstraße", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/131948

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