Die Untersuchung von Zeitstrukturen im Film erfreuen sich nicht erst seit Deleuze großen Interesses. Zeitverlust und Handlungshemmung, der Bruch der Aktionskette, hin zu einem reinen Kino des Betrachtens, das sind zentrale Motive der filmischen Moderne. Für das Medium der graphischen Literatur gibt es keinerlei entsprechende Untersuchungen, die Forschung am Comic befindet sich noch weitgehend an der Oberfläche von Plattitüden. Am Beispiel von Neil Gaiman's "The Sandman" kann man aber feststellen, dass viele Kriterien des avantgardistischen Films auch im Comic gefunden werden können - wenn auch auf völlig andere Weise. Die zentrale Frage dieser Arbeit ist daher die nach dem Zeitbegriff, mit der sich natürlich jede Beschäftigung mit Comics auseinandersetzen muss. Ziel der hier vorliegenden Untersuchungen ist es jedoch, die Grenzen einer allzu formalistisch-technischen Zeit-Erfassung des Comics aufzuzeigen, und die phänomenologischen Qualitäten von Zeitstrukturen, verstanden als verinnerlichter Bedeutsamkeit, zu illustrieren.
Inhaltsverzeichnis
- 1: Drei Einführungen
- 1.1 Zum Stand der Forschung
- 1.2 Zu The Sandman
- 1.3 Zur Arbeitsweise
- 2: Historie, Sinn und Narration. Neil Gaimans Geschichtsverständnis
- 2.1 Traum und Realität
- 2.2 Kein Außerhalb des Textes
- 2.3 Veränderung oder Tod
- 2.4 Der Hauptdarsteller als Zuschauer
- 3: Position 1: Narration durch Induktion
- 3.1 Rhythmus und Geschwindigkeit
- 3.2 Die Darstellung von Innenleben
- 3.3 Relief und Intensität
- 4: Position 2: Narration durch Zeitzeichen
- 4.1 Lessings Laokoon
- 4.2 Die Konventionalisierung von Zeit-Codes
- 4.3 Tempo-spatiale Brechung
- 4.4 Die Seite als Artefakt
- 5: Abschließende Überlegungen
- 6: Anhang
- 6.1 Bildnachweise
- 6.2 Quellenverzeichnis
- 6.3 Wahrheitsgetreue Erklärung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert Neil Gaimans Comicserie „The Sandman“ unter dem Aspekt des graphischen Erzählens. Ziel ist es, die spezifischen narrativen Strategien des Mediums zu untersuchen und deren Einfluss auf die Darstellung von Zeit und Geschichte zu beleuchten. Die Arbeit konzentriert sich auf die Frage, wie die visuelle Ebene des Comics die narrative Struktur und die Bedeutung des Textes beeinflusst.
- Die Rolle des graphischen Erzählens in der Gestaltung von Zeit und Geschichte
- Die Analyse von narrativen Strategien in „The Sandman“
- Die Bedeutung von visuellen Elementen für die Interpretation des Textes
- Die Verbindung von narrativer Struktur und visueller Gestaltung
- Die Rezeption von „The Sandman“ im Kontext der Comicforschung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet den Stand der Forschung zum Thema Comic und graphisches Erzählen. Es werden die wichtigsten Strömungen und Ansätze der Comicforschung vorgestellt und deren Stärken und Schwächen diskutiert. Das Kapitel stellt fest, dass die Comicforschung noch in ihren Anfängen steckt und es an einer einheitlichen Methodik und Terminologie mangelt.
Das zweite Kapitel widmet sich der Analyse von Neil Gaimans Geschichtsverständnis in „The Sandman“. Es werden die zentralen Themen der Serie, wie Traum und Realität, Geschichte und Erinnerung, sowie die Rolle des Erzählers und des Lesers untersucht. Das Kapitel zeigt, dass Gaiman in „The Sandman“ eine komplexe und vielschichtige Sicht auf Geschichte und Zeit präsentiert.
Das dritte Kapitel analysiert die narrative Struktur von „The Sandman“ unter dem Aspekt der Induktion. Es werden die spezifischen Merkmale der graphischen Narration, wie Rhythmus, Geschwindigkeit und die Darstellung von Innenleben, untersucht. Das Kapitel zeigt, wie die visuelle Ebene des Comics die narrative Struktur und die Bedeutung des Textes beeinflusst.
Das vierte Kapitel widmet sich der Analyse der Zeitzeichen in „The Sandman“. Es werden die verschiedenen Zeitcodes des Comics, wie die Konventionalisierung von Zeit-Codes, die tempo-spatiale Brechung und die Seite als Artefakt, untersucht. Das Kapitel zeigt, wie die visuelle Ebene des Comics die Darstellung von Zeit und Geschichte beeinflusst.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das graphische Erzählen, Neil Gaiman, The Sandman, Zeit, Geschichte, Narration, visuelle Gestaltung, Comicforschung, Induktion, Zeitzeichen, Tempo-spatiale Brechung, Seite als Artefakt.
- Quote paper
- Lukas Roland Wilde (Author), 2009, Phänomenologischen Qualitäten von Zeitstrukturen am Beispiel "The Sandman", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132114