Chat - eine Kommunikationsform zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit?


Seminararbeit, 2007

24 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abstract

1. Einleitung

2. Zur Verwendung des Konzepts "Sprachgebrauch"

3. Stand der Forschung über Kommunikation in Form der Konversation aufgrund des Aufsatzes von Jürgen Streeck
3.1 Begriff und Ziele der Konversationsanalyse
3.2 Mechanismen der Konversationsanalyse

4. Internetchats: Forschungsstand der konzeptionellen Mündlichkeit und medialen Schriftlichkeit
4.1 Merkmale der Chatkonversation und ihre Konsequenzen
4.2 Mechanismen der Chatanalyse

5. Chat als Kommunikation zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit
5.1 Zur Mündlichkeit
5.2 Zur Schriftlichkeit

6. Fazit

7. Zusammenfassung in einer Fremdsprache

8. Anhang

9. Literaturverzeichnis

10. Onlineressourcenverzeichnis

Abstract

As statistics show, 57% of young adults spend more than 2 hours a week using electronic communication. It is obvious that new technologies influence communiqué. The digital revolution, concerning development of writing, cryptology, printing, typography, photography, cinematography...etc., is not the first one regarding media communication turns. Nowadays in modern societies the Internet generates trends. It is not only an information producer but has also become a wide medium of communication and influence. One of the most common forms of conversation through the Internet is the Chat: a linguistic phenomenon between speech and writing. Where is its place in the using language? What are its research stage and techniques? The question arises: how can such a young trend become so popular, so that it is discussed even at the highest level of linguistic debate? In order to clarify this question, it is necessary to go deeper into the concept and the role within the sphere of using language. Next previous and present research about conversation in oral and quasi written form will be shown. Chat can not be analysed separately; either it should be understood as part of a wider spectrum – the electronic communication, developed from the need to conceptual speech through medial writing. Special emphasis will be placed on the technical aspect of this process which makes it possible to place it in the using language.

1. Einleitung

“O es ist mir der Ferne, wie mit der Zukunft! Ein großes dämmerndes Ganze ruht von Unserer Seele, unsere Empfindung verschwimmt darin wie unser Auge, und wir sehen uns, ach! Unser ganzes Wesen hinzugeben [...]”

(GOETHE 1994: 57)

Neue Technologien haben Auswirkungen nicht nur auf lokale Sprach- und Kommunikationsgemeinschaften, sondern auch auf globale Kommunikationszusammenhänge. Die digitale Revolution ist nicht die erste im Hinblick auf mediale Kommunikationstechnologien. Die Entwicklung der Schrift, die skriptographische Revolution, die Erfindung des Buchdrucks, die Typographie, die Phonographie, die Kinematographie... - diese oben genannte Erfindungen bilden entscheidende Etappen im Hinblick auf massenmediale Kommunikationsformen.

Heutzutage ist das Internet in den modernen Gesellschaften eine nicht mehr wegzudenkende Kommunikationstechnologie, die als Voraussetzung für die Erzeugung von Informationen und materiellen Produkten ebenso relevant ist, wie sie das Alltagsleben vielen Menschen und deren Kommunikationsverhalten beeinflusst. Wie zeigen die Statistiken, 57% der 25- bis 34-Jährigen gehen länger als 2 Stunden pro Woche ins Internet, wobei das Chatten (16%) eine bedeutsame Rolle spielt[1]. Der Chat, der eine Form der Konversation bildet[2], charakterisiert sich dadurch, dass die Alltagsgespräche den zentralen Ort bilden, an dem „Sprache” gebraucht wird. Das bildet für Jürgen Streeck eine Voraussetzung für alle anderen Sprachgebrauchszusammenhänge oder „Sprach – Austausch - Systeme“ (STREECK 1983: 74). Der Chat kann zählt zu den jüngeren Erscheinungen und es bestehen relativ wenige Forschungen zu dem Thema. Als eine Konversationsform kann man sie mit den älteren Forschungen vergleichen, in der vorliegenden Arbeit wurde die Konversationsanalyse nach Streck ausgewählt, die aber nur teilweise die These der Arbeit bestätigen kann, weil sie sich nur auf mündliche Kommunikation beruft. Aus diesem Grunde bedient sich der Aufsatz auch mit der Textsystematik nach Linke/Nußbaumer. Streck konzentriert sich auf technischen Aspekten, was bei dem Chat von großer Relevanz ist: Die technische und organisatorische Basis erklärt besser den Sprachgebrauch, weil dabei auch die Phänomene der Interaktivität und Interaktion einbezogen werden.

2. Zur Verwendung des Konzepts Sprachgebrauch

Das Konzept umfasst die Besonderheiten, die Sprache in ihrem Gebrauch aufweist und stellt sie theoretisch zusammen. Aus einer Seite bildet der Sprachgebrauch einen Gegenstand der Linguistik, aus der anderen ist für sie prägend, wenn wir die Saussuresche Dichtonomie „Langue versus parole“ mit einbeziehen. Sprache wird zum Objekt und zum Bestandteil der Sprachwissenschaft[3]. Sie umfasst die Fähigkeit zur menschlichen Rede[4] (langage), zur Lautäußerung (parole) und ihre Botschaft (langue), die eine bestimmte Vorstellung mit sich bringt[5]. Saussure hat festgestellt, dass „das sprachliche Phänomen stets zwei Seiten [zeigt], die sich entsprechen und von denen die eine nur gilt vermöge der anderen“ (SAUSSURE 1916:32). Zu den charakteristischen Merkmalen der Sprache gehören: ihre Gleichartigkeit, sozialer Teil der menschlichen Rede, sie ist auch ein Objekt, den man erforschen kann (losgelost vom Sprechen) und sie ist auch ein konkreter Gegenstand (ibid.). Die Sprache bildet ein eigenständiges System, musst soziologisch geforscht werden. Die Sprache wird nicht nur anhand der Symbole vorgestellt, sondern vor allem durch ihren Sinn. Chomsky bezeichnet den Sprachgebrauch als ein Zusammenhang zwischen der Kompetenz (Sprachwissen) und der Performanz (ihre Anwendung, bzw. Umsetzung). Die Sprache wird zum Objekt der Forschung, parole wird nur als zufälliges Produkt betrachtet (vgl. CHOMSKY 1980: 81f). Karl Bühler stellt einen Organon-Modell vor, der einen Zusammenhang zwischen der Botschaft, dem Objekt, dem Sender und dem Empfänger bildet. Sprache wird dabei zum Organ – dem Medium, das gleichzeitige Funktionen löst: Symbol, Symptom und Signal. Die Sprache selbst hat eine Darstellungsfunktion. Der Sprachgebrauch wird durch den situationellen Kontext der Äußerung determiniert (vgl. BÜHLER 1934: 51f). Mit der Sprachpsychologie hat sich John Searle befasst und Sprache als einen Ausgangspunkt der Sprachbildung betrachtet. Er war in dem tatsächlichen Gebrauch der Sprache interessiert, mit der Rücksicht auf Außenwelt, die durch das Innere, Psychische losgelost wird. Der Sprachgebrauch wurde vor allem in den Situationen des alltäglichen Lebens geforscht (vgl. SEARLE 1980: 142f). Die Alltagssprache als eine der wichtigsten Formen des Sprachgebrauchs wird zu einem der Konzepte von Jürgen Streeck. Es ist also offensichtlich, dass der Sprachgebrauch mehrere Aspekte aufweist, er kann unterschiedlich verstanden werden, immer aber die Sprache in ihrem Gebrauch untersucht.

3. Stand der Forschung über Kommunikation in Form der Konversation aufgrund des Aufsatzes von Jürgen Streck

3.1 Begriff und Ziele der Konversationsanalyse

Die Konversationsanalyse ist eine Art der Kommunikationsforschung. Sie vertieft vor allem die Interaktion zwischen Beteiligten und hat den Ziel, die Frage der Gestaltung der Form sprachlicher Äußerungen durch Beobachtung der interaktiven, nicht den individuellen Prozessen, zu beantworten (vgl. STREECK 1983: 73). Jim Schenkein, der sich mit der Konversationsanalyse intensiv beschäftigt hat, hat im Jahre 1978 festgestellt, dass Gespräche eine Form von Interaktion sind und hat auch versucht, eine Systematik aufzustellen, die die Interaktion in der Konversation charakterisierte (vgl. SCHENKEIN 1978 I: 3). Ein Jahr später veröffentlichte Emanuela Schleghoff eine Idee, dass die Kommunikation auch in schriftlicher Form der Konversation untersucht werden kann (vgl. SCHLEGHOFF 1979 R: 263). Er hat damals, besser gesagt, eher die Briefkorrespondenz gemeint. Heutzutage, in Zeiten der neuen Medien, verliert der Gedanke nicht an Gültigkeit. Viele Linguisten vertreten diese Meinung und forschen die schriftlichen Kommunikationsformen genauso intensiv wie die mündlichen (vgl.; BARON 1998; GOBAN-KLAS 1999; BARNES 2002, HOPFINGER 2002). In den Forschungen ist es möglich und sogar unbedingt, nur einige Richtungen auszuwählen, in Abhängigkeit davon, welchen normativen Erklärungskategorien man folgt und welche Felder man weiter vertiefen möchte.

Jürgen Streck hat im Jahre 1983 die damals bestehenden Forschungen über die Konversationsanalyse in einem Aufsatz zusammengefasst, der vor allem technische Merkmale unterstreicht, d.h. das Gewicht wird auf Form und Struktur sprachlichen Äußerungen gelegt. Der Wissenschaftler versucht die Konversationsanalyse anhand der drei grundlegenden Organisationsmechanismen konversationeller Interaktion herauszuarbeiten, d.h. Sprecherwechsel, Reparatur und Sequenzierung (vgl. STREECK 1983: 72, 75). Da man sich auf der Interaktivität konzentrieren soll, scheinen die ausgewählten Methoden am geeignetsten zu sein, weil sie strukturelle Einflusse auf die Gestalt von Äußerungen zeigen: “Die Mechanismen er Gesprächsorganisation weisen die Eigenschaft auf, sowohl kontext-frei wie kontext-sensitiv zu sein (...) sind selbst abstrakter Natur und können ohne Bezug auf einen spezifischen Kontext beschrieben werden”(STREECK 1983: 97). Streeck hatte nicht das Ziel, das Intrapsychische aufzuzeigen und dadurch die Auflösung des Soziales und Persönliches zu erklären. Er vertrat die Meinung, dass die Konversationsanalyse dann “an

Konturen verliert” und solche Methodik eher für den Sozialwissenschaftler, nicht für Linguisten geeignet ist.

[...]


[1] Siehe Abb.1

[2] diese bildet eine Voraussetzung des Aufsatzes, wobei es zu unterstreichen ist, dass einige Wissenschaftler nicht der Meinung sind, z. B. Charles Fillmore (1981: 152)

[3] Zwar nicht traditionell, aber doch

[4] die Fähigkeit eine Sprache zu schaffen

[5] siehe: Abb.2

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Chat - eine Kommunikationsform zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit?
Hochschule
Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)
Veranstaltung
Sprachgebrauch
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
24
Katalognummer
V132242
ISBN (eBook)
9783640417889
ISBN (Buch)
9783640417827
Dateigröße
2378 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
chat, kommunikation, schriftlichkeit, Mündlichkeit, Internet, Web 2.0
Arbeit zitieren
Elzbieta Szumanska (Autor:in), 2007, Chat - eine Kommunikationsform zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/132242

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