„England, schien mir, war ein Paradies, ein Land ohne Leiden, beständig, ausgenommen vom allgemeinen Schicksal der Menschheit, eine glückliche Insel von Tagträumern.“
Eine ganze Menge Hoffnung, aber auch eine gehörige Prise Voreingenommenheit steckt in diesem Kommentar des jüdischen Exilierten Fred Uhlman. Er war einer unter Unzähligen, die während des nationalsozialistischen Regimes Deutschland verließen um in einem anderen Land Zuflucht zu suchen. Dabei lassen sich die Exilerlebnisse keineswegs über einen Kamm scheren – jedes Individuum hatte ein einzigartiges Schicksal zu tragen. Wie unterschiedlich die einzelnen Geschichten jedoch auch waren, eines hatten alle Exilierten gemeinsam: Ausnahmslos hatten sie eine doppelwandige Mauer zu überwinden, um sich in ihrem fremden Zuhause zurechtzufinden – gleich zwei Schranken aus Vorurteilen, auf der eigenen ebenso wie der fremden Seite. Abhängig vom Einzelfall war sowohl das eigene Vorurteil gegenüber dem neuen Land als auch das ‚dem Vorurteil Ausgesetztsein’ der Exilierten . Während einige mit offenen Armen empfangen wurden, wurden zeitgleich andere als unerwünschte Eindringlinge ihrer Würde beraubt.
Durch die Situation des Massenexils sowie die insulare Lage Großbritanniens sind außergewöhnliche Rahmenbedingungen für die Bildung des Vorurteils gestellt. Dies macht die Untersuchung des Vor- und ‚Nachurteils’ gerade im deutschen Exil in Großbritannien 1933-1945 besonders interessant. Auf den Aspekt des ‚Nachurteils’ sowie weitere essentielle Begriffe wird in II a) eingegangen. In II b) werden die besonderen Bedingungen des Exils und die sich daraus ergebenden Einflüsse auf das Vorurteil untersucht. In Kapitel III wird das Vor- und ‚Nachurteil’ im Exil anhand ausgewählter Beispiele aufgezeigt; dabei werden die Exilierten in III a) als Bevorurteilte und in III b) als Vorurteilende betrachtet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Vor- und „Nachurteil“ im Kontext der Exilsituation
- Begriffe und Definitionen
- Exil und Vorurteil
- Beispiele für das Vor- und „Nachurteil“ im Exil
- „enemy aliens“ und andere Stigmatisierungen
- Stimmen aus dem Exil
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entstehung und Wirkung von Vorurteilen im Kontext des deutschen Exils in Großbritannien zwischen 1933 und 1945. Sie beleuchtet sowohl die Vorurteile der britischen Bevölkerung gegenüber den Exilierten als auch die Vorurteile der Exilierten gegenüber Großbritannien. Die besondere Situation des Massenexils und die damit verbundenen Herausforderungen werden analysiert.
- Definition und Differenzierung von Vor- und Nachurteil im Kontext des Exils
- Einfluss des Exils auf die Entstehung von Vorurteilen
- Beispiele für Vorurteile gegen und von Exilierten
- Die Rolle von Stereotypen und Stigmatisierungen
- Die Heterogenität der Gruppe der Exilierten
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert anhand eines Zitats von Fred Uhlman die ambivalente Haltung der Exilierten gegenüber ihrer neuen Heimat. Sie hebt die Komplexität der Exilsituation hervor und deutet die Doppelbelastung durch Vorurteile auf beiden Seiten an. Die Arbeit fokussiert auf die spezifische Situation des deutschen Exils in Großbritannien und kündigt die Struktur der folgenden Kapitel an, die sich mit der Definition von Vor- und Nachurteil, den Bedingungen des Exils und konkreten Beispielen auseinandersetzen.
Das Vor- und „Nachurteil“ im Kontext der Exilsituation: Dieses Kapitel befasst sich mit der Definition von Vorurteil und erweitert den Begriff um den Aspekt des „Nachurteils“, welches die im Nachhinein erfolgte Bewertung und Revidierung von Urteilen während des Exils beschreibt. Es werden unterschiedliche Bezeichnungen der Exilierten diskutiert (Emigranten, Flüchtlinge, „enemy aliens“) und deren Tauglichkeit kritisch beleuchtet. Die Heterogenität der Gruppe der Exilierten, die aus unterschiedlichen Gründen und mit unterschiedlichen sozialen Hintergründen ins Exil flohen, wird hervorgehoben.
Beispiele für das Vor- und „Nachurteil“ im Exil: Dieses Kapitel präsentiert konkrete Beispiele für Vorurteile im Exil, die sowohl von der britischen Bevölkerung gegenüber den Exilierten als auch umgekehrt ausgeübt wurden. Es analysiert die Rolle von Stereotypen und Stigmatisierungen und zeigt, wie diese die Integration der Exilierten erschwerten und prägten. Der Unterschiedliche Umgang mit den Neuankömmlingen und die Herausforderungen, die sich aus der ambivalenten Situation ergaben, werden ausführlich beleuchtet.
Schlüsselwörter
Vorurteil, Nachurteil, Exil, Deutschland, Großbritannien, 1933-1945, Flüchtlinge, Emigranten, „enemy aliens“, Stereotype, Stigmatisierung, Integration, Massenmigration, kulturelle Unterschiede, soziale Bedingungen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Vor- und „Nachurteil“ im deutschen Exil in Großbritannien (1933-1945)
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Entstehung und Wirkung von Vorurteilen im Kontext des deutschen Exils in Großbritannien zwischen 1933 und 1945. Der Fokus liegt sowohl auf Vorurteilen der britischen Bevölkerung gegenüber den Exilierten als auch auf den Vorurteilen der Exilierten gegenüber Großbritannien. Die besondere Situation des Massenexils und die damit verbundenen Herausforderungen werden analysiert.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit der Definition und Differenzierung von Vor- und Nachurteil im Kontext des Exils, dem Einfluss des Exils auf die Entstehung von Vorurteilen, konkreten Beispielen für Vorurteile gegen und von Exilierten, der Rolle von Stereotypen und Stigmatisierungen, und der Heterogenität der Gruppe der Exilierten.
Was versteht die Arbeit unter „Nachurteil“?
Der Begriff „Nachurteil“ erweitert den Begriff des Vorurteils und beschreibt die im Nachhinein erfolgte Bewertung und Revidierung von Urteilen während des Exils. Es geht um die veränderten Perspektiven und Einschätzungen, die im Laufe der Exilszeit entstanden sind.
Welche Kategorien von Exilierten werden berücksichtigt?
Die Arbeit berücksichtigt die Heterogenität der Gruppe der Exilierten, die aus unterschiedlichen Gründen und mit unterschiedlichen sozialen Hintergründen ins Exil flohen. Es werden verschiedene Bezeichnungen der Exilierten diskutiert (Emigranten, Flüchtlinge, „enemy aliens“) und deren Tauglichkeit kritisch beleuchtet.
Welche Beispiele für Vorurteile werden genannt?
Die Arbeit präsentiert konkrete Beispiele für Vorurteile, die sowohl von der britischen Bevölkerung gegenüber den Exilierten als auch umgekehrt ausgeübt wurden. Es wird analysiert, wie Stereotype und Stigmatisierungen die Integration der Exilierten erschwerten und prägten. Der unterschiedliche Umgang mit den Neuankömmlingen und die Herausforderungen der ambivalenten Situation werden ausführlich beleuchtet.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Definition von Vor- und Nachurteil im Kontext der Exilsituation, ein Kapitel mit Beispielen für Vor- und Nachurteile im Exil und ein Fazit. Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert die ambivalente Haltung der Exilierten gegenüber ihrer neuen Heimat. Die Kapitel befassen sich mit den Bedingungen des Exils und konkreten Beispielen für Vorurteile.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Vorurteil, Nachurteil, Exil, Deutschland, Großbritannien, 1933-1945, Flüchtlinge, Emigranten, „enemy aliens“, Stereotype, Stigmatisierung, Integration, Massenmigration, kulturelle Unterschiede, soziale Bedingungen.
- Arbeit zitieren
- Daria Eva Stanco (Autor:in), 2008, Das Vorurteil und 'Nachurteil' im Exil, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132008