Die römische Liebeselegie zu der Regierungszeit des Augustus bediente sich ihres griechischen Vorbildes. Die meisten Themen jedoch, die in der griechischen Elegie Eingang in die Dichtung fanden, wurden nicht weiter als inhaltlicher Hauptgegenstand hinzugezogen. Hauptthema ist bei den Römern die Liebe des lyrischen Ichs zu einer anderen Person. Wobei sich in den erhaltenen Texten der griechischen Variante kaum liebesbezogene Elemente vorfinden lassen, was wiederum nicht heißen muss, dass es sie nicht gab. Fakt ist jedoch, dass die römische Liebesdichtung dieser Zeit, auch wenn die inhaltsbezogene Inspirationsquelle zur Erotik nicht näher bestimmbar ist, sich der paränetischen Sprechweise, wie sie zum Beispiel bei überlieferten Elegien des Kallinos von Ephesos und des Spartaners Tyrtaios, und des aitiologischen erklärenden Sprechens im Rahmen einer Katalogelegie, bedient. Wenn es nun zu bedenken gilt, was die römische Liebeselegie besonders auszeichnet, so muss man auch die damaligen gesellschaftlichen Umstände einbeziehen sowie die Wirkungsabsicht des vortragenden lyrischen Ichs gegenüber seinem Publikum.
Die „von den zeitgenössischen Lesern als feminin eingeschätzte Handlungsweise“ ist der Gegenentwurf eines normalbürgerlichen Daseins. Das lyrische Ich entsagt angesehenen und den Werdegang fördernden beruflichen Tätigkeiten und spart sich Bemühungen um diese auf, um sich gleichwohl mit ebenso kräftezehrendem Impetus Liebschaften oder zwischenzeitlich der Untätigkeit hinzugeben. Dieses Bild wird insbesondere bei der Verweigerung militärischer Aktivitäten sowie deren metaphorische Ummünzung zur Liebe als Kriegsdienst deutlich. In der römischen Realität ist diese militia amoris undenkbar, denn „die für einen jungen Römer zur augusteischen Zeit als normal vorausgesetzte Lebensform ist die sportliche Betätigung auf dem Marsfeld zur Vorbereitung auf den Kriegsdienst, der wiederum Voraussetzung für eine politische Karriere ist.“ Das lyrische Ich entzieht sich also all dessen. Die militia amoris ist in der augusteischen Liebeselegie ein allgegenwärtiger Topos, der bei den verschiedenen römischen Dichtern jedoch Einbeziehung in differenzierter Manier erfährt. Sie ist für das Globalverständnis der elegischen Dichtung von höchster Wichtigkeit und dienlich zum Nachvollziehen der Wirkungsabsicht. Das Hauptaugenmerk dieser Arbeit sei ihren unterschiedlichen Darstellungen sowie den daraus resultierenden Wirkungsabsichten bei den verschiedenen poetae zugewandt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung sowie Nahelegung grundlegender Terminologien
- Tibull
- Properz
- Ovid
- Conclusio
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die römische Liebeselegie zur Zeit des Augustus, indem sie die verschiedenen Darstellungen von Liebe, erotischen Beziehungen und Gesellschaftskritik bei Tibull, Properz und Ovid analysiert. Sie beleuchtet, wie sich die Dichter innerhalb der elegischen Tradition bewegen und gleichzeitig eigene Akzente setzen.
- Das lyrische Ich und seine Liebe
- Die Rolle der Geschlechter in der römischen Liebeselegie
- Die „militia amoris“ und ihre Bedeutung für die poetologische Konstruktion
- Die Verhandlung gesellschaftlicher Normen und Werte in der elegischen Poesie
- Die Rezeption der griechischen Elegie in der römischen Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung sowie Nahelegung grundlegender Terminologien:
Die Einleitung stellt die römische Liebeselegie im Kontext der augusteischen Zeit vor und beleuchtet den Einfluss der griechischen Elegie. Sie legt grundlegende Terminologien fest und diskutiert zentrale Themen der römischen Liebeselegie, wie z.B. die „militia amoris“.
Tibull:
Dieses Kapitel befasst sich mit dem elegischen Werk von Tibull, wobei besonderes Augenmerk auf seine Darstellung von Liebe, Treue und dem „foedus aeternum“ gelegt wird. Die Analyse umfasst die Darstellung des lyrischen Ichs, die Beziehung zu seiner Geliebten und die Rolle der „militia amoris“ in Tibulls Poesie.
Properz:
Dieses Kapitel untersucht die elegischen Gedichte von Properz und analysiert seine komplexe Darstellung von Liebe, Leidenschaft und Verlust. Es betrachtet Properzs Umgang mit Themen wie der „militia amoris“, der Kritik an der römischen Gesellschaft und der Auseinandersetzung mit der eigenen Lebenswelt.
Schlüsselwörter
Römische Liebeselegie, augusteische Zeit, Tibull, Properz, Ovid, „militia amoris“, „foedus aeternum“, lyrisches Ich, Geschlechterrollen, Gesellschaftskritik, griechische Elegie, Rezeption.
- Arbeit zitieren
- Fred Benthien (Autor:in), 2018, Bedeutung und Realisierung des Topos der militia amoris unter Berücksichtigung verschiedener Einzelnachweise der römischen Elegiker, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1323996