Die katholische Kirche bildet, zwecks steigender Nachfrage, wieder verstärkt Exorzisten aus. Der Jakobsweg findet neue Beachtung auch unter der Jugend und wird zum neuen Ballermann für Sinnsuchende. Besuche des Papstes sind längst zu Massenevents geworden und ziehen Menschen in ihren Bann, welchen den kirchlichen Gottesdienst ansonsten zu Weihnachten und familiären Pflichtterminen besuchen. Aber nicht nur die staatlichen Kirchen scheinen sich verstärkter Beachtung zu erfreuen. Der heutige Mensch sucht sich die richtigen Teile jedes Glaubenssystems heraus und bildet für sich seine eigene Patchwork-Religion, losgelöst von der Institution Kirche. Esoterische Bücher sind noch immer hoch in den Bestsellerlisten aufzufinden und scheinen sich an zumindest gleichbleibend hoher Beliebtheit erfreuen zu können. Menschen freuen sich noch immer über vierblättrige Kleeblätter und erwarten Gutes davon.
All dies geschieht in einer Gesellschaft, welche sich selbst als modern kennzeichnet. Dies scheint im Widerspruch miteinander zu stehen. Darf ein moderner Mensch glauben? In welchem Verhältnis stehen Pluralisierung und Modernisierung? Diesen Fragen widmet sich folgender Text und will beleuchten, inwiefern die Theorie der Modernisierung eine Antwort auf diese Fragen geben kann und wo diese an ihre Grenzen stößt. Hierzu werden die Merkmale einer modernen Gesellschaft beleuchtet und kritisch mit heutigen gesellschaftlichen Tendenzen in Verbindung gesetzt.
Zudem ist generell zu klären, ob man überhaupt und wenn in welchen Grenzen sich eine Respiritualisierung bzw. eine sogenannte Glaubensrenaissance feststellen lässt. Es stellt sich letztendlich die Frage, ob zukünftig von einer modernen Gesellschaft gesprochen werden kann oder der Weg zu einer postmodernen Form eingeschlagen worden ist. In diesem Spannungsverhältnis zwischen Modernisierungsglauben und dessen Kulturpessimistischer Gegner, die Postmoderne, soll die Verbreitung von spirituellen Glauben und Religiosität beleuchtet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Rettung der Theorie der Moderne
- Was zeichnet eine moderne Gesellschaft aus?
- Die Modernisierung und das Weltsystem
- Die Kultur der Moderne
- Beherrschung oder Weltrisikogesellschaft?
- Entgrenzung und Aberglaube
- Ein postmodernes Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der Frage, ob die Theorie der Modernisierung eine Antwort auf die Verbreitung von spirituellen Glauben und Religiosität in einer vermeintlich modernen Gesellschaft liefern kann. Er untersucht, inwiefern die Merkmale einer modernen Gesellschaft mit heutigen gesellschaftlichen Tendenzen in Einklang stehen und ob sich eine sogenannte Glaubensrenaissance feststellen lässt.
- Merkmale einer modernen Gesellschaft
- Säkularisierung und Rationalisierung
- Die Rolle der Religion in der Moderne
- Die Ausbreitung der Moderne im globalen Kontext
- Postmoderne und die Kritik an der Modernisierungstheorie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die scheinbar widersprüchliche Koexistenz von spirituellen Glauben und Religiosität in einer Gesellschaft, die sich selbst als modern bezeichnet. Der Text stellt die Frage, ob ein moderner Mensch glauben darf und in welchem Verhältnis Pluralisierung und Modernisierung zueinander stehen.
Das Kapitel "Die Rettung der Theorie der Moderne" beginnt mit einer Definition der Merkmale einer modernen Gesellschaft. Es werden die drei Revolutionen (industrielle, demokratische und Bildungsrevolution) sowie weitere Charakteristika wie Rationalisierung, Komplexitätssteigerung, Inklusion, Leistungsorientierung und Individuierung hervorgehoben. Der Text beleuchtet die Rolle der Säkularisierung und Rationalisierung in der Modernisierung und untersucht die kausale Komplexität zwischen religiösem Glauben und wirtschaftlicher Entwicklung.
Die weiteren Kapitel befassen sich mit der Ausbreitung der Moderne im globalen Kontext, der Kritik an der Modernisierungstheorie aus postmodernen Perspektiven und der Frage, ob sich eine sogenannte Glaubensrenaissance feststellen lässt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Modernisierungstheorie, Säkularisierung, Rationalisierung, Religiosität, Spiritualität, Postmoderne, Weltsystemtheorie, Globalisierung, Kulturpessimismus, Glaubensrenaissance und die Frage nach der Zukunft der Moderne.
- Arbeit zitieren
- Andreas Blendinger (Autor:in), 2008, Exorzismus in der Postmoderne, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132124