Inwiefern beeinflussen soziale Medien die Identitätsentwicklung Jugendlicher? Auswirkungen von Selbstdarstellung im Internet


Hausarbeit, 2022

14 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhalt:

1. Einleitung

2. Begriffsbestimmung
2.1 SozialeMedien
2.2 Jugend
2.3 Identität und Identitätsentwicklung

3. IdentitätsbildungdurchsozialeMedien
3.1 SozialerVergleich
3.1.1Gefahren von sozialem Vergleich
3.2Online-undOffline-Identiät

4. Auswertung undFazit

Quellenverzeichnis

1) Einleitung

Heutzutage spielt die immer fortschreitende Digitalisierung der Welt eine große Rolle im Leben der Menschen. In fast allen Bereichen unseres Lebens macht sich diese bemerkbar und prägt, vor allem bei Kindern und Jugendlichen, die Entwicklung und Identitätsbildung. Laut der KIM-Studie aus 2020, existiert in so gut wiejedem Haushalt ein Fernseher, Internetzugang, Smartphones und ein Laptop oder Computer (vgl. mpfs, 2020, S. 11). Demnach wächst heutzutage so ziemlich jeder/jede Heranwachsende mit Bezug zu sozialen Medien auf und erlernt schnell den Umgang mit diesen. Sie sind in der heutigen Zeit unvermeidbar.

Die Welt der sozialen Medien birgt unzählige Möglichkeiten. Eine davon ist beispielsweise die Möglichkeit zur Selbstdarstellung. „Die Erstellung und anschließende Pflege von Profilen - in welchem Maße auch immer - gehört für viele Menschen mittlerweile zu einer wenig hinterfragten und alltäglichen Praxis“ (Kneidinger-Müller, 2017: 62). Dieser, und viele weitere Faktoren, nehmen, oft auch unbewusst, Auswirkungen auf die Identitätsbildung Jugendlicher. Welche Auswirkungen genommen werden und weshalb es dazu kommt, wird im Verlauf der Arbeit thematisiert.

Zunächst erfolgen einige Begriffsannäherungen, um, für die Arbeit, relevante Begriffe und ihre Definitionen verständlich zu machen.

Anschließend folgt der Hauptteil, in dem es zunächst allgemein um Identitätsbildung durch soziale Medien geht. Inhaltlich werden zum Einen, durch die JIM-Studie, zum Anderen, durch bekannte Theorien, Zusammenhänge zur Thematik der Arbeit untersucht und Schlüsse gefasst.

Ein, für die Identitätsbildung, prägender und breit gefächerter Faktor, sind die Auswirkungen von sozialem Vergleich für Jugendliche. Aufgrund dessen, wird dieser Aspekt in einem anschließenden Unterpunkt analysiert. Sozialer Vergleich bringt außerdem einige Risiken mit sich, weshalb diese im Anschluss ebenfalls beleuchten werden.

Durch das Erschaffen von Online-Profilen ist es erstmals möglich der Realität zu entfliehen (vgl. Benke, 2012: 47). Passend dazu befasst sich das Unterthema „Online- und Offline-Identität“ mit der Frage, ob Menschen in den sozialen Medien eine andere Identität besitzen als in der realen Welt.

Um abschließend die Fragestellung der Arbeit zu beantworten, folgt eine Zusammenfassung und Auswertung der herausgearbeiteten Erkenntnisse, sowie schlussendlich ein Fazit.

In der gesamten Arbeit, wird vor allem Dr. Bernadette Kneidinger-Müller und ihr Werk „Identitätsbildung und social Media“, welches 2017 in „Handbuch für soziale Arbeit“, herausgegeben von Jan-Hinrik Schmidt und Monika Taddicken, veröffentlicht, als Stütze genutzt. Des Weiteren wird größtenteils auf die JIM-Studie und Theorien von Erik Homburger Erikson, George Herbert Mead, Erving Goffman und Leon Festinger, Bezug genommen.

2) Begriffsbestimmung

Aufgrund dessen, dass sich diese Arbeit mit den Auswirkungen sozialer Medien auf die Identitätsentwicklung von Jugendlichen beschäftigt, ist es wichtig einzelne Begriffe vorerst zu erläutern. Zum Einen erfolgt eine Definition für „Soziale Medien“, anschließend wird das Verständnis von „Jugend“ geklärt und wichtig für den Verlauf und den Hauptteil dieser Arbeit ist es, die Begriffe Identität und Identitätsentwicklung zu erläutern und zutreffende Theorien vorzustellen.

2.1) Soziale Medien

Soziale Medien, oder auch bekannt unter der englischen Übersetzung „social media“, sind digitale Plattformen im Internet, die der Kommunikation und dem Austausch von Informationen und Meinungen dienen. Soziale Interaktion kannje nach Plattform in Form von Text, Bild, Video oder Audio erfolgen. Die momentan am meisten genutzten Netzwerke weltweit sind Facebook, YouTube, WhatsApp, Instagram, WeChat und TikTok (vgl. OlafKopp, 2022).

2.2) Jugend

Durch die Auswirkungen der Modernisierung verändern sich die Grenzen zwischen den verschiedenen Lebensphasen ständig. Da demnach die Definition der Zeitspanne der Jugend variiert und nicht festgelegt ist, bezieht sich die Definition von Jugend in dieser Arbeit auf die JIM-Studie, welche die Alterspanne von 12 bis 19 Jahren für die Befragung Jugendlicher nutzt (vgl. mpfs, 2021).

2.3) Identität und Identitätsentwicklung

„Je nach gewählter Perspektive werden jeweils andere Aspekte der Identität hervorgehoben“ (Kneidinger-Müller, 2016: 63). Demnach ist Identität je nach Betrachtung zu definieren, denn die Bereiche der Soziologie, Pädagogik oder Psychologie haben jeweils ein unterschiedliches Verständnis von Identität. Jedoch lässt sich feststellen, dass sie bei jedem Menschen einzigartig ist, ihn von anderen unterscheidbar macht und eine Zugehörigkeit zu jeweiligen sozialen Gruppen kennzeichnet (vgl. Buckingham, 2008, S.1-2).

Dem Brockhaus zufolge, ist Identität die „völlige Übereinstimmung einer Person oder Sache mit dem, was sie ist oder als was sie bezeichnet wird“ (Brockhaus, 2006: 94).

Die Identitätsentwicklung hingegen ist der Prozess, denjeder in seinem Leben durchläuft und der dafür sorgt, dass eine vollkommene Identität gebildet wird.

Der Psychoanalytiker Erik H. Erikson, geboren 1902, veröffentlichte das psychosoziale Stufenmodell der acht Entwicklungsphasen, laut welchem die Identitätsentwicklung eines Menschen ein lebenslanger, wandelnder Prozess ist (vgl. Kneidinger-Müller, 2017: 62). Jede dieser Phasen behandelt einen Kernkonflikt, welcher bewältigt werden muss, um die Phase zu vollenden und zur nächsten überzuschreiten.

Unter Berücksichtigung dessen, dass diese Arbeit sich auf Jugendliche bezieht, wird die fünfte Phase, welche den Konflikt „Identität versus Identitätsdiffusion“ behandelt, interessant. Diese beginnt mit dem Einsetzen der Pubertät und der/die Jugendliche ist auf der Suche nach seiner Identität und stellt sich die Frage: „Wer bin ich?“. Um sich diese Fragen zu beantworten, ist es wichtig, die gemachten Erfahrungen der abgeschlossenen Phasen und gesellschaftliche Identitätsangebote zu einer Ich-Identität zusammen zu fügen. Geschieht dies nicht, kommt es zu einer Identitätsdiffusion, dem Verschwimmen der Identität. Folge dessen, sind zum Beispiel der Rückzug aus der Gesellschaft, Überidentifikation mit Idolen oder der Anschluss an Gruppen, die eine gemeinsame Identität anbieten (vgl. Erikson, 1950).

Psychologe, Philosoph und Soziologe George Herbert Mead, geboren im Jahre 1863, interessierte sich dafür, wie soziale Interaktion und Kommunikation sich auf den Menschen auswirken. Ihm zufolge entsteht die Identität, von ihm als „selfx‘ bezeichnet, durch Interaktionen mit anderen Menschen. Das „self‘ entsteht hierbei durch Zusammenführung des „I“, welches die personale Seite, die spontan und impulsiv ist, darstellt, und des „me“, der sozialen Seite, die gesellschaftliche Rollenerwartungen reflektiert (vgl. Sander, 2016).

3.) Identitätsbildung durch soziale Medien

97 Prozent der Jugendlichen hatten 2021 ein eigenes Smartphone, wobei 92 Prozent dieses täglich in ihrer Freizeit nutzen (vgl. mpfs, 2021: 8, 16). Die von ihnen meist genutzten Angebote sind WhatsApp, Instagram, Snapchat und TikTok (vgl. mpfs,2021: 38). Durch regelmäßigen Kontakt zu sozialen Netzwerken, nimmt auch die Identität der Jugendlichen, welche sich immer weiter entwickelt, Einfluss. Doch wie stark und auf Welche Art und Weise wird die Identitätsentwicklung durch die virtuelle Welt beeinflusst?

Vergleicht man die JIM-Studie aus 1998 mit der in 2021 herausgegebenen Ausgabe, lassen sich, hinsichtlich der Freizeitgestaltung von Jugendlichen, deutliche Unterschiede erkennen. Die Prozentangaben beschränken sich hierbei auf „täglich oder mehrmals pro Woche“.

Im Jahre 1998 gaben 85 Prozent der befragten Jugendlichen an, dass sie sich in ihrer Freizeit täglich oder mehrmals pro Woche mit Freunden treffen. 65 Prozent gaben an, regelmäßig Sport zu treiben und 61 Prozent nutzten ihre Freizeit auch, um sich auszuruhen (vgl. mpfs, 1998: 7).

2021 beschränken sich die Jugendlichen, die in ihrer Freizeit Sport treiben, auf 60 Prozent. Demnach ist die Anzahl, im Vergleich zu 1998, nur um 5 Prozent gesunken. Einen erheblichen Unterschied gibt es in der Kategorie „Mit Freunden treffen“, denn 2021 gaben nur noch 61 Prozent an, sich mit Freunden zu treffen (vgl. mpfs, 2021: 11). Das bedeutet eine Senkung um 14 Prozent im Vergleich zu 1998. Ein zusätzlicher Aspekt in der Studie aus 2021, ist, dass 95 Prozent täglich oder mehrmals die Woche das Smartphone und das Internet nutzen (vgl. mpfs, 2021: 14). Das bedeutet, dass die meisten Jugendlichen einen Teil ihrer Zeit im Internet, wahrscheinlich auch in den sozialen Medien, verbringen, und mag der Grund sein, weshalb die Prozentzahlen bei anderen Aktivitäten gesunken sind.

Freizeitaktivitäten sind ein relevanter Bestandteil der Identitätsentwicklung, da Hobbys den persönlichen Charakter eines Menschen und seine gesellschaftlichen Beziehungen beeinflussen. Hobbys wirken sich auf spätere Berufsentscheidungen aus und sorgen dafür, dass gesellschaftliches und identitätsbildendes Kapital erworben wird (vgl. Helve, 2008). Wenn das Smartphone und das Internet solch einen immensen Teil der Freizeit ausmachen, sind auch das identitätsbildende Kapitale. Leiden Aktivitäten wie Sport unter dem neuen modernen Hobby, kann sich die mangelnde Bewegung auf die Gesundheit auswirken. Im Internet ist es zwar möglich, soziale Kontakte zu pflegen und sogar viele neue Kontakte aufzubauen, jedoch werden durch die deutliche Reduzierung der Treffen mit Freunden reale soziale Kontakte vermindert. Prägende Erlebnisse und zusammenschweißende Erfahrungen mit Freunden finden seltener statt und deswegen gibt es Grund zur Annahme, Freundschaften seien oberflächlicher als vor der Zeit der übermäßigen Smartphone-Nutzung.

Der Soziologe Erving Goffman beschäftigte sich mit sozialer Interaktion und deren Auswirkungen auf Identität. Seiner Ansicht nach ist Gesellschaft eine Bühne, zu der Publikum, Darsteller, Kulissen und auch unübliche Dinge gehören. Selbstdarstellung ist für ihn ein notwendiger Bestandteil für das Individuum (vgl. Dahrendorf).

Teilt man private Fotos oder Informationen in Form von Beiträgen, können andere Nutzer oder Abonnenten meist in Form von „Gefällt mir“-Angaben und Kommentaren auf diese Beiträge reagieren. Diese Angaben sind sowohl für den Ersteller des Beitrags, als auch für alle anderen sichtbar und üben hohen Druck bei denen aus, für die diese Form von Feedback einen gewissen Stellenwert hat. Der Drang nach Bestätigung und positiver Wirkung auf Andere und zusätzlich die Angst ein schlechtes Bild abzugeben und nicht gut bei anderen anzukommen, prägen die Betroffenen. Wie auch im Theater, wo Darsteller beispielsweise durch Klatschen oder „Buh-“ Rufe Feedback bekommen, beeinflusst soziales Feedback die Verhaltensweisen, Handlungen und Sichtweisen, sodass es zu einem wesentlichen Bestandteil der Identitätskonstruktion wird (vgl. Kneidinger-Müller, 2017: 65-66). Erhält man ein positives Feedback, fühlt man sich bestätigt und ermutigt, genau so weiter zu machen. Negatives Feedback hingegen sorgt für Unsicherheit.

Da es zu ihrer Zeit nicht von Relevanz war, konnte von Mead und Erikson nicht berücksichtigt werden, welchen Einfluss soziale Medien auf Identität und die Identitätsentwicklung haben können. Basierend auf ihren Theorien, lässt sich dies durch bestimmte Ansätze prüfen.

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Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Inwiefern beeinflussen soziale Medien die Identitätsentwicklung Jugendlicher? Auswirkungen von Selbstdarstellung im Internet
Hochschule
Universität Bielefeld
Note
1,3
Autor
Jahr
2022
Seiten
14
Katalognummer
V1322106
ISBN (Buch)
9783346811813
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Identität, Identitätsbildung, Soziale Medien, Jugendliche, JIM-Studie, Social media, Digitalisierung, Selbstdarstellung im Internet
Arbeit zitieren
Michelle Becker (Autor:in), 2022, Inwiefern beeinflussen soziale Medien die Identitätsentwicklung Jugendlicher? Auswirkungen von Selbstdarstellung im Internet, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1322106

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