Die Arbeit setzt sich mit Besonderheiten auf sprachlicher, thematischer und inhaltlicher Ebene innerhalb der Minnelieder Kaiser Heinrichs VI. auseinander. Sie geht dabei davon aus, dass diese sprachlichen Besonderheiten auf die besondere Stellung des designierten Thronfolgers zurückzuführen sind. Belegt wird dies anhand von Verweisen auf Minnelieder Friedrichs von Hausen.
Dabei folgt diese Arbeit der These, dass der Herrschaftsstatus Heinrichs dafür sorgt, dass jener sich in seinen Minneliedern über Normen und vorbestimmte Motive hinwegsetzen oder diese sogar auslassen beziehungsweise sprachlich umgehen muss. Friedrich von Hausen kann dabei als Referenz betrachtet werden, da dieser als "familiares" sowohl am Hofe Friedrich II. und nach dessen Tod am Hofe Heinrich VI. tätig war und somit aus einem sehr ähnlichen Wirkspektrum stammt wie Heinrich VI.
Innerhalb dieser Arbeit wird die Wirkung der Herrscherrolle auf verschiedene Aspekte des Minnesangs untersucht. Zunächst wird auf Besonderheiten innerhalb der semantischen Nutzung von minne und Liebe, des Weiteren auf der Ebene der Anrede und als letztes der Einfluss der Herrscherrolle auf den Inhalt der Minnelieder eingegangen.
Kaiser Heinrichs VI. überlieferte Minnelieder weisen einige Besonderheiten innerhalb der sprachlichen Gestaltung sowie der thematischen Nutzung gegenüber anderen Minneliedern auf. Dass Heinrichs VI. Lieder zu Beginn der Großen Heidelberger Liederhandschrift überliefert sind, gebührt viel mehr der weltlichen Stellung des vermeintlichen Urhebers als den Liedern selber.
Inwieweit die drei Leider "Ich grüeze mit gesange die süezen", "Wol hôher danner rîche" und "Rîtest du nu hinnen" sicher aus der Feder des Kaisers stammen, lässt sich nicht endgültig sicher sagen. Nach einigen Diskussion und Zeiten, in denen die Autorschafts Heinrichs VI. eher infrage gestellt wurde, ist der aktuelle Stand, dass die Lieder zu Recht Kaiser Heinrich VI. zugeschrieben seien. Etwas weiter geht die Vermutung, dass Kaiser Heinrich VI. die Lieder sogar selber anlässlich seines Ritterschlags 1184 vorgetragen haben könnte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- minne und Liebe
- Die minne bei Kaiser Heinrich VI.
- Die minne bei Friedrich von Hausen
- Die Anrede
- Die Anrede bei Kaiser Heinrich VI.
- Die Anrede bei Friedrich von Hausen
- Der Herrschertopos
- Der Herrschertopos bei Heinrich VI.
- Der Herrschertopos bei Friedrich von Hausen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Besonderheiten der Minnelieder Kaiser Heinrichs VI. im Kontext der Minnedichtung des Mittelalters, wobei sie sich auf die semantische Nutzung von "minne" und "Liebe", die Anredeformen und den Einfluss der Herrscherrolle auf den Inhalt der Lieder konzentriert. Durch den Vergleich mit den Liedern Friedrichs von Hausen, der am Hofe Heinrichs VI. wirkte, soll die These belegt werden, dass der Herrschaftsstatus Heinrichs VI. die Gestaltung seiner Minnelieder beeinflusst hat.
- Die semantische Nutzung von "minne" und "Liebe" in den Liedern Kaiser Heinrichs VI.
- Die Anredeformen in den Minneliedern Heinrichs VI. im Vergleich zu Friedrich von Hausen.
- Der Einfluss der Herrscherrolle auf die Inhalte und Motive der Minnelieder Heinrichs VI.
- Die Verwendung des Herrschertopos in den Liedern Heinrichs VI. im Vergleich zu Friedrich von Hausen.
- Die Rolle des lyrischen Ichs in den Minneliedern Heinrichs VI. in Bezug auf seine Herrscherrolle.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Minnelieder Kaiser Heinrichs VI. ein und stellt die Besonderheiten seiner Lieder gegenüber anderen Minnedichtungen heraus. Sie geht auf die Autorschaft und die Einordnung der Lieder innerhalb der Großen Heidelberger Liederhandschrift ein.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit der semantischen Nutzung von "minne" und "Liebe" in den Liedern Heinrichs VI. und untersucht, wie die Begriffe in Bezug auf den Minnedienst des Ritters und die Erfahrungen des lyrischen Ichs verwendet werden.
Kapitel 3 analysiert die Anredeformen in den Liedern Heinrichs VI. und Friedrichs von Hausen und befasst sich mit den sprachlichen Besonderheiten, die durch die unterschiedliche gesellschaftliche Stellung der beiden Dichter entstehen.
Kapitel 4 untersucht den Einfluss der Herrscherrolle auf den Inhalt der Minnelieder, wobei es sich auf den Herrschertopos und dessen Verwendung in den Liedern von Heinrich VI. und Friedrich von Hausen konzentriert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen Minne, Liebe, Herrscherrolle, Anredeformen, Minnedienst, Herrschertopos, Lyrik des deutschen Mittelalters, Codex Manesse, Kaiser Heinrich VI., Friedrich von Hausen, Große Heidelberger Liederhandschrift.
- Arbeit zitieren
- Lennart Ehlbeck (Autor:in), 2022, Kaiser Heinrich VI. und die Semantik der Minne. Sprachliche, thematische und inhaltliche Besonderheiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1322320